Einstieg deutsche Geschichte

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Frank

Gast
Guten Abend,

eigentlich war das Interesse für Geschichte schon immer bei mir vorhanden. Allerdings kommt es die letzten Monate immer mehr hervor. Mag vielleicht auch ein Stück weit daran liegen, dass ich mit 42 Jahren etwas ruhiger werde und mir auch eher die Zeit nehme, um mal ein Buch zu lesen, welches kein Fantasyroman ist:)

Jedenfalls bin ich letztens durch einen Artikel zu Otto I. , auf die Entstehung Deutschlands neugierig geworden. Also habe ich mir erst mal die Biografie von Matthias Becher besorgt. Während des Durchlesens kam ich dann immer wieder an Stellen, an denen mir einfach das Vorwissen fehlte. Sei es nun zu Ottos Vater Heinrich I. oder gar zu Karl des Großen. Wie es eben mit Geschichte so ist, baut alles aufeinander auf. Zumindest ist das meine Erkenntnis. Bleibt nur die Frage, wo ich jetzt beginnen soll. Ich habe für mich die folgenden Optionen identifiziert:

1. Ich gehe komplett bis zu den Germanen zurück und arbeite mich durch.

2. Ich starte bei den Anfängen des Frankenreichs.

3. Ich gehe noch weiter zurück und beginne mit dem Römischen Reich.

Ich bin wirklich total überfragt. Auf der einen Seite verstehe ich, dass die Zusammenhänge von Beginn an wichtig sind um Beweggründe für spätere Vorkommnisse zu verstehen. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nicht "unnötiges" Wissen sammeln. (Obwohl es so etwas meiner Meinung nach kaum gibt, so lange man das Thema interessant findet).

Ich erwarte auch gar keine Universallösung von euch aber vielleicht einen Tipp. Entscheiden muss ich es ja eh selbst.

Vielleicht noch ein paar Worte zu meinen Vorkenntnissen. Ich hatte in den 80er Jahren das letzte Mal Geschichtsunterricht an einer Hauptschule. Alles was ansonsten dazu kam, habe ich mir durch Bücher, Zeitschriften mit geschichtlichen Themen und der einen oder anderen Doku geholt. Also nix mit Abi, Studium oder Sonstigem. Einfach nur Interesse dafür.

Vielen Dank vorab, einen schönen Abend und bis bald.

Frank
 
Auch wenn Du mit dem Römischen Reich beginnst, wirst Du immer wieder auf Stellen treffen, wo das Vorwissen fehlt.
Es kann natürlich auch nichts schaden, sich mit den alten Römern zu befassen. Nur bist Du dann mit Otto I. immer noch nicht weiter und hast immer noch riesig viel Stoff zu "bewältigen". Lies doch das, was Dich am meisten interessiert, und mit der Zeit wird sich das eine zum anderen fügen. Weiße Flecken wird es aber garantiert auch in 42 Jahren noch geben.

(Ich finde es übrigens sehr vorbildlich, dass Du Dich nicht mit Rumgooglen und Wiki-Schnipseln zufriedengibst, sondern Dich mit solider Literatur auseinandersetzt.)
 
Hallo Frank,
mach es doch wie ein Heimatforscher. Schau mal welche Völker/Menschen sich bei dir so vor Ort rumgetrieben haben. Fang einfach mit einer bestimmten Zeit an die du spannend findest, wie schon Sepiola meinte. Danach wird es eh schnell grossräumiger durch Einflüsse von aussen und dein Wissen nimmt zu. Dein Umfeld findet es bestimmt auch spannend etwas mehr über die lokale Geschichte zu erfahren. Die Leute hier haben sicherlich Lust dir dabei zu helfen. ;)
 
Guten Morgen,

vielen Dank für die ersten Antworten. Hatte heute Nacht (Dank eines Hundes mit Magen-Darm Problemen) Zeit, mir noch mal Gedanken zu machen. Ich werde jetzt in der Tat erst mal die Biographie von Otto I. fertig lesen und mich dann mit seinem Vater beschäftigen. Ich denke mal, dass ich dadurch mit Heinrich schon etwas mehr verstehe, da der eine oder andere Name schon aufgetaucht ist. Danach entscheide ich mich dann, ob ich weiter zurück gehe und tatsächlich Karl den Großen genauer beleuchte oder mit den Ottonen weiter mache.

Wogegen ich mich auf jeden Fall entschieden habe ist, mich immer nur auf ein Thema zu fixieren und dieses "durchzudrücken", auch wenn mich im Moment ein anderer Zweig mehr interessiert. Früher oder später kommt man eh wieder auf die alten Themen zurück:)

Freue mich übrigens auch, dass ich dieses Forum entdeckt habe. Habe schon beim Überfliegen viele interessante Threads entdeckt. Das Schöne an der Geschichte ist ja, dass einem die Themen nie ausgehen.

Viele Grüße und einen schönen Start in die Woche.

Frank

P.S.: Ich warte noch vergeblich auf einen Bestätigungslink für meine Anmeldung hier. Ist bekannt, ob es da aktuell Probleme gibt?
 
Moin Frank,
ich schreib dir mal wie es meistens bei mir abläuft wenn ich auf ein spannendes Geschichtsthema stoße, denn ich bin jemand der zu wenig Zeit und zu viele Hobbys hat und leider auch beruflich nichts mit Geschichte zu tun hat.
Generell schau ich Abends gerne mal auf ZDF oder andren Sendern Geschichtsdokus, man bekommt dabei einen groben Überblick und kann gut nebenbei andere Sachen machen, wie z.B. Haushalt. Man sollte aber nicht alles in solchen dokus zu ernst nehmen.
Wenn mich ein Thema interessiert fange ich an im Internet zu suchen, dort merke ich dann welche Themenbereiche es gibt und welche anderen Ereignisse noch relevant sind. Über diese Themen informiere ich mich dann, manchmal auch nur sehr oberflächlich, z.b. über Wikipedia. Dann irgendwann reicht der Überblick um sich ein Buch zu besorge.

