Gab es ein Römerlager in Hemmern (Rüthen)?

Plebejer

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Guten Tag in die Runde,

zunächst möchte ich die vielen engagierten Diskutanten und den Moderator dieses interessanten Forums grüßen und mich kurz vorstellen. Als Hobbyist interessiere ich mich für die Grundlagen unserer Gesellschaft und spüre darum seit einiger Zeit u.a. den Römern im unwegsamen Westfalen nach.

Zu Kneblinghausen habe ich aufgrund einiger Fakten eine ganz andere Geschichte ersonnen. Dazu gibt es u.a. auch hier im Forum schon Hinweise, die auf einen möglichen, viel wichtigeren römischen Standort ganz in der Nähe von Kneblinghausen verweisen. In diesem Zusammen würden sich viele der diskutierten Besonderheiten des Römerlagers Kneblinghausen erklären lassen.

Der zweite Standort ist schon mal in älteren Threads genannt worden: Das ist Hemmmern, ganze 5,2 km NW von Kneblinghausen entfernt.

Der von späteren Straßen umlaufene Ortskern von Hemmern hat einen mit Kneblinhausen II in Proportionen und Winkel identischen Grundriss, dessen via praetoria genau auf der wegen Taleinschnitten und Felsabbrüchen möglichen Bleihandelsstrecke aus dem Raum Brilon zu einem möglichen Hafen bei Lippstadt liegt. Zudem verweist der Verlauf des alten Haarwegs auf der Wasserscheide genau auf die porta principalis dextra von der der „Alte Hellweg“ als innerörtliche via principalis zu einer markanten Ecke für die porta principalis sinistra führt. Die das fragliche Areal umlaufenden Straßen sind alt (vor 1836 angelegt) und verlaufen seither meist, bis auf einige Änderungen auf gleicher Trasse.

Hemmern liegt als Kreuzung von 5 alten Verbindungswegen an der Spitzen Warte, von wo der Blick über die ganze Haarstrecke bis Wickede, Lippstadt und Anröchte und auch Anreppen reicht und hier am höchsten Punkt der Haar auf der einzigen Quelle, der Gosse, einem Zufluss der Alme. Die Quelle im Ort (Im „Römerlager Hemmern“) ist sicher ein Unikum, aber bedenkt man, wie wichtig die Versorgung der Zugtiere nach dem Aufstieg über die ansonsten trockene Wasserscheiden ist, ergibt die Quelle im Ort die totale Kontrolle über die von West nach NO und O und von S und SW nach N führenden Wege. Dass die Römer zu den dafür nötigen Bauwerken fähig gewesen wären, ist hinreichend belegt.

Mir drängt sich so ein möglicher Ablauf sehr plastischer auf: Die Vorteile von Hemmern gegenüber dem Standort Kneblinghausen dürften den Römern schon kurz nach dem Bau der Wallanlage Kneblinghausen II (!) aufgefallen sein. So stellte sich ihnen ein vollständig errichtetes Lager mit allen Innenbauten etc. als eine Fehlplanung dar, ein Bauwerk am falschen Platz. So fassten sie den Entschluss zum Umzug und errichteten kurz nach dem Rohbau des Lagers Kneblinghausen II die Grundlagen für ein Kastell in Hemmern. Mit fortschreitendem Bau verlagerte sich die Besatzung zum neuen Standort und die am alten Ort verbleibende Sicherungstruppe wurde soweit reduziert, dass die volle Länge der Holz-Erde-Mauer nicht zu sichern gewesen wäre. Darum wurde der Wall um das Lager von Kneblinghausen II zu I verkleinert. Zudem bauten die Römer die Holz-Erde-Mauer sukzessive ab und verbrachten die mit handwerklichem Aufwand erstellten Pfosten und Balken zum neuen Standort. Daher sind in Kneblinghausen keine Pfostenlöcher mehr zu finden, denn die Pfosten wurden 5,2 km weiter NO gebraucht und dort zu einem fast identischen Kastell neu zusammengesetzt. Mit der Nähe des neuen Standorts ist auch die extrem geringe Funddichte in Kneblinghausen zu begründen: Abfälle fielen in der Kürze nicht in so großem Maß an, dass sie bei den wenigen Grabungen gefunden worden wären und jedes noch so kleine Gut von Wert konnte zum neuen Standort verbracht werden. Für die letzten Reste fanden dann die Barbaren noch Verwendung.

Im Gegensatz zu Kneblinghausen blieb Hemmern nach dem Abzug der Besatzung bewohnt, denn die Wallanlage gab Sicherheit und die Quelle war für Bewohner, Pferde und Vieh wichtig. Geblieben sind die Grundstücksgrenzen innen der Wallanlage, die Wege führten knapp um den Wall und um den engen, den Verkehr behindernden Ort herum. Darum steht die Kapelle St. Anna auch außerhalb an einer Kreuzung der umlaufenden Wege und nicht im Zentrum, denn die bis heute orthogonal angelegte Bebauung um das Praetoriums war schon vor der Christianisierung angeeignet, aufgeteilt und vergeben. Hemmern blieb bewohnt: die Wälle sind nur noch im NO zu erahnen, Bauwerke überbaut, weiterverwendet. Römische Artefakte sind aus Hemmern nicht belegt. Auch hier könnte die römische Geschichte von Hemmern kurz geblieben sein und ab 9 n.Chr. ganz anderen Verlauf genommen haben.

Aber würde in Hemmern eine römische Provenienz bestätigt, würde damit ein römisches Ensemble auftauchen, dass die W-O verlaufende Haarstrecke bis Haarbrück vor der Weser, die N-S Bleihandelsroute mit der SW reichenden Verbindungen über Kneblinghausen nach Lahnau Dorla und Waldgirmes umfasst. Vielleicht lassen sich aus der Logik der Anlage Schlüsse auf die strategischen Ziele der Okkupationspolitik ziehen, denn Hemmern und auch das ins Abseits geratene Kneblinghausen liegen an strategisch entscheidender Stelle, von der verschiedenste Vorstöße nach Germania Magna ausgehen konnten.

Vielleicht sind detailliertere Grabungen in Kneblinghausen obsolet. Denn würde ein Fund in Hemmern die augenscheinlichen Hinweise bestätigen, liegt wegen der Beziehungen und Ähnlichkeiten der Orte der Ablauf der Geschichte für Kneblinghausen auf der Hand.

Ich bin ganz gespannt auf Eure fachliche Beurteilung dieser Hypothese und Grüße alle Aktiven in diesem Forum.
 
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Auf den ersten Blick ist deine Argumentation nicht schlecht, obgleich du natürlich gleich mehrere Hypothesen bildest (H1: Hemmern = Legionslger, H2: Hafen bei Lippstadt, H3: Rückbau Kneblinghausen II zu Kneblinghausen I....). Ich muss zugeben, dass ich kein Freund unbegründeter Hypothesen bin, wobei ich zugebe, dass du trotz mangelndem archäologischen Nachweis ganz gut begründest.

