Kanone vom Mittelmeerstrand - kann sie identifiziert werden?

Biturigos

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Ein Mitbringsel aus dem Spätsommerurlaub von der Cote d `Azur:

am Strand in einer Bucht südlich von Sant Tropez war diese schöne, rostige Kanone einbetoniert, Zielrichtung Meer hin zu den "Goldenen Inseln". Die Länge betrug ca. 170 cm, besondere Kennzeichen habe ich nicht gefunden.
Die Bolzen links und rechts (bzw. Schildzapfen) sehen aus, als hätte sie einmal in einer Lafette gelegen.
Wahrscheinlich unmöglich, die Kanone näher einzuordnen? Vom versunkenen Piratenschiff bis zur Küstenattillerie konnten wir über ihre Geschichte fantasieren. Frage kommt hierher, weil ich nicht wusste wohin damit. Kan bei besserer Einordnung gerne verschoben werden... notfalls in den Ordner Quiz ;)
 

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Da ist nicht mehr viel drann dass man sie identifizieren könnte. Vom Verhältnis Länge/Durchmesser und der allgemeinen Formen würde ich annehmen, dass ein älteres Stück ist. Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Stücke gedrungener und zylindrischer.
 
Allenfalls Kaliber und Proportionen könnten vielleicht noch Hinweise geben. Wenn das denn überhaupt genau genug festzustellen ist.
 
Allenfalls Kaliber und Proportionen könnten vielleicht noch Hinweise geben. Wenn das denn überhaupt genau genug festzustellen ist.
Das Kaliber wird bei dem Grad der Korrosion kaum noch feststellbar sein. Ubd wenn ja, ist es nur bedingt aussagekräftig. Die Geschütze wurden nach Geschossgewicht eingeteilt und da variierten die Angaben nach Land. So konnte ein 24-Pfunder je nach Ursprungsort zwischen 14 und 16 cm schwanken (bei Nürnberger Pfund z.B. 14,4 cm, bei französichen Livres 15,2 cm,) .
Lediglich durch Ausschluss wäre das Kaliber aussagekräftig: Im Laufe der Zeit reduzierte sich die Anzahl der verfügbaren Geschützarten. Waren es bei Fronsperger Mitte des 16. Jahrhunderts noch elf verschiedene Kaliber, reduzierte sich dieses spätestens im 18 Jahrhundert auf 4 oder 5. Das gilt natürlich nur für die militärischen Waffen und bedeutet nicht, dass es auf dem zivilen Markt keine Abweichungen gab, aber wenn man einen 5-Pfünder findet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine sehr alte Waffe handelt.
 
Nur, dass die Proportionen nach Kaliber geplant wurden. Und sich trotz der von Dir angesprochenen Divergenzen (es sei nur an die unterschiedlichen Gewichtsmaße erinnert) statistisch Häufigkeiten feststellen lassen, die durchaus zeittypische Merkmale zeigen. Wobei in diesem Fall natürlich fraglich ist, ob noch Maße genommen werden können. Hinzu kommt, dass Beutekanonen in der Regel nicht weggeworfen wurden und zwar Staaten wie Frankreich, England oder Preussen untersucht sind, aber ich zweifele, dass eine irgendwie nach Frankreich gelangte Portugiesische Kanone korrekt eingeordnet würde.

Auch die Legierung hat im Laufe der Zeit variiert. Vielleicht kann da ein Chemiker aufgrund der Korrosion eine Feststellung treffen, die Weiterbildung. Das wäre aber ein großer Zufall, da es sich um eine entsprechend große Abweichung handeln müsste.

Edit: Ich habe der Einfachheit zu liebe Kaliber gesagt. Die Proportionen richteten sich nach dem Durchmesser der Kugeln. Das war damals noch ein Unterschied, der unterschiedlich groß ausfiel. Ein weiterer Grund, dass hier statistische Untersuchungen den Idealtabellen vorzuziehen sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider hatte ich kein Maßband mit am Strand, sondern Taucherbrille und etwas zum Lesen. Sonst hätte ich die Kanone nicht nur grob mit dem Fuß gemessen. Im Internet fand ich nun noch ein Bild, unterschrieben mit "canon de galion", nach Internetübersetzung heißt das abgeleitet Galeone, Galeone – Wikipedia , nicht Galion, Galion – Wikipedia , was man annehmen könnte.
canon-de-galion.JPG
 
Du fährst ohne Forschungsgerät in den Urlaub? Schockierend.

Aber das Foto zeigt noch besser, dass die Maße auch mit Maßband nicht so ohne weiteres mehr zu ermitteln sind.
 
Du fährst ohne Forschungsgerät in den Urlaub? Schockierend.

Aber das Foto zeigt noch besser, dass die Maße auch mit Maßband nicht so ohne weiteres mehr zu ermitteln sind.
Nun, beim Boulespielen reicht das Messen mit Fuß, Handspanne und Fingern völlig aus. Den Zollstock hatte ich daher getrost Zuhause gelassen. Ich möchte jetzt natürlich wissen, was du alles an Forschungsgerät im Reisegepäck hast... :rolleyes:
 
Wobei man kein Materialwissenschaftler sein muss, um davon auszugehen, das es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Gusseisen handelt. Damit fällt das 17. Jahrhundert aus. Des weiteren relativ schlank, Also eher Ende des 18. Jahrhundert oder Anfang des 19. Jahrhundert.
 
Das Einzige, was ich zusätzlich bisher in Erfahrung bringen konnte, allerdings nicht für diesen kleinen Strand in der Bucht von Cavalaire, ist, dass Napoleon an der Küste einige Küstenbatterien errichtet hat, unter anderem am Cap Lardier und nördlich davon.
Übrigens ein historischer Ort im 2.Weltkrieg, da hier die amphibische Parallelaktion der Allierten zur Landung in der Normandie 1944 stattfand, die Aktion Dragoon, bei der allierte Streitkräfte hier bei Cavaliere ("Alpha beach"), in der Bucht von St.Tropez und bei Frejus landeten, und dann schnell nach Eroberung der Provence entlang der Rhone nach Norden vorstießen Operation Dragoon – Wikipedia . http://ekladata.com/GlyH7HHGeG_mze8sJq5NAvpeFHA/16-17-aout-1944-Debarquement-de-Provence.pdf
 
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