Dienstboten in der Frühen Neuzeit

Brissotin

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Ich hatte gedacht, ich hätte dazu mal einen Thread vor vielen Jahren aufgemacht. Bedingt durch meine Tätigkeit v.a. in Museen bin ich immer interessiert an Quellen über Dienstboten in der Frühen Neuzeit. Aus dem englischsprachigen Bereich sind einige brauchbare Werke überliefert, die bisweilen aus der Feder ehemaliger Dienstboten stammen wie "The complete servant"*. Eines der ersten Bücher über Dienstboten, das ich jemals las, ist Swifts "Anweisungen für für Dienstboten"**, welches für sich hat, dass es ungemein unterhaltsam geschrieben ist, während das Buch von Mr. und Ms. Adams ein Nachschlagewerk und Kompendium von hohem Nutzen ist. Wenngleich im 19.Jh. verfasst, spiegelt es doch die Gepflogenheiten des späten 18. und frühen 19.Jh. gleichermaßen wider.
Ähnliche Bücher auf Deutsch sind scheinbar eine Rarität.
Sehr spannend finde ich das aktuelle Interview des US-Historikers Alexander Burns mit Andrew Warren: Kabinettskriege: Young Historian Spotlight: Andrew Warren

* Samuel & Sarah Adams: "The complete Servant" London, Knight & Lacey, 1825
** Jonathan Swift: "Anweisungen für Dienstboten", Inselverlag, Frankfurt, 1968
 
Bedingt durch meine Tätigkeit v.a. in Museen bin ich immer interessiert an Quellen über Dienstboten in der Frühen Neuzeit.

Der bedeutendste Roman zum Thema ist zweifellos Samuel Richardsons "Pamela" von 1740, in dem zum ersten Mal in der Literaturgeschichte ein Angehöriger der Unterschicht (das 15-jährige Dienstmädchen Pamela) als Protagonist eines Romans erscheint. Das Buch wurde europaweit ein Riesenerfolg, es gilt als der erste Bestseller der Literaturgeschichte und hat das Romangenre stilistisch nachhaltig geprägt (z.B. Rousseaus "Julie", Goethes "Werther", Laclos´ "Gefährliche Liebschaften" und die Werke von Jane Austen). Im Jahr 1741 brachte Henry Fielding unter einem Pseudonym die "Pamela"-Satire "Shamela" heraus, seine Autorschaft ist aber unumstritten. In diesem Kurzroman wird Richardsons tugendhafte Pamela in die verschlagene Shamela umgedichtet, um den - nach Ansicht Fieldings - "wahren" Charakter Pamelas zu offenbaren. Ich habe von beiden Romanen deutsche Übersetzungen erstellt, die in den nächsten zwei Wochen als Ebook erscheinen werden (im Fall von "Pamela" aber nur der erste Band, der die wichtigsten Ereignisse der Story enthält). Von "Pamela" liegt bisher nur eine deutsche Übersetzung von 1743 auf der Grundlage der französischen Übersetzung von 1741 vor, während "Shamela" noch nie in eine Fremdsprache übersetzt wurde.

Pamela; or, Virtue Rewarded - Wikipedia

An Apology for the Life of Mrs. Shamela Andrews - Wikipedia
 
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Hier sind Links zu zwei Fachpublikationen zum Thema, die erste von Eva Eßlinger vom Institut für Deutsche Philologie (LMU München), die zweite von Kristina Straub von der Carnegie Mellon University (Pittsburgh, Pennsylvania). Dazu ein Link zu einer Passage aus Daniel Defoes ‘Everybody’s Business is Nobody’s Business’ (1725), in der es um ein Bewerbungsgespräch für eine Dienstmädchenstelle geht.

(Ich hoffe, dass alle Links forenregeltechnisch akzeptabel sind)


Eine andere Geschichte des Bürgertums - Eva Eßlingers „Das Dienstmädchen, die Familie und der Sex“ : literaturkritik.de

Diese Münchner Dissertation, die im Rahmen eines Graduierten-Kollegs der Konstanzer Universität entstanden ist, beschäftigt sich mit der Figur des Hausmädchens, genauer noch: mit der literarischen Konzeptionalisierung dieser Figur, deren Urbild die Verfasserin in Samuel Richardsons Briefroman Pamela; or, Virtue Rewarded von 1740 sieht. Auf breitem, komparatistisch ausgewähltem Materialhintergrund, der auf englische, französische und deutsche literarische Beispiele von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgreift, geht Eßlinger den Wandlungen der Figur bzw. den verschiedenen Rollen nach, die das Dienstmädchen im Laufe der Geschichte des Bürgertums und der bürgerlichen Gesellschaft gespielt hat.
Ausgehend von der grundsätzlichen These, wonach das häusliche (vulgo: bürgerliche) Geschehen dem Auge des Staates entzogen ist und somit, wie Eßlinger zustimmend Albrecht Koschorke zitiert, ein „vor- und außerpolitischer Raum“ konstituiert wird, in dem allein die Autorität des ‚pater familias‘ gilt, untersucht sie die „Willkürpraktiken“, denen die Hausmädchen weitgehend ausgesetzt sind:
„Sie geraten […] oft in die Lage, für die emotionale wie für die sexuelle Versorgung der Familienmitglieder in Anspruch genommen zu werden: als Kinderfrauen, die häufig einen engeren Kontakt zu den Kindern haben als die leiblichen Mütter; als Objekte des Begehrens durch ihren Arbeitgeber oder dessen heranwachsende Söhne; und nicht selten sogar als Vertraute der Mutter, obwohl das Verhältnis zwischen den Frauen im Haushalt schon aus rollentechnischen Gründen selten spannungsfrei ist."


