söldner im 12oder 13 jahrhundert

Island ist natürlich schon wieder in vielen Dingen eine andere Kultur als West- und Mitteleuropa. Aber es ist ein gutes Beispiel.
 
Wie wäre es mit der Zeit Kaiser Sigismunds? Da gab es genügend gebrochene Biographien, verarmte Adelige und skrupellose Herrscher. Selbst wenn ein kleines Lehen für 'Dienste' heraussprang, dürfte das dem Belehnten bei der Spionage in Venedig, der Erkundung in Tamerlans Reich oder bei den Intrigen auf den Konzilien in Konstanz oder Basel nichts nutzen. Oder er ist von Türken/habgierigen Fürsten von seinem Erbe vertrieben. Lies mal den Artikel zu Oswald von Wolkenstein bei Wikipedia. Kein Söldner, aber in Diensten des Kaisers. Und Sigismund beschäftigte auch Bürgerliche in hohen Positionen. Entführungen und Meuchelmörder gehörten zur Politik. Venedig soll im Laufe der Jahre ein halbes Dutzend Mörder auf den Kaiser, bzw. vor 1433 König angesetzt haben. 'Missionen' sind in ganz Europa, Kleinasien, Palästina den westlichen Mongolen reichen und Ägypten denkbar. Es gab auch schon einen Kreuzzug nach Ceuta, Hussiten, hundertjährigen Krieg, Polen und Litauen kämpften gegen den Deutschen Orden, Städte gegen Ritter, Fürsten intregierten, wenn es nicht zum offenen Kampf kam, Handelsketten und offener Krieg mit Venedig, mehrere Päpste gleichzeitig, Hanse und Kurfürsten mit eigener Außenpolitik, ein Großteil der Erfolgen muss erst gewaltsam durchgesetzt werden.

In der Zeit dürften auch kleinere Söldner-Gruppen vorstellbar sein. Und Fürsten, die nie genug Geld oder Land für die Bezahlung haben. Sigismund hat teilweise Lehen verliehen, die der Lehnsmann dann selbst erobern musste.

Heere, die regelmäßig fliehen, nur weil sie hören, dass die Hussiten heranmarschieren. Ein Kaiser, der so wenig Einkünfte hat, dass er sein Tafelsilber versetzen muss, auf der anderen Seite aber sein ganzes Gefolge ins Bordell einlädt, und sich wieder keine 1000 Reiter leisten kann.

Dabei hat er einen Weitblick, der Strukturen und Einrichtungen schuf oder förderte, die bis zum Ende des HRR bestehen blieben. Teils sogar bis 1918. Dabei war das Reich vollkommen zerrüttet. Seine Leute mussten sich abkühlen, alle Reichskrieg herauszufinden, man soll sogar von 'versteckten' Lehen gesprochen haben.

Ein kleiner Titel und ein Wappen als Belohnung dürften wenig bedeuten, wenn der Sold ausbleibt.
 
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Hallo Leute ich mal wieder.
Habe viel gearbeitet und deshalb kaum zeit zum schreiben.

Hab jetzt mit der ersten Geschichten begonnen. Es soll um eine kleine Söldner truppe gehen.
Die von Burg zu Burg zieht und Aufträge erledigt. Es sollen zusammen hängende Kurzgeschichten werden.

Der Anführer der Truppe ist Heinrich ein armer Ritter ohne Geld und landbesitz.
Er ist ein geübter schwertkämpfer und setzt eher auf beweglichkeit und schnelligkeit beim kämpfen als auf reine muskelkraft.
Seine rechte Hand ist Pat ein großer bulliger Kerl der am liebsten mit einem schweren Kriegshammer in die Schlacht zieht.
Weitere Charaktere sind der Henkers sohn Ulrich der moralisch ziemlich verprügelt ist und durch seine ehemalige Henker Ausbildung der Artz der Truppe ist. Und der knappe Michel.
Weitere gehören zur truppe noch drei bogenschützen und vier waffenknechte.

