Britische Wirtschaftsgeschichte 1860-1945

silesia

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Verschiedentlich wurde die Entwicklung in Zusammenhang mit Imperialismus, Kolonialismus und dem deutsch-englischen Gegensatz 1914 angesprochen. Vielleicht läßt sich zu dem Thema einiges zusammentragen.

Daten von Sumida (In Defence of Naval Supremacy):

Einnahmen/Ausgaben/Saldo für den britischen Staatshaushalt (in Mio. GBP):
1908/09: 151,6 .../... 152,3 .../... -0,7
1909/10: 131,7 .../... 158,0 .../... -26,2
1910/11: 203,9 .../... 172,0 .../... +31,9
1911/12: 185,1 .../... 178,5 .../... +6,4
1912/13: 188,8 .../... 188,6 .../... +0,2
1913/14: 198,2 .../... 197,5 .../... +0,7

Der britische Schuldendienst zwischen 1907 und 1913 schwankte zwischen 26 und 38 Mio. GBP. Staatsverschuldung 1874: 723 Mio. GBP, in 1914: 586 Mio. GBP. Von 1900 bis 1914 stieg der Marinehaushalt von 33,2 auf 53,4 Mio. GBP.


In den Jahren 1876-79, 1883-87 und 1892-95 ging die englische Wirtschaft durch drei schwere Depressionen. Diese Jahre/drei Phasen waren außerdem durch eine anhaltende landwirtschaftliche Depression und einem langfristigen Trend des Sinkens von Preisen und Gewinnen miteinander verknüpft.

Für die Gesamtperiode 1873 bis 1896 gibt es daher auch den Begriff der "Great Depression". Bürgerlich-liberale Konzeptionen von Freihandel und Selbsthilfe - die aus konjunkturell besseren Zeiten nach 1840 stammten und vorherrschten - erlitten in dieser Zeit schwere Rückschläge. Gleichzeitig beobachtete man den zunehmenden Angebotsdruck für landwirtschaftliche und industrielle Erzeugnisse auf dem Weltmarkt, sowie zunehmenden Protektionismus gegen Importe (USA, Frankreich, Deutschland, Italien etc.). Die englischen Exporte nach USA/Deutschland sanken in dieser Zeit sogar in absoluten Zahlen.

Die Krise führte zur Entstehung einer protektionistischen Bewegung auch in Großbritannien: da "echter" Protektionismus in Form von Einfuhrverboten dem englischen Freihandel wohl unmöglich war, wurden abgeschwächt "Vergeltungszölle" gefordert. Es gründeten sich auch schnell entsprechende Interessenvereine, die zT mit politischen Gruppen verbunden waren. In England entstand die Forderung nach einer "Custom Union comparable to the German Zollverein", eben nur bezogen auf das Britische Empire. Weitere Strömungen richteten ihr Interesse auf die Funktionen und Wirkungen der deutschen Arbeiterbewegung, auch hier wurden "Kopien" für England gefordert.

Diese protektionistischen Bewegungen erhielten einen schweren Dämpfer durch den überraschenden Exportboom 1904/07 und 1910/14, der vorwiegend in die nicht-kolonialen Märkte USA und Deutschland ging und von den dortigen "Binnenkonjunkturen" und der Expanison der Volkswirtschaften geprägt war. Während die britischen Exporte in den Jahren zwischen 1873 und 1896 bei etwa 200-250 Mio. GBP stagniert hatten, und 1896 bis 1904 von 264 auf 301 Mio. GBP anwuchsen, stiegen sie von 1903 bis 1913 von 301 auf 525 Mio. GBP. Außerdem stiegen in dieser Phase zum ersten Mal seit 50 Jahren die britischen Exporte schneller als die Importe.

Die Kritik und die protektionistischen Forderungen teilten sich in dieser Zeit: Basis des Booms waren Kohle, Schiffbau, Maschinen und Textilien. Dagegen expandierten aufgrund des ausländischen Wettbewerbs andere Industrien (Stahl-, Chemie-, Elektro-, Glas-, Keramik-, Leder-, Stickerei-, Fahrzeug- und metallverarbeitende Industrien) kaum. In diesen Branchen blieb die Kritik erhalten, schwächte sich jedoch insgesamt im Land aufgrund der Gesamtentwicklung ab. Sofern öffentliche Äußerungen aus dieser Zeit stammen, ist also der Kontext entscheidend.

Die ökonomischen Entwicklungen waren eng mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Denkansätzen verbunden. In der zweiten Hälfte des 19. JH festigte sich in England der Begriff des "unemployment". Dabei wurde auch die deutsche Entwicklung beobachtet: man suchte nach Modellen und Prinzipien staatlicher Intervention in Wirtschaft und Gesellschaft, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.

