Bankwesen in England

J

Jasmina

Gast
Hallo, alle zusammen,

ich interessiere mich für die Geschichte Englands, zur Zeit insbesondere für das Bankwesen im 18. Jahrhundert und die Funktion der Bank von England mit Sitz in London. Ich habe bereits einiges gegoogelt und herausgefunden, wann die Bank gegründet wurde und dass erst später (seit 1826) Filialen gegründet wurden. Leider habe ich nicht verstanden, ob der Begriff 'Bank von England' tatsächlich die Örtlichkeit war, an der die Menschen ihr Geld per Sparbuch anlegen konnten. ? Das würde bedeuten, dass nur diejenigen, die in der Nähe von London lebten, diese einfache Möglichkeit hatten und die anderen entweder eine sehr weite Reise auf sich nehmen oder ihr Geld im Tresor aufbewahren mussten. Oder….?
Für Antworten bin ich Euch sehr dankbar, wenn Ihr Euch dabei auf Quellen bezieht, wäre es nett, diese anzugeben, damit ich selbst nachlesen kann. Danke

Jasmina
 
Das dürfte sowieso nur wenige Menschen betroffen haben, da die meisten, sofern sie etwas besaßen, wohl eher Sachwerte ihr Eigen nannten und Geld allenfalls in geringen Mengen vorhanden war.
Edit, was ich auch noch schreiben wollte, aber vergessen habe: Die wenigen Leute, die ein solches Portfolio hatten, dass sie ihr Geld besser auf der Bank einlagerten, die hatten sowieso eine Residenz in London.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gab wohl schon im 18. Jh, ggf. früher auch schon Banker - zumindest in London. M. W. hielten diese sich aber auch Korrespondenten in der ganzen Welt, so dass man Wechsel und ähnliches auch bei einem entsprechend verbundenen Kaufmann (im weitesten Sinne) in Batavia einlösen konnte.

Die Bond Street, bzw. die Old Bond Street war hier wohl als angesagte Modemeile die Nummer eins, wenn die Herren sich ihren Sitz wählten.

Hier zwei Quellen - allerdings auf Englisch - aus denen Du ggf. etwas Honig saugen kannst:
https://archive.org/stream/ahandbooklondon00pricgoog/ahandbooklondon00pricgoog_djvu.txt

https://archive.org/stream/cu31924028066078/cu31924028066078_djvu.txt

Einige kleine Notizen zu Bankern und Stocks findest Du in
Knight, Roger, Britain against Napoleon,
ein im Übrigen sehr lesenswertes Buch.

Es gilt übrigens m. E. durchaus nicht, dass nur die Superreichen "Konten" hielten. Insbesondere der Mittelstand - Kaufleute, Marineoffiziere - hatten z. T. auch Geldwerte, die irgendwie angelegt werden sollten.
Ein typisches Beispiel ist folgendes aus dem Testament eines nicht eben reichen Marineoffiziers vom Ende des 18. Jahrhunderts:
[SIZE=+1] My dear Cousin Joseph Berens Esquire of Kivington in the County of Kent holds of mine some small matter of stock in the 3 Pr Cents reduced in his name, I believe it amounts now to two thousand Pounds 3 Pr Cents [...] [/SIZE]for that purpose received into the Trust of James Palmer Hobbs Esquire, Banker of New Bond Street

Quelle: will,
(Rechtschreibung und Formatierung sind die des Besitzers der Webseite und weichen vom Original ab, der Inhalt ist aber authentisch...).
Das Original jibbet hier:
Will of Edward Riou 21 June 1800. Includes two codicils, dated 5 January 1801 and 23... | The National Archives
Über diese "3 percent shares" stolpert man relativ häufig, wenn Seeoffiziere ihr kleines Wohlhaben anlegen. Diese scheinen eine Art Bundesschatzbrief gewesen zu sein.

 
Es gilt übrigens m. E. durchaus nicht, dass nur die Superreichen "Konten" hielten. Insbesondere der Mittelstand - Kaufleute, Marineoffiziere - hatten z. T. auch Geldwerte, die irgendwie angelegt werden sollten.
Ein typisches Beispiel ist folgendes aus dem Testament eines nicht eben reichen Marineoffiziers vom Ende des 18. Jahrhunderts:

Quelle: will,
(Rechtschreibung und Formatierung sind die des Besitzers der Webseite und weichen vom Original ab, der Inhalt ist aber authentisch...).
Das Original jibbet hier:
Will of Edward Riou 21 June 1800. Includes two codicils, dated 5 January 1801 and 23... | The National Archives
Über diese "3 percent shares" stolpert man relativ häufig, wenn Seeoffiziere ihr kleines Wohlhaben anlegen. Diese scheinen eine Art Bundesschatzbrief gewesen zu sein.


Die britischen Staatsanleihen hießen "consols" (consolidated funds). Sie wurden ín 100 Pfund-Stückelung mit 3 prozentiger oder 5 prozentiger Verzinsung verkauft.

Der Kaufpreis setzte sich zusammen aus den 100 Pfund für den Share plus einem Zuschlag für die Verzinsung. Der Zuschlag war Marktschwankungen unterworfen.

Sie genossen eine hohe Bonität, die Auszahlung der Verzinsung galt als sicher. Die Papiere konnten daher auch gut gehandelt werden. Niall Fergusson sieht in den Consols einen wichtigen Grund für die Überlegenheit der britischen Finanzwirtschaft gegenüber der französischen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die Anleihen hatten keine feste Laufzeit. Der Staat konnte die Anleihen zum höheren Markt-, mindestens aber zum Nominalwert zurückkaufen.

Die ersten Consols kamen 1751 auf den Markt. Am 5. Juli 2015, also ziemlich genau vor einem Jahr, kaufte die britische Regierung die letzten Consols zurück.

Wenn bei Jane Austen ein Landadliger seinen Heiratsmarktwert mit einem festen Einkommmen von xx Pfund beziffert, bezieht er sich wahrscheinlich auf seinen Consols

Quellen: Fergusson, Aufstieg des Geldes und natürlich Wiki
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke

Danke für Eure Antworten, insbesondere den Link von Roger Outing, bei dem es um Privatbanken ging, fand ich sehr interessant.

Viele Grüße

Jasmina
 
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