Hört sich das stimmig an?
Danke für eure Hilfe.
 
Zumindest ist Dein Ritter in seinem Umgang nicht wählerisch, wenn er jemanden aus dem Henker"stand", also einen gesellschaftlichen Außenseiter, mit sich schleppt.
 
Es soll um eine kleine Söldner truppe gehen.
Die von Burg zu Burg zieht und Aufträge erledigt.

Die bewaffnete Besatzung einer - durchschnittlichen - Burg dürfte nicht sehr umfangreich gewesen sein.

Sofern ein Söldner mit einer Schar professioneller Kämpfer auftaucht, dürfte es für den Burgherren ratsam gewesen sein, diese eher nicht auf seine Burg zu lassen.

Es sei denn, sein "Leumund" macht ihn erhaben gegenüber dem Verdacht, eine Gefahr zu sein.

Darüber würde ich mir Gedanken machen.
 
Okay dann werde ich den Henkers sohn weglassen und entweder einen anderen heilkundigen nehmen oder noch einen Knecht.

Wenn Heinrich ein armer Ritter ist wäre es dann stimmig wenn er jetzt nicht die schwere rüstung hat weil er sich keine leisten kann und deshalb auf schnelligkeit und beweglichkeit setzt?
 
Ich finde, dass du den Henkerssohn nicht weglassen brauchst. Immerhin lieferst du mit seinen Kenntnissen als Heiler auch eine Erklärung, warum er in der Gruppe zumindest geduldet wird.

Seine Herkunft könntest du auch nützen, um interne Probleme in der Gruppe daraus zu entwickeln, sei es, dass er sie geheimhalten kann bzw. nur Heinrich Bescheid weiß (und daher ihm ständig die Gefahr droht, dass jemand das herausfindet.)

Auf der anderen Seite könnte diese Herkunft auch der Grund sein, dass er in der Gruppe einen schweren Stand hat, weil er eben nur geduldet oder sogar abgelehnt wird oder weil die anderen fürchten, dass sein "unehrenhafter" Stand auch auf sie abfärben könnte.

Damit bieten sich so auch einige "rote Fäden" für deine Kurzgeschichten, wie, dass deine Gruppe allmählich zusammenwächst, lernen muss, miteinander auszukommen oder ständig durch interne Schwierigkeiten auch von innen gefährdet ist.
 
Super antwort danke.

Ja genau an sowas dachte ich auch. In den Geschichten soll es eben auch um Gruppen interne Konflikte gehen. Um Zusammenhalt Bruderschaft und eben Konflikte.
 
Um ein Ritter zu sein, muss er als Ritter leben. Das bedingt einen gewissen Aufwand und auch den Besitz einer Rüstung. Wenn er nicht so lebt, verzichtet er dauerhaft auf diesen Status, d.h. bis er wieder zum Ritter geschlagen wird. Allein das sollte ihm trotz evt. lukrativer Aufträge Geldsorgen sichern.

Such mal bei Youtube. Da gibt es ein altes Schwarzweiß-Video in dem ein Museum einen Mann in eine Original-Rüstung gesteckt hat. Von wegen schwerfällig, nicht allein aufstehen können und so! Der ist trotz Rüstung richtig agil und turnt herum. Vielleicht kann Dir da jemand auch die passenden Suchbegriffe nennen.

Und suche mal online nach Talhoffers Fechtbuch, dass es als PDF geben sollte. Darin solltest Du viele bunte Bilder finden. Hier die Bilder aus dem Codex Wallerstein. Nicht so toll, wie die aus Talhoffers Fechtbuch.