Damit verstärkten sich zugleich Ideen, die auf eine Einbindung der Arbeiterschaft im nationalen Interesse zielten, die Stabilisierung des Sozial- und Machtgefüges und die Absicherung der Prosperität. Während es auf der einen Seite die Germanophoben gab (mit Forderungen nach einem "Imperial Zollverein" und Germaniam-esse-delenda), entstanden zeitgleich abgewogenere Artikel, die mit "Made-in-Germany" und Warnungen vor der deutschen Konkurrenz die Öffentlichkeit mit ihren Untersuchungen aufschreckten. Die Studien waren zT recht abgewogen: es gab seit den 1890ern detaillierte Untersuchungen über die deutsche (auch amerikanische) industrielle Effizienz und Modernität. Teilweise schlugen diese Untersuchungen sogar in Bewunderung über, während englische Bedingungen hart kritisiert wurden. Die deutschen Ursachen wurden zB in der Schrift des Protektionisten (!) Shadwell wie folgt beschrieben: Modernität, harte Arbeit, tüchtiges Management, gute Organisation und Ausbildung etc. Daraus wurden die gesellschaftlichen Ursachen schnell auf moralische, nicht etwa auf materielle Aspekte zurückgeführt: Disziplin + "collective steady and watchful effort"

Der liberale Wahlsieg von 1906, obwohl in der Phase des Aufschwungs und der Exportsteigerung liegend, ist auch durch diese Strömungen entscheidend mit beeinflusst. Zwar verwandte man kaum mehr das zwischenzeitliche Schlagwort des Staatssozialsmus, aber zahlreiche Aspekte/Forderungen zur "national effiency" schwappten aus der deutschen Entwicklung nach England: staatliche Invaliditäts- und Altersversicherung, Fürsorge auf verschiedenen Gebiete zB Wanderarbeiter, Pflicht-Krankenversicherung, Gewerbegerichte, Arbeiterausschüsse zur Verhinderung von Arbeitskonflikten und vieles mehr. In England äußerte man sich zu dieser Zeit begeistert über "Germanys policy of Social Organisation", die eben auch als Ursache der Prosperität verstanden wurde. Diese Wertungen standen außerdem im Gegensatz zu der allgemein aufgefaßten politischen Rückständigkeit des Deutschen Reiches (reaktionäre Verfassung, "cult of force", kulminiert in dem 1915ern Aufsatz von Dawson: "What is wrong with Germany?")

Die Entwicklung weist somit vermischte, in der Wertung sehr unterschiedlich betrachtete Aspekte von Politik und Wirtschaft in der deutsch-britischen Konkurrenz auf. Einfluß und Nutzung dieser Diskussionsebenen durch gemanophobe und gemoanophile Vertreter in der britischen Öffentlichkeit wechseln beständig. Alle Aspekte werden im Zeitraum 1890-1914 miteinander vermengt, zT instrumentalisiert, und sie können nicht losgelöst von der englischen (Binnen-)Wirtschaftsentwicklung betrachtet werden, die die genannten Phasen ausweist.
 
Deutschland und England weisen im Außenhandel eine bemerkenswerte Übereinstimmung auf: die Handelsbilanzen beider Länder waren im Zeitraum 1890-1914 strukturell passiv, die Importe überstiegen die Exporte.

Das Deutsche Reich exportierte 1892-1912 einen stetig steigenden Warenstrom im Wert von 3,3 Mrd. RM (1892) bzw. rd. 10 Mrd. RM (1912), also eine Verdreifachung der Exporte in rd. 20 Jahren. Gleichzeitig wurden Waren von 4,3 Mrd. RM (1892) bzw. 11 Mrd. RM (1912) importiert. Dieser Überhang führte - weiterhin noch verstärkt durch beachtliche deutsche Auslandsinvestitionen sowie den Kapitalzufluß für deutsche Inlandsinvestitionen, sämtlich mit Kreditbedarf verbunden - zu einer stetig zunehmenden Auslandsverschuldung des Kaiserreichs und zu einer beständigen Knappheit finanzieller Mittel auf den inländischen Kapitalmärkten.

Der Passivsaldo Großbritannien entwickelte sich ähnlich, strukturell überstiegen die Importe die Exporte. Dieses Handelsdefizit betrug zB 1911 rd. 2 Mrd. RM (im Vergleich: der deutsche Passivsaldo 1911: rund 1,6 Mrd. RM).

Für Großbritannien war diese - ähnliche - Entwicklung der Passivsalden der Handelsbilanzen unter gewissen Aspekten ärgerlich, insbesondere bezüglich der Produktion und Beschäftigung sowie der Entwicklung einiger Wirtschaftssektoren im eigenen Land (Arbeitslosigkeit). Unter Finanzierungsaspekten ergaben sich jedenfalls keine Probleme:
der Passivsaldo der britischen Handelsbilanz wurde jährlich durch Einnahmen aus den britischen Auslandsinvestitionen (Zinsen, Dividenden) sowie durch den Überschuss aus der Tätigkeit der britischen Handelsflotte nicht nur ausgeglichen, sondern weit überstiegen. Dieses war eine völlig andere Ausgangslage als die des Deutschen Reiches. Zudem waren beide Länder bedeutende Lieferanten - Importeure - des jeweils anderen Landes. Allerdings wies das Deutsche Reich hier einen strukturellen Exportüberschuss nach Großbritannien auf: für das Deutsche Reich bedeutete dieses also einen Beitrag zum Schließen der gesamten passiven Handelsbilanz, für Großbritannien bedeuteten die Landesbeziehungen in der Außenwirtschaft eine Vergrößerung des ohnehin bestehenden Importüberschusses. 1912/1913 geschah dieses im Umfang von ca. 1 Mrd. RM. so bedeutend die gegenseitigen Lieferungen für den jeweiligen Gesamtexport der Länder waren, so beachtlich war auch die Entwicklung des Handelsbilanzsaldos zwischen beiden Ländern. Die deutschen Exporterfolge wurden in Großbritannien stark beachtet, auch wenn die sich noch schneller entwickelnde USA bei den britischen Importen das Deutsche Reich klar überholt hatten und fast 20% der britischen Importe stellten.