Domestic Affairs: Intimacy, Eroticism, and Violence Between Servants and Masters in Eighteenth-Century Britain | Reviews in History

Straub investigates relations between servants, masters and mistresses in a (short) 18th century, running from Daniel Defoe to William Godwin. Alert to questions of gender, sexuality and identity, she argues that complaints about servants intensified during the period; their insubordination, disloyalty, independence and ability to corrupt the household became the focus of new anxieties, with far-reaching effects. Novels and conduct literature struggled to contain or resolve a series of paradoxes that were created by servants’ increasing economic and social autonomy. Mobility, agency and maturity, giving notice, getting money and having sex, came up against older models of service as an uncomplicated state of childlike, emotional dependence. What was it to live in a family? Who was the servant? How could employers be sure of their domestics’ toil and affection?
The servant problem, Straub suggests, was as much about intimacy as about class. In the making of the modern family, servants (or rather, literary versions of them) were fundamental to the working out of ideas about desire, domesticity and gender. And because they were servants, inequality and difference came along too. The passions that drew Mr B– to Pamela or led Caleb Williams to spy on Mr Falkland fall into place as cultural responses to seismic shifts in the political and economic landscape of 18th-century Britain. When Mrs Brownrigg beat an apprenticed child to death in 1767, popular accounts resorted to the language of sadomasochism not household economy. Conflicts over labour thus shaped modern understandings of sexual and gender identities; an erotics of power infused domestic negotiations and toil.

Daniel Defoe (1661?-1731). Engaging a Maid-Servant. Warner, et al., comp. 1917. The Library of the World's Best Literature

My family is composed of myself and sister, a man and maid; and being without the last, a young wench came to hire herself. The man was gone out, and my sister above-stairs, so I opened the door myself, and this person presented herself to my view, dressed completely, more like a visitor than a servant-maid; she, not knowing me, asked for my sister. “Pray, madam,” said I, “be pleased to walk into the parlor; she shall wait on you presently.” Accordingly I handed madam in, who took it very cordially. After some apology I left her alone for a minute or two, while I, stupid wretch! ran up to my sister and told her there was a gentlewoman below come to visit her. “Dear brother,” said she, “don’t leave her alone; go down and entertain her while I dress myself.” Accordingly down I went, and talked of indifferent affairs; meanwhile my sister dressed herself all over again, not being willing to be seen in an undress. At last she came down dressed as clean as her visitor; but how great was my surprise when I found my fine lady a common servant-wench.
 
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„Sie geraten […] oft in die Lage, für die emotionale wie für die sexuelle Versorgung der Familienmitglieder in Anspruch genommen zu werden: als Kinderfrauen, die häufig einen engeren Kontakt zu den Kindern haben als die leiblichen Mütter; als Objekte des Begehrens durch ihren Arbeitgeber oder dessen heranwachsende Söhne; und nicht selten sogar als Vertraute der Mutter, obwohl das Verhältnis zwischen den Frauen im Haushalt schon aus rollentechnischen Gründen selten spannungsfrei ist."
Wilhelm Busch, die fromme Helene (Kapitel 4) :
Eins aber war von ihm nicht schön:
Man sah ihn oft bei Hannchen stehn!
Doch jeder Jüngling hat wohl mal
'n Hang fürs Küchenpersonal,
(Hannchen ist das Küchenmädchen)
auch in der Parodie auf den Entwicklungsroman "Tobias Knopp" findet sich eine ähnliche Szene.
 
Weitere Sekundärquellen zum Thema, das in Bezug auf Dienstmädchen natürlich jede Menge #MeToo-Potential hat:

‘Stolen Goods’: The Sexual Harassment of Female Servants in West Wales during the Nineteenth Century

‘Stolen Goods’: The Sexual Harassment of Female Servants in West Wales during the Nineteenth Century | Rural History | Cambridge Core

‘How came I to be his property? What right has he in me, but such as a thief may plead to stolen goods?’ cried Pamela, the virtuous servant maid of Richardson's novel. Pamela was written in 1740, but the assumption that masters had sexual rights over their servants cast a long shadow. The questions Pamela raises about powerlessness and ‘worth’ are crucial to understanding the plight of female servants in the nineteenth century. This study examines why servants were particularly vulnerable to sexual harassment, the consequences of sexual abuse for victims and offenders, and underlying male attitudes which affected both the incidence of assaults and the justice meted out by the courts.

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Review of : Household Servants in Early Modern England - Research Database - University of Hertfordshire

Roger Richardson's Household Servants in Early Modern England follows hard on the heels of Carolyn Steedman's Labours Lost. Domestic Service and the Making of Modern England (Cambridge University Press, 2009), and both authors argue that their subject has been sadly neglected by historians to date. Richardson's book covers the mid-sixteenth to the mid-eighteenth centuries, although there are frequent forays into the next century, while Steedman focuses upon the years 1760–1830.

