Falsche Überlieferung der Varusschlacht?

Mir fällt in der Diskussionsrunde auf, dass überwiegend sterile Fakten herangezogen werden. Rein wissenschaftlich ist daran nichts auszusetzen. Ich nenne es einmal lapidar "Laborbedingungen".
Menschliche und besonders taktisch militärische Überlegungen kommen bisher leider zu kurz.
Bei der Interpretation / Hinterfragung von antiken Textquellen mit militärischen Inhalten ist dies aus meiner Sicht zu empfehlen.
Einfacher ist es natürlich sich Wort für Wort an die überlieferten Texte zu halten.
Vielleicht bin ich ja zu anspruchsvoll???
 
Sehr richtig! Nicht mehr und nicht weniger. Die Analyse des vermeintlichen Holzes wurde auf das Jahr 5 n. Chr. datiert.
Ich würde mal unterstellen, dass schon Holz untersucht wurde, nicht nur "vermeintliches Holz".

Die Latrine wurde aus Holz gebaut welches 5 n. Chr. gefällt wurde. Mehr nicht!

Doch, mehr! Du hast wahrscheinlich überlesen, was ein paar Beiträge weiter oben geschrieben wurde: Es wurde nicht nur eine Latrine gebaut, sondern auch ein Brunnen. Wäre schon ein arger Zufall, wenn da Altholz mit demselben Fälldatum verwendet wurde.

Und ich hatte die römische Holz-Kies-Straßes durchs Eschenloher Moos erwähnt.
Hier wurden 128 Holzproben untersucht, es war kein einziger Stamm aus Altholz darunter:
https://www.badw.de/fileadmin/user_...ktuell/AA_0218/2018/AA_0218_15_Zanier_V04.pdf

Einfacher ist es natürlich sich Wort für Wort an die überlieferten Texte zu halten.
Du wurdest bereits deutlich genug darauf hingewiesen, dass sich niemand "Wort für Wort an die überlieferten Texte" hält. Man sollte aber a) wissen, was in den Texten steht und b) wissen, was genau man kritisiert und warum.

Das basiert auf der Darstellung des unzuverlässigen Florus, wonach Varus im Lager Recht gesprochen habe, als er überfallen wurde.
Man sollte die antiken Quellen nicht einfach so kritiklos hinnehmen.
Das macht niemand. Nur ist es unlauter, die Quellen einfach zu negieren, um dann - abseits der Quellen - einen eigenen Inhalt zu erfinden.
[...]
Oben in der zweiten Karte hast du im Übrigen ein Bsp. für einen kritischen Umgang mit Tacitus: Der überlieferte Tacitus-Text gibt, dass die Angrivarier im Rücken des Germanicus einen Aufstand probten. Das passt nicht. Passen würde Ampsivarier. Offenbar ein Fehler. Ob dieser Fehler bereits Tacitus unterlief oder einem Kopisten, ist unklar.
[...]
Die ausführlichste Darstellung, Cassius Dio, die weitgehend unglaubwürdig ist, bietet jede Menge Eigengut.
 
Nicht nur die Mannschaftslatrine, sondern auch der Brunnen bot genug Holz:


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Woher stammen Text und Bild?
BLOG DES LWL-MUSEUMS FÜR ARCHÄOLOGIE, Blog-Beitrag Tatort Forscherlabor, Themenstation 7: Dendrochonologie v. 23.3.2011.

Für die Behauptung einer Wiederverwendung bereits verbauten Bauholzes bei römischen Lagern, Gebäuden usw. im Bereich Deutschlands erhoffe ich diverse Belege in diversen provinzialrömischen Publikationen, die zeigen können, dass es durchaus wahrscheinlich oder Usus war, dass 'Römer' sich bei umliegenden germanischen Weilern/Siedlungen mit Bauholz bedienten.

Für Anreppen gilt, dass sowohl das Latrinen- wie das Brunnenschacht-Holz von diversen Bäumen stammt, die ausnahmslos im Jahr 5 n. Chr. gefällt worden waren. Es hilft immer, konkret zu werden, konkrete Funde zu vertiefen.