Die Ursachen beider Defizite der Handelsbilanzen können gut miteinander verglichen werden. Beide Länder waren aufgrund ihrer Industriestruktur auf erhebliche Einfuhren von Rohstoffen und Halb- und Fertigwaren angewiesen, die naturgemäß dann in der Industrieproduktion verarbeitet wurden (Deutsches Reich: Rohstoffimporte ca. 40 - 50% der jährlichen Importe insgesamt). Würde man nur diesen Ausschnitt der Handelsbilanzen betrachtet (Exporte ./. Rohstoffe, Halbwaren), wäre der Saldo noch positiv.

Beide Länder wiesen allerdings zusätzlich einen Anstieg der Bevölkerung auf, der in Deutschland dazu führte, dass 30-40% der Gesamtimporte auf Nahrungsmittel entfielen. Dieser Importbedarf an Nahrungsmitteln konnte - ausweislich der Importüberschüsse in 3 Jahrzehnten - weder in Deutschland noch in Großbritannien durch die Industrieexporte nachhaltig überdeckt werden. Aus finanzieller Sicht war dieser Zustand für Großbritannien allerdings eher erträglich als für das Deutsche Reich, es gab weitere Bereiche, die dieses Defizit problemlos deckten.
 
Britische Kriegsfinanzierung 1914-1919

Die britischen Staatsschulden bei Kriegsausbruch beliefen sich auf rund 711 Mio. GBP, etwa das 3,5-fache des Staatshaushaltes. Die Finanzen waren trotz des Rüstungswettlaufs der letzten Jahre, verbunden mit großen Steigerungen des Marine- und Heereshaushaltes, durchaus geordnet; das Staatsdefizit blieb etwa konstant, die Annuitäten des Kapitaldienstes waren relativ gering, die gestiegenen Steuereinnahmen deckten zudem die Ausgaben ab. Im Jahr 1914 wurde zudem ein Höchststand der Geldeinlagen bei britischen Banken verzeichnet: rd. 1.150 Mio. GBP, das bedeutete eine Steigerung gegenüber 1900 von rd. 300 Mio. bzw. 50%. Entsprechend zu den hohen Einlagen wurden wieder nur geringe Zinsen am Markt gezahlt, nachdem es Spitzenbeträge seit 1900 bei der Balkankrise 1912/13 gegeben hatte. Die Verzinsungen entsprachen wieder etwa dem Stand von 1907 buw. 1898.

Um die Staatsschulden (711 Mio. GBP, 31.3.1914) bewerten zu können, ist die Relation zum Kapitalstock in Großbritannien interessant: die Bewertung ergab 1913/14 im Haushaltsjahr rd. 14.500 Mio. GBP, die Relation damit rd. 5%. Die britischen Auslandsinvestitionen wurden mit rd. 4.000 Mio. GBP bewertet, und erbrachten rd. 350 Mio. GBP an Erträgen pro Jahr.

Die britische Kriegsfinanzierung stand nun auf zwei Säulen:

1. Staatseinnahmen (Steuern):
1915: 226 Mio.
1916: 337 Mio.
1917: 573 Mio.
1918: 707 Mio.
1919: 889 Mio.
1920: 1.339 Mio.

2. Kreditaufnahmen im In- und Ausland:
1915: ...410 Mio.
1916: 1.167 Mio.
1917: 1.629 Mio.
1918: 1.985 Mio.
1919: 1.683 Mio.
1920: ...323 Mio.

Staatsausgaben:
1915: ...563 Mio.
1916: 1.516 Mio.
1917: 2.202 Mio.
1918: 2.697 Mio.
1919: 2.579 Mio.
1920: 1.665 Mio.

[Differenzen sind ergänzende Posten, wie Kriegskontributionen]

Die Steuereinnhmen während der Kriegsjahre deckten rd. 26 - 36% der Ausgaben ab, im ersten Friedensjahr stieg der Deckungsgrad auf 81%. Für die Finanzierung der Einnahmen-Lücke waren Schuldenaufnahmen notwendig, für deren Handling wiederum ein erträgliches, möglichst konstantes Zinsniveau wichtig war.