Vor Jahren interessierte mich z.B. der Dreißigjährige Krieg, bevor ich dazu aber ein buch kaufte, plünderte ich das Bücherregal meines Vaters über die Reformation, den Calvinismus und die Jesuiten, dann las ich ein Buch zum Habsburger Bruderzwist und eins zum Ständeaufstand in Ungarn. Zum jülichKlevischen Erbfolgestreit und zu Donauwörth wurde ich bei google.books fündig. Zu Karl IV und der Goldenen Bulle reichte mir das was ich bei Wiki fand. Informationen zum Reichstag 1608 zog ich mir parallel aus zwei Büchern. Zwischendurch las ich immer wieder die Algemeine Deutsche Biografie zu entsprechenden Personen.

So wandere ich vorwärts und rückwärts durch die Deutsche Geschichte, mal mehr mal weniger intensiv.
Bis heute hab ich kein Buch über den dreißigjährigen Krieg.

Gruß Jan
 
Gerade die Fernseh-Dokumentation sind in meinen Augen sehr mit vorsicht zu genießen. Zu Lautmalerisch und viele Sachen aus dem Zusammenhang gerissen.
 
Guten Morgen,
...
Wogegen ich mich auf jeden Fall entschieden habe ist, mich immer nur auf ein Thema zu fixieren und dieses "durchzudrücken", auch wenn mich im Moment ein anderer Zweig mehr interessiert. Früher oder später kommt man eh wieder auf die alten Themen zurück:)
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Frank

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Es ist gewiss vorteilhaft und erstrebenswert sich nicht "immer nur auf ein Thema zu fixieren".
Wenn man aber erwartet "eh wieder auf die alten Themen zurück" zu kommen, dann kommt das dem löblichen Vorsatz leicht in die Quere.:rolleyes:

Was ich mich ernsthaft frage: gibt es überhaupt eine "Deutsche Geschichte" vor 1871?
Ich würde das verneinen.
 
Es ist gewiss vorteilhaft und erstrebenswert sich nicht "immer nur auf ein Thema zu fixieren".
Wenn man aber erwartet "eh wieder auf die alten Themen zurück" zu kommen, dann kommt das dem löblichen Vorsatz leicht in die Quere.:rolleyes:

Was ich mich ernsthaft frage: gibt es überhaupt eine "Deutsche Geschichte" vor 1871?
Ich würde das verneinen.

Das ist wohl zum großen Teil eine Definitionssache. Ich für meinen Teil, interessiere mich beinahe für alles, was auf dem heutigen, deutschen Boden stattgefunden hat. Da dies jedoch in der Vergangenheit über die heutigen Grenzen hinaus ging, bin ich da recht flexibel bzw. muss es sogar sein.

Wenn sich jemand tatsächlich nur für die Zeit interessiert, in der sich ein Volk selbst als Deutsch betrachtete, sprechen wir meiner Meinung nach von der Zeit ab den Ottonen.

Geht es nur um das deutsche Reich, bin ich eher bei dir.
 
Was ich mich ernsthaft frage: gibt es überhaupt eine "Deutsche Geschichte" vor 1871?
Ich würde das verneinen.

Das habe ich nicht verstanden. Was ist mit den sogenannten "Befreiungskriegen", mit dem "Deutscher Bund", mit der Rev. von 1848/Paulskirche, mit dem Dualismus Ø/U-Preussen? Ich finde, es sind wesentliche Bestandteile der deutschen Geschichte.
Und das HRRDN hat auch nichts mit der deutschen Geschichte zu tun?

Gruss, muheijo
 
Zu Deiner Ausgangsfrage:
Starte doch mit einer Gesamtdarstellung der Deutschen Geschichte aus gutem Hause. Dort findest Du dann den oder die entsprechenden Vorschläge des Autoren, die dann sogar ggf. dort diskutiert und eingeordnet werden.

Die Empfehlung hängt auch davon ab, wie detailliert und wissenschaftlich das sein muss.

Als wissenschaftliches Überblickswerkt kannst Du zum Einstieg mit
Hagen Schulze, Kleine deutsche Geschichte,
z. B. nicht allzuviel falsch machen.

Wissenschaftlich und sehr detailliert wäre dann z. B. der Gebhardt:
Handbuch der deutschen Geschichte.
Der widmet den einzelnen Epochen jeweils ganze Bände.

Von da aus kannst Du Dich dann je nach Interesse über die Verweise und das Quellenverzeichnis gezielt weiter vorarbeiten.

P. S.: Vielleicht als Literaturhinweis zur sich entspannenden Diskussion:
Schulze, Hagen, Gibt es überhaupt eine deutsche Geschichte
Schon etwas älter, aber der hat dazu sicherlich auch einiges zu sagen.;)
 
Den Gebhardt bekomme ich morgen tatsächlich von einem Kollegen geschenkt. Er hat das Buch bei sich daheim rumliegen, ohne dass er dafür Verwendung hat. Da bin ich auf jeden Fall gespannt. :)

Das Buch von Hagen, werde ich erst mal aufschieben. Ich denke ich verschaffe mir erst mal halbwegs unvoreingenommen selbst einen Überblick. Sollte mir aber wohl eine Liste anlegen, auf der alle Bücher notiert werden, die irgendwann in meinen Besitz wandern sollten.
 
Ich kann Alexander Demandt: Über die Deutschen empfehlen. Liest sich sehr schön und vermag es rote Fäden zu verfolgen.
 
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