Damit kann das kreative Szenario einer fallweisen Bedienung bei aufgelassenen germanischen Siedlungsstellen in der Umgebung des Militärlagers Anreppen weitgehend ausgeschlossen werden;
 
Eine Frage in die Runde:
Welche Römerlager, die in Verbindung mit den Ereignissen 9 n. Chr. bis 16 n. Chr stehen, weisen Kampfspuren auf?
 
Eine Frage in die Runde:
Welche Römerlager, die in Verbindung mit den Ereignissen 9 n. Chr. bis 16 n. Chr stehen, weisen Kampfspuren auf?

In Haltern muss es mal "gekracht" haben:

War der römische Militärkomplex in Haltern tatsächlich das in der antiken Literatur beschriebene Aliso? Und damit auch der letzte Stützpunkt, den die Römer nach der Niederlage in der Varusschlacht 9 n.Chr. noch gehalten haben? »Die Gleichsetzung von Aliso mit Haltern durchzieht die Forschungsgeschichte dieses Römerlagers seit Beginn der Ausgrabungen vor 111 Jahren«, so Museumsleiter Aßkamp. »Die Details aus der schriftlichen Überlieferung passten schon immer auf Haltern. Mittlerweile können wir auch von archäologischer Seite die Aliso-These bekräftigen.« Denn laut der Schriftquellen bestand das Lager Aliso bis 16 n.Chr. fort und wurde im Winter 9/10 n.Chr. von Germanen belagert.

In Haltern belegen nun unter anderem germanische Skelette aus einem Töpferofen und die Überlagerungen von Grabanlagen in der Gräberstraße, dass dieser Stützpunkt tatsächlich noch über das Jahr 9 n.Chr. hinaus mit römischen Soldaten besetzt war. Außerdem deuten nachträgliche Sperrvorrichtungen an Süd- und Osttor wie auch unmittelbar südlich des Hauptlagers geborgene Geschosse wie Schleuderbleie, Steinkugeln und dreiflügelige Pfeilspitzen auf eine Belagerung hin.
Startschuss für den neuen "Römerpark Aliso"

Kritisch dazu Siegmar von Schnurbein:
"Im Hauptlager von Haltern ist die Verbarrikadierung des Südtors nach wie vor der einzige
Befund, der nach offenbar großflächiger Zerstörung entstanden ist; wann dies war, wissen wir nicht."
Anzeige von Zum Ende von Haltern


 
Das übertragen von militärischen Kenntnissen des 20. und 21. Jahrhundert in die Zeit des 1. Jahrhundert nach Christi ist keine Killerphrase. Ich glaube der Begriff "Killerphrase" ist dir nicht so geläufig. Es gibt viele Parallelen zwischen der römischen Armee und Armeen der Neuzeit. Ich sage damit nicht, dass man militärische Taktiken der Neuzeit im Detail mit denen der Römer vergleichen kann. Aber die Grundsätze sind ähnlich zum Beispiel die Gliederung von Verbänden. Ich habe den Eindruck, dass Du in deinem Leben bisher noch keinen Militärdienst abgeleistet hast. Der Letzte Satz ist übrigens so etwas was man als "Killerphrase" bezeichnen würde. Entschuldigung!

