Arginusenprozess - Hausarbeit

HisFajo

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich sitze etwas verzweifelt an meiner Gliederung für meine Hauptseminar-Arbeit, die über den Arginusenprozess gehen soll.

Habt ihr eine Idee, worauf ich meinen Fokus legen soll, oder welche Frage ich sinnvoll/gut ist?

Meine Ideen:
Frage: Wie ist das Urteil, das die sechs Strategen zum Tode verurteilte, einzuordnen?
--> Geht das womöglich zu weit. Dann müsste ich ja den ganzen Prozess beleuchten - also: erste und zweite Ekklesia...

Weitere Ideen wären: (1) Die Rede des Euryptolemos (Forderungen Individueller Prozess, bessere Zeiteinteilung) - Welche Frage ließe sich da formulieren?; (2) Inwieweit führte eine Massenpsychose zum Todesurteil der sechs Strategen?

Was mir sonst noch einfällt: Die Negativfärbung Xenophons könnte ich noch ins Zentrum der Arbeit stellen. Die Sokrates´ Rolle in der Prytanie. Oder die Rolle, Intention des Theramenes?

Heeelfffft mir. Danke :)
 
Wie willst du methodisch eine Massenpsychose nachweisen?

Ich würde mir die Quellen mal anschauen und eine quellenkritische Arbeit schreiben. Da haben wir auf der einen Seite Xenophon, Gegner der Demokratie und daher natürlich darauf bedacht, das Negative herauszukehren. Aber immerhin ein Zeitgenosse (vielleicht sogar Teilnehmer? Gibt er was dazu an?), in späterer Zeit Spartaverehrer. Und dann haben wir Diodor. Der Sizilianer schreibt zwar auf Griechisch, ist aber gewissermaßen als „Römer“ zu bezeichnen. Die Frage könnte also lauten, ob sich Diodor überhaupt als Quelle für den Arginusenprozess eignet, und warum (nicht).
Du würdest dich so automatisch mit den Quellen vergleichend auseinander setzen, ohne dass es wie der durchgenudelte 08/15-Quellenvergleich wirken würde und gleichzeitig kritisch mit der Literatur umgehen, die womöglich - ohne dass Xenophon damit als unproblematisch dargestellt sein soll - beide Quellen gleichwertig behandelt.
 
Hallo zusammen,

ich brauche mal wieder eure Hilfe, und zwar: Könntet ihr mir interessante Themen für eine Hausarbeit im Kontext des Peloponnesischen Krieges vorschlagen?

Ich habe mich erst am Arginusenprozess probiert - allerdings demoralisiert verworfen.

Über eure Hilfe, wäre ich mehr als glücklich. Bin mittlerweile echt am Verzweifeln...

LG.
 
Habe sehr, sehr viel gelesen und das meiste auch schon exzerpiert - allerdings fällt es mir schwer, das Thema festzuzurren.
Ich habe mir vorgenommen, den Arginusenprozess auf seine Rechtsmäßigkeit hin zu überprüfen.
Meine Gliederung schaut wie folgt aus:

1.) Einleitung
2.) Schuldfrage
3.) Bestattung von Leichen oder Rettung von Schiffbrüchigen?
4.) Der Arginusenprozess: Rechtskonform oder unrechtsmäßig?
4.1. Die Rede des Euryptolemos/Xenophons (Abgleich mit den damaligen Gegebenheiten)
4.2. Die Volksversammlung: Pöbelnd oder deliberativ?
5. Fazit und Ausblick.

Diese habe ich auch an meine Professorin geschickt, die mir folgendes schrieb:

Ihre Gliederung sieht gut aus. Sie sprechen letztlich nur Aspekte an, die in diesem Zusammenhang Sinn machen und ich kann mir vorstellen, dass sich hier eine roter Faden stricken lässt. Ich kann allerdings noch nicht so genau beurteilen, ob Sie sich da nicht etwas viel vornehmen. Vielleicht formulieren Sie einmal eindeutig Ihre Fragestellung, damit eindeutiger ist, worauf Sie wirklich hinaus wollen. Hilfreich könnte es auch sein, die Proportionen der einzelnen Kapitel mal zu konturieren. Konkret bedeutet das, sich mal zu überlegen, wie viele Seiten Sie in etwa auf die jeweiligen Gliederungspunkte verwenden wollen. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr Schwerpunkt auf Kap. 4 liegt.
 
Das Kapitel 3 würde ich als eigenes Kapitel gar nicht aufführen. Ich denke, das könnte kurz in der Einleitung thematisiert werden, oder sehe ich das falsch? (Du bist der Experte!) Hast du zur Rechtmäßigkeit eine Hypothese?
 
Bevor ich hier Anfange Unsinn zu erzählen, könntest du uns vielleicht mitteilen, welchen Umfang die Hausarbeit haben sollte und für welches Semester das betreffende Modul angebracht ist?
Für sich genommen halte ich die Gliederung ebenalls für schlüssig, könnte aber je nach Aufgabe auf eine viel zu lange Ausarbeitung hinauslaufen.