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Domestic Servants, England 1660-1750

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=13&ved=2ahUKEwjQ1o7b25XeAhXR3KQKHTMQBpk4ChAWMAJ6BAgHEAI&url=http://www.fupress.net/index.php/bsfm-jems/article/download/15767/14804&usg=AOvVaw0ZoOy7UQGvWnjNpXbuoCE2

This article surveys scholarship dealing with domestic service in England at the latter end of early modernity.
 
Vielen Dank für die Literaturhinweise. Ich hatte mal in "Shamela" hineingelesen und hatte gleich den Eindruck, dass es sich um ein Werk Fieldings handeln müsse, da der Humor schon starke Parallelen zu "Tom Jones" oder anderen Werken wie "The Wedding Day" aufweist. Typisch für Fielding sind die überwiegend starken Dienstbotenfiguren, selbst wenn sie wie Miss Jenny Jones eher fragwürdig in ihrer Handlung scheint.
 
Ich hatte mal in "Shamela" hineingelesen und hatte gleich den Eindruck, dass es sich um ein Werk Fieldings handeln müsse, da der Humor schon starke Parallelen zu "Tom Jones" oder anderen Werken wie "The Wedding Day" aufweist.

Ja, Fielding ist schon eine eigene Hausnummer. Ich bin gerade dabei, die Shamela-Übersetzung abzuschließen und komme auf Fieldings Pamela=Shamela-Interpretation (der ich als Pamela-Fan bei aller Wertschätzung für seinen Esprit und seine schriftstellerischen Qualitäten kritisch gegenüberstehe) noch zurück.

Hier sind zwei der witzigsten Stellen. Das mit der 3-maligen Wiederholung ist eine sexuelle Anspielung, denn "he" ist Pfarrer Williams, der Liebhaber von Shamela und Vater ihres Kindes, das sie mit 14 bekam. Die orthographischen Fehler in den Briefen der 15-jährigen Shamela sind vom Autor natürlich beabsichtigt.

As he went along, he began to discourse very learnedly, and told me the Flesh and the Spirit were too distinct Matters, which had not the least relation to each other. That all immaterial Substances (those were his very Words) such as Love, Desire, and so forth, were guided by the Spirit: But fine Houses, large Estates, Coaches, and dainty Entertainments were the Product of the Flesh. Therefore, says he, my Dear, you have two Husbands, one the Object of your Love, and to satisfy your Desire; the other the Object of your Necessity, and to furnish you with those other Conveniencies. (I am sure I remember every Word, for he repeated it three Times; O he is very good whenever I desire him to repeat a thing to me three times he always doth it!) as then the Spirit is preferable to the Flesh, so am I preferable to your other Husband, to whom I am antecedent in Time likewise. I say these things, my Dear, (said he) to satisfie your Conscience. A Fig for my Conscience, said I, when shall I meet you again in the Garden?

(…)

After Dinner Mr. Williams drank the Church et cætera; and smiled on me; when my Husband's Turn came, he drank et cætera and the Church; for which he was very severely rebuked by Mr. Williams; it being a high Crime, it seems, to name any thing before the Church. I do not know what Et cetera is, but I believe it is something concerning chusing Pallament Men; for I asked if it was not a Health to Mr. Booby's Borough, and Mr. Williams with a hearty Laugh answered, Yes, Yes, it is his Borough we mean.
 
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Noch ein Hinweis:

Tim Meldrum (2000) Domestic Service and Gender 1660-1750 - Life and Work in the London Household

Es handelt sich dabei eher um Sozialgeschichte, was die Umstaende, aber nicht die Arbeit erklaert. Ist interessant, aber wenn man jetzt wissen will wie genau der Arbeitsalltag ablief, ist das wenig hilfreich.
 
Zur Erinnerung, das Thema heist: "Dienstboten in der Frühen Neuzeit"

Tim Meldrum (2000) Domestic Service and Gender 1660-1750 - Life and Work in the London Household

Es handelt sich dabei eher um Sozialgeschichte, was die Umstaende, aber nicht die Arbeit erklaert. Ist interessant, aber wenn man jetzt wissen will wie genau der Arbeitsalltag ablief, ist das wenig hilfreich.

Gemessen an dem im Titel formulierten Anspruch, kann ich die inhaltlich Verengung auf spezielle Aspekte, der lediglich temporär und regional gültigen Arbeitsbeschreibung von "Dienstboten" oder die Rolle von sexueller Gewalt nicht ganz nachvollziehen.

Der Hinweis von Saint-Simone geht in die richtige Richtung, eine angemessene Beschreibung der "Dienstboten in der Frühen Neuzeit" zur erreichen. Zumal er die aktuelle Literatur diskutiert.

Und damit wird die fundamentale Beziehung von "master-servant", wie auch bei Meldrum präzisiert, und im Link aus #6 beschrieben, in den Fokus gestellt.

Link in #6:
"....since the master-servant tie was one of the most fundamental relationships that characterized European society before the era of the French Revolution … Like the bonds between lords and vassals, masters and apprentices, even fathers and sons, tiesbetween masters and servants linked tens of thousands of Europeans in relationships imbued with economic, social and political significance. No relationship, with the exception of that between husbands and wives, better expresses the patriarchal and hierarchical ideal of early modern society..."

Es ist ein vielschichtiges Thema, das sowohl die Klassenstruktur der jeweiligen Gesellschaften und das als auch den Bereich der Genderisierung von Historiographie betrifft. Und in diesem Kontext der gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisse das "master-servant" Verhältnis beleuchtet und damit verständlich macht.