Egal, wie groß Deine militärische Erfahrung sein mag, Tatsache ist, Du kannst modernes militärisches Vorgehen nicht auf eine Armee von vor 2.000 Jahren übertragen, nur weil römische Legionen ähnlich komplex gegliedert waren wie heutige Streitkräfte. Die logistischen Fähigkeiten, die militärische und zivile Infrastruktur sowie die eingesetzten Aufklärungs- und Waffen"systeme" waren einfach anders, und damit auch die taktischen Möglichkeiten. Wenn Du das ignorierst, kannst Du Dich auch gleich fragen, warum die Römer während der Varusschlacht keine Luftunterstützung angefordert haben (lag vielleicht am Wetter, es sollen ja Sturm, Regen und schlechte Sicht geherrscht haben).
Ich bin bzgl. (modernem) Militär auch nicht gerade "unbefleckt", aber als ich anfing, mich mit dem römischen Legionen zu beschäftigen, hab ich erst einmal ein halbes Dutzend Fachbücher gelesen, bevor mein Wissensstand soweit war, dass ich eine ungefähre Vorstellung davon bekam, wie eine solche Legion funktioniert hat und somit eine weitgehend authentische Darstellung abliefern konnte. Ich lerne immernoch dazu und zwar nicht aus alten Überlieferungen, sondern schlicht durch praktische Anwendung und Erfahrungsaustausch. Manche Dinge funktionieren einfach völlig anders und vor allem mit größerer Verzögerung als man es in modernen Streitkräften gewohnt ist.
Heutzutage weiß ich, wie das Gelände, in das ich vorrücke, im Detail aussieht. Ich weiß, wo Feindkräfte liegen, ich kenne deren Stützpunkte, die wahrscheinlichen Aufmarsch- und Versorgungsrouten, erhalte ständig in Echtzeit ein aktuelles Lagebild und kann sehr schnell verstärkende oder unterstützende Kräfte anfordern bzw. heranführen. Situationen wie während der Varusschlacht gibt es fast ausschließlich nur noch in städtischen Kampfzonen. Außerdem sind die ROE heutzutage andere als damals (wenn es überhaupt welche gab).
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir fällt in der Diskussionsrunde auf, dass überwiegend sterile Fakten herangezogen werden. Rein wissenschaftlich ist daran nichts auszusetzen. Ich nenne es einmal lapidar "Laborbedingungen".
Menschliche und besonders taktisch militärische Überlegungen kommen bisher leider zu kurz.
Bei der Interpretation / Hinterfragung von antiken Textquellen mit militärischen Inhalten ist dies aus meiner Sicht zu empfehlen.
Einfacher ist es natürlich sich Wort für Wort an die überlieferten Texte zu halten.
Vielleicht bin ich ja zu anspruchsvoll???

Das ist im Hinblick auf die Archäologie schlicht die falsche Reihenfolge.

1. Funde
2. Auswertung und Interpretation der Funde.
3. Abgleich mit etwaigen Fragmenten der schriftlichen Überlieferung.
4. Kritik der Literaturquellen.
5. Anstrengung eigener weitergehender Interpretationen auf Basis von Übereinstimmungen oder fehlenden Übereinstimmungen mit den Teilen der Literatur, die verlässlich erscheinen, oder weitergehende eigene Interpretation, streng am Befund orientiert, wenn nichts verlässlich schriftliches vorhanden ist.

Was menschliche und taktische Überlegungen angeht:

Wie genau sollte man hierüber etwas sagen können ohne die genauen Gegebenheiten vor Ort zu kennen, die Einschätzungen, Fehleinschätzungen der Befehlshaber etc.?

Um ein plakativen Beispiel aus der Neuzeit aufzugreifen:

Rein von den militärischen Gepflogenheiten her, machte Neys Kavallerieattacke bei Waterloo so überhaupt keinen Sinn, weil es gegen alle taktischen Gepflogenheiten der Zeit verstieß auf diese Weise intakte Infanterieverbände ohne Unterstützung durch eigene Infanterie und Artillerie kavalleristisch anzugreifen.

Ist auf Grund dieser Begebenheit nun daran zu zweifeln, dass die Schlacht von Waterloo stattgefunden hat, oder wenigstens der Kavallerieangriff?
Deinem Postulat nach sich an taktischen Überlegungen orientieren, ohne präzise Kenntnis von Ort und Geschehen zu haben, wäre ja genau dass die Schlussfolgerung, denn ein solches Manöver zum Angriff auf intakte Infanterieformationen findet sich in keinem militärischen Lehrbuch der Zeit.
Erst durch dem Umstand der Umverteilung der britischen Truppen, die da möglicherweise als Rückzug fehlinterpretiert würde, macht das Vorgehen Sinn.

Wie genau sollte man bei der dürftigen Quellenlage von vor 2.000 Jahren, ohne zu wissen, was konkret die Kommandieren den wussten oder annahmen und wie die detaillierten Bedingungen vor Ort waren, hier also en Detail ermitteln können, welches Vorgehen in welcher Situation sinnvoll gewesen wäre und was die Akteure möglicherweise verleitet haben könnte ein Vorgehen für sinnvoll zu halten, dessen Sinn sich in der Retrospektive nicht ohne weiteres erschließt?

