Slawen und Osteuropa im Frühmittelalter

Alex74

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Hallo,

meine Freundin und ich versuchen gerade Informationen und/oder Bücher über Geschichte und auch Mythologie der osteuropäischen Völker in der Zeit um 700 n.Chr. zu bekommen - was offenbar alles andere als einfach ist.

Uns wurde ein Buch empfohlen das wohl fachlich das Standardwerk zu sein scheint, aber 75 Euronen kostet, was für unser eher allgemeines Interesse daran knapp zu viel ist.

Kennt hier jemand andere, populärwissenschaftlichere Literatur über diese Zeit und diesen Raum?

Gruß Alex
 
Ja, man findet dort nichts. Das angesprochene Buch (Autor Zdenek Vana, "Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Die geistigen Impulse Ost-Europas") ist nirgends in der Nähe vorhanden.
 
Ja, man findet dort nichts. Das angesprochene Buch (Autor Zdenek Vana, "Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Die geistigen Impulse Ost-Europas") ist nirgends in der Nähe vorhanden.

Das Buch lässt sich doch ganz unproblematisch per Fernleihe beschaffen. Das macht jede öffentliche Bibliothek/Bücherei.
 
Habe grade nochmal mit ihr drüber geredet; im Prinzip müßten wir ein solches Buch selbst haben, ein paar Notizen oder Kopien daraus werden wegen gelegentlichem Nachblättern nicht reichen.
Es muß ja auch nicht dieses Buch sein; wie gesagt, gibt es denn kein anderes (ggf.populärwissenschaftliches) Buch über die slawische Mythologie und Götterwelt?
 
Bei eurobusch.com gibt es noch ein Exemplar von "Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker" für 49,50 Euro.
 
So, nach eifriger Suche haben wir sogar eines für 40 Euro gefunden.
Das war zwar nicht unbedingt Ziel des ganzen (da wir eher dachten es gäbe noch andere Bücher), aber besser als nichts :)

Danke auf jeden Fall für die Hilfe :)

Gruß Alex
 
@ Alex

Vielleicht erzählst du uns mal gelegentlich etwa über die Mythologie und Götterwelt der osteuropäischen Völker - nachdem du deinen Wälzer gewälzt hast! :winke:
 
So ein dicker Wälzer ists ja nicht mal - knapp 350 Seiten, mit vielen Illustrationen (also entsprechend weniger Text). Da überlegt man sich das halt bei dem Preis, aber es scheint echt nichts anderes zu geben. Alle Wikipedia-(und ähnliche-)Texte darüber enthalten als praktisch einzige Quelle immer nur dieses Buch.
 
Da überlegt man sich das halt bei dem Preis, aber es scheint echt nichts anderes zu geben.

Das ist stets das Problem bei solchen Publikationen: Wenn der Interessentenkreis nicht sehr groß ist, verteilen sich die Druck- und Vertriebskosten auf eine kleine Auflage. Das führt bei eher wissenschaftlich orientierten Werken dann manchmal zu erstaunlich hohen Verkaufspreisen. :weinen:
 
Das ist stets das Problem bei solchen Publikationen: Wenn der Interessentenkreis nicht sehr groß ist, verteilen sich die Druck- und Vertriebskosten auf eine kleine Auflage.
für deutschsprachige Leser ist allerdings auch die vorchristliche Religion der frühmittelalterlichen Slawen ein recht spezielles Thema - anders hingegen die altgriech. und röm. Mythologie.

für geringen finanziellen Aufwand gibt es ein archäologisches Spezialbändchen "germanische und slawische Opferstätten" (ich glaube ca. 25 Euro)

Bibliotheken könnten den Ausstellungskatalog "Europa um das Jahr 1000" haben: in diesem befindet sich auch ein Abschnitt über das slawische Heidentum, auch ein paar Fotos von Exponaten (Holzstatuetten des Gottes Svantevit)

freilich gibt es in polnischer und russischer Sprache weit mehr Publikationen zu diesem Thema, aber ich vermute, dass diese eher ausscheiden

wo es auch noch Infos gibt, wahrscheinlich nur in Bibliotheken: Sammelwerke zur allg. Religionsgeschichte enthalten auch Abschnitte über die europäischen vorchristlichen Religionen -- übrigens ist das baltische Heidentum nicht zu verwechseln mit dem slawischen (die baltischen Götter etc. sind besser überliefert)

und bei Google kann man "Perun" (Donnerer), "Svantevit" usw. eingeben und kommt dann nach und nach auf das, was man über das slaw. Heidentum weiß.