Arbeitsplatzbeschreibungen oder einzelne Texte zu sexuellen Übergriffen werden dem Anspruch des Thema kaum gerecht. Dieses Thema ist ein Kernthema der Sozialgeschichte und sollte auch als solches behandelt werden. Aus deshalb, weil die Definition der "Arbeitsplatzbeschreibung" das Ergebnis eines "Verhandlungsprozesses" ist, in dem sich die Machtstruktur der damaligen Gesellschaft widerspiegelt. Um ein wenig kritische Reflektion in das Thema einfließen zu lassen.
 
Gemessen an dem im Titel formulierten Anspruch, kann ich die inhaltlich Verengung auf spezielle Aspekte, der lediglich temporär und regional gültigen Arbeitsbeschreibung von "Dienstboten" oder die Rolle von sexueller Gewalt nicht ganz nachvollziehen

Ein so wesentliches Thema wie der sexuelle Missbrauch von Dienstmädchen durch juristisch kaum angreifbare Aristokraten würde ich nun wirklich nicht als eine thematische "Verengung" bezeichnen, es spricht vielmehr das wohl größte soziale Problem an, welche das Dienstboten-Thema für das 18. Jahrhundert zu bieten hat, und stellt alle anderen Aspekte dieses Themas in den Schatten. Man bedenke, dass ein englischer Adliger, wenn er ein vom König ernannter Friedensrichter (justice of the peace) war, in seinem Bezirk die höchste Instanz verkörperte, d.h. kein von ihm verübtes Verbrechen, z.B. die Vergewaltigung eines Dienstmädchens, konnte vom Opfer bei einer auswärtigen Instanz angeklagt werden. In solchen Fällen war es für den adligen Richter=Täter ein Leichtes, Beweise so zu fälschen (z.B. ein angeblicher Diebstahl), dass das Opfer, wenn es öffentlich gegen ihn aufbegehrte, von ihm zum Tode verurteilt werden konnte. Das war den Opfern natürlich klar, also hatten sie keine andere Wahl, als den Missbrauch über sich ergehen zu lassen.

Auch diese Problematik, die nahezu absolute Macht des Hausherrn, wird in Richardsons "Pamela" thematisiert. Es geht in diesem nicht nur literaturgeschichtlich, sondern auch sozialgeschichtlich überaus folgenreichen Roman nicht "nur" um sexuellen Missbrauch oder dessen Androhung. Vielmehr ist die daraus erwachsende rebellische Haltung des Dienstmädchens Pamela gegenüber ihrem mächtigen Herrn das erste (und europaweit wahrgenommene) literarische Signal für die 50 Jahre später eintretende Französische Revolution. Eine der wichtigsten Stellen, in der Sekundärliteratur oft zitiert, lautet:

(I = Pamela / she = Mrs. Jewkes, die rechte Hand des libertinen Adligen)

And pray, said I, walking on, how came I to be his property? What right has he in me, but such as a thief may plead to stolen goods?--Why, was ever the like heard? says she.--This is downright rebellion, I protest!


Dieses Aufbegehren einer Vertreterin des niederen Standes gegen die Willkür des herrschenden Standes war zur dieser Zeit beispiellos und aus einer sexuellen Missbrauchssituation heraus motiviert. Der damit zusammenhängende Einfluss des Romans auf einige der wichtigsten Vordenker der Französischen Revolution war ganz erheblich: Denis Diderot vergötterte Richardson förmlich ("le divin Richardson") und stellte ihn neben Homer und Shakespeare. Rousseau nahm "Pamela" und Richardsons Nachfolgeroman "Clarissa" (mit einem sehr ähnlichen Plot) als Inspiration für seine "Julie", die gleichfalls ein Riesenerfolg wurde und ein Plädoyer gegen die Absurdität von Standesunterschieden darstellt. Voltaire sah in "Pamela" ebenfalls seine tiefe Abneigung gegen die Standesunterschiede widergespiegelt, was seine politische Haltung in diesem Punkt noch bestärkte und ihn auch zu einem Theaterstück namens "Nanine" veranlasste, das praktisch eine Coverversion von "Pamela" ist. Friedrich d.Gr., dem er das Stück zusandte, konnte mit einem Text, der die Standesunterschiede in Frage stellt, aber wenig anfangen.

Generell lässt sich sagen, dass Richardsons Romane dem Aufbegehren des Bürgertums gegen die Selbstherrlichkeit des Adels im 18. Jahrhundert einen mächtigen Auftrieb gegeben haben, indem sie diesem Aufbegehren eine literarische Stimme gaben, die in ganz Europa gehört wurde.

Ausgangspunkt dieser Entwicklung aber war — um auf deinen Einwand zurückzukommen — der sexuelle Missbrauch durch libertine Adlige, dem viele Dienstmädchen im 18. Jahrhundert hilflos ausgesetzt waren.