Und wenn wir dabei sind, wie kommt man eigentlich auf den Trichter, die Interpretation von Grabungsergebnissen vor Ort als "Laborbedingungen" abzutun und dann ohne im Detail mit dem damaligen Kriegshandwerk vertraut zu sein, was praktische Erfahrungen angeht, Argumentationen ohne präzise Lagekenntnis orientiert an völlig anderen technischen Grundvorraussetzungen für sinnvoller zu halten.

Darf ich, da hier auf angebliche Erfahrungen Bezug genommen wird, fragen, in welcher militärischen Einrichtung Kaffeesatzlesen über die Absichten des Gegners ohne Kenntnis der Lage zu haben oder eine Vorstellung davon, welche Kenntnisse der Gegner besitzt und wie die lokalen Bedingungen, Versorgungslage, Truppenmoral etc. sind, für ein geeignetes Mittel hält um die Absichten eines Gegners zu erschließen oder seine Reaktionen zu ergründen?
Und darf ich fortgesetzt fragen, wozu man, wenn diese Methode zuverlässig funktioniert, noch sowas wie eine Feindaufklärung unterhält?
 
In Haltern muss es mal "gekracht" haben
Ich hatte erhofft, dass noch andere Lager, die ich bisher ebenfalls nicht ermitteln konnte betroffen wahren.
In irgendeiner Stellungnahme zur Varusschlacht (Lagertherorie) habe ich gelesen, dass das Lager nach dem Gemetzel aus religiösen Gründen (Oder anderen Gründen) auf Befehl des Arminius nicht zerstört wurde. In den antiken Texten steht nichts davon. Vielleicht habe ich etwas übersehen, überlesen oder verwechselt. Kann mir jemand auf die Spünge helfen?
 
Genau das aber wird in Teilen in unserer Diskussionsrunde gemacht.
Naja eben nicht, wie ich das sehe.

Ist ja nicht so, dass es keine Funde gäbe, die nicht mit den damaligen Ereignissen, mindestens theoretisch in Einklang zu bringen wären, die wir aus der Überlieferung kennen.
Das sind dann mitunter keine definitiven Sicherheiten, hat in jedem Fall aber eine andere Berechtigung, als von weiteren Ereignissen und Plätzen auszugehen, die für die Ereignisse bedeutsam wären, auf die es aber bis dato keine archäologischen Hinweise gibt oder Textquellen generell die glaubwürdigkeit abzusprechen, weil retrospektiv das dort beschriebene Vorgehen als wenig logisch erscheint, ohne dabei zu berücksichtigen, dass es sich da nicht um direkte Augenzeugenberichte, sondern um Berichte aus zweiter und dritter Hand handelt, wodurch sie mitunter auch abschnittsweise deswegen im Hinblick auf die Entscheidungsfindung fraglich erscheinen können, weil möglicherweise (sogar mit einiger Sicherheit) die Beschreibung der Gesamtbegebenheiten unvollständig ist und somit der Entscheidungsfindusgsprozess der Handelnden Persönlichkeiten nicht akkurat rekonstruiert werden kann.
 
Darf ich, da hier auf angebliche Erfahrungen Bezug genommen wird, fragen, in welcher militärischen Einrichtung Kaffeesatzlesen über die Absichten des Gegners ohne Kenntnis der Lage zu haben oder eine Vorstellung davon, welche Kenntnisse der Gegner besitzt und wie die lokalen Bedingungen, Versorgungslage, Truppenmoral etc. sind, für ein geeignetes Mittel hält um die Absichten eines Gegners zu erschließen oder seine Reaktionen zu ergründen?
Da wir hier über historische Ereignisse diskutieren, sind Vermutungen unter Berücksichtigung taktisch operativer und geografischen Betrachtungen (Auche Funde und Befunde archäologischer Forschungen) durchaus legitim und kommen auch heute noch bei Auswertungsprozessen militärischer Übungen eines potenziellen Gegners zum Einsatz.
 