Zudem bauten die Römer die Holz-Erde-Mauer sukzessive ab und verbrachten die mit handwerklichem Aufwand erstellten Pfosten und Balken zum neuen Standort. Daher sind in Kneblinghausen keine Pfostenlöcher mehr zu finden, denn die Pfosten wurden 5,2 km weiter NO gebraucht und dort zu einem fast identischen Kastell neu zusammengesetzt.
Es wäre durchaus plausibel, dass die Römer, schon um Arbeit zu sparen, bei einem Lagerumzug Pfosten wiederverwendet hätten. Das kann allerdings nicht das Fehlen von Pfostenlöchern erklären.
Wie entsteht ein Pfostenloch? Zunächst tieft jemand den Boden ein, um einen Pfosten darin zu versenken. Wenn der Pfosten versenkt ist, wird Erdmaterial um den Pfosten geworfen, meist vom Aushub. Im Idealfall steht so ein Pfosten (z.B. aus Eiche) 70 Jahre in der Erde. Irgendwann wird er hinausgezogen oder verrottet. I.d.R. werden Pfostenlöcher, wenn der Pfosten hinausgezogen wird, nicht aktiv wieder verfüllt, sondern das übernimmt die Natur. D.h. Staub, Blätter, Zweige... etc. fallen ins Pfostenloch, verrotten und werden zu Humus. Aber auch der Aushub, wenn man ihn sofort wieder ins Loch gibt, kommt ja nicht mehr Sedimentkorn für Sedimentkorn an den alten Platz. Und von der auch nur hauchdünnen Humusschicht an der Erdoberfläche würde auch immer etwas mit den Aushub gelangen, also die Sedimente sich vermischen. Und das sieht man dann - mehr oder weniger gut - auch im archäologischen Befund. Wenn man es nicht übersieht.
 
Hallo El Quijote,

danke für Deine schnelle Antwort und Dein Lob zu der Geschichte vom erdachten Ablauf von vor min. 2011 Jahren.
Deine Skepsis zu den Hypothesen 1 bis 3 ist ohne Artefakte aus Hemmern gut zu verstehen, wobei ich hoffe, dass die Logik der vielen auf Hemmern verweisenden Indizien da bald eine Evidenz ergeben wird.

Zu der dreckigen Arbeit mit den Pfostenlöchern möchte ich aus der Praxis lamentieren: Dass die Pfosten in ausgehobenen Gruben gesetzt wurden, die mit dem Aushub wieder drumherum verfüllt wurden, versteht sich von selbst. So kommt gleiches zu gleichem, was sich also nachträglich nicht unterscheidet. Danach haben die Römer die Balkenwände an die Pfosten gesetzt und den Graben davor gegraben. Der Aushub aus dem Graben direkt vor der Holz-Erde-Mauer wurde zwischen die Balken der Holzkonstruktion geworfen, bis dass die Mauer fast vollständig mit der Erde verfüllt war.

Wenn der Rückbau beginnt, bleibt die Erde zunächst in der Mauer. Die vor die Pfosten gelegten Balken werden demontiert, der Wall sackt seitlich aus der Konstruktion heraus und nun werden die Pfosten unten drumherum soweit nötig freigelegt und zuletzt mit Wackeln gelockert und mit seitlichem Zug (Seil) oder Druck im Loch quasi gekippt. Ist das Bauwerk neu und hat sich die Verfüllung der Pfostengrube noch nicht mit Regen und dauerndem Druck und Getrampel auf der Mauer richtig gesetzt, ist es kein Kunstwerk, denn die Erde in der Pfostengrube bricht dann leicht auf. Dabei verändert sich die Geometrie des Pfostenlochs von einer Zylinderform zu einem viertelscheibenförmigen Rotationskörper, dessen Rotationsachse je nach Boden bei ca. ¼ der Grubentiefe liegen dürfte. Über der Achse drückt der sich legende Pfosten die Erde herunter und darunter bricht der Pfosten die Erde aus der Grube heraus. Die um den Pfosten herumliegende Erde aus der Mauer und die nun gelockerte, die Grube ehemals verfüllende Erde rutscht nun in das herausgebrochene Loch nach.

Das Loch ist nun von völlig uregelmäßiger Form, nur an der Dichte der darin liegenden Erde von der Umgebung zu unterscheiden (Bei ganz genauer Betrachtung ist die Füllung evtl. mit etwas organischen Pflanzenresten durchsetzt). Steht neben der lockeren Grube noch ein Teil der Verfüllung der Mauerkonstruktion, wird diese bei Regen herunterwaschen und mit dem Wasser langsam die weiche Grube vollständig verfüllen, bis davon gar nichts mehr zu sehen ist. Auf dem Land braucht das etwas Zeit, ist aber prinzipiell am Strand mit Sand und einem Stab leicht zu probieren und das Ergebnis ist: Der Pfahl, das Loch und die Grube sind einfach weg.

Ein zurückgebauter Pfosten hinterlässt darum keinen Erdzylinder wie ein verrotteter Holzstamm. Ganz unmöglich ist das Aufspüren der Pfostenlöcher vielleicht nicht, wenn der Aushub aus dem Graben von ganz anderer Art als der Boden um den Pfosten ist. Aber ist der Boden im Wald beim Römerlager Kneblinghausen von so differenzierter Konsistenz? Ich habe nie, und werde unerlaubt auch niemals in Kneblinghausen graben, ahne aber, dass der Boden auf dem Hügel um den Graben und unter dem vermuteten Erdwall von annähernd gleicher Konsistenz ist, so dass Frau Dr. Cichy da dann keine Pfostenlöcher hätte finden können.

Etwas gewagter und darum erst an zweiter Stelle könnte ich auf die o.g. Schwellbalkenkonstruktion verweisen, die den Römern bekannt war und die einen beabsichtigten baldigen Rückbau erleichtert hätte. Aber das ist eher weniger plausibel.

Zu Deinen berechtigten Hinweisen auf die Hypothesen Hemmern und der Lippe möchte ich auf die „Hypothesen zum Verlauf römerzeitlicher Wege“ von H. Braukmann, Soest, verweisen, der darin den Verlauf der römischen Bleitransporte mit einigen belegten Funden beschreibt und u.a. auch ein weiteres römisches Lager nördlich von Kneblinghausen vermutet. Und wie gesagt: Würde sich die römische Provenienz Hemmerns erweisen, würden die Hypothesen für diese ganze Strecke von Brilon bis zur Lippe erhärtet.

Ich hoffe, es gibt außer den mir aufgefallenen Hinweisen auf Hemmern und den Zusammenhang mit Kneblinghausen noch andere, bisher nicht diskutierte Argumente, die die Geschichte erhellen können.

Nochmals herzlichen Dank für die schnelle Antwort, die mich erwartungsvoll auf den Diskurs einstimmt. Ganz gespannt grüße ich die Runde
 
Zu der dreckigen Arbeit mit den Pfostenlöchern möchte ich aus der Praxis lamentieren: Dass die Pfosten in ausgehobenen Gruben gesetzt wurden, die mit dem Aushub wieder drumherum verfüllt wurden, versteht sich von selbst. So kommt gleiches zu gleichem, was sich also nachträglich nicht unterscheidet. Danach haben die Römer die Balkenwände an die Pfosten gesetzt und den Graben davor gegraben. Der Aushub aus dem Graben direkt vor der Holz-Erde-Mauer wurde zwischen die Balken der Holzkonstruktion geworfen, bis dass die Mauer fast vollständig mit der Erde verfüllt war.