Aus dem oben angedeuteten Kontext wird auch klar, warum Henry Fielding, der aristokratischer Herkunft war, so feindselig gegenüber Richardsons "Pamela" auftrat, in der sein eigener Stand (die englische Gentry) als moralisch verdorben charakterisiert wird. Ironischerweise hat Fielding ein paar Jahre nach "Shamela" genau das praktiziert, was er in Bezug auf "Pamela" attackiert: Er heiratete 1747 die von ihm schwangere Mary Daniel, das DIENSTMÄDCHEN seiner verstorbenen Frau Charlotte. 1741 hatte er in "Shamela" Samuel Richardson aber noch vorgeworfen, in "Pamela" die Dienstmädchen, die einen großen Anteil an der Leserschaft des Bestsellers hatten, dazu anzustiften, auf eine Heirat mit ihren Herren zu spekulieren:

(Einer von Fieldings Anklagepunkten gegen "Pamela", in der das Dienstmädchen am Ende den von ihr moralisch geläuterten Adligen heiratet, nachdem dieser bereit ist, seine Bedenken wg. Standesunterschied zu ignorieren)

All Chambermaids are strictly enjoyned to look out after their Masters.
 
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In der Archivwissenschaft - keine Sorge, ich werde schnell zum Punkt kommen - ist immer die Frage, was man - außer dem juristisch Relevantem - archiviert und was man kassiert. Bewahrt man nur das Außergewöhnliche für die Nachwelt auf, können künftige Historiker kein Bild vom Alltagsleben zeichnen.
Der sexuelle Missbrauch von Schutzbefohlenen und Untergebenen scheint ein Problem aller Gesellschaften quer durch die Geschichte zu sein. Seine Thematisierung in der zeitgenöss. Literatur spiegelt das. Nur sollte man sich hüten - und hier schließt sich der Kreis - Problematisierungen in der Literatur mit dem Alltag zu verwechseln. Sexuelle Beziehungen zwischen (erwachsenen!) Untergebenen und Höhergestellten müssen auch nicht grundsätzlich auf das Machtgefälle zwischen beiden reduziert werden, gleichwohl das sicher in einem Großteil der Fälle, vielleicht sogar der überwiegenden Mehrheit (aber nicht unbedingt), so war.

Nun ist aber die Sexualität im Machtgefüge zwischen Untergebenen und Vorgesetztem nur ein Aspekt unter vielen, der im Alltag vermutlich auch eine eher untergeordnete Rolle spielte.
 
@Chan
Es ist auch nicht so, dass Saint-Simone das so sehen würde, aber sie versteht, glaube ich, eher den Hintergrund meiner Frage. Mir geht's meistens ums Alltagsleben von Dienstboten.

Zum Thema Kleidung von Dienstboten möchte ich kurz auf folgenden Bücher hinweisen, die mir beide vorliegen:
P.E. Cunnington: "Costume of Household Servants From the Middle Ages to 1900" A & C Black Publishers, 1974
John Styles :"The Dress of the People: Everyday Fashion in Eighteenth-Century England" Yale University Press, 2008
Letzteres thematisiert zwar Dienstboten insbesondere nur kurz, dafür aber speziell aufs 18.Jh. gemünzt und mit teilw. erstaunlicher Recherche.

Wie oben gesagt, wieder offenbar ganz überwiegend nur Quellen aus England oder evtl. bisweilen den USA. Eher wissenschaftlich trocken geschrieben und nicht so leicht lesbar, darf aber über deutsche Verhältnisse und durchaus interessant ist das Buch von Renate Dürr*. Hierbei arbeitet die Autorin v.a. mit Quellen aus dem 17.Jh., Totenbucheinträgen usw.. Auch sexuelle Übergriffe der Herrschaft auf Dienstbotinnen werden thematisiert.
Aktenkundig traten sie mir bisher vor allem in Strafen gegenüber, wenn Mägde auf dem Land mit Landesverweisung bestraft wurden, weil sie wegen vorehelichem Beischlaf und Ehebruch (durch Bauern) verurteilt wurden. Das Schicksal der Mägde lässt sich in den Fällen eher selten nach verfolgen. In den Städten setzten sich manchmal die Familien für eine frühere Aufhebung der Landesverweisung ein, die offensichtlich eine harte Strafe war.

* Renate Dürr: "Mägde in der Stadt: Das Beispiel Schwäbisch Hall in der Frühen Neuzeit" Campus, 1995
 
Mir geht's meistens ums Alltagsleben von Dienstboten.

Mir ja auch :) Nur scheinen wir unterschiedliche Auffassungen darüber zu haben, wie der Alltag von Dienstmädchen aussah.

Ich will für meinen Part hier ein paar abschließende Bemerkungen zu dem Aspekt des Themas machen, den ich für den bedeutendsten halte, also die verbreitete Gewohnheit des sexuellen Missbrauchs von Dienerinnen durch ihre aristokratischen Herren. Ich denke nicht, dass es sich um eine Angelegenheit handelt, die aus statistischen Gründen als marginal zu gelten hat und daher zu vernachlässigen ist, was einige User hier anzudeuten scheinen. Vielmehr war dieses Problem in jener Zeit weit verbreitet und daher auch ein Thema in Werken bedeutender Schriftsteller. Samuel Richardson habe ich schon genannt.

Nachzureichen ist Eliza Hayworth, die schon vor Richardson im Jahr 1725 in ihrem Roman „Fantomina“ einen sexuell gewalttätigen Libertin (rake) schildert. In einem von ihr 1743 veröffentlichten Ratgeberbuch für Dienstmädchen gibt sie – auch unter dem Eindruck von Richardsons „Pamela“ – den Dienstmädchen Ratschläge für ihr Verhalten zu ihren Herren unter dem Aspekt eines möglichen sexuellen Missbrauchs. Das zeigt doch eindeutig, dass diese Gefahr in aristokratischen Haushalten potentiell allgegenwärtig war und nicht nur eine statistische Ausnahme darstellt.

