Alle drei Fragen beantworten sich, wenn man die Verbindungen von Mahlers RAF zur von deutschen Neo-Nazis unterstützten Terrorgruppe Schwarzer September sowie zu Mielkes Stasi betrachtet.
Mir ist allerdings klar, dass das für viele deutsche "Linke" ein Tabuthema ist.
Um ehrlich zu sein, beantwortet das keine der drei gestellten Fragen.
Das jemand das politische Lager wechselt, das könnte man ja prominenter zurückliegend etwa auch an Hand der Causa Mussolini diskutieren, ist kein Nachweis für ideologische Überschneidungen der benannten Lager.
Es kann sich dabei genau so gut auch einfach nur um ein Indiz für die nicht vorhandene politisch-weltanschauliche Festigkeit der entsprechenden Person handeln.
Das braucht man in dieser hinsicht auch gar nicht weiter zu politisieren.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Aber gehen wir das einfach mal parktisch an:
Wenn nun jemand in Sinne der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stramm links ist, stellt er sich damit paradigmatisch auf die Seite der Arbeiterschaft, gegen das was er "Kapitalisten" oder "Bourgeoisie" schimpft.
Das lässt sich mit nationalen, religiösen oder rassistischen Paradigmen genau so lange punktuell verbinden, wie angenommen werden kann, dass die Abgelehnte Gruppe die Gruppe der "Ausbeuter" stellt.
Sobald aber die aus nationalen, religiösen oder sonst wie abgelehnten Gruppen nicht mehr mit dem "Ausbeuter" identifiziert werden können, ist die Angelegenheit widersprüchlich.
Denn dann müsste die betreffende Person (kleinigkeiten, wie die Anerkennung der grundsätzlichen Gelichweitigkeit der Menschen an sich mal außer acht gelassen), gegen den jüdischen Arbeiter und für den nichtjüdischen Kapitalisten sein um seinem Judenhass Ausdruck verleihen zu können, gleichzeitig müsste er aber auch für den jüdischen "Arbeiter" und gegen den nichtjüdischen "Kapitalisten" sein, um als ordentlicher Linker vom Paradigma des Klassenkampfes nicht abzukommen.
Verrätst du mir an der Stelle, wie das rein praktisch betrachtet möglich sein soll?
Sicher, so lange die aus anderen Gründen abgelehnte Gruppe sich irgendwie als "Unterdrücker" und "Kapitalisten" identifizieren lässt, ist eine Bekämpfung der selben unter "linker" Flagge ohne weiteres möglich.
In dem Moment wo das nicht mehr der Fall ist, was auf Mikroebene so ziemlich immer der Fall ist, ist das aber nicht stringent durchzuhalten.
Dann muss, wenn man bei der Ablehnung einer bestimmten Gruppe aus anderen Gründen bleiben will, eben auch mal der "Unterdrücker/Ausbeuter/Kapitalist" gegen den der zu bekämpfenden Gruppe angehörenden "Unterdrückten/Arbeiter/Proletarier" unterstützt werden.
Wie sollte man aber jemanden, der bereit ist im Zweifel einen Klassenkampf auch von "oben" gegen "unten" zu führen, sprich jemanden, der bereit ist im Namen der "Despoten/Ausbeuter/Bourgeois", gegen den "Unterdrückten/Ausgebeuteten/Proletarier" vorzugehen, vor dem Hintergrund der historischen Gegebenheiten noch als "links" bezeichnen können?
Wenn er zu einem solchen Vorgehen aber nicht bereit ist, um eine "linke" Integrität zu wahren, kann er nicht gleichzeitig gegen andere Gruppen auf Basis anderer Motive vorgehen.
Und deswegen kann es vom theoretischen Standpunkt gesehen aus keinen orriginär linken Antisemitismus/Antijudaismus geben.
Natürlich schließt das nicht aus, dass es Leute gibt, die die theoretischen Standpunkte schlicht nicht verinnerlichen, im Laufe ihres Lebens das politische Lager wechseln (aber die gibt es ja auch zwischen "rechts", "links" und der sogenannten "Mitte") und solche, die bewusst versuchen unter anderem Ettikett zu aggieren, so lange sich das theoretisch durch Teilstandpunkte irgendwie in Einklang bringen lässt (vulgo: "lackieren").