Die kriegsbedingte Staatsverschuldung am 31.3.1920 betrug rund 7.196 Mio. GBP; dazu kam der Vorkriegsstand von ca. 711 Mio. GBP, zusammen also rd. 8 Mrd. GBP. Die Haushaltsanpassungen ab dem Jahr 1920 sahen einen jährlichen Schuldenabbau von rd. 300 Mio. GBP vor, in der Proportion etwa dem Vorkriegsstand entsprechend.

Völlig verändert hatte sich die Gläubigerstruktur. Die Vorkriegsschulden von 711 Mio. GBP waren auf rd. 345.000 Anleger verteilt, Auslandsschulden spielten keine Rolle. Die Staatsverschuldung von etwa 8000 Mio. GBP in 1920 war von etwa 17 Mio. Anlegern aufgebracht worden. Die Fristigkeitsstrukturen können wie folgt beschrieben werden: etwa 1,5 Mrd. GBP waren kurzfirsitg und revolvierend finanziert, bedurften also des fortgesetzten Vertrauens der Anleger in die Bonität des Staates (etwa 20%). Für weitere 1,7 Mrd. betrug die Laufzeit zwischen einem und fünf Jahren. Die Masse, etwa 4,5 Mrd. bzw. 55%, waren für Laufzeiten von 5 bis 60 Jahren aufgenommen worden. Der Rest, etwa 0,3 Mrd. GBP war als Annuität auf Schulden im Haushaltsjahr 1920/21 fällig. Umfangreiche Refunding-Aktionen nach Kriegsende sorgten dafür, dass die Fälligkeiten der kurz- und mittelfristigen Schulden durchweg verlängert wurden, bei Zinssätzen zwischen 3,5 und 5%.

Bei der Bewertung der Schulden und der Haushaltsausgaben ist weiter beachtenswert, dass rd. 1.850 Mio. GBP aus gezeichneten Anleihen für Commonwealth-Länder (ca. 8%) bzw Allierte (ca. 92%) stammten.
 
Englische Kriegsfinanzierung in den USA

Da exakte Zahlen im Internet sonst schwer zu finden sind: Vom Kriegsausbruch bis zum Kriegseintritt der USA wurden folgende langfristige Anleihen platziert:

Ausgabedatum – Betrag – Zinssatz – Ausgabekurs

Okt 1915 – 50 Mio. GBP – 5% - 98% (britische Hälfte der gemeinsamen Anleihe GB/FRA)
Sep 1916 – 50 Mio. GBP – 5% - 99% (LZ 2 Jahre)
Okt 1916 – 30 Mio. GBP – 5,5% - 99,25% (LZ 3 Jahre)
Okt.1916 – 30 Mio. GBP – 5,5% - 98,5% (LZ 5 Jahre)
Jan. 1917 – 20 Mio. GBP – 5,5% - 99,5% (LZ 1 Jahr)
Jan. 1917 – 30 Mio. GBP – 5,5% - 99% (LZ 2 Jahre)

Zusammen 210 Mio. GBP (gleich ca. 1.050 Mio. $).

Nach dem 14.4.1917 ging – in Folge der großen US-Anleihe von 7 Mrd. $) der Geldhahn auf: Großbritannien erhielt als erste Zahlung am 25.4.1917 rd. 40 Mio. GBP, zu 3 bzw. 3,5%. Am 4.8.1917 wurden GB rd. 191 Mio. GBP angeboten (beide Tranchen zusammen überstiegen bereits die Gesamtverschuldung 1914 bis zum April 1917), und so ging es in kurzen Abständen weiter. Per 15.11.1919 waren auf diese Weise (einschließlich der Anleihen bis 1917) insgesamt 844 Mio. GBP (gleich 4.220 Mio. $) herausgelegt, eine Vervierfachung seit dem April 1917. Das in der Nachkriegszeit häufig zitierte Verschuldungsproblem Großbritannien ist zu ¾ erst nach dem Kriegseintritt der USA entstanden. Wenn der Kriegseintritt selbst zu bewerten ist (mögliche Verlustrisiken), bestanden zu diesem Zeitpunkt überwiegend gesicherte Forderungen gegen Großbritannien von 210 Mio. GBP (gleich 1.050 Mio. $).

Fast die gesamte Summe wurde direkt zum Einkauf von Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie Munitionslieferungen ausgegeben.

Zur Frage der Sicherheiten:

mit dem Kriegseintritt der USA wurde im War Finance Act bestimmt, dass die Kredite (die von den USA durch eigene Bonds refinanziert waren) zu denselben Konditionen herausgelegt wurden wie sie für US-Staatsanleihen galten: nicht besichert. Die Besicherungspraxis der früheren Anleihen wurde mit dem Kriegseintritt der USA aufgegeben.

