Ich bin schon einmal woanders darauf eingegangen. Aber was könnte denn so ein germanischer Krieger der Arminius-Koalition an Metall verloren haben?
(Vorbemerkung: Die Funde lassen eine systematische Plünderung des Schlachtfelds vermuten. Daher gehe ich von einer systematischen Suche aus. Ausschließen wird man eine solche sicher nicht können.)
An Kleidung trug man Hose, Schuhe, evt. auch an einem Stück. Darüber ein ärmelloser 'Kittel' oder einer mit Ärmeln. Oder beides. Dazu noch ein Mantel, nach den aufwendigen und bunt gefärbten Exemplaren aus Mooren vielleicht Statusobjekte. Der Kittel wurde von einem Gürtel, an dem auch die persönliche Ausstattung hing, gegürtet, während die Hose wohl eher von einer Schnur oder einem Lederriemen gehalten wurde.
Nach antiken Abbildungen und Schriftzeugnissen wird oft angenommen, dass man mit freiem Oberkörper in die Schlacht zog. Betrachten wir zunächst diesen einfachen Fall.
Was hatte der Krieger aus der Germania Magna dann an Metall bei sich?
In ca. 25% der Gräber wurden Schwerter gefunden. Keine römischen, sondern zwei barbarische Formen. Zunächst sogenannte Latène-Schwerter, die, so es beurteilt werden kann, aus Reitergräbern stammen. Diese waren den Kelten abgeschaut, zweischneidig und hatten zumeist eine Metallscheide. Ob diese an einem Schultergurt oder einem Gürtel hing ist unbekannt. Die Scheide der sogenannten Einschneidigen Schwerter war gewöhnlich aus Holz, wurden durch Metallklammern zusammengehalten und verfügten auch über ein Ortband aus Metall.
Hier zeigt das zweite und dritte Bild solche Schwerter.
Nun sind Schwerter keine schlecht wiederzufindenden Kleinteile. Schon eine grobe Suche reicht um sie zu finden. Sollte eines tatsächlich in den Schlamm getreten sein, hat man ja immer noch den Hinweis, dass da ein Schwert in einer Scheide fehlt. Da lohnte sich sicher ein Stochern im Untergrund.
Weniger wahrscheinlich war es, dass ein Speer oder eine Lanze ganz in den Untergrund getreten wurde. Einfach schon, weil solche Waffen größer, insbesondere länger waren. Es war wohl keine mikroskopische Suche notwendig.
Schildbuckel konnten sicher samt Schild gut geborgen werden.
Helm und Rüstung wohl ebenso, so sie vorhanden waren, zumal gerade diese aus Römischer Produktion stammen, oder ihr nachgeahmt sein konnten.
Äxte sollen sehr selten gewesen sein. Damit ist es nicht verwunderlich, wenn sie nicht im Befund auftauchen. Bögen sollen bei den Germanen keine üblichen Kriegswaffen gewesen sein. So sie bei Kalkriese gebraucht wurden, wie ja vorgeschlagen wurde, sind römische Pfeilspitzenformen zu erwarten.
Ob die Messer, die in unterschiedlichen Größen gefunden wurden, auch im Kampf eingesetzt wurden, ist umstritten. Davon ausgehend, dass sie am Gürtel hingen, gehe ich hier davon aus, dass sie nicht mit in den Kampf genommen wurden.
Ob Sporen getragen wurden, wo man zu Fuß kämpfen wollte, kann ich nicht entscheiden. Römische und Germanische Sporen sollen sich jedenfalls unterschieden haben.
Kommen wir zu dem Fall, dass die Germanen mit voller Ausstattung in den Krieg zogen.
Pinzette, Pfriem, Feuerzeug, Wetzstein, Messer hingen am Gürtel.
Dieser war durchaus schon mit Riemenzungen, und Schnallen versehen
Hinzu kommen Fibeln, falls die Mäntel nicht abgelegt wurden. Zu einem großen Teil waren es römische Fibeln, aber es gab auch abgeleitete germanische Formen.
Da ich nicht von einem magischen Verschwinden ausgehe, sehe ich das Fehlen dieser leicht zu verlierenden Kleinteile als Beleg für den Kampf mit freiem Oberkörper an.
Diese Überlegungen finde ich durch die Angabe bestätigt, dass es beim Harzhorn wohl nur einige Speerspitzen gibt, die als germanisch identifiziert wurden. Und dort haben die Germanen das Feld räumen müssen, während sie es bei Kalkriese behaupteten.
Als Zusammenfassung, in der auch weiterführende Literatur genannt ist, sei noch einmal Strassmeier, Gagelmann, Das Heer des Arminius - Germanische Krieger zu Beginn des 1. nachchristlichen Jahrhunderts, Berlin 2009 erwähnt.