Da wir hier über historische Ereignisse diskutieren, sind Vermutungen unter Berücksichtigung taktisch operativer und geografischen Betrachtungen (Auche Funde und Befunde archäologischer Forschungen) durchaus legitim und kommen auch heute noch bei Auswertungsprozessen militärischer Übungen eines potenziellen Gegners zum Einsatz.

Die Frage ist nicht ob Vermutungen grundsätzlich legitim sind, sondern ob sie eine hinreichende Basis haben um als fundiert betrachtet werden zu können.

Auswerten kann man nur, was einem an tatsächlichen, überprüfbaren Informationen vorliegt. Insofern könnte man Studien darüber anstellen, wie sich die römischen Truppen in dieser und jener Art von Gelände grundsätzlich verhielten, welche Schlachten der jeweilige militärische Führer zuvor geschlagen hatte, welche taktischen Vorlieben sich daraus möglicherweise ableiten lassen.
Darüber ob ad hoc irgendwelche Gegebenheiten vorlagen, die die Entscheidungsträger dazu bewegten von ihrem bis dato gewohnten Vorgehen abzugehen, kann uns das überhaupt nichts sagen.
Dazu müsste man, siehe das Beispiel Ney bei Waterloo die konkrete Situation gut kennen. Kennen wird in diesem Fall aber nicht.
Wir haben eine ungefähre Ahnung wo sich die Funde der Schlacht möglicherweise verteilen, dementsprechend haben wir mögliche Anfangs und Endpunkte, wir haben schriftliche Berichte über das Vorgehen der germanischen Kombattanten und die Witterungebedingungen.

Wie sich die Lage von Varus und Konsorten aus gesehen, aber konkret darstellte, welche Informationen oder Fehlinformationen sie zu welchem Zeitpunkt erhielten, was sie selbst sehen und wahrnehmen konnten und welche Entscheidungen sie faktisch blind treffen mussten, etc. das alles wissen wir ja eben nicht.
Entsprechend sind das ein wenig sehr große Lücken um da mit der Schablone der grundsätzlichen, aber nicht fallspezifischen taktischen logik zu sinnvollen Schlüssen zu kommen.

Und dass solche dürftigen Informationslagen heute bedeutender Bestandteil der militärischen Analsye im Bezug nicht nur auf dass, was zurückliegt, sondern auch darauf, wie ein Gegner unter völlig unbekannten Bedingungen in Zukunft handeln wird, bezweifle ich.
 
Und wenn wir dabei sind, wie kommt man eigentlich auf den Trichter, die Interpretation von Grabungsergebnissen vor Ort als "Laborbedingungen" abzutun
"Laborbedingungen" ist aus dem Kontext gerissen.
Die Begrifflichkeit "Laborbedingungen" ist nicht, so wie in meinem Kommentar erkennbar, wörtlich zu nehmen. Fragmente (Aus vollständigen Sätzen) gemachter Kommentare zu zitieren ist nicht gerade das was man als seriös bezeichnen kann.
Um historische Ereignisse auszuwerten zu können müssen alle zur Verfügung stehenden Informationen herangezogen werden (Siehe auch meinen Beitrag 94).
Ergänzung zu Beitrag 94:
Auswerteergebnisse neuzeitlicher militärischer Aktivitäten (Nicht der eigene Kräfte) werden in fest definierten Abstufungen dokumentiert (Vermutlich, möglicherweise, wahrscheinlich und sicher). Da ist auch "Kaffeesatzlesen" enthalten. Dies wir / sollte aber mit den jeweiligen Abstufungen kenntlich gemacht werden.
 
Und dass solche dürftigen Informationslagen heute bedeutender Bestandteil der militärischen Analsye im Bezug nicht nur auf dass, was zurückliegt, sondern auch darauf, wie ein Gegner unter völlig unbekannten Bedingungen in Zukunft handeln wird, bezweifle ich.
Ist aber so.
Dafür gibt es die erwähnten Abstufungen (Siehe Kommentar 96).
 
