Frühe Energieerzeugung

Alpha

Mitglied
Wie wurde früher (so um 1900) elektrische Energie erzeugt? Atomkraft und erneuerbare Energien waren noch nicht erfunden, also bleiben eigentlich nur fossile Brennstoffe. Aber ich habe noch nie von Kohle- oder Gaskraftwerken in dieser Zeit gehört.
 
Ich bin in Industrie- und Technikgeschichte nicht sonderlich bewandert oder inetressiert, ich weiß aber, dass bereits vor 1900 an den Niagarafällen ein Wasserkraftwerk betrieben wurde. Google verrät mir, dass es 1895 unter dem Namen Edward Dean Adams Power Plant seine Arbeit aufnahm.

Kohlekraftwerke gab es mindestens seit den 1880er Jahren (Deptford, England).
 
In Deutschland wurden oft Mühlen umgebaut, um die wenigen Abnehmer - oft erst nur Kirche und evt. ein Gutshof - zu versorgen. Es gab sogar Mühlen, die zwischen elektrischem Betrieb und traditionellem Antrieb umstellen konnten. Erst während des 1. Weltkriegs setzte sich ein Stromanschluss allgemein durch: Wer keinen hatte, erhielt kein Petroleum mehr.

Hier wird gerade -etwa 1,5 km weiter- eine solche Anlage vom örtlichen Mühlenverein instand gesetzt. Das Mahlwerk läuft elektrisch, das Sägewerk mit traditionellem Antrieb.
 
Hier bei uns in der Schweiz entstanden ab 1880 überall Wasserkraftwerke und lokale Stromnetze.
Zuerst kleine, dann auch grosse Krafttwerkanlagen, die Strom für die Beleuchtung und schon bald auch für die Strassenbahnen produzierten...

Gruss Pelzer
.
 
Danke für eure Antworten. Ich hätte nicht gedacht das es schon so lange Kraftwerke gibt. Vor allem das mit der Mühle hat mich überrascht.
 
Kurz nach 1900 sind im Kaiserreich viele Stauseen gebaut worden. Zum einen um den Wasserstand der Flüsse zu regulieren, Trinkwasser zu gewinnen und nicht zu Letzt Strom.
Davor hat man zum Antrieb von Maschinen Dampf benutzt, Stichwort Kesselhaus, und denn Umweg über Umwandlung von Bewegung in Strom und dann in den Maschinen von Strom in Bewegung nicht genommen.
Der Dampf aus dem Kesselhaus wurde in der Dampfmaschine in Bewegung umgewandelt und mittels Transmission auf die Maschinen übertragen. Die Frage ist eigentlich, hat der Strom als Energieträger nur gewonnen, weil endlich Licht in allen Lebenslagen dank der Glühbirne zur Verfügung stand?
 
Die Frage ist eigentlich, hat der Strom als Energieträger nur gewonnen, weil endlich Licht in allen Lebenslagen dank der Glühbirne zur Verfügung stand?
Ich denke, die Elektrizität hat unser Leben ganz nachhaltig verändert. Und da würde ich drei Hauptgeräte nennen:
- "unendliches" Licht
- Fernsehen
- Computer/Devices/Endgeräte
Das elektrische Licht hat unsere Arbeitsfähigkeit verändert. Wir können - vor allem in den dunklen Monaten, viel mehr und v.a länger arbeiten als früher. Fernsehen und Computer haben wahrscheinlich unser Sozialverhalten mehr als alles andere verändert.
 
... Die Frage ist eigentlich, hat der Strom als Energieträger nur gewonnen, weil endlich Licht in allen Lebenslagen dank der Glühbirne zur Verfügung stand?

Apvar,

ehrlich, das hab ich mich auch schon gefragt.

Immerhin gab es ja konkurrierende Systeme. Die mechanische Übertragung, wie Du sie beschreibst,
und auch die Druckluft.

Während in New York ein Stromnetz entsteht, setzen die Franzosen auf Druckluft
und bauen ein solches Netz in Paris auf.
Beide Systeme haben Dampfmaschinen als Basis.

Druckluft ist auch sehr viel einfacher als Energieträger in mechanische Arbeit umzusetzen als elektrischer Strom. (Sogar Uhren an verschiedenen Orten wurden in Paris mit Druckluft synchronisiert.)
Aus diesem Grund findet sich auch heute in jedem Fertigungsbetrieb ein Druckluftnetz.

Es wäre nun wirklich eine sehr spannende Frage, was geschehen wäre wenn es eine Pressluftlampe gegeben hätte. :):D

Der Strom hat etwas magisches, einen neuen Zauber mit dem Wunder der Telegraphie,
und leuchten kann er sogar auch noch.
Da staunt der Catwheazle.

Grüße hatl
 
Der Hauptkonkurrent der elektrischen Energie war lange das Gas. Hier in Berlin finden sich in vielen Gebäuden die bis 1900 gebaut wurden noch Gasleitungen die früher zur Beleuchtung dienten. Das damalige Stadtgas, dass haupsächlich aus der Destillation von Koks gewonnen wurde, war schwerer und dichter als das heutige Erdgas. Deswegen sind diese Leitungen mit Vorsicht zu behandeln, da gelegentlich noch Gas enthalten sein kann. Wenn man dann mit der Flex dran geht, gibt das eine schöne Verpuffung und der Handwerker hat keine Augenbrauen mehr.
Und das war vermutlich einer der Gründe des Siegeszuges des Stromes: Es hatte zwar auch seine Risiken, war jedoch deutlich sicherer als die Gasbeleuchtung.
 