Zur Besicherungspraxis der früheren Anleihen vor dem Kriegseintritt der USA:

Die gemeinsame britisch-französische Anleihe vom Okt 1915 wurde von jedem Staat jeweils in voller Höhe garantiert, weitere Sicherheiten existierten nicht. Die Überlegung war dabei folgende: bisherige Einfuhren wurden zum großen Teil durch Goldlieferungen in die USA bezahlt. Damit konnte – so die Befürchtung – auf Dauer die Inflation in den USA angeheizt werden, was wiederum eine Steigerung der Importpreise für GB bedeutet hätte. Diese Wirkungskette sollte durch die Anleihen unterbrochen werden, die Bezahlung in $ ermöglichte. Das Grundprinzip der ersten Anleihe sollte ausgebaut werden, für den reibungslosen Ablauf wurden nach dem Okt 1915 Sicherheiten in Form von Auslandsinvestitionen GBs bereit gestellt. Dieses funding sollte auch für die sehr kurzfristigen Kredite mit unterjähriger Rückzahlung dienen. So wurde die Anleihe über 50 Mio. GBP im Sep 1916 reibungslos abgewickelt.

Dabei gab es zwei Varianten (Schema A und B), die im Zuge der britischen „mobilization of securities“ ausgehoben wurden: Schema A sah den inländischen britischen Ankauf (Pensionsgeschäft) von Auslandsforderungen in US-$ und CAN-$ vor. Bei der verbreiteten Leihe wurden dem Inhaber die Renditen weiter herausgegeben. Schema B sah die Leihe der Auslandsinvestments für 5 Jahre vor, funktionierte ansonsten entsprechend. Gezogen wurden argentinische Anleihen und Eisenbahnaktien, brasilianische Funding Bonds sowie kanadische Investments, daneben solche zahlreicher anderer Länder: Schweiz, Japan, Niederlande, Ägypten, Skandinavien (der Hereinnahmewert der kanadischen und südamerikanischen Eisenbahnaktien betrug alleine 173 Mio. GBP). Auf diese Weise kamen während des Krieges und bis 1921 zusammen:
Securities in GBP: 307,6 Mio. GBP
Securities in US-$: 648,3 Mio. GBP
Securities in anderen Währungen: 21,1 Mio. GBP

Ergänzend wurde das ADSC eingesetzt. Die Verwertung der Sicherheiten wurde u.a. benutzt, um den GBP/US-$ Wechselkurs auf dem Niveau von 1:5 zu halten, was auch gelang. Insgesamt wurden bis 1919 für den $-Bereich 622,6 Mio. GBP securities gesammelt, davon 216,6 Mio. über Käufe (davon 46,6 Mio. durch die Bank of England zur Kursstützung). Die Leihen betrugen 438,3 Mio. GBP. Um die Relation der „securities“ zu den insgesamt verfügbaren Auslandsinvestitionen (mobilisierbare "securities") zu zeigen: Per 1.1.1917 waren rd. 400 Mio. GBP (2.000 Mio. $) der Regierung zur Verfügung gestellt worden, von gesamten Auslands-Aktiva in Höhe von 860 Mio. GBP (rd. 4.500 Mio. $), also rd. 45% (Quelle: Bogart).

Die 60 Mio. GBP vom Okt 1916 wurden mit britischen Auslandsengagements (Forderungen, Wertpapiere, Beteiligungen) in Kanada, USA, den Kolonien sowie anderen Ländern besichert. Zum 31.12.1916 betrugen die "securities" nach Schema B 347,5 Mio. GBP (Schema A war ausgelaufen).

Ab dem Okt 1916 grassierten in den USA dann verbreitet Inflationsängste, die durch die massiven Goldeinfuhren während des Krieges begründet waren. Seit Ausbruch des Krieges waren Goldimporte von 900 Mio. $ bzw. 180 Mio. GBP zu verzeichnen, die als Gefahr für unkontrollierte, exessive Kreditschöpfung wahrgenommen wurden. Parallel gab es eine beachtliche Ausdehnung der Geldmenge in den USA (Anstieg auf über 3,2 Mrd. $ bzw. plus 90% ). Allein aus diesem Grund gab das FRB am 28.11.1916 eine Warnung an den Bankensektor, nicht weiter steigende Auslandskredite zu vergeben und die Kreditschöpfung eher einzudämmen. In dieser Phase platzierte GB problemlos eine 10 Mio. GBP-Anleihe in Japan, 6% mit LZ 3 Jahre.

Die britischen Anleihen im Jan 1917 (50 Mio. GBP) wurden wiederum durch Auslandsinvestments, sowie zu einem kleinen Teil mit britischen Eisenbahnaktien als Sicherheit unterlegt. Die Anleihe wurde nur im kleinen Kreis von Banken platziert, die Zeichnungsfrist betrug nur 7 Tage. Gleichzeitig wurde die Kriegsanleihe in Großbritannien mit 1.000 Mio. GBP gezeichnet.

Die Zahlen verdeutlichen zudem den US-amerikanischen Anteil (880 Mio. GBP, rd. 11%) an der gesamten britischen Kriegsfinanzierung von knapp 8.000 Mio. GBP. Die Ursprünge des Anleihesystems stammten aus der Handelsbilanz beider Staaten, die aufgrund des kriegsbedingten Importüberschusses von GB zunächst mit Goldlieferungen verbunden wurde.