(für den Fall einer Reise nach polen empfiehlt sich das historische Museum im alten Arsenal in Warschau: dort ist viel über die Geschichte der Slawen und natürlich Polen sowie über deren vorchristliche Religion zu sehen - poln. und engl. beschildert; vermutlich gibt es dort dann auch einen engl. Katalog)
 
Zuletzt bearbeitet:
Inzwischen gibt es im Internet sehr vieles über den alten Glauben der Slawen zu lesen, leider auch viel Unwahres. Ganz allgemein kann man aber davon ausgehen, das die frühen Slawen viel naturverbundener waren als wir heutigen Menschen. Naturerscheinungen wie Ebbe & Flut, Hochwasser oder Dürre wurden bbeobachtet und deren Auswirkungen gefürchtet. Der Jahresablauf wurde ritualisiert, die daraus entstandenen Traditionen bestimmten Monaten zugeordnet.
Da die Slawen meistens Bauern & Sammler waren, verehrten sie die üppige Natur. In vielen slawischen Ländert stellen geschmückte Eier oder besoders geflochtene Brote etwas Besonderes dar, wurden einst als Opfergaben dargebracht.
Das Christentum musste tief in die Trikkiste greifen um Ostern oder Weihnachten neue Inhalte zu geben, trotzdem sind die bunten Ostereier als Simbole des Frühlings geblieben, oder der Weihnachtsbaum & das Sternsingen. Im Aberglauben sind sehr viele Traditionen und umgedeutete slawische aberauch germanische Gottheiten verborgen. Der gehürnte Teufel im Christentum hat voeles von Veles: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dc/Socha_Radegasta.jpg dem Gott der Fruchtbarkeit und der Erde. In Mähren wurde er als Rabhošt verehrt.
 
Das Christentum musste tief in die Trickkiste greifen, um Ostern oder Weihnachten neue Inhalte zu geben, trotzdem sind die bunten Ostereier als Simbole des Frühlings geblieben, oder der Weihnachtsbaum & das Sternsingen.
Der Weihnachtsbaum stammt aus dem Elsaß, Erstbeleg 17. Jhdt. Also nix mit heidnisch oder Slawen. Die bunten Eier zu Ostern haben etwas mit der Fastenzeit zu tun. Weil man in der Fastenzeit keine Eier aß, musste man sie haltbar machen, also machte man Sol-Eier, die man mit Zwiebelschalen, Blaukraut oder ähnlichem gefärbt hat. Mit Ostern war die Fastenzeit beendet und man musste erst mal die ganzen, in vierzig Tagen aufsummierten Eier essen, die dann zudem christlich-symbolisch aufgeladen wurden: aus dem "toten" Ei entschlüpft ein Küken (Tod und Wiederauferstehung). Also ebenfalls nichts heidnisches oder slawisches. Bleibt das Sternsingen, welches man auch in katholischen Gegenden in Deutschland kennt. Aber was daran ist heidnisch oder slawisch?
 
Die englische Wikipedia insinuiert, dass die europäische Tradition des Sternsingens von britischen Geistlichen beim Konzil von Konstaz eingeführt oder begründet wurde:

At a synod in Konstanz in Germany at Christmas in 1417 the British clergies performed the Star boy drama for the rest of the participants at the meeting. They wore expensive costumes and had a large shining star.[1] The performance was a huge success at the church conference and could have been one of the main reasons for growing popularity of the drama in post-medieval Europe.
(Star singers - Wikipedia )
Die deutsche Wikipedia weiß davon nichts und sieht einen Beginn des Sternsingens über 100 Jahre später:

In Mitteleuropa ist das Sternsingen ein traditioneller katholischer Brauch. Aufzeichnungen des Klosters St. Peter in Salzburg belegen ein erstes Sternsingen im Jahr 1541. Belege für ein Sternsingen finden sich für 1550 in Wasserburg am Inn, 1552 in Laufen, 1569 für das Benediktinerstift Ettal und 1577 für Burghausen. Besonders nach 1560 verbreitete sich das Sternsingen und verband sich dabei mit dem zu dieser Zeit gebräuchlichen Ansingen beim Fest der Heiligen Drei Könige durch Schülerchöre.
(Sternsinger – Wikipedia )
Die italienische Wikipedia mutmaßt einiges, datiert aber den Erstbeleg nach vorne, auf eine durch Johannes von Hildesheim (Mitte 14. Jhdt.) tradierte Legende:

La tradizione nacque probabilmente tra gruppi di scolari nel corso del XIV secolo.[2]

Le prime notizie sull'imitazione del corteo dei Magi sono fornite da una leggenda tramandata dal monaco Giovanni di Hildesheim.[3]

Nel 1522 si hanno notizie sulla proibizione dell'usanza ad Innsbruck.[3]
(Cantori della Stella - Wikipedia )​
 
Mir ging es mehr um die vorchristliche Tradition, da die christliche wie man vielleicht vermuten könnte, nicht wirklich europäisch ist. Die Fastenzeit ist vielleicht auch von anderswo wie Tod und Wiederauferstehung. Ausser dem elsässischen Weihnachtsbaum war ich gar nicht so weit daneben, oder?
 
Wir wissen doch über die slawische Religion sehr wenig und das wenige stammt aus dem Baltikum, hat möglicherweise keine gesamtslawische Gültigkeit.

Neopaganen kann man vergessen, weil die haben auch keine Ahnung was die Urslawen wirklich geglaubt haben.
 
Die englische Wikipedia insinuiert, dass die europäische Tradition des Sternsingens von britischen Geistlichen beim Konzil von Konstaz eingeführt oder begründet wurde:

At a synod in Konstanz in Germany at Christmas in 1417 the British clergies performed the Star boy drama for the rest of the participants at the meeting. They wore expensive costumes and had a large shining star.[1] The performance was a huge success at the church conference and could have been one of the main reasons for growing popularity of the drama in post-medieval Europe.
(Star singers - Wikipedia )
Die deutsche Wikipedia weiß davon nichts und sieht einen Beginn des Sternsingens über 100 Jahre später:

Der englische Wiki-Artikel gibt eine Quelle unter [1] an:

Alv S. Hvidbergskaar: May the star come in? [Manuscript from a speech in the Norwegian Radio NRK on 3. January 1953], p. 6-7, op. cit. in Edvardsen 1993, p. 109.
Grundlage dafür ist das Manuskript eines Redebeitrags im Norwegischen Radio von 03. Januar 1953, das in einem Buch von 1993 wohl abgedruckt wurde. Vemutlich wurde das aus der norwegischen Wiki (Stjernespill – Wikipedia ) in die englische übernommen.

Das Buch ist auf Norwegisch 1993 in Oslo erschienen: Stjernespill og stjernesang i Norge

Die Quelle scheint mir fraglich zu sein.
 
Mir ging es mehr um die vorchristliche Tradition, da die christliche wie man vielleicht vermuten könnte, nicht wirklich europäisch ist.

Die christliche Tradition hat natürlich vieles aus der jüdischen Tradition geerbt. Aber das Christentum war von Anfang an "europäisch", die frühesten christlichen Schriften sind auf Griechisch verfasst. In Rom gab es bereits im 1. Jahrhundert eine christliche Gemeinde, und viele christliche Traditionen lassen sich in Rom nachweisen, bevor die ersten germanischen und slawischen Stämme christianisiert wurden.
Z. B. die Fastenzeit: Fastenzeit – Wikipedia

Ausser dem elsässischen Weihnachtsbaum war ich gar nicht so weit daneben, oder?
Außer dem elsässichen Weihnachtsbaum, den bunten Eiern und dem Sternsingen.

Der Teufel wurde in unterschiedlichster Weise dargestellt. Dass man ihm Attribute heidnischer Götter zugeschrieben hat, verwundert nicht. Die Hörner hat er möglicherweise vom griechischen Gott Pan:
 
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