Hier sind Shots aus ihrem Ratgeber für Dienstmädchen „A present for a servant maid, or, The sure means of gaining love and esteem” (1743):

Image 7 of Page view

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Unter folgendem Link kann man nachlesen, was Chloe Wigston Smith (Dozentin für die Literatur des 18. Jahrhunderts, University of York) zum Thema „Sexueller Missbrauch in Adelshäusern“ zu sagen hat. Da heißt es klipp und klar:

Women servants (…) were frequently raped.

Ich zitiere das Wesentliche:

How harassed women had their #MeToo moments in the 18th century

If Burke had been reading 18th-century English literature, she would have discovered some remarkable examples, in fiction and non-fiction sources, of writers willing to break the cultural silence on harassed and abused women, particularly working women.

In 18th-century Britain, working women mostly laboured as domestic servants, a profession that muddied the boundaries between the professional and the personal. Women servants lived with their employers and were often beset by sexual pressure on all sides – from their male masters to their servant peers. They were frequently raped. Some concealed their resulting pregnancies and gave birth alone in their garret rooms (outcomes for the babies were poor, which often resulted in charges of infanticide. And yet their stories circulated via the era’s new ways of writing.

Instances of sexual assaults against female servants were detailed in the 1700s via innovative fiction and nonfiction prose. One of the century’s leading novelists (sometimes considered a founder of the form) was Samuel Richardson, and his 1740 bestseller, Pamela, Or Virtue Rewarded, gives us a copybook story of relentless workplace harassment.
 
....und stellt alle anderen Aspekte dieses Themas in den Schatten.

Nur weil man gerade selber sich mit dem Thema beschäftigt, wird es nicht automatisch zu dem zentralen Thema. Die Bedeutung der sexuellen Ausbeutung ist ein ernsthaftes Thema für Dienstboten weiblichen Geschlechts und in der Tat betrifft es eine rechtliche Grauzone, die allerdings nicht nur für den Adel bedeutsam war, sondern ebenso für bürgerliche Haushalte. Und aus diesem feudalen Relikt ergab sich zunehmend ein Problem für die Rechtsordnung.

Zudem übersieht die Formulierung von Chan, dass es ebenso männliche Dienstboten gab, für die derartige Übergriffe wohl seltener auftraten. Insofern relativiert es sich als ein genderspezifisches Problem und dieses ist somit auch quantitativ zu gewichten.

Wenn man dann zudem noch schwerpunktmäßig auf Literatur zugreift, deren Autoren sich erklärtermaßen - und fast ausschließlich - mit dem Thema der "sexuellen Verhältnisse" beschäftigen, wie beispielsweise Straub, dann hat man das Thema bereits durch die Literaturauswahl eingeengt.

Andererseits: Wenn man beispielsweise Garrioch - für Frankreich - betrachtet zur Entwicklung der Dienstboten in Paris, dann werden auch andere Themen relevant. Da geht es u.a. um ihre Rolle in der Öffentlichkeit, um soziale Unterschiede zwischen den Dienstboten, ihre sehr unterschiedlichen Rollen in den Haushalten und damit zusammenhängend der Möglichkeit - für wenige - des sozialen Aufstieges etc. Es werden deutlich andere inhaltliche Schwerpunkte bei der Behandlung des Themas "Dienstboten" gesetzt.

https://books.google.de/books?hl=de...epage&q=making of revolutionary paris&f=false

Mir geht's meistens ums Alltagsleben von Dienstboten.

Zum Thema Kleidung von Dienstboten....

Es geht in dieser Formulierung nicht um das "Alltagsleben". Es geht um die "Kostümierung" des Alltags.

Wenn Du Dich mit dem Alltagsleben beschäftigen würdest, dann würdest Du die Frage aufwerfen, aus welchen sozialen Verhältnissen die Dienstboten rekrutiert werden. In welchen unterschiedlichen Rollen sie gender- und ausbildungsspezifisch beschäftigt werden. Würdest die Frage aufwerfen, wie sich die Rolle der Dienstboten zwischen Adel und Bürgertum unterscheiden und welche Rolle der Stadt-Landunterschied macht. Zudem würdest Du die Frage nach Abhängigkeitsverhältnissen aufwerfen, die sich aus der "Lohnarbeit" und den sozialen bzw. Standesunterschieden ergeben, auch als Folge von Macht- und Herrschaftsstrukturen. Usw.

An diesen Punkten sind wir bei einer Sozialgeschichte der "Dienstboten". Diese Fragen betreffen das Alltagsleben der Dienstboten und nicht die oberflächliche Frage nach "Kleidung". Und deswegen hatte ich an den Titel des Thread in einem vorherigen Posting erinnert.
 
Bewahrt man nur das Außergewöhnliche für die Nachwelt auf, können künftige Historiker kein Bild vom Alltagsleben zeichnen.