Quelle u.a. Gibson-Komitee, British War Finance/Bogart: Direct and Indirect Cost of the Great War.
 
Danke für diese detaillierte und profunde Darstellung.

Du erwähnst mehrmals die Inflation (Damit konnte – so die Befürchtung – auf Dauer die Inflation in den USA angeheizt werden, ).

Konnte man damals die Inflation schon messen? Tat man das?
 
.... Die britischen Anleihen im Jan 1917 (50 Mio. GBP) wurden wiederum durch Auslandsinvestments besichert...
Wie geschah das? Was muss man sich darunter vorstellen?
 
.... Die britischen Anleihen im Jan 1917 (50 Mio. GBP) wurden wiederum durch Auslandsinvestments besichert...
Wie geschah das? Was muss man sich darunter vorstellen?

Dazu eine Beschreibung der Abläufe:

Bei Kriegsausbruch waren Frankreich und Großbritannien die Staaten mit den größten Auslandsengagement bzw. -investitionen (Anleihen, Beteiligungen, Grundbesitz). Frankreich verfügte über etwa 5mal höhere staatliche Goldvorräte (GB: ca. 80 Mio. GBP in Gold). Die britischen "foreign investments" wurden auf 3.500 bis 4.000 Mio. GBP geschätzt. Hier lag allerdings eine grundlegend unterschiedliche Struktur vor: britische Investments bezogen sich im Schwerpunkt auf Nord- und Südamerika, Indien, Australien, Afrika; die französischen u.a. auf Rußland.

Mit Kriegsausbruch stiegen bekanntlich die Importe aus den USA dramatisch an, beide Handelsbilanzen (GB und FRA) rutschten in hohe Importüberschüsse gegenüber den USA ab. Diese Einfuhren (Nahrungsmittel, Munition etc.) mußten bezahlt werden. Die Inlandswirtschaft war zudem jeweils durch die Rüstung gebunden, was die Exportmöglichkeiten zusätzlich reduzierte.

Die USA-Importe mussten also reguliert werden, bei steigenden Größenordnungen. 1915 begann das System der Anleihen in den USA (aus den dargestellten Gründen Inflation, Wechselkurs), mit einer gemeinsamen brit.-frz. Anleihe über 500 Mio. GBP (ca. 2.500 Mio. US-$). Dazu waren Besicherungen notwendig. Betrachtet man das nun aus Sicht der USA, waren aufgrund des Krieges nur bestimmte Sicherheiten akzeptabel, nämlich "kriegssichere". Damit war das beleihbare/als Sicherheit geeignete Investment (s.o.: Forderungen, Beteiligungen, Grundbesitz etc.) im Prinzip auf Nord- und Südamerika sowie geeignete weitere, nämlich weitgehend sichere Regionen beschränkt.

Großbritannien besaß hier den beschriebenen Vorteil gegenüber Frankreich. So konnte man Forderungen an Kanada, südamerikanische Staaten, natürlich gegen US-Unternehmen etc., aber auch dortige Eisenbahninvestments zur Verfügung stellen. In Großbritannien wurde ein staatliches System installiert, dass diese - überwiegend in Privatbesitz befindlichen Investments - an den Staat zog (Scheme "A", Scheme "B", im Prinzip Kauf oder Leihe). Diese Sicherheiten wurden in den USA hinterlegt bzw. zu Dollarkäufen benutzt (bei Veräußerung der Substanzwerte). Das führte zu Depositen in den USA, als securities für die Anleihen. Frankreich hatte überwiegend "ungeeignete" Investments, und seine Rolle beschränkte sich zunächst auf die Bereitstellung des Goldes für die Bezahlung der Importe 1914/16. Dazu ist festzustellen, dass Frankreich nicht in der Konsequenz wie GB ein System der Requirierung von Sicherheiten installierte. Auch russisches Gold wurde an die Westallierten geliefert (gegen Anleihen), und weiter für US-Importe eingesetzt.

Das in GB installierte System wurde vom "American Dollar Securities Committee" geleitet. Ab 1917 konnte das ADSC auch zwangsweise einziehen. Der Umfang der Dollar Securities bis 1918 wird auf 625 bis 1000 Mio. GBP (letzteres Regierungsangabe 1920, die erste Zahl stammt aus dem ADSC-Report) geschätzt. Interessanterweise setze GB bis zum Kriegsende keine indischen Investments ein, die auf bis zu 430 Mio. GBP geschätzt - ebenso auch keine australischen in etwas geringerer Höhe. Rd. 332 Mio. GBP wurden an die privaten Sicherungsgeber nach Kriegsende zurückgereicht -> final report ADSC.

Die Basisliteratur auch für die aktuellen Darstellungen ist immer noch: Morgan, Studies in British Financial Policy 1914-1925, aus 1952.