Mit Schnelligkeit und Beweglichkeit kommt er bei der Europäischen Fechtkunst auch nicht unbedingt weiter. Die Beherrschung der Technik und eine gewisse Intuition sind wichtig. In der Bindung kommt es darauf an, die Absicht des Gegners am Druck zu erspüren. Da kannst ihn auch Tai-Chi-mäßige Übungen machen lassen, bei denen er mit der Waffe die Standardpositionen durchgeht. Mit Talent und Übung kann er Schnelligkeit erreichen. Aber ohne Technik ist er aufgeschmissen.

Wenn das eine Rolle spielen soll, solltest du zumindest eine moderne Beschreibung lesen.
 
Okay super danke. Ja mir ging es eben genau darum das er nicht schwerfällig und unbeweglich ist.

Eine Frage hätte ich noch bitte.

Muss die rechte Hand des Anführers also der zweit wichtigste mann in der Truppe ebenfalls ein ritter sein oder könnte dieser ein einfacher gemeiner söldner sein?

Könnte ein einfacher söldner auch einen gewissen stand haben ihn der Truppe oder sollten es besser zwei ritter sein?
Hoffe die Frage ist nicht blöd.
 
Hab jetzt das besagte video nicht gefunden.
Aber dafür ein anderes wo ein Mann in rüstung einen Hampelmann und liegestütze macht und mühelos eine Leiter hochklettert.
 
Ein Ritter kann einen Knappen dabei haben, der natürlich auch von Adel ist. Du kannst einen richtigen Auszubildenden einführen. Sogar ein Page wäre nicht ganz unrealistisch. Wie gesagt, Ritter zu sein, verpflichtete. Wenn jemand bat, seinen Sohn als Pagen oder Knappen anzunehmen, und der Ritter hatte noch keinen, konnte der nicht ohne wichtigen Grund 'nein' sagen. Natürlich versuchte man die Söhne möglichst gut unterzubringen. Aber ein wenig begüteter Adliger mit vielen Söhnen? Oder die Umerziehung eines verweichlichten Sprösslings als zeitweisen Auftrag?

Lies die Wikipedia-Artikel Schildknappe und Edelknecht.

Und so ein Edelknecht könnte - je nach Zeit - ein guter 2. Mann für Deinen Ritter sein.

Aber natürlich werden die anderen Söldner auch auf Einen der Ihren hören, wenn der sich entsprechend bewiesen hat.

Verrätst Du uns die Zeit und die Weltgegend, in der Du beginnst? Da kann es allerhand Besonderheiten geben.
 
Hab jetzt das besagte video nicht gefunden.
Aber dafür ein anderes wo ein Mann in rüstung einen Hampelmann und liegestütze macht und mühelos eine Leiter hochklettert.

Dann hast Du jetzt eine richtigere Vorstellung von der Beweglichkeit der Ritter. Das Video was ich meinte, müsste vom Metropolitan Museum of Art sein. Der Titel "Knights in Central Park" schwirrt mir im Kopf herum.
 
Super danke werde das video gleich suchen.

Zu Kaiser sigismund Zeiten will ich beginnen.
Von der Gegend bin ich mir echt nicht sicher ich komme aus der Steiermark.
In meiner ersten Geschichte habe ich einige fiktive Orte genommen.
 
Riothamus hat mal geschrieben das es möglich wäre oder zumindest nicht undenkbar das man den söldner ein freigewordenes burgmannslehen über lassen könnte. Wenn ich das irgendwann später in meine Geschichten einbinden wollte könnte die Truppe dann aber nicht mehr als söldner arbeiten oder?
Wären sie dann an jemand anderes gebunden? Oder könnten sie trotzdem noch in einem gewissen Radius ihres Lehens umher ziehen? Und als söldner arbeiten?
 
Ich hoffe Du hast das Video gefunden. Ich kann nicht selbst suchen,da mein Zugang nicht schnell genug für Youtube ist.