Jetzt haben wir zwei Netze, eines für die mechanische Energie und eines für das Licht (Druckluft und Gas).
Schnelle Informationsübertragung aber kann nur der Strom, und das andere lernt er dann auch noch, wenns auch mühselig ist.
Ein Netz für alles.
Den Zünder würde ich in der Informationsübertragung vermuten.
 
Der Hauptkonkurrent der elektrischen Energie war lange das Gas. Hier in Berlin finden sich in vielen Gebäuden die bis 1900 gebaut wurden noch Gasleitungen die früher zur Beleuchtung dienten. Das damalige Stadtgas, dass haupsächlich aus der Destillation von Koks gewonnen wurde, war schwerer und dichter als das heutige Erdgas. Deswegen sind diese Leitungen mit Vorsicht zu behandeln, da gelegentlich noch Gas enthalten sein kann....

Stimmt nicht so ganz. Das Gas wurde bei der Erzeugung von Koks frei, sprich der trockenen Destillation von Kohle. Dabei werden die leichtflüchtigen Bestandteile aus der Kohle ausgetrieben und zum Teil zersetzt. Das ganze nennt sich auch Pyrolyse.
Kokereigas – Wikipedia

P.S. Der als Nebenprodukt anfallende Teer war ein wichtiges Wirtschaftsgut. Daraus wurden die Teerfarben gemacht. Teerfarben sind nicht schwarz, sondern nur der zeitgenössische Name der Anilin oder Azofarbstoffe.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der DDR wurde bis zu ihrem Ende das Stadtgas in den Kokereien erzeugt. Anders als Erdgas war dieses giftig (Kohlenmonoxid) und wurde daher häufig zum Suizid verwendet, was manchmal zu Explosionen in Wohnblocks führte. Für Beleuchtungszwecke wurde es aber natürlich in Wohnungen nicht mehr verwendet sondern ausschließlich für Warmwasser, kochen und Heizung. Die Straßenbeleuchtung wurde aber ,besonders außerhalb der Stadtzentren noch durch alte Gaslaternen erzeugt. In meiner Kindheit gab es noch den Beruf des Laternenanzünders ,der mit dem Fahrrad von Lampe zu Lampe fuhr und mittels eines Hakens, der sich am Ende einer langen Stange befand, die Gaszufuhr öffnete oder schloss.
 
Was auch interessant ist, das mit jeder Technischen Entwicklung auch die Suche mit der besten Umsetzung beginnt. Und auch nicht immer mit sauberen Mitteln gearbeitet wird. Als die ersten Kraftwerke gebaut wurden, war noch nicht entschieden welches Stromsystem sich durchsetzt. Gleichspannung oder Wechselspannung. Das hatte zum einen mit den verwendeten Generatoren zu tun, zum anderen wer welche Stromart als gefährlicher Ansah. Da Elektrizität quasi neu war, ist auch noch nicht alles klar gewesen.
Firmen wie die heutige Siemens AG oder auch General Electric waren Neudeutsch gesprochen Start Up Unternehmen.
Zu der Richtungsentscheidung Gleich oder Wechselstrom haben sich Eddison und Westinghouse stark gezofft.
Stichwort ist hier Stromkrieg.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stromkrieg
 
....
Schnelle Informationsübertragung aber kann nur der Strom, und das andere lernt er dann auch noch, wenns auch mühselig ist.
Ein Netz für alles.
Den Zünder würde ich in der Informationsübertragung vermuten.

Wurden die Funktionen der elektrischen Energie- und Informationsübertragung denn früher mal explizit gekoppelt ? Heute passiert das eher in Spezialfällen (der bekannteste ist wohl PowerLAN). Die Anforderungen sind halt sehr unterschiedlich.
 
Wie wurde vor der Telegrahie eine Nachricht weiter gegeben? Mittels Bote, zuerst mündlich, später mittels Brief.
Dann wurde mittels optischer Systeme, Signalfeuer, Semaphoren Nachrichten weitergegeben. Aber nur kurze Nachrichten und durch die Erdkrümmung bedingt mit etlichen Relaisstationen dazwischen. Relaisstation bedeutet die Nachricht wurde aufgenommen und wieder Versandt. Ziemlich Aufwändig.
Telegraph mittels Morsezeichen benötigt Strom und Leitungen. Die Nachrichten wurden so sehr viel schneller gesandt und auch weiter.
Meist wurden die Telegraphenleitungen neben Eisenbahnen gebaut.
Funk zur Übertragung kam erst sehr viel später auf und auch dafür wird Strom benötigt.
 
Wurden die Funktionen der elektrischen Energie- und Informationsübertragung denn früher mal explizit gekoppelt ? Heute passiert das eher in Spezialfällen (der bekannteste ist wohl PowerLAN). Die Anforderungen sind halt sehr unterschiedlich.
Nein.
Ich hätte besser schreiben sollen: eine Netzart für alles.
 
Zurück
Oben