Edit:
Inflation (im angelsächsischen gebräuchlich) und Wechselkurse waren selbstverständlich ein Thema, auch schon früher:

"Erstens: Geht den Krisen meist eine allgemeine inflation of prices vorher in allen der kapitalistischen Produktion angehörigen Artikeln. Sie nehmen daher alle an dem nachfolgenden crash teil und sind alle zu den Preisen, die sie vor dem crash hatten, overburdening the market. Der Markt kann eine Warenmasse absorbieren zu fallenden, unter ihren Kostenpreisen gefallnen Preisen, die er zu ihren früheren Marktpreisen nicht absorbieren könnte. Die Übermasse der Waren ist immer relativ; d.h. Übermasse bei gewissen Preisen. Die Preise, zu denen die Waren dann absorbiert werden, ruinierend für den Produzenten oder Kaufmann."
[Marx, Theorien über den Mehrwert, MLW 26.2., S. 506]
 
Zuletzt bearbeitet:
Überblick über Ursachen der britischen Kriegsfinanzierung

Vordergründig kann man hierfür auf die hohen Importüberschüsse ab 1915, ausgelöst durch die kriegsbedingten Lieferungen aus den USA zurückgreifen. Das wird allerdings dem Kontext nicht gerecht, wie folgende Übersicht zeigt (in Mio. GBP):

(1) Importüberschüsse GB/USA 1914-1918 (aus Sicht GB mit negativem Vorzeichen - Kapitalbedarf):
-120 / -368 / -345 / -467 / -784

(2) Das erhöht sich um britische Staatszahlungen an das Ausland (zB Rückzahlung von Anleihen):
-20 / -50 / -50 / -80 / 0

(3) gleich Summe (1) + (2) Zahlungsbedarf insgesamt:
-170 / -418 / -395 / -547 / -784


(4) Ausgleich durch britische Auslandserträge und Dienstleistungen (zB Handelfsflotte):
+315 / +395 / +520 / +575 / +580


(5) gleich Saldo (3) und (4) Zahlungsbedarf: +Überschuss -Defizit
+125 / -23 / +125 / +28 / -204


Dieses ist eine ausschließlich britische Betrachtung der Kriegsfinanzierung. Sie zeigt, dass sich aus dem Lieferverkehr per Saldo keinen beachtlichen Finanzprobleme ergeben konnten (Ausnahme: Inflationsbefürchtung in den USA sowie schwächerer GBP-Kurs durch Dollarnachfrage).

Problematisch ist nun, dass Großbritannien für die Allierten Frankreich (massiv ab 1917) und Rußland die Kriegsfinanzierung mit getragen hat:

(6) Regierungsdarlehen an Alliierte und Commonwealth (Minus=Abfluss):
0 / -298 / -520 / -563 / -297 /
In Summe 1.672 Nio. GBP; das kann verglichen werden mit der gesamten US-Anleihenfinanzierung für Großbritannien von rd. 850 Mio. GBP

(6a) Netto-Finanzbedarf ("-") aus (6) und (5):
+125 / -321 / -395 / -535 / -503

Dieser Finanzierungsbedarf wurde hauptsächlich durch folgende zwei Posten gedeckt:
(7) Anleihen im Ausland und Commonwealth, hauptsächlich USA (Plus=Zufluß GB:
0 / +53 / +319 / +532 / +381

(8) Verkäufe von securities (ausländische Investments, Plus=Zufluß GB):
0 / +43 / +110 / +60 / +23
Dabei fällt die "Lücke" 1915 besonders auf: Saldo (6a), (7), (8)! Diese ergab sich bei Beginn/Implementierung des Finanzierungssystems, und wurde erst durch "Zahlungsüberschüsse" 1916 teilweise abgebaut. Die Lücke wurde 1915 durch kurzfristige Finanzierungen (+274 Mio. GBP in 1915) geschlossen. Der Saldo aus Gold- und Silberimporten bzw. exporten ist unbeachtlich und nahe Null.


Wie diese vereinfachte Zahlungsbilanz Großbritanniens zeigt, wurde der ausländische Kapitalbedarf nicht durch kriegsbedingte Importdefizite, sondern letztlich durch die britischen Darlehen an Allierte etc. verursacht. Diese verteilten sich bis 1918 wie folgt:
Commonwealth-Länder ca. 120 Mio. GBP
Rußland 568 Mio. GBP
Frankreich 435 Mio. GBP
Italien 413 Mio. GBP
andere Allierte 153 Mio. GBP
(Stand: Ende Haushaltsjahr 1918/1919)
 
Die kleine Datensammlung kann um den britischen Staatshaushalt 1929/30 ergänzt werden. In verschiedenen Haushaltsposten sind die Auswirkungen des Krieges ablesbar, insbesondere betr. Reparationsleistungen und Verschuldung.

Die britischen Staatsschulden betrugen am 1.4.1929 rd. 7.500 Mio. GBP, das 7,5-fache des Jahresetats. Davon entfielen rd. 90% auf die inländische Verschuldung, rd. 915 Mio. GBP auf Schulden gegenüber den USA.