Wenn du Erde entnimmst, kommt sie durcheinander. Wenn du ein Loch wieder verfüllst, kommt - selbst, wenn du den Aushub für die Verfüllung nimmst - die Erde wieder durcheinander.
Aushub.jpg


Und selbst dort, wo kaum organisches Material im Pfostenloch landet, ist es noch zu erkennen:

LWL-Spenge-Pfostenloch.jpg
 
"zuletzt mit Wackeln gelockert und mit seitlichem Zug (Seil) oder Druck im Loch quasi gekippt. Ist das Bauwerk neu und hat sich die Verfüllung der Pfostengrube noch nicht mit Regen und dauerndem Druck und Getrampel auf der Mauer richtig gesetzt, ist es kein Kunstwerk, denn die Erde in der Pfostengrube bricht dann leicht auf. Dabei verändert sich die Geometrie des Pfostenlochs von einer Zylinderform zu einem viertelscheibenförmigen Rotationskörper, dessen Rotationsachse je nach Boden bei ca. ¼ der Grubentiefe liegen dürfte. Über der Achse drückt der sich legende Pfosten die Erde herunter und darunter bricht der Pfosten die Erde aus der Grube heraus. Die um den Pfosten herumliegende Erde aus der Mauer und die nun gelockerte, die Grube ehemals verfüllende Erde rutscht nun in das herausgebrochene Loch nach."
Das ist aber wohl die komplizierteste Variante bei sehr dicken Pfosten. Im Normalfall wird der , oft leicht angespitzte Pfosten ein paar Mal vor- und zurück gekippt. Er lässt sich dann leicht nach oben herausziehen. Das Loch wird oval und nach, gleich welcher , Verfüllung immer noch von der Umgebung unterscheidbar. Sind es mehrere Löcher in einer Reihe, so ist die Situation noch eindeutiger. In der Archäologie gilt schließlich: "nichts ist so dauerhaft, wie ein Loch im Boden"
 
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Hallo El Quijote, hallo Opteryx,

vielen Dank für Eure schnellen Antworten. Die theoretische Mischung eines Erdlochs ist mit den Abbildungen gut dargestellt. Liebe Quijote bedenke bitte, dass Kneblinghausen II auf einem Kalkfelsen mitten im Wald, bewachsen, mit durchwurzelter Humusschicht liegt. Der saubere Boden und der akurate Schnitt des hier dargestellten fotogenen laminar geschichteten Sedimentbodens stellt sich in Kneblinghausen II bestimmt sehr sehr anders dar. Ganz davon abgesehen, dass die Baumbrüche, wie aktuell durch Kyrill geschehen, in den min 2011 Jahren den Boden öfter durchgeschüttelt haben werden…

Ich erinnerere mich, dass Fr. Dr. Cichy die Existenz der Pfostenfunde früherer Grabungen bezweifelte, weil es fast unmöglich sei, das verfaulte Wurzelwerk von Pfostenresten zu unterscheiden. Also ganz zu schweigen von den Rändern der Gruben im kalksteinigem Humusboden ohne Pfostenreste. Du schreibst ganz richtig:
Und das sieht man dann - mehr oder weniger gut - auch im archäologischen Befund. Wenn man es nicht übersieht.
Wie stellt sich denn dieser Zweifel aus der Sicht der Grabungsbeteiligten dar? Unter den erschwerten Bodenbedingungen erscheint mir das Aufspüren der Grubenränder nicht nur für respondierende Trolle nahe der Unmöglichkeit. Radiologen schreiben dazu: "Der Bruch entzog sich dem radiologischem Nachweis". Auch das ist trotz aller High-Tec-Anlagen aktuelle Realität.

Ich verstehe, dass meine Einlassung zu den Pfosten und deren Löcher mit dem beschriebenen „Herausbrechen“ zum Widerspruch anregt. Sorry für die genaue Beschreibung, aber wird hier nicht sehr genau hingeschaut, Opteryx? Deine Beschreibung zu dem Abbau klingt stark:
Im Normalfall wird der , oft leicht angespitzte Pfosten ein paar Mal vor- und zurück gekippt. Er lässt sich dann leicht nach oben herausziehen. Das Loch wird oval und nach, gleich welcher , Verfüllung immer noch von der Umgebung unterscheidbar. Sind es mehrere Löcher in einer Reihe, so ist die Situation noch eindeutiger.
Nach kurzer Recherche beim Zimmermeistern der Holz-Erde-Mauer in Bergkamen wiegen die ca. 4 - 5 m langen Pfosten um die 250 kg und mehr. Das Gewicht ziehen keine 3 - 4 Mann nach oben aus einem Erdloch heraus (, außer Obelix, aber der war ja Gallier und stand nicht im römischen Dienst). Abbau geht sinnvoll viel einfacher über das beschriebene „Herausbrechen aus der Grube“ mit dem seitlichen Zug, z.B. von einem Pferd. Auch das Aufrichten geht nur mit mehreren Hilfskräften mit Seilen und Stangen über ein Querholz am Fuß in eine „länglich ausgehobene“ (!) Grube - ähnlich zum Aufrichten eines Maibaums…
Es sei denn Opterix, Du hast Reste des Zaubertranks gefunden. Das ändert dann wirklich alles!
Auch wenn ich das Grabungsprotokoll der letzten Kampagne nicht kenne, aber dessen Objektivität vertraue, eine Anmerkung: Die Pfosten stehen im Abstand von ca. 2 bis 3 m, so dass bei einem Querschnitt der Holz-Erde-Mauer von 2 m u.U. kein solches Pfostenloch gefunden wird, mit Glück höchstens 2.

Zur weiteren Info der Zusammenhänge zwischen Kneblinghausen II und Hemmern habe ich im Anhang eine PDF geladen, die die auffälligen wechselseitigen Bezüge beschreibt. Damit zurück zur These, die nicht wegen nicht erkannten Gruben vom Tisch fallen sollte. Nochmals vielen Dank für die Antworten und ich freue mich auf weitere Info zu diesem Thema.
 

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  • 2020-10-20 Plebejer Zusammenstellung Wege um Hemmern u Kneblinghausen II für Geschichtsforum.pdf
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Hallo, Plebejer,
ein 4-5 Meter langer "Baumstamm" von mehr als 250 kg steckt meist tiefer als 1 Meter im Boden. Den kann man in schwerem Boden nicht so einfach durch Kippen seitlich herausziehen, auch wenn man über Pferde verfügt. Er müsste bis zum Grund schräg einseitig angegraben werden. Der Zug nach oben mittels Seil und dessen waagerechte Umlenkung ermöglicht dem gegenüber den Einsatz mehrerer Personen. Wir haben hier bei der Sanierung sowjetischer Hinterlassenschaften einige Varianten überprüft, wenn lange Betonpfähle in unwegsamem Gelände gezogen werden mussten und keine Technik hin kam.
Übrigens ist eine natürlich gewachsene Wurzel im Schnittbild von einem Pfahlloch unterscheidbar.

PS: der Anhang ließ sich nicht öffnen.
 
Hallo Opterix,

bitte nicht vergessen, dass die Pfosten noch nicht lange in den Gruben gestanden haben. Die Füllung müsste noch locker gewesen sein. Evtl. hatten die Römer die eingestampft, aber der Boden hatte sich sicher noch nicht gesetzt.

Ein Seilzug über eine Umlenkung an einem Gestell geht sicher auch, erscheint mir aber etwas komplex für einen schnellen Rückbau. Mir sind die Grabungsergebnisse um römische Pfosten nicht bekannt. Waren die Löcher eher rund oder leicht Oval. Im letzteren Fall spräche das für ein "Hineindrehen" wie bei einem Maibaum. Solch ein Stamm ließe sich sicher aus der erwähnten Grube von ca. 0,8 m Tiefe seitlich herausziehen, wenn seitlich etwas freigegraben wird. Waldboden ist kein Betonfundament und z.B. die Zugabe von Wasser macht den Boden weich.

Worauf ich hinaus will, ist, dass die Römer durchaus Pfosten gesetzt haben können und diese Löcher wegen der Bodenverhältnisse nach einem Herausziehen oder Hinausschwenken so verformt waren, dass sie mit nachrutschender Verfüllung und der Erde aus dem nun wegrutschenden Innerem der Mauer quasi mit gleichem Material gefüllt wurden. Ob dann bei den Bodenverhältnissen mit verrotteten Baumwurzeln die Bodenstruktur, ohne einen Pfosten darin, eine so auffällige Strukturgrenze zeigt, dass man auf einen rückgebauten Pfosten schließen kann? Das erscheint mir sehr unsicher und ist eine Frage an die, die dort wirklich gegraben haben.

