Verhältnis Preußen zu Russland nach 1815

sonthofen

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Hallo.
In seinem Buch Ursachen und Ausbruch des Weltkrieges schreibt der Chef des Außenamtes von 1914 Gottlieb von Jagow auch über Bismarcks Blick auf Russland. Er zeichnet düster und auf Seite 10 und 11 zitiert er ihn mit dem Hinweis, dass Russland angeblich schon 1830 geplant hätte mit Frankreich zusammen Preußen anzufallen. Dies wäre - so B. - nur an der Julirevolution gescheitert.

Ist da was dran? Russland hatte gerade den Krieg mit der Türkei beendet und die Napoleonische Zeit war gerade mal 15 Jahre vergangen. Scheint mir daher Propaganda zu sein um den Zweibund zu rechtfertigen.

Wer weiß was?
 
... dass Russland angeblich schon 1830 geplant hätte mit Frankreich zusammen Preußen anzufallen. ... Scheint mir daher Propaganda zu sein um den Zweibund zu rechtfertigen.
Es war nicht nur Propaganda, aber B. hat sich eine eigene Version gemacht:

Es gab vor 1830 am Zarenhof eine Partei, die für die Idee einer Allianz mit dem bourbonischen Frankreich zugänglich war, zumal sich das Geschäftsklima innerhalb der "Heiligen Allianz" abgekühlt hatte.

Jules de Polignac als Exponent der französischen "Ultras", ab August 1829 französischer Premierminister, wollte diese Idee forcieren und trug im Conseil einen Plan vor, "der dahin ging, die orientalische Krisis zu benutzen, um für Frankreich die Grenzen von 1814 zurückzugewinnen. Für diesen Plan, der die politische Karte Europas völlig umwandelte, sollte der Kaiser [Nikolaus] gewonnen werden". Der französische Gesandte Montemart baute den Plan noch aus, indem er "eine Heiratsallianz zwischen dem russischen Kaiserhaus und den Bourbonen empfahl".

Theodor Schiemann, von dem diese Darstellung stammt [1], war sich jedoch sicher, dass weder die eine noch die andere Idee jemals zur Kenntnis von Kaiser Nikolaus gelangte. Immerhin sei dessen Beziehung zu König Karl X. bis zu dessen Sturz durchaus "herzliche(r)" geworden.


[1] Geschichte Russlands unter Kaiser Nikolaus I., Berlin 1908, Band II, S. 383 f.
 
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