Der Schuldendienst für ein Jahr umfaßte mit 355 Mio. GBP den größten Ausgabeposten des Staatshaushalts (das sind rd. 36% aller Ausgaben bzw. Einnahmen aus Steuern, Zöllen, Abgaben etc.). Der Haushalt schließt mit einem Einnahmenüberschuß von 14 Mio. GBP (Einnahmen: 1.014/Ausgaben 1.000 Mio.)
Neben den Kapitaldiensten für die Kriegsverschuldung sind noch folgende Ausgaben zu erwähnen:
54 Mio. GBP Kriegspensionen
112 Mio. GBP laufende Militärausgaben (56 Flotte/40 Heer/16 Luft)

Bei diesen Kriegslasten ist wesentlich, dass sie im Wesentlichen inländisch (85% der Schulden, bzw. 90% der jährlichen Lasten) bezogen waren. Reduziert man die Zahlungsströme (Kriegslasten und Einnahmen) auf das Ausland, ergab sich nach dem Baldwinabkommen mit den USA (1922 - Begrenzung der Annuität auf rd. 3,5%) folgende Rechnung für 1929/30:

Zahlungsströme Kriegsfolgen/Ausland:
Ausgaben, Schuldendienst ggü. USA: 33 Mio. GBP
Einnahmen 1928 für Großbritannien (ohne Irland) aus:
Deutsches Reich: 19,9 Mio.
Frankreich: 8 Mio.
Italien: 4 Mio.
Rumänien, Portugal, Jugoslawien, Griechenland: 0,9
verbleibendes Defizit: 0,2

Damit waren die - im Gesamthaushalt vernachlässigbaren - ausländischen Kriegslasten in ihrem Ausgleich für Großbritannien davon abhängig, dass die Staaten, denen gegenüber Forderungen bestanden, ihren Zahlungspflichten nachkamen. Erfolgte dieses, befand sich das System nahezu im Ausgleich.


____________
Literatur: Eine dazu sehr ausführliche Publikation stammt von Heyer, F.: Das britische Finanzsystem, 1930. Darin wird der gesamte britische Staatshaushalt inkl. Kommunen am Beispiel 1929/30 untersucht, unter detaillierter Aufgliederung der Einnahmen- und Ausgabenposten.
 

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Ich greife das einmal als ausschnittsweises Zitat heraus, weil es auch für dieses Thema sehr interessant ist:
Ich würde sagen, das ist letztlich schwer zu beantworten. Die Entente hatte definitiv im Frühjahr 1917 erhebliche finanzielle Probleme. Um es klarer zu formulieren: GB gingen die Sicherheiten aus, um weitere Kredite von den USA zu bekommen, mit denen sie bisher ihre dortigen Einkäufe bezahlt und auch Frankreich mit über Wasser gehalten hatten. Alles hängt davon ab, ob die USA auch ohne ihren Kriegseintritt bereit gewesen wären Kredite ohne Sicherheiten zu vergeben (es gibt Hinweise, dass die USA dazu nicht bereit waren, aber das ist nicht wirklich eindeutig). Oder ob GB in der Lage gewesen wäre in diesem Falle doch noch Sicherheiten oder Geldquellen aufzutreiben. Hier wäre zB an den Verkauf bestimmter Kolonien zu denken. Inwiefern darüber nachgedacht wurde, weiß ich (noch) nicht. Oder ob GB in der lage gewesen wäre, einen eventuellen Einbruch der Importe aus den USA zumindest teilweise mit Importen aus dem Empire zu kompensieren.
Stammt von hier: http://www.geschichtsforum.de/651400-post19.html

Das ist eine sehr treffende Abschätzung. Belastbare Aussagen über die weitere Finanzierung von GB/FRA lassen sich kaum treffen, da das weitere Mobilisierungspotenzial auch unter Einbeziehung der Kolonien nicht abschätzbar ist. Außerdem hatte die binnenwirtschaftliche Finanzierung des Krieges den entscheidenden Anteil für die Frage der Fortführung. Man muss hier darauf schauen, wofür diese externe Finanzierung notwendig war (Nahrungsmittelimporte, Munition, Rohstoffe), und welche Folgen ein teilweiser Wegfall der Finanzierung und damit der Güterströme gehabt hätte.


Siehe auch die alte Diskussion hier:
http://www.geschichtsforum.de/472152-post94.html
 
Wirtschaftshistorische Vergleiche sind immer ganz spannend (auch ohne den Inhalt auf die Goldwaage zu legen):


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Quelle : Financial Times von heute
 
Wirtschaftshistorische Vergleiche sind immer ganz spannend (auch ohne den Inhalt auf die Goldwaage zu legen):


Anhang anzeigen 20011

Quelle : Financial Times von heute

Für mich überraschend ist der BIP-Rückgang 1706: zum einen wegen seiner Höhe, zum anderen, weil er der einzige direkt kriegsbedingte Rückgang zu sein scheint. In Kriegszeiten ist das Bruttoinlandsprodukt ja kaum bestimmbar, weil der Wert eines Großteils der produzierten Güter, etwa der Waffen, nicht aus der Zahlungsbereitschaft von Konsumenten abgeleitet werden kann. (So was ähnliches hab ich vor kurzem auch über das Sozialprodukt in Zebtralverwaltungswirtschaften geschrieben.)
 
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