Das PDF ist hier ohne Fehler. Ich werde es noch einmal speichern, denn es wäre schade, weil darin einige Abbildungen für sich selbst sprechen.

Vielen Dank für Deine schnelle Antwort und die besten Grüße
 

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  • 2020-10-20 Plebejer Zusammenstellung Wege um Hemmern u Kneblinghausen II für Geschichtsforum 2.pdf
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PS: der Anhang ließ sich nicht öffnen.
Bei mir ging das, aktualisiere mal deinen PDF-Leser.

Ich habe allerdings Eindruck, dass auch hier der Einfluss durch modernste Straßenführung, einen autosuggestiven Einfluss auf die Wahrnehmung des Ortsbildes als auf einem Römerlager entstanden zugrundeliegt.
 
Hallo El Quijote, hallo Opteryx,

...

Die Pfosten stehen im Abstand von ca. 2 bis 3 m, so dass bei einem Querschnitt der Holz-Erde-Mauer von 2 m u.U. kein solches Pfostenloch gefunden wird, mit Glück höchstens 2.
Ich denke an Pfosten in Längs- und nicht in Querrichtung. Oder habe ich dich missverstanden?
 
Hemmern liegt als Kreuzung von 5 alten Verbindungswegen an der Spitzen Warte, von wo der Blick über die ganze Haarstrecke bis Wickede, Lippstadt und Anröchte und auch Anreppen reicht und hier am höchsten Punkt der Haar auf der einzigen Quelle, der Gosse, einem Zufluss der Alme.
Ich habe mir gerade mal bei Google Maps die Strecke Hemmern/Römerlager Kneblinghausen für Radfahrer anzeigen lassen. Demnach liegt Hemmern auf 340 m NN, wohingegen das Römerlager Kneblinghausen auf 398 m NN, also 58 m höher liegt.
 
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Hallo werte Runde,

nachdem die noch sparsame Evidenz der Hypothese des Umzugs von Kneblinghausen nach Hemmern nun etwas diskutiert wird, hier ein paar Abbildungen, die nach dem Aufbau des Kastells Hemmern den Zusammenbruch und die daraus sich entwickelnden Änderungen um den kleinen Ort illustrieren. Es ist etwas Vorstellungskraft gefragt, aber aus dem Ablauf lässt sich rekapitulierend das damalige Kastell erkennen, auf das heutzutage nur Indizien hinweisen.

Vorab kurz zu den zwischenzeitlichen Details: Liebe Quijote, magst Du anhand der Karten zu Hemmern erläutern, wieso im Ablauf der Geschichte am Ort Hemmern kein römisches Lager mit den merkwürdigen Parallelitäten und Bezügen zu Kneblinghausen entstanden ist?

Der sich in nördlich vom Hemmergrund Richtung Paderborn erstreckende Hang wird noch dem Haarstrang zugeordnet. Auf dessen Wasserscheide verläuft der Haarweg, der knapp W von Hemmern bei der Spitzen Warte (391 m ü. NHN, höchster Punkt der Haar) mit 382 m ü. NHN seinen höchsten Punkt erreicht. Die sich ab dem Kalkabbruch beim Naturschutzgebiet Kalkmagerrasen Meiste südlich bis Kneblinghausen fortsetzende Höhe ist Teil des Almeberglands. Nach meiner Hypothese waren für die Ortswahl Hemmern die Wegverläufe und die Quelle entscheidend, weniger die absolute Höhenlage auf der abseits des Haarwegs liegenden Höhe.

Die Frage nach den Rasterungen der Pfosten einer Holz-Erde-Mauer ist wahrscheinlich nicht so wichtig, oder Opteryx? Aber zur Erläuterung meiner ersten Antwort zu der Frage der Pfosten: Ich habe in Erinnerung, dass die letzten Grabungen (ohne römische Funde) quer zur Graben und Wallanlage an der NW Ecke der Anlage erfolgten. Der freigelegte Streifen wird wahrscheinlich nicht so schmal gewählt worden sein, dass er u.U. genau zwischen die gesuchten Pfosten gepasst hätte. Noch zur Erläuterung: Bei einem Pfostenabstand von ca. 2-3 m kann es passieren, dass im Grabungsstreifen quer zur gesuchten Holz-Erde-Mauer selbst in einer 5 m breiten Grabung nur 2 Pfostenlöcher zu finden wären. Und ob man auf der Suche nach Pfostenresten bei den Bodenverhältnissen die ehemaligen Gruben evtl. rückgebauter Pfosten erkennen kann, wenn man nach diesen Spuren eigentlich gar nicht sucht, das erscheint mir eben fraglich.

Die Darstellung des beliebten Ablaufs der Geschichte. Diese folgende Zusammenstellung findet Ihr auch im Anhang als PDF:

Hemmern im Lauf der Zeit

Die Markierungen aller Abbildungen beziehen sich auf diese wichtigen Punkte:

1 Ortskirche St. Anna

(Außerhalb der Ortsmitte an den späteren Umgehungswegen)

2 Straßenfolge von Killinghausen – Lippstadt (NW) nach Kneblinghausen (SO) (Röm. Bleistraße?)

3 Straßenfolge von Heddinghausen (N) nach Rüthen (SW) (Keltischer „Kriegerweg“?)

4 „Alter Hellweg“

(Teil der Altstraße „Haarweg“ oder „Haarweg“ oder auch “Oberer Hellweg“ von W-SW, über Werl, Wickede a.d.Ruhr)

4a. mit Biegung von O-NO nach N-NO

(in Richtung Paderborn und Abzweigung nach Anreppen und mit Anschluss an den Alten Hellweg nach Paderborn bei Wewelsburg)

4b. mit Abzweigung nach O über Weine nach Bleiwäsche

(Dort Abzweigung zum Bördenweg nach Haarbrück in O oder nach S-SO über Corvey, Waldgirmes, bis Mainz)

5 Grundstraße

(späterer innerörtlicher Weg und neu fortgeführte Kunststraße bis Weine a.d. Alme)

6 Hornweg nach Weine an der Alme

7 Kreuzung von 2+3

8 Kreuzung von 2+4

9 Kreuzung von 2+6

10 Ehemalige, später eingefügte Ortsumgehung von 3 zu 4

11 Hellweg als Fortsetzung des Haarwegs ab Hemmern nach NO

Abb. 1 Das erbaute Kastell
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Die rote Kontur zeigt den Wallverlauf Kneblinghausen II, die roten Doppellinien umgrenzen die heute erkennbaren Wege im Ort u. die Fortsetzung nach N-NO und O-NO. Die via principalis ist ganz erhalten, die via praetoria teilweise, bis zum Quellgrund der Gosse (Zufluss der Alme, einzige Quelle hier am höchsten Punkt der Haar). Die alten Trassen außerhalb nach Kneblinghausen, zur Lippe und der, auf der Wasserscheide trocken nach W-SW führende Haarweg (Siehe die Zusammenstellung in der PDF vom 20.10.) sind in weiterer Entfernung noch erkennbar. Am Ort sind sie heute untergepflügt.

Das Kastell Hemmern beherrscht mit seiner Lage auf der Kreuzung des Haarwegs (u. Bördenwegs) mit der vermuteten Bleihandelsroute von der Lippe bis Brilon und evtl. weiter nach Waldgirmes, Dorlar u. Mainz (2. Drususfeldzug 10 v. Chr.).

Abb. 2 Nach dem Abzug verfällt das Kastell
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Die Brücke über den Quellgrund stürzt ein. Damit ist der Durchgangsweg, die via praetoria gesperrt und der Ort ein Hindernis.

Das Kastell verfällt (gestrichelte Linie der Wallkontur), aber die teilweise erhaltene Befestigungsanlage wird wegen der Sicherheit und der Quelle weiter bewohnt.