Die Frage ist nur, wie "außergewöhnlich" das von mir hervorgehobene Problem in jener Zeit war. Ich sage: überhaupt nicht. Es war in vielen Adelshäusern so gewöhnlich wie ein Foul im Fußball und für Dienstmädchen ein ständig über ihnen schwebendes Damoklesschwert, weshalb Eliza Haywood (die ich versehentlich ´Hayworth´ schrieb, obwohl ich schon einiges über sie gelesen habe) in ihrem Dienstmädchen-Ratgeber von 1743 diesem Problem immerhin 5 volle Seiten widmet und an keiner Stelle erkennen lässt, dass es sich um ein "außergewöhnliches" Thema handelt.

Da dieser Text für Brissotin interessant sein könnte, hier ein Link zur PDF:

https://cdn.loc.gov/master/rbc/rbc0001/2012/2012pennell75142/2012pennell75142.pdf

Nur weil man gerade selber sich mit dem Thema beschäftigt, wird es nicht automatisch zu dem zentralen Thema.

Ich habe das Thema nicht als "zentral" , sondern als das "größte soziale Problem" bezeichnet, welches das "Dienstboten-Thema für das 18. Jahrhundert zu bieten hat" - und wer würde da widersprechen, und wenn doch, mit welcher Begründung, die plausibel macht, dass es für (weibliche) Dienstboten größere Probleme gab als ein Opfer von sexuellen Übergriffen zu sein?

Du an Brissotin:

Zudem würdest Du die Frage nach Abhängigkeitsverhältnissen aufwerfen, die sich aus der "Lohnarbeit" und den sozialen bzw. Standesunterschieden ergeben, auch als Folge von Macht- und Herrschaftsstrukturen.

Genau das, die Abhängigkeitsverhältnisse, habe ich nachdrücklich thematisiert und dabei auf die gravierendste Konsequenz hingewiesen (sexual abuse), die aus solchen Verhältnissen folgt. Ich habe auch dargelegt, dass die Thematisierung des Stände-Antagonismus in der Bestsellerliteratur jener Zeit (Richardson, Rousseau) einen Bewusstseinswandel im Bürgertum bewirkte, der wie ein Katalysator den Weg zur Französischen Revolution beschleunigt hat.

Die Bedeutung der sexuellen Ausbeutung ist ein ernsthaftes Thema für Dienstboten weiblichen Geschlechts und in der Tat betrifft es eine rechtliche Grauzone, die allerdings nicht nur für den Adel bedeutsam war, sondern ebenso für bürgerliche Haushalte.

Wobei der Adel in der Regel straffrei davonkam, weil die Opfer sie nicht anklagten, während Bürgerliche mit solchen Anklagen rechnen mussten. Sexuelle Gewalt durch Adlige ist also eine ganz andere Kategorie als sexuelle Gewalt durch Bürgerliche und war statistisch (in Relation zur Zahl der Adligen) sicher deutlich häufiger als bei Bürgerlichen.

Zudem übersieht die Formulierung von Chan, dass es ebenso männliche Dienstboten gab, für die derartige Übergriffe wohl seltener auftraten. Insofern relativiert es sich als ein genderspezifisches Problem und dieses ist somit auch quantitativ zu gewichten.

Ich habe nur von "Dienstmädchen" gesprochen, weil der Anteil "derartiger Übergriffe" bei ihnen sicher mindestens bei 99 Prozent lag im Verhältnis zu männlichen Dienstboten. Das versteht sich doch von selbst, meine ich. Diese Halbierung der Zielgruppe sexueller Gewalt halbiert aber nicht das Problem. Wären statt 5 Millionen Juden im 3. Reich "nur" 2,5 Millionen ermordet worden, wäre das Problem dann auch halbiert, also nur halb so schwerwiegend?

Wenn man dann zudem noch schwerpunktmäßig auf Literatur zugreift, deren Autoren sich erklärtermaßen - und fast ausschließlich - mit dem Thema der "sexuellen Verhältnisse" beschäftigen, wie beispielsweise Straub, dann hat man das Thema bereits durch die Literaturauswahl eingeengt.

Den Vorwurf der "Einengung" weise ich nochmals zurück. Einen bedeutsamen Aspekt hervorzuheben und im Detail zu behandeln, heißt nicht, das ganze Thema auf ihn zu reduzieren. Es steht hier jedem frei, andere Aspekte mit der gleichen Ausführlichkeit zu behandeln. Allerdings scheint sich noch keine(r) dazu berufen zu fühlen...
 
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Wobei der Adel in der Regel straffrei davonkam, weil die Opfer sie nicht anklagten, während Bürgerliche mit solchen Anklagen rechnen mussten. Sexuelle Gewalt durch Adlige ist also eine ganz andere Kategorie als sexuelle Gewalt durch Bürgerliche und war statistisch (in Relation zur Zahl der Adligen) sicher deutlich häufiger als bei Bürgerlichen.
Mir zumindest ist solche Gewalt durch Bürgerliche ebenso bekannt. Ich kenne mich eben nur nicht mit England aus bzw. habe dazu zwar Bücher, aber es interessiert mich einfach lokal bedingt nicht so wie Deutschland. Prinzipiell würde ich postulieren, dass die damalige Rechtsprechung der Herrschaft eine große Macht über die Dienstboten gab. Ich habe schon zahlreiche Gesindeordnungen gelesen. Gemein ist ihnen, dass die Dienstboten bspw. mit einer Art Kündigungsfrist an ihren Brotherrn gebunden sind und dass die Aufhebung des Dienstverhältnisses ansonsten auf wechselseitigem Einverständnis beruhen soll. Die Herrschaft wurde zwar im Laufe des 18.Jh. zum Ausstellen eines Arbeitszeugnisses gezwungen, aber das Fehlen eines solchen wie bei Mägden, die mit Landesverweisung bestraft wurden, machte das Leben für die Mägde sicher nicht einfacher.

