Nun stellt die Lehrerin bei den Lernzielen folgende Frage: Was ist der Zusammenhang von Früher Neuzeit (Renaissance) und Absolutismus? Als Tipp hat sie noch die Stichworte "Religion" und "Entdeckungen" hingeschrieben.
Nimmt nicht wunder, dass dich das ein wenig vor Probleme stellt.
Der Terminus Frühe Neuzeit (FNZ) wird unterschiedlich definiert, grob kann man sagen 1500 bis 1800.
1450 Buchdruck
1453 Eroberung Konstantinopels durch die Türken, endgültiger Wegfall Ostroms
1492 Eroberung Granadas, Ende von al-Andalus
1492 Entdeckung Amerikas
1499 geglückte Umrundung Afrikas und Erreichung Indiens
1517 Reformation
Das sind so die stärksten Brüche zwischen dem, was wir heute Mittelalter und dem, was wir heute Neuzeit nennen.
Die Renaissance (die 'Wiedergeburt', eigentlich aus dem ital.
rinascimento, warum sich da im deutschen der frz. Begriff eingebürgert hat?) ist aber schon älter, bereits im 14. Jhdt. hatte man v.a. in Italien ein Negativbild der
media tempora entwickelt und wollte zur Antike zurück.
Meine Überlegung ist nun die Folgende: In der Renaissance waren die Menschen voller Selbstbewusstsein
Und woher kam dieses neue Selbstbewusstsein?
und gingen auf Entdeckungsreisen, sie wollten deshalb in Europa die besten Standorte (Häfen, am Wasser), um Handel zu treiben.
Die Konflikte beherrschten Italien das gesamte Mittelalter, Genua, Pisa, Neapel, Venedig, wobei Genua und Venedig dabei am erfolgreichsten waren.
Und dann kriege ich den Kreis nicht geschlossen mit dem Absolutismus. Dort ging es ja darum, dass nur eine einzige Person herrschte und die Wirtschaftsform war der Merkantilismus.
Das ist auch schwierig. Denn ein Renaissance-Herrscher war keineswegs ein absoluter Herrscher. Eigentlich ist die Zeit des Absolutismus der Barock (wobei Barock eher in der Kunstgeschichte eine Rolle spielt, als in der Geschichte). Das Problem ist, dass der Absolutismus an sich heute eher umstritten ist. Es gibt Historiker, die ihn ganz in Abrede stellen wollen und andere, die dieses gänzliche Abredestellenwollen mit Irritation aufnehmen. Du siehst, die Fachwelt ist sich da nicht einig. Der Merkantilismus ist - vereinfacht gesagt - im Prinzip eine Wirtschaftsform, die darauf setzt, möglichst wenig zu importieren - allenfalls Rohstoffe, die man im eigenen Herrschaftsbereich nicht hat - und möglichst viel an Fertigwaren zu exportieren, mit dem Ziel möglichst viele Überschüsse zu erzeugen. Das kann natürlich nicht klappen und würde auch heute von Wirtschaftstheoretikern als nicht wünschenswert angesehen.
Merkantilismus ist aber gleichzeitig auch eine Wirtschaftsform, bei der ein kolonienhaltender Staat den direkten Handel zwischen den eigenen Kolonien oder zwischen den Kolonien und fremden Territorien zu unterbinden. Das hat Spanien im großen Stil versucht: Alle Waren mussten über Sevilla bzw. Cádiz verhandelt werden, selbst wenn der Produzent in Lima saß und der Abnehmer in Kalifornien. Das machte Waren überflüssig teuer und der staatliche Versuch, die Kontrolle über die Warenströme an sich zu ziehen, hatte den Effekt, das legal gehandelte Waren umso teurer wurden, wohingegen Schmuggel blühte.
Dass man in der Renaissance im Diesseits lebte und man nicht mehr akzeptierte, alles als gottgegeben anzuschauen?
Das würde ich für die Renaissance nicht unterschreiben wollen.
Und im Absolutismus war der König die mächtigste Gewalt - schon von Gott eingesetzt und von dessen "Befehlen" abhängig, aber das war ja nur ein Vorwand, um sich zu rechtfertigen.
Jein. Natürlich war die Gottgegebenheit ein Rechtfertigungsgrund für alles mögliche. Aber der König stand nicht außerhalb des Systems sondern war Teil davon.
In den Schriften der Staatsphilosophen vor allem im 17. und 18. Jhdt. wurde die Königsherrschaft auch weniger mit der Gottgegebenheit gerechtfertigt, als vielmehr mit einem
teils negativem Menschenbild:
Homo hominis lupus. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Und weil dem so ist, bedarf es einer Gesetzgebung, die ein Zusammenleben ermöglicht und ein Gewalt, die in der Lage ist, die Gesetzgebung, die das Zusammenleben ermöglicht, auch durchzusetzen.