3. Die Germanischen Wege um den hinderlichen Ort
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Die orangen Linien zeichnen die in der Preußischen Uraufnahme 1836 vorhandenen Wege nach (Positionen annähernd an die LIDAR-Spuren korrigiert).

Die Germanen nutzen den Ort weiter, der Handelsverkehr aus dem Rheinland zur Weser und aus dem Sauerland zur Lippe bricht nicht ab und bahnt sich seine Wege um das hinderliche, ehemalige Kastell. Eventuell bestanden die porta principalis dextra und porta principalis sinistra noch in ähnlicher Form weiter und periphere Bebauung behinderte den Zugang zum Tor, so dass der Haarweg zur Gossequelle verlegt wurde und Umgehungswege entstanden.

Hemmern wird wegen der Quelle auf der Höhe als Wohnort und Raststation genutzt. Die Quelle ist aber zu klein, um den Ort eine größere Entwicklung zu ermöglichen. Hemmern ist keine sich verdichtende Streusiedlung und keine Siedlung an einer wichtigen Wegekreuzung, sondern das Relikt einer kompakten gesicherten Anlage, die hinderlich auf der Kreuzung erbaut war.

Hemmern ähnelt dem von Drusus 15 v. Chr. in Süd-Tirol angelegtem Kastell Glurns. Die nach der Christianisierung im 13 Jh. erbaute Kirche St. Pankratius steht außerhalb, obwohl sich die Wege dort noch in Glurns kreuzen. In Hemmern steht die Kapelle St. Anna von 1709 (1) ebenfalls außen an einer Kreuzung der neuen Wege um den Ort.

Vom langen Anmarsch vom Haarweg aus W-SW wurde ein Weg direkt bis zu den Tränken an der Gosse geführt. Hemmern war sicher lange ein Rastplatz am Haarweg, der sich ab der Kreuzung von 4 und 3 (in SW) eine nördlich des alten Hellwegs (4a) verlaufende Ortsumgehung (10) nach N-NO bahnte, der sich in der Richtung der alten Trasse (4b) zur Abzweigung nach Weine in O fortsetzte.

Abb. 4 Der jetzige Rüthener Ortsteil Hemmern im Kreis Soest
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Die Wallanlage Kneblinghausen II (rot) passt immer noch zu den Wegverläufen, die die germanischen und späteren Gundstückseinteilungen immer noch respektieren und umzeichnen.

Der ehemalige Umgehungsweg 10 wird entfernt und durch die neuen Kunststraße L776 ersetzt. Die ab der Abbiegung des Alten Hellwegs nach Weine fortführende alte Trasse auf der Höhe neben dem Tal der Gosse (Hemmergrund) wird durch eine, den aus gleicher Richtung (W-SW) kommenden Haarweg fortsetzenden Kunststraße im Tal bis nach Weine ersetzt.

Der zum Baugebiet im O führende Weg „Am Wiesenberg“ zweigt knapp außen der Arealsgrenze von der neuen Grundstraße ab. Der Verkehr aus S fließt nun über die neue L776 und L563 bis Lippstadt im N.

Der alte Ortskern bleibt selbst mit Erweiterungen unangetastet.

Der dargestellte Ablauf erscheint mir sehr plausiebel. Vor allem, wenn man die Wege als Umzeichnung der seit altersher verteilten (römisch eingeteilten) Landschaft versteht. Die Grundstücke sind über die 2011 Jahre annähernd gleich geblieben, die Wege um die Grundstücke erschlossen den Zugang und führten um den Ort herum. Indirekt ist die alte Wallanlage an den tradierten Grenzen und den Straßenverläufen zu erkennen.

Mit den besten Grüßen
 

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  • 2020-10-22 Plebejer Hemmern Im Lauf der Zeit für Geschichtsforum.pdf
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Die Frage nach den Rasterungen der Pfosten einer Holz-Erde-Mauer ist wahrscheinlich nicht so wichtig, oder Opteryx? Aber zur Erläuterung meiner ersten Antwort zu der Frage der Pfosten: Ich habe in Erinnerung, dass die letzten Grabungen (ohne römische Funde) quer zur Graben und Wallanlage an der NW Ecke der Anlage erfolgten. Der freigelegte Streifen wird wahrscheinlich nicht so schmal gewählt worden sein, dass er u.U. genau zwischen die gesuchten Pfosten gepasst hätte. Noch zur Erläuterung: Bei einem Pfostenabstand von ca. 2-3 m kann es passieren, dass im Grabungsstreifen quer zur gesuchten Holz-Erde-Mauer selbst in einer 5 m breiten Grabung nur 2 Pfostenlöcher zu finden wären. Und ob man auf der Suche nach Pfostenresten bei den Bodenverhältnissen die ehemaligen Gruben evtl. rückgebauter Pfosten erkennen kann, wenn man nach diesen Spuren eigentlich gar nicht sucht, das erscheint mir eben fraglich
Die Rasterung festzustellen wäre wichtig, um zu erkennen, dass es sich tatsächlich um Pfostenlöcher handelt. Dazu reichen natürlich 5m nicht aus. Man braucht wohl mindestens 3 Pfosten in gleichem Abstand, um eine Verwechselung zu vermeiden. Aber was ist denn mit dem vorgelagerten Graben? Wurde er nachgewiesen und , ggf. was hatte er für ein Profil?
 
Hallo Opteryx,

zu den ganz neuen Grabungen bin ich nicht genau informiert, denn ich kenne den Bericht dazu noch nicht. Aber da die Anlage Kneblinghausen schon öfter untersucht wurde, ist ein typisch römischer Spitzgraben außen um einen Wall sicher (!) nachgewiesen. In den damaligen Grabungen wurden im Wall auch Pfosten dokumentiert, wobei nach den Aussagen zu neuen Grabungen im Wall kein einziger Pfosten ergraben wurde. Darum wird die Relevanz der alten Dokumentationen bezweifelt. Die These dazu ist, dass im durchwurzeltem Waldboden sich jede abgestorbene Wurzel fast wie ein alter Pfostenstumpf abzeichnet und Pfosten und Wurzeln sehr schlecht zu unterscheiden sind. Mit dieser Vermutung zu den eventuellen Fehlinterpretationen der damaligen Funde stehen auch die damals dokumentierten clavicula-Tore in Frage.

So besteht das Rätsel also in der nachgewiesenen Graben- und Wallanlage - aber eben ohne die zu vermutende Holz-Erde-Mauer.

Bisher habe ich dazu mündlich erfahren, dass darum die römische Provenienz von Kneblinghausen II und auch I vollständig infrage steht. Das geht auch aus den älteren Threads hier im Forum hervor, die sich intensiv mit alternativen Entstehungsmöglichkeiten mühen. Vermutet wurde u.a. dass es eine Graben-Wall-Anlage um eine germanische Siedlung gewesen sein könnte, deren Erbauer sich die trapezoide Form von Römischen Anlagen abgeschaut hätten. Eine solche gemanische Anlage wäre ein Novum, das so noch nie nachgewiesen wurde.

Ich vertrete einen neuen und andererseits konservativen Standpunkt, indem ich eine neue Erklärung für die Fundarmut und die in den neuen, genaueren Grabungen nicht nachgewiesenen Pfosten einer dennoch römischen Anlage Kneblinghausen II und I aufzeige.

Mit den besten Grüßen!
 
LiebeR Quijote, magst Du anhand der Karten zu Hemmern erläutern, wieso im Ablauf der Geschichte am Ort Hemmern kein römisches Lager mit den merkwürdigen Parallelitäten und Bezügen zu Kneblinghausen entstanden ist?
Öhm.... was soll ich machen? Erklären, warum die Römer an einem Ort kein Lager errichtet haben? Wieso? Wieso ich?

