Hallo zusammen,
meine Frage:
Gab es im Ersten Weltkrieg von Seiten Deutschlands auch einen Gaskrieg gegen die Zivilbevölkerung. Ich habe in einer Note des französischen Außenministers Clemenceau gelesen, dass er Deutschland vorwirft, auch einen Gaskrieg gegen Frauen und Kinder geführt zu haben, um die Moral der Franzosen zu brechen. Dazu habe ich jedoch bisher keine Infos gefunden.
Herzlichen Dank für die Antwort!
Marlon
Giftgas wurde im 1. Weltkrieg von den kriegführenden Mächten ausschließlich im Frontbereich eingesetzt. Gas hatte nur eine begrenzte Haltbarkeit, und der Einsatz der Waffe setzte mäßigen Wind mit erwünschter Windrichtung voraus. Ein Wechsel der Windrichtung führte immer wieder zu Gaskranken in den eigenen Reihen.
1914 hatten die Franzosen erstmals Tränengas eingesetzt, was die Pariser Polizei bereits vor dem Krieg verwendete.
Da sich Giftgase in großer Menge herstellen lassen und die deutsche chemische Industrie führend war, war es kein Zufall, dass die Deutschen Vorreiter in der chemischen Kriegführung führend waren. 1915 blies man erstmals im April am Ypernbogen Chlorgas ab. die Anfangserfolge waren beachtlich, in nur wenigen Minuten eroberten die Deutschen Langemark, ein entscheidender Durchbruch blieb aber aus.
da das Blasverfahren zu windabhängig war, ging man 1916 zu Gasgranaten mit Phosgengas über. Auf französische Phosgengranaten hin entwickelten die Deutschen Grünkreuzgranaten, die Diphosgen enthielten und mit einem grünen Kreuz markiert waren.
Gasabwehrwaffen waren anfangs rudimentär, in Berichten britischer Veteranen liest man oft, dass die Soldaten Taschentücher, auf die sie zuvor uriniert hatten, als improvisitäre Gasmasken verwendeten. Bis in den Sommer 1916 hatten aber alle kriegführenden Nationen Gasmasken entwickelt, die effektiv schützten.
Bei einem der größten Gasangriffe bei Fleury nahe Verdun 1916 verschossen die Deutschen mehrere tausend Gasgranaten, die aber auf Seiten der Franzosen nur zu wenigen Gaskranken führten, da die Atemschutzmasken effektiv gegen Phosgengas schützten.
Um den Gegner dazu zu zwingen, die Maske abzunehmen, entwickelten die Deutschen den Maskenbrecher Clark oder Blaukreuz, das mit Phosgen Grünkreuz vermischt wurde. Während der Flandernschlacht 1917 setzten die Deutschen Blaukreuz und ein noch gefährlicheres Giftgas: Yprit oder Lost´, das wegen seines penetranten Geruchs nach Senföl Senfgas genannt wurde.
Innerhalb weniger Tage verloren die Briten und ihre Verbündeten fast eine ganze Division ca 15.000 Mann an Gaskranken.
Der größte Gasangriff wurde aber nicht an der Westfront, sondern am Isonzo vorgetragen. Blau- und Grünkreuzgranaten hatten den deutschen Durchbruch bei Karfreit sehr unterstützt, das vergaste Gelände konnte ohne jeden Widerstand besetzt werden.
Grün- und Blaukreuz hatten verhältnismäßig kurze Haltbarkeit im Gelände, während Gelbkreuz (Senfgas) sich lange hielt. Außerdem greift es die Haut und die Augen an und kann zu zeitweiser Erblindung führen.
Während Grün- und Blaukreuz für den Angriff gedacht war, so diente Gelbkreuz mehr der Verteidigung. Bei niedrigen Temperaturen kristallisierte Senfgas. Die Soldaten trugen Partikel davon in ihre Gräben und Unterstände wo es bei höherer Temperatur gasförmig wurde. Viele Spätfolgen von Giftgasen und Chemikalien machten sich erst nach Jahren bemerkbar.
Britische Munitionsarbeiterinnen bekamen gelbe Hautfarbe von Chemikalien, dass sie Kanarienvögel genannt wurden. Viele der noch jungen Frauen konnten keine Kinder mehr bekommen.
Insgesamt brachte Giftgas keine Bewegung in die Gräben wie Fritz Haber gehofft hatte, aber es machte den Krieg brutaler. Wenigen Waffen fühlten sich die Soldaten so ausgeliefert.