Books on Demand

Kochant

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Heute weiß man, wenn als Verlagsort >Norderstedt< angegeben ist, dass es sich um Books on Demand handelt. Was heißt das? Books on Demand verlegt Bücher für Leute, die keinen Verlag finden. Auf deren eigenes finanzielles Risiko hin. Ist eine Chance für übersehene Autoren, aber eben auch die Möglichkeit Machwerke

OT: Das stimmt nicht ganz. Es gibt da auch Autoren, die keinen traditionellen Verlag wollen, sondern alles in der eigenen Hand haben möchten.
 
OT: Das stimmt nicht ganz. Es gibt da auch Autoren, die keinen traditionellen Verlag wollen, sondern alles in der eigenen Hand haben möchten.
Klar, wenn Oma die Familiengeschichte aufgeschrieben hat und in geringer Auflage an ihre Lieben verteilen möchte, ist das so, ist ja auch völlig legitim. Nur Bücher mit großer Auflage - und Herr Thiel betreibt einen ziemlichen Aufwand für Guerilla-Marketing, jedenfalls habe ich die Werbung für sein Buch schon in vielen Innenstädten an Laternenpfosten zwischen Aufklebern gesehen - will man im Normalfall nicht auf eigenes Risiko verlegen, sondern wünscht sich einen potenten Partner. Natürlich sind die Gewinnerwartungen bei Erfolg andere, als wenn ein Großteil des Geldes an den Verlag geht.
Jetzt will ich an das Elaborat von Herrn Thiel keine Anforderungen stellen, aber wir haben hier auch schon BoD-Publikationen etablierter Wissenschaftler präsentiert bekommen. Z.B. eines Wirtschaftsrechtsprofessors, der - freundlich gesagt - ziemlich schräge Thesen zur Frühgeschichte und Antike aufgestellt hat. Und da muss man einfach sagen: Wenn man als etablierter Wissenschaftler keinen anderen Verlag als BoD (oder Häuser mit ähnlichem Geschäftsmodell) findet, dann ist das ein negatives Qualitätsmerkmal für das Buch. Mit einem festen Gehalt in Höhe einer W2- oder W3-Besoldung kann man so ein Projekt natürlich locker stemmen...
 
Nur Bücher mit großer Auflage - und Herr Thiel betreibt einen ziemlichen Aufwand für Guerilla-Marketing, jedenfalls habe ich die Werbung für sein Buch schon in vielen Innenstädten an Laternenpfosten zwischen Aufklebern gesehen - will man im Normalfall nicht auf eigenes Risiko verlegen, sondern wünscht sich einen potenten Partner.
Das Risiko bei BoD ist 19 Euro. Du schreibst ohne tatsächlich Ahnung zu haben. Vielleicht legst du den Thread in den Smalltalk, damit etwas fundierter über dieses Problem diskutiert werden kann.
 
Erstellung des Druckmasters und Bereitstellung für Bestellungen, ISBN, Eintrag in die Buchhandelskataloge, Versand der Pflichtexemplare an die Nationalbibliothek, (wenn gewünscht:) Erstellung eines E-Books in drei Formaten , internationaler Vertrieb (englischsprachige Länder)).
 
In der Tat, du hast Recht, die Bücher werden erst gedruckt, wenn es zu einer Bestellung gekommen ist. Ich meine aber, dass das vor einigen Jahren bei BoD noch anders geregelt war, man sich also vorab für eine Auflagenhöhe entscheiden musste, möchte es aber nicht beschreien. Und ich sehe sogar gerade, dass die mittlerweile auch ein Lektorat anbieten. Allerdings muss man das nach Seite und Fehlerdichte bezahlen. Ob das in den 19 € enthalten ist?
 
Zu den Verlagen: Es hat im letzten Jahrzehnt eine ziemliche Konzentration auf wenige große Verlagshäuser z.B. Random House. Darüber hinaus gibt es noch einige kleine Spezialverlage. Der Mittelbau ist ziemlich weg.
Die angebliche Mischkalkulation "Bestseller finanzieren Fachbücher" gibt es auch nicht mehr. Jedes Buch muss etwas bringen. Also werden Bücher mit kleinem Käuferkreis fast immer abgelehnt.
Wenn man das Buch dann doch bei einem Verlag untergebracht hat, geht der Ärger erst richtig los: Der Verlag will die Exklusivrechte, der Text ist für andere Veröffentlichungen gesperrt und dies beim Standardvertrag weltweit. Selbst wenn der Verlag selbst nie im Ausland veröffentlicht, darf der Autor es selbst auch nicht. Der Verlag bestimmt die Gestaltung (Format, Einband, Druck) und den Preis. In der Regel ist der Autorenanteil bei einer Erstauflage 4% vom Netto. Wenn man Pech hat, bekommt man auch noch einen Lektor, der den Inhalt zensiert.