Kleine Anmerkung noch, ich würde Punkt 2 anders titulieren als mit "Schuldfrage", weil der Begriff als moralistisch aufgelade verstanden werden kann. Sonst zwingst du dich selbst allzuschnell dazu oder erweckst den Eindruck dich von der Objektivität zu verabschieden und dich ex post auf eine von beiden Seiten zu schlagen.
 
Ne, du liegst richtig - das schmeiße ich raus, danke :)
Meine Hypothese lautet, dass die Verurteilung mitnichten unrechtsmäßig war, da es zur damaligen Zeit noch kein klar definiertes Recht gab (das Todesurteil der sechs Strategen war also durchaus nachzuvollziehen). Die aufgeheizte Stimmung in der Ekklesia exemplifiziert zwar, wie defizitär die "Demokratie" zur damaligen Zeit war - allerdings war sie nicht der Grund, warum es zur Verurteilung kam. Denn letztlich fußte die Entscheidung gegen die Strategen auf einer demokratischen bzw. fairen Grundlage (durch Stichentscheid).


So irgendwie. Naja...
 
Die Hausarbeit hat einen Umfang von 30.000 bis 35.000 Zeichen - es ist eine Hauptseminararbeit. Da es aber meine erste in der Alten Geschichte ist und ich (kam bis dato noch nicht vor) eine Schreib- wie Denkblockade entwickelt habe, sitze ich vorm PC und kriege nix aufs Blatt.
Das mit der Schuldfrage ist ein sehr guter Tipp, danke :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Kenn ich, war bei meinen ersten HS-Arbeiten auch immer so. Ich gehöre da zu den Menschen die so lange ein Problem mit dem Aufbau von Konzepten haben, bis sie ein Zeitproblem haben:D

Hast du eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel Platz du den jeweiligen Teilen einräumen willst?
Ich gehe bei einer HS-Arbeit von ca. 20 Seiten +/- 2 Tolleranz aus, dann kann man für Einleitung und Fazit sicherlich bequem 3-4 abziehen.
Bleibt für den Rest also ein Spielraum von 14-18 Seiten.

Gerade im Punkt 4 wirst du einiges an Raum benötigen um das auszubreiten und zu diskutieren.
Ist es bei euch erlaubt zu den Arbeiten hinzuzunehmende Anlagen einzureichen? Falls ja, wäre das eine vielleicht eine Möglichkeit die genannte Rede der Arbeit beizugeben um sich darauf beziehen zu können ohne deren Inhalt allzu weit auszubreiten zu müssen.
Ich würde dir aber unbedingt Raten im Hinblick darauf vorher einmal Rückspache zu nehmen, bevor du das tust, wenn das nicht erwünscht ist, würde ich an deiner Stelle damit anfangen Punkt 4 umzusetzen um zu sehen wie viel Raum er real einnimmt und dann zu entscheiden ob man vielleicht noch einen anderen Punkt entfallen lassen muss, um dass auf ein vernünftiges Maß zu bekommen.
 
Meine Hypothese lautet, dass die Verurteilung mitnichten unrechtsmäßig war, da es zur damaligen Zeit noch kein klar definiertes Recht gab (das Todesurteil der sechs Strategen war also durchaus nachzuvollziehen). Die aufgeheizte Stimmung in der Ekklesia exemplifiziert zwar, wie defizitär die "Demokratie" zur damaligen Zeit war - allerdings war sie nicht der Grund, warum es zur Verurteilung kam. Denn letztlich fußte die Entscheidung gegen die Strategen auf einer demokratischen bzw. fairen Grundlage (durch Stichentscheid).
Kodifiziertes Recht hin oder her: War das Urteil dem Sachverhalt angemessen? Handelte es sich nicht um ein politisches Urteil?

Finden sich in der Wiedergabe der Rede des Euryptolemos Spuren der Geringschätzung Xenophons gegenüber der Demokratie?
 
Es war zumindest nicht unangemessen. Es war ein Eisangelie-Verfahren, die Strategen wurden der Prosedie angeklagt. Die Folgen konnten (neben Ostrakismos oder Geldstrafe) auch die Todesstrafe sein.
Die Frage, die sich hier stellt, ist, was der Straftatbestand war: Die unterlassene Rettung von Schiffbrüchigen oder die unterlassene Bergung von Leichen?
Letzteres - und somit muss dies Sichtweise Diodors mehr geglaubt werden - hatte die Todesstrafe zur Folge.

Zur zweiten Frage: Ja.
Das Volk sagt: "Es sei´ungeheuerlich, wenn einer nicht zulasse, daß der Demos tue, was er wolle" (Xen. Hell. I 7,12: τό δέ πλήθος έβόα 8civòv είναι, el μή τις έάσει τόν δήμον πράττ€ΐν δ δν βούληται).
--> Eindruck, Euryptolemos (auch Sokrates als Prytane) hätten als Einzelne sich dem Wüten eines vereinten, zur Gesetzwidrigkeit entschlossenen Pöbels entgegengestellt.
 
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