Gab es Germanen?

Seine Leser wussten aber auch, dass er die rechtsrheinischen Gebiete nicht unterworfen hat, somit auch nicht die dortigen Tektosagen. (Er besiegte und unterwarf die Tektosagen somit zumindest nicht vollständig.) Hätte er tatsächlich sagen wollen, dass er alle Gallier (und nicht bloß ganz Gallien nach seiner Definition) besiegt und unterworfen hat, hätte er sich mit der unnötigen Erwähnung der dortigen Tektosagen voll ins eigene Knie geschossen.
 
Oder seine Leser wussten, dass es rechtsrheinische Gallier gab - was sehr wahrscheinlich ist, zu den süddeutschen Oppida dürfte es Kontakte gegeben haben. Also streicht man heraus, dass es sich nur um die bucklige Verwandtschaft längst Unterworfener handelt.
 
Nennt man die "bucklige Verwandtschaft" so?: "summamque habet iustitiae et bellicae laudis opinionem" = "hat das höchste Ansehen der Gerechtigkeit und des kriegerischen Lobes".

Abgesehen davon bezweifle ich, dass der durchschnittliche römische Leser so eingehend über Stämme und Oppida links und rechts des Rheins informiert war.
 
Abgesehen davon bezweifle ich, dass der durchschnittliche römische Leser so eingehend über Stämme und Oppida links und rechts des Rheins informiert war.
Ich bin ja in dieser Diskussion ganz bei dir. Aber wer ist der durchschnittliche römische Leser, den Caesar vor Augen hatte? Doch wohl am ehesten die senatorischen Oberschicht, ggf. auch die equites, Leute mit militärischer und politischer Führungserfahrung.
 
Einen Garküchenbetreiber wird Caesar freilich nicht als potentiellen Leser vor Augen gehabt haben. Wenn er allerdings bei seiner gehobenen Leserschaft umfassende Kenntnisse über Gallien und das westliche Germanien vorausgesetzt hätte, hätte er sich seine Exkurse zu Menschen und Sitten sparen können.

Das Rom, das Brennus brandschatzte, war kaum mehr als ein Stadtstaat in Latium. Insofern scheint mir auch die Angst-These nicht plausibel zu sein.
Allerdings blieben die Gallier bis in den 2. Punischen Krieg hinein eine ernsthafte Bedrohung.
Tatsächlich saß der Schock über die Niederlage an der Allia und die Eroberung Roms tief und anhaltend, was sich auch in diversen Maßnahmen zeigte. Z. B. waren Priester und Greise eigentlich gesetzlich vom Militärdienst befreit - außer für den Fall eines Galliereinfalls.
Noch im Keltenkrieg 225-222 v. Chr. (also immerhin schon nach den Siegen Roms über Pyrrhos und im 1. Punischen Krieg) brach in Rom ziemliche Panik aus: Sogar Menschenopfer wurden gebracht, was nur in absoluten Krisenzeiten vorkam.
 
Allerdings blieben die Gallier bis in den 2. Punischen Krieg hinein eine ernsthafte Bedrohung.
Tatsächlich saß der Schock über die Niederlage an der Allia und die Eroberung Roms tief und anhaltend, was sich auch in diversen Maßnahmen zeigte. Z. B. waren Priester und Greise eigentlich gesetzlich vom Militärdienst befreit - außer für den Fall eines Galliereinfalls.
Und der Topos der Gallierinvasion von 387 taucht immer und immer wieder in den römischen (und griechischen) Quellen auf. Immer dann, wenn es galt, den Schrecken einer neuen echten oder vermeintlichen Gefahr einer Invasion fremder Heere nach Rom hervorzurufen. Am Beispiel der Kimbern und Teutonen zieht sich dieser Topos durch von Diodor bis Plutarch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wurde auch eine Weissagung kolportiert, dass eines Tages Griechen und Gallier Rom besetzen würden (Zonaras 8,19).
 
Das Magazin "Archäologie in Deutschland" hat in der Ausgabe Oktober - November 2020 das Schwerpunktthema "Germanen".

Auf diesen Artikel sowie auf die Ausstellung in Bonn wird auch in einem Artikel in der Welt hingewiesen, den ich heute gelesen habe.

Er wurde bereits von Erich in einem anderen Germanen-Thread verlinkt:

einige Erkenntnisse zur germanischen Kriegsführung in den ersten Jahrhunderten n.Chr.:
Mehr als ein Drittel der Krieger überlebte die Niederlage nicht
 
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