Ist aber so.
Dafür gibt es die erwähnten Abstufungen (Siehe Kommentar 96).
Ergänzung:
Man versucht dabei natürlich von der unteren Stufe ausgehend eine qualitative höhere Stufe zu erzielen indem neue Erkenntnisse gesammelt werden, wenn möglich (Das was Archäologen auch machen). Kein Befehlshaber der Neuzeit würde bei einem "Vermutlich" 3 Divisionen (Der vergleich Legion Division hinkt) ins Gefecht schicken.
 
"Laborbedingungen" ist aus dem Kontext gerissen.
Die Begrifflichkeit "Laborbedingungen" ist nicht, so wie in meinem Kommentar erkennbar, wörtlich zu nehmen. Fragmente (Aus vollständigen Sätzen) gemachter Kommentare zu zitieren ist nicht gerade das was man als seriös bezeichnen kann.
Ich habe den Begriff "Laborbedingungen" ja auch nicht wörtlich genommen, das würde ja bedeuten, dass ich den Wert gemachter militärischer Erfahrungen im Hinblick auf ähnlich gelagerte Szenarien negieren würde.
Das ist absolut nicht der fall, nur ist etwas, was vor 2.000 Jahren passiert ist, eben kein ähnlich gelagertes Szenario und dem tun auch oberflächliche Überschneidungen, wie die Tatsache, dass die Römer standardisierte Truppengliederungen kannten, keinen Abbruch.

Wenn man meint auf Grund vollkommen unzureichender Gesamtübersicht über eine Situation und völlig unzureichende Gesamtübersicht über die Informationslage der jeweiligen Akteure, sinnvolle Maßnahmen ableiten zu können, betreibt man nichts anderes als Planspiele unter sterilen Bedingungen, die mit dem Informationshorizont der Entscheidungsträger und der Lage vor Ort kaum korresponideren.

Um historische Ereignisse auszuwerten zu können müssen alle zur Verfügung stehenden Informationen herangezogen werden (Siehe auch meinen Beitrag 94).
Ergänzung zu Beitrag 94:
Natürlich müssen alle verfügbaren Informationen herangezogen werden. Das entbindet aber nicht von der Verpflichtung diese Informationen auf ihre Herkunft, ihren Inhalt und ihre Korrespondenz mit zurückgebliebenen materiellen Zeugnissen zu vergleichen und daraus Konsequenzen zu ziehen, welche Quelle man für wie gehaltvoll betrachtet.
Es entbindet ebenfalls nicht davon nach Anzeichen dafür zu suchen, wer von wem einfach abgeschrieben haben könnte, ohne das explizit kenntlich zu machen und auch nicht davon, ins Kalkühl zu ziehen, dass man selbst dabei etwas missverstehen kann oder Zwischenträger der Information etwas falsch verstanden haben könnten, weil nicht der genaue Wortlaut erhalten ist, oder man das nicht überpfüfen kann oder weil beim Übersetzen der Texte Bedeutungen von Bausteinen nicht so ganz korrekt erfasst wurden.

Auswerteergebnisse neuzeitlicher militärischer Aktivitäten (Nicht der eigene Kräfte) werden in fest definierten Abstufungen dokumentiert (Vermutlich, möglicherweise, wahrscheinlich und sicher). Da ist auch "Kaffeesatzlesen" enthalten. Dies wir / sollte aber mit den jeweiligen Abstufungen kenntlich gemacht werden.
Nein.
Auswertungen werden überhaupt nur dann in diesem Maße vorgenommen, wenn die Informationslage eine vernünftige Auswertung zulässt.
In Zeiten von Satelietenbildern, Luftbeobachtung, Funkprotokollen und Aufzeichnungen etc. stellt sich diese Frage im Hinblick auf die moderne Kriegsführung heute kaum noch.
Das stellt sich im Fall Varus aber anders dar.
Wie haben keine Bild oder Tonaufzeichnungen, keine Aufklärungs- und Befehlsprotokolle etc. Alles was wir haben.
An Hand der geographischen verteilung der Funde lässt sich gegebenenfalls ausmachen, was Varus und konsorten taten, aber eben nicht warum.
Deswegen ist nicht feststellbar, ob das im Einzelnen situativ militärisch sinnvoll war oder nicht.
Wenn das aber nicht festzustellen ist, handelt es sich um keine sinnvolle Analyse durch Sinn oder Unsinn des tuns darüber befinden zu wollen, ob eine spätere Angabe dazu stimmen kann oder nicht.
 