Sigismund hatte ich vorgeschlagen. Ein nicht zu dickes Buch über die Zeit wäre Wilhelm Baum, Kaiser Sigismund. Den Hintergrund der Zeit solltest Du schon soweit zur Kenntnis nehmen. Zumal da sicher auch einige Anregungen drin stecken. Auch bei den Habsburgern war da einiges los. Auch dazu solltest Du ein Bisschen lesen, wenn Du in einer etwas abgewandelten Steiermark startest. Zum Haus Habsburg gibt es unzählige Bücher. Vielleicht eher etwas zum Land selbst? Alois Niederstätter, Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. 1400-1522, 2. Auflage, Wien 2004. (Gehört zu der von Herwig Wolfram herausgegebenen Österreichischen Geschichte.)

Und auch Dieter Kühn, Ich Wolkenstein solltest Du lesen. Wolkenstein war ja lange ein armer wandernder Ritter.

In der Zeit können Deine Söldner auch für die Mächtigen arbeiten. Und vor allem ist in der Zeit einiges mehr denkbar als ein Burgmannslehen. Wenn Deine Gruppe sich einem Mächtigen anschließt kann es auch eine ganze Burg mit einigen Ländereien geben. In einer vergessenen Ecke. Dafür wird dann erwartet, dass Aufträge ausgeführt werden. Und es gibt tatsächlich historische Vorbilder.

Aber der Reihe nach. Ein Burgmannslehen band ursprünglich den Lehensmann an den Ort. Der Sinn war ja, dass er das Objekt, ob Burg oder Stadt verteidigte. Um 1400 hatte sich das schon gelockert, aber im Ernstfall hatte er immer noch parat zu stehen.

Ein großes Burglehen in einer Stadt konnte eine richtige kleine Burg mit Wirtschaftshof umfassen. Das war selten ein richtiges Gut, oft eher ein großer Bauernhof, dafür vielleicht mit einem Wald und einem Anteil an einer Mühle, sowie einem größeren Anteil an Nutzungsrechten in der Allmende, als einem solchen Hof sonst zustand. Öfter besetzten Burgleute eine gemeinsame Stadtburg. Die Burg Lichtenau im Kreis Paderborn ist so eine Stadtburg. Es kam auch vor, dass der Wohnsitz ein normales Bürgerhaus, evt. aus Fachwerk war. Es gab auch recht kleine Absteigen, die dann dazu dienten, im Ernstfall eine Unterkunft zu haben. Auch die Ausstattung konnte geringer sein. Ein Burglehen der Wewelsburg war mit einer halben Mühle ausgestattet. Es gab auch jährliche Geldzahlungen. Ein solch kleines Lehen, war natürlich nur etwas für auch woanders in der Umgegend begüterte Adelige, für die diese Verpflichtung nur ein kleiner Zusatz bedeutete. Es gab auch Fälle, dass sich die Burgleute naher Städte unterstützen sollten und daher auch ein Lehen in der anderen Stadt bekamen, dass dann natürlich ganz gering ausgestattet war.

Zu einer ganzen Burg müsste man ein richtiges Gut rechnen. In jener Zeit ist es durchaus realistisch, dass Dein Söldner in so einen Besitz gelangte. Wie ich schon schrieb, könnte es sich um ein Lehen handeln, dass die Söldner erst erobern mussten, sei es, dass da Türken oder Venezianer saßen, oder es dem ursprünglichen Besitzer aus irgend einem Grund entzogen war, er es aber nicht akzeptierte. Sprich: eine Lehensvergabe, die dem Lehensherrn nichts kostete. Da hättest Du dann auch eine richtige Basis, von der die Söldner aber auch jahrelang abwesend sein konnten. Allerdings musste dann natürlich eine kleine Besatzung zurückbleiben.

Und für das Lehen waren nur die üblichen Kriegsdienste zu leisten. Für Deine Aufträge gab es natürlich weitere Vergütungen, die aber auch die Gunst des Herrschers sein konnte...