Du fällst auf dieselbe Autosuggestion herein, wie unser lieber LEG XVII, der Aliso in Unna verortet und dabei die spielkartenformatartige moderne Straßenführung Unnas für die Überreste eines Lagers hält. Auch bei deiner Nordwestecke decken sich spielkartenformatartige moderne Straßenführung, nämlich der notwendige Zubringer zur Umgehungsstraße (L 776/L 536) mit den Grenzen des von dir unterstellten Lagers.


Die Brücke über den Quellgrund stürzt ein. Damit ist der Durchgangsweg, die via praetoria gesperrt und der Ort ein Hindernis.
Eisenzeitliche Höhenburgen wurden oft so gebaut, dass in ihren Wallanlagen sich eine Quelle befand und ich fände es gar nicht unbedingt befremdlich, wenn auch die Römer bei sich bietender Gelegenheit eine Quelle in ein Lager, vor allem eines, welches länger Bestand haben sollte, integriert hätten (gleichwohl sie eher Brunnen bauten). Aber dass sie Lager um eine Quelle so drumherumbauten, dass sie diese auch noch mit einer ihrer Hauptachsen überbrücken mussten erscheint mir very, very unlikely, dann doch eher im Randbereich des Lagers (aber ich will in dieser Richtung auch nicht weiter spekulieren).

Die Germanen nutzen den Ort weiter, der Handelsverkehr aus dem Rheinland zur Weser und aus dem Sauerland zur Lippe bricht nicht ab und bahnt sich seine Wege um das hinderliche, ehemalige Kastell. Eventuell bestanden die porta principalis dextra und porta principalis sinistra noch in ähnlicher Form weiter und periphere Bebauung behinderte den Zugang zum Tor, so dass der Haarweg zur Gossequelle verlegt wurde und Umgehungswege entstanden.
Das erscheint mir bei der unterstellten Kontinuität der Altstraßen nach der preuß. Uraufnahme 1836 wenig plausibel. Plausibel erscheint mir, dass a) ein Weg zur Tränke ging, und b) Wege zu den Feldern. Insbesondere die Langfluren könnten auf ein frühmittelalterliches Gehöft oder Dorf schließen. Quelle und Weg(ekreuzung) sind ansiedlungsbegünstigende Punkte und strukturieren gewissermaßen eine entstehende Siedlung vor.

Hemmern ähnelt dem von Drusus 15 v. Chr. in Süd-Tirol angelegtem Kastell Glurns.
Wie kommst du darauf, dass Glurns eine drususzeitliche Anlage sei?

Die nach der Christianisierung im 13 Jh. erbaute Kirche St. Pankratius steht außerhalb, obwohl sich die Wege dort noch in Glurns kreuzen. In Hemmern steht die Kapelle St. Anna von 1709 (1) ebenfalls außen an einer Kreuzung der neuen Wege um den Ort.
Warum Kirchen außerhalb von Orten stehen kann sehr verschiedene Gründe haben:
  • in Hollingstadt steht die Kirche heute außerhalb des Dorfes, weil dieses sich von der Treene ins Landesinnere verlagerte, als die Treene ihre Bedeutung als Verkehrsweg verlor und Hollingstedt damit seine Rolle als Umschlaghafen zwischen Treene/Eider und Schlei.
  • anderswo wurden Kirche auf dem Grab eines (vermeinlichen) Heiligen errichtet (häufig ein ehem. Friedhof) oder dort, wo ein Wunder geschehen sein soll.
    • in Jersualem und Xanten hat das zur Verlagerung einer ganzen Stadt geführt, anderswo nicht.
  • im Alpenraum liegen Kirchen sehr häufig nicht im Ortszentrum, weil sie gerne auf kleinen Hügeln errichtet werden und damit nicht im siedlungsgünstigen Bereich liegen

Die Grundstücke sind über die 2011 Jahre annähernd gleich geblieben,...
Gegen ein hohes Alter der Grundstücksgrenzen spricht, dass es relativ wenige Langfluren in der Ecke gibt.
 
Darum wird die Relevanz der alten Dokumentationen bezweifelt. Die These dazu ist, dass im durchwurzeltem Waldboden sich jede abgestorbene Wurzel fast wie ein alter Pfostenstumpf abzeichnet und Pfosten und Wurzeln sehr schlecht zu unterscheiden sind.
Von wem wird das angezweifelt und von wem wird behauptet, dass Pfosten und Wurzeln nur schlecht zu unterscheiden sind? Wo kann man die Kritik nachlesen?

Ich habe es tatsächlich mal in einer Grabung erlebt, dass wir viereckige Verfärbungen hatten, die zunächst als Pfostenlöcher angesprochen wurden, aber den Archäologen machte das Bauchschmerzen. Ihnen war die viereckige Form zu rezent. Eines Tages brachte einer der Archäologen alte Luftbilder von den Briten mit, worauf man sah, dass genau auf unserer Grabungsfläche Büsche standen, Johannesbeeren oder so etwas. Die vermeintlichen Pfostenlöcher waren Pflanzgruben. Aber: Es handelte sich nicht um einfache Wurzelballen, sondern um menschliche Eingriffe in den Boden. Dass ein Archäologe Wildwuchs und Pfostenlöcher nicht habe unterscheiden können sollen, ist nicht sehr wahrscheinlich. Wurzel- und Tiergänge sehen anders aus, als Pfostenlöcher.
In einer Innenstadtgrabung habe ich es mal erlebt, dass unser Schnitt, der eigentlich den Schnitt einer früheren Grabung aus den 1960er hätte schneiden sollen, einfach nicht auf die Altgrabung stieß. Wenn man nicht eine Fälschung unterstellt, dann muss bei der Zeichnung der Altgrabung ein Fehler unterlaufen sein.
 
"Hemmern ähnelt dem von Drusus 15 v. Chr. in Süd-Tirol angelegtem Kastell Glurns. Die nach der Christianisierung im 13 Jh. erbaute Kirche St. Pankratius steht außerhalb, obwohl sich die Wege dort noch in Glurns kreuzen."
- Weder ist ein römisches Kastell Glurns bekannt, noch überhaupt im gesamten Vinschgau.
- "nach der Christianisierung im 13. Jahrhundert erbaute Kirche" - der ganze Vinschgau und das Münstertal waren da schon seit mehr als einem halben Jahrtausend christianisiert. Denke an St. Proculus in Naturns und die karolingische Klosteranlage in Münster / Müstair.
- Und zu guter Letzt: das Bauernstädtchen Glurns, mit geplantem mittelalterlichen Ausbau, hat in seiner Befestigung nichts, aber auch gar nichts mit einem römischen Kastell zu tun.
 
