Volljährigkeit bei Männern um 1723 herum

Minelle

Mitglied
Ich habe mal das Forum durchsucht, finde aber nur Beiträge zu der Mündigkeit der Frauen in verschiedenen Epochen. Für Deutschland (hier Hessen) finde ich einen Buchauszug über die Mündigkeit mit 25 Jahren für Bürgerliche. Wie sah das aber beim Landadel in England aus?
In welchem Alter durfte dort ein junger Mann beispielsweise eine Reise auf das Festland unternehmen und wenn ja, welche Begleitung war Pflicht?
 
Zuverlässige Angaben zur männlichen Volljährigkeit habe ich im (englischen und deutschen) Internet für das frühe englische 18. Jh. nicht entdecken können, dafür aber für das 17. und für das späte (ab 1753, Marriage Act von Lord Hardwick) 18. Jh., nämlich 21 Jahre. Daraus kann man wohl schließen, dass das Erreichen dieses Alters auch um 1723 den englischen Mann von den Entscheidungen seiner Eltern vollständig unabhängig machte.
 
Der Marriage Act hat natürlich gewisse sozialpolitische Implikationen. Er sollte ad hoc-Ehen Minderjähriger erschweren, indem er den Prozess der Eheschließung verlangsamte (Bestellung des Aufgebots) und ein Mindestalter für die Ehe festlegte. Zudem war es ein Angriff auf das Universelle Priestertum, etwa bei Presbyterianern, welches es theoretisch jedem Getauften erlaubte, priesterliche Handlungen zu unternehmen. Da der Marriage Act nur für England galt, setzte für die nächsten +/-150 Jahre eine Flucht nach Schottland ein, die bis heute im Dorf Gretna Green, knapp 100 m hinter der Grenze, mit der "Hochzeitschmiede" kommerzialisiert wird ("Pflichthaltepunkt" für jede Busreise nach Schottland ;) ). Erst Anfang des 20. Jhdts. wurde auch in Schottland das Hochzeitsalter hochgesetzt.
 
Zuverlässige Angaben zur männlichen Volljährigkeit habe ich im (englischen und deutschen) Internet für das frühe englische 18. Jh. nicht entdecken können, dafür aber für das 17. und für das späte (ab 1753, Marriage Act von Lord Hardwick) 18. Jh., nämlich 21 Jahre. Daraus kann man wohl schließen, dass das Erreichen dieses Alters auch um 1723 den englischen Mann von den Entscheidungen seiner Eltern vollständig unabhängig machte.
Merci. Mein Protagonist ist 21 Jahre alt, Vollwaise und lebt bei einer Schwester seines verstorbenen Vaters. Wenn ich ihn als jetzt nach Frankreich schicke in Begleitung eines Dieners begehe ich keinen historischen Fauxpas?
 
Der Marriage Act hat natürlich gewisse sozialpolitische Implikationen. Er sollte ad hoc-Ehen Minderjähriger erschweren, indem er den Prozess der Eheschließung verlangsamte (Bestellung des Aufgebots) und ein Mindestalter für die Ehe festlegte. Zudem war es ein Angriff auf das Universelle Priestertum, etwa bei Presbyterianern, welches es theoretisch jedem Getauften erlaubte, priesterliche Handlungen zu unternehmen. Da der Marriage Act nur für England galt, setzte für die nächsten +/-150 Jahre eine Flucht nach Schottland ein, die bis heute im Dorf Gretna Green, knapp 100 m hinter der Grenze, mit der "Hochzeitschmiede" kommerzialisiert wird ("Pflichthaltepunkt" für jede Busreise nach Schottland ;) ). Erst Anfang des 20. Jhdts. wurde auch in Schottland das Hochzeitsalter hochgesetzt.

Das Mindestalter muss in Schottland aber immer noch deutlich unter dem damaligen Mindestalter von 21 Jahren gelegen haben. Ein Cousin meines Vaters hat zum Entsetzen mancher Familienmitglieder Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahren in Gretna Green geheiratet. Er selbst war damals wohl schon 21,(die Volljährigkeit lag damals in der Bundesrepublik noch bei 21) die Braut war aber noch minderjährig und erst 16 oder 17 Jahre alt.
 
Ob es Volljährigkeit im heutigen Sinn gab ist sowieso zu bezweifeln. Religiös galt ein eigenes Alter und im Strafrecht wurden Kinder im Prinzip wie Erwachsene behandelt. Im Lehnsrecht galten teils mittelalterliche Schranken. Da müsste man schon in jeder Gegend und jedem Bereich genauer schauen.

Da auf das Alter auch nicht so genau geachtet wurde, kam es sowieso mehr auf das Auftreten an.
 
Ich glaube mich zu erinnern, dass in alten Zeiten spielenden Romanen von Volljährigkeit die Rede war, die bei 26 oder 27 Jahren lag. Aber das waren halt Romane, in wieweit da recherchiert worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

PS: Inzwischen habe ich dies gefunden - Zitat:
In Württemberg galt folgendes Wahlverfahren: Zur Wahl zugelassen waren alle Volljährigen, d.h. über 25 Jahre alten selbständigen Bürger, d.h. im Sinne der Zeit nur Männer.
Das betraf das Jahr 1848.
 
Mir war mal aufgefallen auch an den Porträts von Pompeo Batoni, dass die englischen Gentlemen, die auf Grand Tour nach Rom kamen, alle so ziemlich dasselbe Alter hatten. Ich glaube, das war 21 Jahre. Vielleicht ist das ein Indiz, dass man mit der Volljährigkeit auf Reisen ging?
 
Zurück
Oben