Ein richtiges Lehen bedeutete auch nicht, dass nur Aufträge des Lehensherrn angenommen werden konnten. Nur offen gegen ihn zu arbeiten wäre schlecht gewesen.

Wie gesagt, in jener Zeit war einiges möglich. Aber um das wirklich einschätzen zu können, müsstest Du viel lesen.

Deine Gruppe ist auch nicht zu groß. Die geht noch als Gefolge eines Ritters durch. Groß, aber noch im Rahmen. Das Gefolge eines reichen Ritters wäre die 'Tarnung', die Deine Truppe für das Umfeld akzeptabel macht. Dass der Ritter sich das Gefolge nicht leisten kann und die Söldner statt dessen am Gewinn beteiligt sind, werden sie für sich behalten. Ein auszubildender Knappe und ein ritterbürtiger Page bekommen natürlich nichts, allenfalls mal ein Geschenk für gute Dienste.

Ein solcher Arrangement hat natürlich seine Probleme, wenn der Ritter an ein Lehen kommt. Das konnte nicht einfach aufgeteilt werden. Da ist Deine Fantasie gefragt. Ein alter Söldner mag die Stelle des Kastellans attraktiv finden, der Burg und Gut verwaltet, wenn der Ritter abwesend ist, und Versorgung im Fall der Invalidität gab es zu der Zeit auch nicht, aber solche Probleme können sich ja zu einer ganzen Handlung entwickeln...
 
Sigismund hatte ich vorgeschlagen. Ein nicht zu dickes Buch über die Zeit wäre Wilhelm Baum, Kaiser Sigismund. Den Hintergrund der Zeit solltest Du schon soweit zur Kenntnis nehmen. Zumal da sicher auch einige Anregungen drin stecken. Auch bei den Habsburgern war da einiges los. Auch dazu solltest Du ein Bisschen lesen, wenn Du in einer etwas abgewandelten Steiermark startest. Zum Haus Habsburg gibt es unzählige Bücher. Vielleicht eher etwas zum Land selbst? Alois Niederstätter, Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. 1400-1522, 2. Auflage, Wien 2004. (Gehört zu der von Herwig Wolfram herausgegebenen Österreichischen Geschichte.)

Und auch Dieter Kühn, Ich Wolkenstein solltest Du lesen. Wolkenstein war ja lange ein armer wandernder Ritter.

Der Vorteil von Wilhelm Baums Sigismund-Biographie und Kühns Wolkenstein-Biographie sind, dass sie auch im öffentlichen Handel leicht zu kriegen sind (von Baum sind auch viele Aufsätze im Internet abrufbar) und beide Autoren über wissenschaftliche Know-How verfügen und sich mit ihren Themen wirklich ausgiebig befasst haben.

Uneingeschränkt kann ich sie aber trotzdem nicht empfehlen, denn beiden gelingt es eindeutig nicht eine kritische Distanz zu ihren "Helden" Sigismund und Oswald zu wahren, beide sind von ihren (on ihnen als vital und charismatisch gezeichneten) Hauptfiguren fasziniert, was ich noch nachvollziehen kann. Hier hat es aber leider zur Folge hat, dass den beiden selbst ihre Fehler, Untaten und Schattenseiten schön geredet werden.
So ist für Baum z. B. vollkommen verständlich (und auch in Ordnung), dass Sigismund einen Jan Hus und dessen Konflikt doch gar nicht verstehen konnte. Weiter kommt hinzu, dass Baums "positives" Sigismund-Bild auf Kosten der gezielten Abwertung anderer Figuren, vor allem seiner Gegenspieler aufgebaut ist. Das mag zur Zeit in der Wissenschaft der Trend sein, aber ich kann mir nicht helfen, für mich waren und sind noch immer jene Autoren überzeugender und zuverlässiger, die dieses Prinzip der Aufwertung bzw. Abwertung nicht einsetzen, wohl nicht notwendig haben, sondern mir dafür Erklärungen bieten, die auch dann noch stimmig sind, wenn ich sie unter einem ganz anderen Kontext aufgreife.)
Wenn Oswald z. B. eine Fehde nutzt, um Bauern zu berauben (selbst wenn das noch zu einem Zeitpunkt seines Lebens der Fall ist, als er gar kein armer Ritter mehr war), ist deutlich zu spüren, wie sehr Kühn von diesem "Kerl" beeindruckt ist, die Bauern, die eigentlich die Leittragenden sind blendet er aus.