Ein Ausbrechen aus dem Dienstverhältnis ist bei den geringen Löhnen für Dienstbotinnen praktisch unmöglich. Bekamen Diener 30-80 fl im Jahr, so kann ich mich an Jahreslöhne für Mägde von um die 10 fl erinnern, was die vielgelobte Aussicht im Alter sich mit den Ersparnissen eine Unabhängigkeit verschaffen zu können, auch recht unwahrscheinlich erscheinen lässt.
In der Literatur sind auch die Mägde/Dienstmädchen oftmals sehr treu gegenüber ihrer Herrschaft, wenn diese eine Dame war wie in "Moll Flanders", wenn ich mich recht entsinne, selbst wenn der Lohn ganz ausblieb - vielleicht weil der Unterschied zwischen fast kein Lohn und kein Lohn aber immerhin jemand, der das Essen bezahlt, doch nicht so riesig ist.
 
Um das was ich gesagt habe deutlich zu machen: Ich habe eine Quelle genannt, die sich um die Sozialverhaeltnisse geschert hat. @Brissotin und Andere haben das durchaus erkannt, dass ich hiier eine Quelle genannt habe, die Standeunterschiede, statt tatsaechlicher Arbeit beschrieben haben.
 
@Saint-Simone
1. Hast Du keine Quelle benannt, sondern auf eine Publikation verwiesen, die als Sekundärliteratur den aktuellen Erkenntnisstand u.a. referiert. Und soweit ich es beim Querlesen beurteilen konnte, es kompetent macht. Insofern war die Empfehlung gut.
2. In sogenannter "tatsächlicher Arbeit" drücken sich Ständeunterschiede aus. Und die historisch gewachsenen Unterschiede der Stände sind das Ergebnis von Arbeit und somit durch sie definiert. Das eine kann man gar nicht vom anderen trennen! Auch als Ergebnis eines historischen Prozesses, sprich der Prozesse die man auch als "ursprüngliche Akkumlation" bezeichnen kann.
Zumal die Gesamtheit der sozialen und der wirtschaftlichen Beziehungen in ein Netzwerk von sozialen und juristischen Normen eingebettet sind. Die ihrerseits ein Spiegelbild von Mach- und Herrschaftsbeziehungen abbilden.
Ergo: Es gibt keine isolierte Sicht auf "tatsächliche Arbeit".
3. Offensichtlich hast Du Deine eigene Literaturempfehlung nicht gelesen, sonst hättest Du mehr Verständnis für meine berechtigte sozialhistorisch orientierte Kritik an der Art wie das Thema hier behandelt wird.

Und an einem Punkt hat Chan Recht. Ich habe im Moment keine Lust und keine Zeit, eine umfangreiche "Gegendarstellung" zu schreiben. Insofern gebürt ihm der "Verdienst", wenigstens einen Aspekt literaturgestützt beleuchtet zu haben.
 
@Saint-Simone
1. Hast Du keine Quelle benannt, sondern auf eine Publikation verwiesen, die als Sekundärliteratur den aktuellen Erkenntnisstand u.a. referiert. Und soweit ich es beim Querlesen beurteilen konnte, es kompetent macht. Insofern war die Empfehlung gut.
2. In sogenannter "tatsächlicher Arbeit" drücken sich Ständeunterschiede aus. Und die historisch gewachsenen Unterschiede der Stände sind das Ergebnis von Arbeit und somit durch sie definiert. Das eine kann man gar nicht vom anderen trennen! Auch als Ergebnis eines historischen Prozesses, sprich der Prozesse die man auch als "ursprüngliche Akkumlation" bezeichnen kann.
Zumal die Gesamtheit der sozialen und der wirtschaftlichen Beziehungen in ein Netzwerk von sozialen und juristischen Normen eingebettet sind. Die ihrerseits ein Spiegelbild von Mach- und Herrschaftsbeziehungen abbilden.
Ergo: Es gibt keine isolierte Sicht auf "tatsächliche Arbeit".
3. Offensichtlich hast Du Deine eigene Literaturempfehlung nicht gelesen, sonst hättest Du mehr Verständnis für meine berechtigte sozialhistorisch orientierte Kritik an der Art wie das Thema hier behandelt wird.

Und an einem Punkt hat Chan Recht. Ich habe im Moment keine Lust und keine Zeit, eine umfangreiche "Gegendarstellung" zu schreiben. Insofern gebürt ihm der "Verdienst", wenigstens einen Aspekt literaturgestützt beleuchtet zu haben.

Ja, in fast allen Punkten "Ja". Was ich mit meinem Literarturhinweis sagen wollte war, dass es sich hier nicht um eine Arbeitsliste handelt, sondern um ein sozial-geschichtliches Werk, welches weniger den allgemeinen Arbeitsablauf, als die Klassengesellschaft behandelt.

Mein Beitrag war nie eine Kritik an deinen Beitraegen. Wenn ich das nicht deutlich genug ausgedrueckt habe, tut es mir Leid. Das war nicht meine Absicht, und ich entschuldige mich aufrichtig.
 
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