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Aber Hallo zusammen,

da geht es richtig zur Sache und ich will mal kurz versuchen, die Wogen um meine Darlegungen etwas zu glätten, wenn das noch möglich ist.
Zunächst Danke für die schnellen Nachrichten. Hier meine Antworten zu den Fragen:
Du fällst auf dieselbe Autosuggestion herein, wie unser lieber LEG XVII, der Aliso in Unna verortet und dabei die spielkartenformatartige moderne Straßenführung Unnas für die Überreste eines Lagers hält.
Ist der von mir dargestellte Ablauf für Kneblinghausen und Hemmern so fern der Möglichkeiten, dass eine selbstverblendende Autosuggestion zu unterstellen ist, ohne das ein triftiges Gegenargument aufgezeigt wird? Die Wege um Hemmern sind alt, weil 1836 vor den Kunststraßen belegt. Das unterscheidet schon mal von neuen Autobahnzubringern, oder etwa nicht? Und wenn in einem ländlichen Gebiet eine neue Straße auf dem Acker bestehende Grundstücksgrenzen nicht tangiert, dann heißt das doch nicht, dass die Grundstücksgrenzen erst seit dem bestehen. Eher zeigt das doch im Gegenteil auf die Beständigkeit der Grenzen mit oder ohne Langfluren. Und bitte ganz sachlich: Alte Straßenverläufe in Städten sind kein Gegenargument gegen eine römische Gründung. Stünde in Trier an der nördlichen des mit Kurven die alten Stadtgrenzen umfahrenden Alleenrings keine Porta Nigra, so würde dieses Argument etwa Trier als römischen Stadtgründung ausschließen? (OK,OK – es gibt dort nun wirklich massig Hinweise auf die römische Provenienz, aber man stelle sich nun vor, diese anderen Hinweise bestünden nicht. Was dann?)
wenn auch die Römer bei sich bietender Gelegenheit eine Quelle in ein Lager, vor allem eines, welches länger Bestand haben sollte, integriert hätten (gleichwohl sie eher Brunnen bauten). Aber dass sie Lager um eine Quelle so drumherumbauten, dass sie diese auch noch mit einer ihrer Hauptachsen überbrücken mussten erscheint mir very, very unlikely, dann doch eher im Randbereich des Lagers
Die Quelle im Lager ist sicher ein siedlungstechnischer Vorteil gewesen, aber baulich bestimmt ein Nachteil. Bei diesen Quellen an Höhenlagen sind die wasserführenden dichten Schichten oft durch Verwerfungen zu wassersammelnden Trichtern geformt, über denen das wasserdurchlässige Erdreich durchfeuchtet wird, oftmals absackt und abgeschwemmt wird. Hier am Ende des Hemmergrunds in O tritt die Gossequelle mit einem eher breiten Quellbereich zutage. Was wollte man tun? Die Quelle nicht nutzen und weiter W bauen? Den Bachlauf weiter in O zu überbauen war wegen des dort schon steilen Taleinschnitts unsinnig. Weiter in N oder S hätte Hemmern dann nicht auf dem alten Bördenweg gelegen, dessen Trasse direkt N des Hemmergrunds verlief. Evtl. hatten sie versucht die Quelle zu fassen und den Quellgrund etwas zu drainieren. Den Römern war feuchter Grund sicher unangenehm, aber sie konnten in Germania Magna viele Lange Brücken bauen.
Von wem wird das angezweifelt und von wem wird behauptet, dass Pfosten und Wurzeln nur schlecht zu unterscheiden sind? Wo kann man die Kritik nachlesen?
Ich habe es tatsächlich mal in einer Grabung erlebt, dass wir viereckige Verfärbungen hatten, die zunächst als Pfostenlöcher angesprochen wurden, aber den Archäologen machte das Bauchschmerzen.
Zur Frage nach den Hinweisen auf nicht zu erkennende Pfosten und ihre Gruben hatte ich in verschiedenen Lokalzeitungen entsprechende Aussagen der Grabungsleiterin gelesen. Datum und genaue Quelle habe ich nicht festgehalten, aber einige sind im Internet zu finden. Und wie schon gesagt: Ich bezweifle die Professionalität des Grabungsteams absolut nicht (!!!), ahne aber, dass im dortigen Waldboden eine Struktur sehr schwierig zu erkennen ist, wenn überhaupt. Die von Dir genannten Pflanzengruben waren noch nicht alt, demnach noch nicht neu durchwurzelt. Wenn das Grabungsteam eine evtl. nicht erkannte, aber dennoch vorhandene Pfostengrube ohne Pfosten absolut ausschließt, dann wäre das ein ernstzunehmendes Argument. Alles sonst bleibt doch reine Spekulation um dieses Detail und führt die arme Rosinante doch zu ganz und gar nichts.
Wie kommst du darauf, dass Glurns eine drususzeitliche Anlage sei?
zu guter Letzt: das Bauernstädtchen Glurns, mit geplantem mittelalterlichen Ausbau, hat in seiner Befestigung nichts, aber auch gar nichts mit einem römischen Kastell zu tun.
Unter der Führung seiner Stiefsöhne Drusus und Tiberius ließ Augustus 15 v.Chr. den Alpenraum mit zwei Vorstößen vereinnahmen. Während Drusus durch das Etschtal zum Eisacktal und über den Brenner bis Innsbruck vorstieß, rückte unter Tiberius eine zweite Heeresgruppe von Langres aus nach O vor. Glurns ist heute ein von bestehendem Gotischen Mauerring umschlossenes Städtchen, das auf der Römischen Gründung erbaut wurde. Der Ort liegt an strategischer Position an der Via Claudia Augusta vom Schweizer Engadin zum Eisacktal und dem Brenner. Hier biegt der Reschenpass nach N ab. Der Grundriss ist mit kleinen Abweichungen trapezoid mit einer via praetoria in gerader O-W-Richtung, die die via principalis mittig in N-S-Richtung rechtwinkelig kreuzt. Das alte Rathaus stand traditionell direkt SO dieser Kreuzung, der Dorfplatz liegt direkt im SW der Kreuzung. Die via praetoria liegt nach O mustergültig deutlich niedriger als am verm. ehemaligen W-Tor, das im gotischen Mauerring fehlt. Die Etsch liegt direkt neben der S-Kante des Ortes. Abgesehen davon, dass sich der Name vom lateinischem colurnus ableitet, erfüllt Glurns nun wirklich die klassischen Merkmale augusteischer Lager.

Die Kirche St. Pankraz ist 50 S vom S-Tor beim Ort auf gleicher Höhe auf einem Vorgängerbau vom 13. Jh. an der auf den Ort zuführenden Straße erbaut worden. Weder der Baubeginn kollidiert mit einer richtig angemerkten früheren Christianisierung, noch der Standort mit dem Fakt, dass die Kirche eben nicht im innen vollständig und orthogonal bebauten Ortsbereich errichtet wurde.

Ich ahne schon, dass es in anerkannt kritischen Augen immer Ungereimtheiten gibt, was ich für die Sache sehr respektiere. Aber bitte bedenkt, dass die These des Umzugs von Kneblinghausen nach Hemmern viele Facetten hat, die in der Summe das Ereignis ermöglichten. Ein Pfostenloch mehr oder weniger und eine später angefügte Straße macht die These nicht unmöglich. Viel gefährlicher wäre ein unerfreulicher Diskussionsverlauf, den wir nur mit Sachlichkeit vermeiden können. Ich bin das Wagnis eingegangen, eine Hypothese zu beschreiben, die vielleicht viel weiterführt. Es würde mich sehr freuen, wenn der Diskurs dazu weniger konfrontativ und viel konstruktiver verlaufen kann.

Viele Grüße sendet euch
Plebejer
 
da geht es richtig zur Sache und ich will mal kurz versuchen, die Wogen um meine Darlegungen etwas zu glätten, wenn das noch möglich ist.
Nur weil du Widerspruch erhältst, ist noch lange nichts zu glätten. Widerspruch gehört zu einer Diskussion dazu. Bestätigung nur dann, wenn man diese guten Gewissens gewähren kann.

Ist der von mir dargestellte Ablauf für Kneblinghausen und Hemmern so fern der Möglichkeiten, dass eine selbstverblendende Autosuggestion zu unterstellen ist, ohne das ein triftiges Gegenargument aufgezeigt wird?

Ferne aller Möglichkeiten ist und war nie die Argumentation, daher läuft die Frage an der Argumentation vorbei.
Offenbar siehst du in dem spielkartenförmigen Verlauf des Zubringers zur Umgehung und dem dazugehörigen Drainagegraben - und ich kann dir versichern, dass dieselbe Bauweise ann hunderttausend anderen Orten in Dtld. genauso wiederfinden wirst - als Nordwestecke deines hypothetischen Römerlagers an. Das meine ich mit Autosuggestion. Gab es je einen römischen Fund in Hemmern? Oberflächenfunde auf Äckern, Grabungsfunde bei Ausschachtungsarbeiten oder gar bei offiziellen archäologischen Grabungen? Irgendetwas, was außer deiner Phantasie auf ein römisches Lager hindeuten könnte?