Das soll nicht heißen, dass ich vom Lesen solcher wissenschaftlicher Bücher abrate, ganz im Gegenteil, gerade ihr Unterhaltungswert macht sie zu einer angenehmen Lektüre, gerade Kühn liest sich wirklich sehr spannend, hat sicher nicht zufällig starke Ähnlichkeiten mit einem Roman. Aber eine kritische Hinterfragung schadet nicht.
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Wenn Du in der Steiermark bleiben willst, könnte Dir vielleicht das Leben von Andreas Baumkircher einige Anregungen liefern. Hier zeigt sich recht gut, welche Möglichkeiten eine militärische Karriere für einen Aufsteiger bzw. Angehörigen des niedrigen Adels bot, aber auch die Risiken. Zwar gibt es zu ihm keine bekannte Biographie, aber vermutlich könnten Dir Anfragen an die Stadtmuseen in Graz und Wiener Neustadt weiterhelfen.

Sigismund war seit 1433 Kaiser (seit 1410 König), wenn du also tatsächlich in der Zeit des Kaisers Sigismund mit Deiner Geschichte beginnen willst und in der Steiermark bleiben willst, würde sich vielleicht folgender Konflikt anbieten:

Über das Herzogtum Steiermark (zusammen mit dem Herzogtümern Kärnten und Krain) herrschte seit ca. 1436 Herzog Friedrich V. von Österreich (bekannter als König bzw. Kaiser Friedrich III., das war er aber erst seit 1440 bzw. 1452.) Seine Residenzen waren vor allem Graz und besonders Wiener Neustadt, das damals zum Herzogtum Steiermark gehörte.
Was die tatsächliche Ausdehnung dieser Herzogtümer betrifft, würde ich unbedingt eine Landkarte des 15. Jahrhunderts zurate ziehen, da diese Herzogtümer in ihrer Ausdehnung keineswegs mit den heutigen gleichnamigen Bundesländern ident sind.
Die Nachbarländer von Steiermark-Kärnten-Krain (mit deren Herrschern es immer wieder Konflikte und nach 1440 auch Kriege gab) waren das Herzogtum Österreich (Teile der heutigen Bundesländer Ober- und Niederösterreich) und das Königreich Ungarn, die Republik Venedig und das Herzogtum Mailand sowie das Erzbistum Salzburg, zuzüglich weiterer italienischer Stadtherren und Herrschaften auf dem Balkan.

1436, während Friedrich III. auf Pilgerfahrt nach Jerusalem war, nützte Kaiser Sigismund seine Abwesenheit, um die Grafen Friedrich und Ulrich II. von Cilli zu Reichsgrafen zu erheben.
Diese Erhebung wurde von Herzog Friedrich V. nicht anerkannt, und das hatte dann eine Fehde zur Folge, die erst 1443 mit einem Vertrag beendet wurde, bei dem Friedrich V. (nun mehr Friedrich III.) diese Erhebung zu Reichsgrafen anerkannte (dies geschah allerdings in einer Form, die ihm erlaubte, sein Gesicht zu wahren) und als Gegenleistung dafür mit ihnen eine Erbvertrag schloss. (Was damals noch nicht vorhersehbar war, die Erhebung in den Reichsgrafenstand und der Erbvertrag zahlten sich nach dem Tod des Grafen Ulrich II. (1456) für Friedrich III. und seine Nachkommen aus.