Ergänzung:
Kein Befehlshaber der Neuzeit würde bei einem "Vermutlich" 3 Divisionen (Der vergleich Legion Division hinkt) ins Gefecht schicken.

Karl XII. ging mit seiner gesamten Hauptarmee, das zur Versorgung abgestellte Detachement unter Lewenhaupt im Schlepp ohne irgendeine im Sinne der Moderne hinreichende Feindaufklärung zu haben, quasi also auf Verdacht, bis an das Ostufer des Dnjepr vor und fing sich bei Poltawa bekanntlich eine vernichtende Niederlage.

Suworow ging mit seinen 21.000 Mann 1799 auf Schweizer Gebiet gegen die Franzosen mit so wenig akkuraten Kartebbeständen und geographischen Informationen vor, dass sein feldzug letztendlich daran scheiterte, dass er in Altdorf angekommen, dann feststellen musste, dass der Weg, der ihn gemäß der österreichischen Karten in seinem bestand nach Schwyz hätte führen sollen, überhaupt nicht existierte und er mit seinen 21.000 Mann in eine Sackgasse gerannt war, die beinahe zu seinem vollständigen Abschneiden und seinem Verhängnis geworden wäre.

Napoléon Bonaparte schickte nach der Schlacht von Ligny Grouchy mit 30.000 Mann oder mehr auf die bloße Vermutung hin, die Preußen seien im desorganisierten Zustand geflüchtet, hinter diesen her.

Die Russen setzten anno 1914 in der Annahme (ohne hinreichende Aufklärung betrieben zu haben oder Kommunikationslinien zu unterhalten) nicht weniger als zwei vollständige Armeen komplett auf Verdacht in Richtung Ostpreußen in Marsch, was im Besonderen für die Narew-Armee und deren befehlshaber Sasonow bekanntlich nicht so gut ausging.

Das französische Oberkommando beorderte anno 1940 den Löwenanteil seiner Truppen in Richtung Flandern ohne angemessenen Wert auf eine hinreichende Reserve zu legen, die Berichte der eigenen Luftaufklärung sträflich ignorierend.

Rommel ging in Nordafrika mit allem, was er hatte gegen die Briten vor, ohne deren Stärke nah bei ihren Basen in Ägypten seriös einschätzen zu könnenund im Wissen, dass er für diese Aktion eigentlich weder genügend Treibstoffreserven, noch hinreichend Transportkapazitäten für dieselben hatte.

Brauchen wir mehr historische Beispiel für ein neuzeitliches "Vermutlich"?
 
Bezieht sich das auf die Auswerteverfahren heutiger militärischer Ereignisse? Wenn ja, dann ist dein "Nein" falsch.
Vielleicht reden wir einander vorbei?
Dieses "nein" bezieht sich auf das Postulat auf Grund warum auch immer, mangelnder Informationslage eine treffende Analyse dahingehend abzugeben, welches Handelsn sinnvollgewesen wäre.

Wenn etwa nicht einmal bekannt ist, in welcher Stärke der Gegner konkret wo angegriffen und wann angegriffen hat und wann dem Kommandierenden die Informationen darüber zukamen, entsprechend ob diese noch aktuell oder längst vom Gefechtsgeschehen überholt waren, lässt sich daraus keine Schlussfolgerung ableiten ob das Handeln der Angegriffenen und ihres Befehlshaber sinnvoll war oder nicht.
Genau so wenig lässt sich, wenn derart gravierende Informationen fehlen, weil keine im modernen Sinne intakte Aufklärung vorhanden ist festlegen, welches Verhalten in einer konkreten Situation sinnvoll ist.

Das gilt zu allen Zeiten.

Bei dem was wir Varusschlacht nennen, fehlen diese Informationen und auch wasserdichte Hinweise auf die Eindrücke, die die militärischen Führer auf der römischen Seite davon hatten, zumal im Zeitablauf.
 
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