Deshalb gibt es durchaus Autoren, die versuchen gute Bücher zu machen, aber eine kleine Zielgruppe haben, die gezielt bei BoD veröffentlichen und gar nicht erst einen Verlag suchen.

Sicher ist es so, dass die meisten bei BoD verlegten Bücher nicht sehr fachgerecht erstellt werden, Rechtschreibung, Grammatik, Stil und Typografie lassen oft zu wünschen übrig. Diese Bücher kauft auch kaum jemand, meist liegt die Anzahl im unteren zweistelligen Bereich.
Aber auch renommierte Verlage beschäftigen immer weniger qualifizierte Korrektoren, Lektoren und Mediengestalter (auf eine Kritik meinerseits bei einem bekannten Wissenschaftsverlag kam: "Oh, da ist dieses Kapitel wohl bei der Endkontrolle vergessen worden).

Was die Kosten für ein Lektorat bei BoD betrifft, so steht das auf deren Seite. Da musst du nicht trollen.

Gruß
Kochant
 
Book on Demand ist von meiner Sichtweise erstmal eine Technik (Print on Demand).

Ich hab vor mir ein Buch das, wenn mich nicht alles täuscht, für meine Bestellung gedruckt wurde.
Der Autor ist anerkannt, der Verlag macht peer-review, aber gedruckt als "Unikat" eingetaktet in ein Produktionskette.

Es hat sich in neuerer Zeit ein Maschinenbau entwickelt der das kann. Der druckt mal so, und mal anders, schneidet groß und klein, der falzt und leimt mal hier mal da und macht den passenden Umschlag drauf, ohne Unterbrechung ohne Rüstzeit und richtig schnell.
Der Automat packt das auch gleich ein und versendet an den Auftraggeber.
Da geht dem Maschinenbauer das Herz auf!
Lange kann man das noch nicht.

Wenn man als etablierter Wissenschaftler keinen anderen Verlag als BoD (oder Häuser mit ähnlichem Geschäftsmodell) findet, dann ist das ein negatives Qualitätsmerkmal für das Buch.
Ja, da hast Du sicher recht.
Falls ich mich in meinem Leben noch aufraffen sollte ein Buch zu schreiben, dann werde ich erst den C.H.-Beck fragen,
und dann wahrscheinlich BoD nehmen.
 
Zur Technik: Bei der von BoD angewendeten Technik ist noch etwas Anderes möglich: Farbbilder an beliebigen Stellen in den Text zu setzen ohne immense Mehrkosten.

Zum Ansehen: Der schlechte Ruf von BoD beruht sicher zum Teil auch auf den Vorurteilen von sogenannten Wissenschaftlern, die sich zuerst eine Meinung bilden (vielleicht aufgrund eines schlechten Buches von diesem Dienstleister) und diese dann ohne Ansehen auf alle Bücher übertragen, die von dort kommen. Ob es dann, wie ich gehört habe, der richtige Ausweg ist, bei ziemlich ähnlichen Verhältnissen zu Amazon-KDP zu gehen?

C.H.-Beck gehört zu einer großen Verlagsgruppe, einem Multi ähnlich Random House.
 
Man kauft beim renommierten Buchhandel, der neben Buchhandlungen vor Ort auch einen Onlineshop hat, und wundert sich, wenn da 'epubli' steht. Das dürfte eine Art Book on Demand sein, oder?
 
Man kauft beim renommierten Buchhandel, der neben Buchhandlungen vor Ort auch einen Onlineshop hat, und wundert sich, wenn da 'epubli' steht. Das dürfte eine Art Book on Demand sein, oder?
Es gibt eine Reihe von Print-on-Demand-Dienstleistern. Darüber hinaus gibt es auch "Verlage", die sich das Verlegen vom Autor bezahlen lassen - bis zu 2000€ pro Ausgabe ohne irgendeine Verkaufsgarantie. Es gibt auch "Verlage", die nichts Anderes machen, als eine vom Autor gelieferte Vorlage drucken und binden zu lassen, ohne Rücksicht auf deren Qualität. Der Markt für Buchproduktionen ist inzwischen ziemlich umfangreich.

Der Buchhandel prüft nicht, wo die Bücher herkommen, das Buch muss eine ISBN haben und im offiziellen Buchhandelskatalog eingetragen sein - das ist alles.
 