Die Herkunft und tatsächliche Bedeutung der Grafen von Cilli bzw. ihr wirklicher Status als Adelige ist nach derzeitigen Forschungsstand als relativ ungeklärt einzustufen. Information zu den Grafen von Cilli findet sich bei Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone. Der Kampf der Luxemburger, Habsburger, Jagiellonen, Cillier und Hunyaden um die Vorherrschaft im pannonischen Raum, 1994. Allerdings ist das Buch nicht gerade einfache Lektüre, da umfangreich, durchaus auf neueren Forschungsergebnissen aufbauend, sehr ausführlich, aber leider auch ziemlich kopflastig und mit Fakten zum Teil auch überfrachtet, aber zurzeit das einzige mir bekannte deutschsprachige Buch, wo es eine ausführliche Beschreibung der Grafen von Cilli gibt.

Die Grafen von Cilli waren wiederum mit den Grafen von Görz verwandt, eine Familie deren Besitz im heutigen Osttirol (um Lienz), im heutigen Kärnten und im Friaul liegt und deren Mitglieder oft miteinander Konflikte hatten. (Information zu ihnen: Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000)

Das wäre vielleicht ein Umfeld, wo Dein Held in der Steiermark oder wohl eher im heutigen Kärnten und Slowenien "Aufgaben" finden könnte.

Abklären würde ich aber in jedem Fall, inwieweit Du willst, dass Dein Held mit historischen Personen überhaupt zu tun bekommt.

Beispiel: In der Stadt X., die im Gebiet der Grafen von Cilli liegt, hat Herzog Friedrich V. einen neuen Vogt eingesetzt, um den Grafen von Cilli zu demonstrieren, dass er noch immer der Landesherr ist. Der Graf wiederum, der das als Reichsgraf anders sieht, lässt den Vogt verjagen, um dem Herzog zu demonstrieren, dass er in dieser Stadt der Herrscher ist. Dabei wird die Gegend verwüstet und die Stadt geplündert.
Es macht doch einen Unterschied, ob der Held und seine Gruppe im Dienst des Grafen Ulrich von Cilli oder des Herzogs Friedrich V. irgendwo die Gegend verwüsten bzw. die Stadt X plündern oder ob der fiktive Ritter, Bürger oder Kaufmann XY diese Zustände ausnützt, um gegen einen langjährigen Konkurrenten XZ vorzugehen und z. B. dessen Haus besetzen oder plündern lässt, weswegen XZ z. B. Deinen Helden beauftragen könnten, dass sie XYs Leuten die Beute wieder abnehmen.
 
Ja, bei Baum und Kühn stand der Zugang und auch die Lesbarkeit im Vordergrund der Empfehlung. Und sie sind natürlich inspirierender als manches andere.

1433 sind natürlich schon viele Konflikte, die man mit der Zeit verbindet Geschichte. Bei meiner Empfehlung bezog ich mich eher auf die Lebenszeit des Monarchen und meinte den gesamten Hintergrund. Es ist ja auch die Frage, ob die Gruppe lokal bleiben soll, oder sich innerhalb der skizzierten Grenzen bewegt.

Kaiser war Sigismund nur 3 Jahre. Hier ist die Frage, ob nur eine kurze Episode oder eine längere Zeit dargestellt werden soll. Es ging ja darum, dass -auch wegen der Skrupellosigkeit Sigismunds- so eine Söldnergestalt in die Zeit passen würde.
 
Es spielt sicher auch eine Rolle, wie wichtig für Hannes tatsächlich ein stimmiger historischer Hintergrund ist.

Die Auseinandersetzung zwischen Herzog Friedrich V. von Österreich und den Grafen Ulrich II. und Friedrich II. von Cilli nach ihrer Erhebung zu Reichsgrafen im Jahr 1436, der erst 1443 beigelegt wurde, wäre natürlich, wenn er seine Heimat einbeziehen will, ein Hintergrund, der Möglichkeiten bietet. Die Folge waren eine ganze Reihe von Fehden, und hier spielte auch noch der Bischof von Gurk eine Rolle.