Koinzidenz.jpg



Die Wege um Hemmern sind alt, weil 1836 vor den Kunststraßen belegt. Das unterscheidet schon mal von neuen Autobahnzubringern, oder etwa nicht?
Das geht ein wenig an meiner Argumentation vorbei. Du diskutierst über Straßen, wo ich über deinen Wall-Graben-Verlauf diskutiere.
Ich habe gar keinen Zweifel daran, dass die in der Uraufnahme auftauchenden Straßen "alt" sind. Nur ist "alt" relativ. Wir kennen Straßen und Wege, die bis in die Bronzezeit zurückzuverfolgen sind. Also grob 4000 Jahre. Vielleicht sogar vereinzelt bis ins Chalcolithikum. Nur macht das nicht jeden Weg, der in einer relativ rezenten Uraufnahme eingezeichnet ist, zu einer Altstraße. Ich schließe nicht einmal aus, dass bei Hemmern bereits in der Römerzeit eine Wegekreuzung bestanden hat. Vielleicht sogar eine Sternkreuzung aus mehr als zwei Wegen. Das macht den Ort aber nicht römischer.

Und wenn in einem ländlichen Gebiet eine neue Straße auf dem Acker bestehende Grundstücksgrenzen nicht tangiert, dann heißt das doch nicht, dass die Grundstücksgrenzen erst seit dem bestehen. Eher zeigt das doch im Gegenteil auf die Beständigkeit der Grenzen mit oder ohne Langfluren.
Langfluren sind ein typisches Merkmal frühmittelalterlicher Ackerwirtschaft, ihre Existenz wird von Archäologen gerne alsVerdachtsmerkmal (Verdachtsmerkmal, nicht Beleg!) für frühmittelalterliche Ansieldungen heranzgezogen.

Straßen sind häufig der Ausgangspunkt von Siedlungen, in den Niederlanden auch schon mal Kanäle. Da Straßen, wo möglich, einen geraden Verlauf haben, da man ja schnell von A nach B will, ist die Aufreihung von Häusern an einer Straße erst mal nichts Verdächtiges.

Und bitte ganz sachlich: Alte Straßenverläufe in Städten sind kein Gegenargument gegen eine römische Gründung. Stünde in Trier an der nördlichen des mit Kurven die alten Stadtgrenzen umfahrenden Alleenrings keine Porta Nigra, so würde dieses Argument etwa Trier als römischen Stadtgründung ausschließen? (OK,OK – es gibt dort nun wirklich massig Hinweise auf die römische Provenienz, aber man stelle sich nun vor, diese anderen Hinweise bestünden nicht. Was dann?)
Merkste selbst, dass du versuchst, "massig Hinweise" mit deiner hemmerischen Autosuggestion in einen Topf zu werfen, ne?

Die Quelle im Lager ist sicher ein siedlungstechnischer Vorteil gewesen, aber baulich bestimmt ein Nachteil. Bei diesen Quellen an Höhenlagen sind die wasserführenden dichten Schichten oft durch Verwerfungen zu wassersammelnden Trichtern geformt, über denen das wasserdurchlässige Erdreich durchfeuchtet wird, oftmals absackt und abgeschwemmt wird. Hier am Ende des Hemmergrunds in O tritt die Gossequelle mit einem eher breiten Quellbereich zutage. Was wollte man tun? Die Quelle nicht nutzen und weiter W bauen? Den Bachlauf weiter in O zu überbauen war wegen des dort schon steilen Taleinschnitts unsinnig. Weiter in N oder S hätte Hemmern dann nicht auf dem alten Bördenweg gelegen, dessen Trasse direkt N des Hemmergrunds verlief. Evtl. hatten sie versucht die Quelle zu fassen und den Quellgrund etwas zu drainieren. Den Römern war feuchter Grund sicher unangenehm, aber sie konnten in Germania Magna viele Lange Brücken bauen.
Und weil ihnen feuchter Grund "sicher unangenehm" war, haben sie genau dort ihr Lager errichtet?

ahne aber, dass im dortigen Waldboden eine Struktur sehr schwierig zu erkennen ist, wenn überhaupt.
Möglich ist, dass man eine Pfostengrube nicht erkennt, weil aufgrund von Nährstoffen eine Pflanze hier besonders hineingewurzelt hat. Dass man dagegen umgekehrt eine Wurzel von einer Pfostengrube nicht unterscheiden kann, ist eigentlich nicht möglich. Ich glaube, da ist etwas falsch verstanden worden.
Zum hypothetischen Römerlager Hemmern trägt das aber nix bei.

Glurns ist heute ein von bestehendem Gotischen Mauerring umschlossenes Städtchen, das auf der Römischen Gründung erbaut wurde.
Belege? Kann man das irgendwo nachlesen?
Ansonsten würdest du eine Behauptung B erheben, um eine zuvor erhobene Behauptung A zu belegen.


Der Ort liegt an strategischer Position an der Via Claudia Augusta vom Schweizer Engadin zum Eisacktal und dem Brenner. Hier biegt der Reschenpass nach N ab. Der Grundriss ist mit kleinen Abweichungen trapezoid mit einer via praetoria in gerader O-W-Richtung, die die via principalis mittig in N-S-Richtung rechtwinkelig kreuzt. Das alte Rathaus stand traditionell direkt SO dieser Kreuzung, der Dorfplatz liegt direkt im SW der Kreuzung. Die via praetoria liegt nach O mustergültig deutlich niedriger als am verm. ehemaligen W-Tor, das im gotischen Mauerring fehlt. Die Etsch liegt direkt neben der S-Kante des Ortes. Abgesehen davon, dass sich der Name vom lateinischem colurnus ableitet, erfüllt Glurns nun wirklich die klassischen Merkmale augusteischer Lager.
Komisch, vor Ort scheint niemand etwas von einem römischen Ursprung zu wissen. Wikipedia sagt, dass Glurns von colurnus abstamme und beruft sich dabei auf Diether Schürr. Der wiederum schreibt nur

"Späteren Ursprungs [als die keltische Ortsnamenschicht] sind Glurns (lateinisch colurnus) und Mals."
Die Bevölkerung der Region war bis ins 12. Jhdt. mehrheitlich rätoromanisch (Glurns ist urkundlich das erste Mal im 12. Jhdt. belegt). Das sind 1200 Jahre Zeit für die Bildung eines rätoromanischen Namens, ein Name, der womöglich auf landwirtschaftliche Tätigkeit hinweist, eben den Anbau von Haselsträuchern.

Es würde mich sehr freuen, wenn der Diskurs dazu weniger konfrontativ und viel konstruktiver verlaufen kann.
Sorry, aber du verlangst nichts weniger, als dass man dir möglichst nicht widerspreche, dass deine Hypothese sakrosankt sei.
 
Schauen wir uns noch mal die Preußische Uraufnahme an:

Hemmern Uraufnahme.jpg


Darauf habe ich dein hypothetisches Römer-Lager gezeichnet, welches du in der preußischen Uraufnahme repräsentiert sehen willst:

Hemmern Uraufnahme - hyp. Römerlager.jpg


Tatsächlich aber sind die bewohnten Straßenzüge parallel zum Quellbach entstanden:

Hemmern Uraufnahme - die Quelle als ortsbestimmendes Element.jpg


Ich bin mir nicht sicher, ob der Bach bis an die östliche Nord-Süd-Querung heranreicht, oder ob das ein Art Trampelpfad darstellt, daher habe ich den Bach nicht bis dorthin nachgezeichnet.
 
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