Falls ich mich in meinem Leben noch aufraffen sollte ein Buch zu schreiben, dann werde ich erst den C.H.-Beck fragen,

Bei Beck wirst Du keine Chance haben. Die Zeiten, in denen Lektoren Bücher produziert haben zu Themen, die sie selber interessant fanden, sind längst vorbei.

C.H.-Beck gehört zu einer großen Verlagsgruppe, einem Multi ähnlich Random House.

Der Vergleich ist nicht korrekt. Der Verlag C H Beck ist auch Namensgeber für die "Verlagsgruppe" bzw. das Medienhaus. Insofern ist der juristische Verlag C.H. Beck identisch mit der Verlagsgruppe.

Ansonsten ist Beck in einer völlig anderen Situation bei der Bearbeitung von internationalen Märkten wie die großen anglo-amerikanischen Medienhäuser.

https://rsw.beck.de/verlag

Der Buchhandel prüft nicht, wo die Bücher herkommen, das Buch muss eine ISBN haben und im offiziellen Buchhandelskatalog eingetragen sein - das ist alles.

Das ist so nicht korrekt. 1. Der Buchhandel "prüft" sehr genau, was er bestellt und das sind "harte" Gespräche für den Außendienst der entsprechenden Verlage, wenn sie Buchhändler besuchen. 2. Der Buchhandel selektiert bzw. "prüft" zu welchem Verlag er auf den großen Buchmessen geht, um zu bestellen.

Da spielen Erfahrungswerte mit dem Abverkauf von Publikationen eine Rolle bzw. das "Image" von Verlagen. Und an Beck kommt man im juristischen Bereich nicht vorbei.
 
Der Vergleich ist nicht korrekt. Der Verlag C H Beck ist auch Namensgeber für die "Verlagsgruppe" bzw. das Medienhaus. Insofern ist der juristische Verlag C.H. Beck identisch mit der Verlagsgruppe.
C. H. Beck ist Gesellschafter der Verlagsgruppe "Deutscher Taschenbuch Verlag", also nicht identisch mit der Verlagsgruppe.
Verlag C. H. Beck – Wikipedia

Der Südwest-Verlag (nur um ein anderes Beispiel zu nennen) wirkt ja auch ziemlich eigenständig, gehört aber auch zu einer größeren Verlagsgruppe.

Zum Thema "Der Buchhandel wählt aus", gerade habe ich ein Beispiel, dass Amazon kleinere Verlage erpresst, indem es deren Bücher nur dann ins Sortiment aufnimmt, wenn es die Druckdaten bekommt. Dann lässt A. irgendwo in scheußlicher Qualität drucken und Autor und Verlag haben den Schaden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann sein, meine Aussagen konzentrierten sich primär auf den Bereich Fachinformation und weniger auf "Backen und Kochen" und "Wohlbefinden" .

Im Fachinformationssektor spielt die "Sprachbarriere" noch eine Rolle und verhindert zum einen die Expansion deutscher Fachverlage in das nicht-deutsche Ausland. Ist aber auch eine Markteintrittsbarriere für Verlage aus dem Ausland.

Erschwerend kommt hinzu, dass bei Fachinformationen die Frage des Beschaffungsmarketings, also der Rekrutierung von renomierten Autoren oder Herausgebern, ein zentrales Problem ist. Nicht zuletzt, da die jeweiligen "Marktführer" in einzelnen Segmenten des Fachinformationsmarktes - speziell auch im juristischen - nicht selten deutlich mehr als 70 Prozent des Marktanteils aufweisen und erfolgreich einen Markteintritt von Konkurrenten verhindern können.

Das wirkt sich zum einen auf das Verhalten des Buchhandels aus und zum anderen auf das Nutzungsverhalten der Konsumenten aus. Und erklärt speziell für Beck die dominante Rolle im deutschen Markt.

Ansonsten ist es doch logisch, dass im Rahmen von "Zielgruppenmarketing" ein eigenständiges Auftreten präferieren. Allerdings findet das da seine Grenze, sofern übergeordnete "Dachmarkenstrategien" eine Vereinheitlichung intendieren oder aber ein Verlag defizitär ist und die Vermarktungskosten sich nur im Rahmen einer "Dachmarkenstrategie" wirtschaftlich rechnen können.

Zudem bezogen sich Deine nicht zutreffenden Aussagen auf den "Buchhandel" und nicht auf den "Versandhandel", wobei "amazon" ohne eine Spezialfall ist.
 
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