Ein weiterer Vorteil könnte sein, dass in der Folge eine ganze Reihe von Möglichkeiten besteht, dass der Protagonist und seine Leute in andere Konflikte verwickelt werden bzw. in andere Gebiete gelangen. Er könnte als Gefolgsmann der Grafen von Cilli in deren Konflikte mit den Hunyadys geraten oder im Königreich Ungarn seine Abenteuer erleben, wo es um 1440 zu einem Konflikt um die Nachfolge von König Albrecht II. gekommen ist. Andererseits könnte er als Gefolgsmann von Erzherzog Albrecht VI. in den Alten Zürichkrieg und in die "schwäbischen" "Städte- und Markgrafenkriege" geraten.

Das Problem ist allerdings, dass es für diese Zeit kaum leicht zugängliche Literatur gibt. Ein Buch wie z. B. "Der Raub der Stephanskrone" von Franz Theuer würde zwar eine ganze Menge Anregungen bieten, ist aber leider (mein persönlicher Eindruck) mit Fakten überfrachtet. Die meiste neuere und brauchbare Literatur ist leider eher etwas für wissenschaftlich Interessierte und vor allem wäre hier der Zugang zu einer Universitätsbibliothek nötig.

Immerhin wäre es nicht schwierig, wenn der Held irgendwie geächtet sein soll, innerhalb dieser Fehden eine Situation dafür zu schaffen, dass über ihn der Kleine Kirchenbann verhängt wird.

Dass es auch einen kleinen Kirchenbann gab, ist relativ unbekannt, wenn vom Kirchenbann die Rede ist, ist gewöhnlich der Große Kirchenbann gemeint, also gänzlicher Ausschluss des Betroffenen ohne festgesetzte zeitliche Begrenzung aus der Gemeinde, wobei im HRR bis 1555 die Verhängung eines Großen Kirchenbanns gewöhnlich die automatische Verhängung der weltlichen Reichsacht zur Folge hatte.

Den Kleinen Kirchenbann, den es daneben bis ins 19. Jahrhundert gab, konnte dagegen jeder Abt oder Bischof verhängen, und er wurde sogar relativ häufig verhängt. Er war so etwas wie eine "Beugestrafe", mit der der Gläubige zeitweilig von den Sakramenten ausgeschlossen wurde und er wurde meist für begrenzte Zeit verhängt, bis eben die Angelegenheit, wegen der er verhängt wurde, bereinigt war.

Um damit belegt zu werden, reichte z. B. ein Gewaltakt gegen einen Geistlichen aus, und dass der Held bei einer Unternehmung eventuell einen Geistlichen ohrfeigt, weil der gerade vor Ort ist und sich auf Seiten der Gegner oder bei dem Versuch zu vermitteln, in einen Kampf einmischt, wäre hier wohl ausreichend. Dass der Abt oder Bischof, der in der Folge deswegen diesen Bann verhängt und der Held Probleme hat diesen wieder los zu werden, dürfte durchaus vorstellbar sein und könnte damit zusammenhängen, dass der Held sich in der Folge weigert, Buße dafür zu tun oder die Kontaktnetzwerken aktiviert sind. Zum Beispiel: Held ohrfeigt Geistlichen, er tut zwar Buße dafür, aber es kommt zu weiteren Konflikten oder die Gegner haben Kontakte, die sie nützen, sodass der zuständige Geistliche alles tut, um eine Lösung vom Bann zu verzögern. In diesem Fall allerdings wäre der Held nicht automatisch aus der Gesellschaft völlig ausgeschlossen.

Aber letztlich muss Hannes für sich selbst entscheiden, was er schreiben will und wieviel Arbeit er sich dafür antun will.
 
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