Römische Autoren

Komisch, ich war überzeugt, es hieße De Bello Gallico, und war erstaunt zu lesen, als ich es zur Hand nahm, dass der Titel Bellum Gallicum lautet!
In meiner Ausgabe von Hachette gibt es eine Biografie von Cäsar über zig Seiten, mit allen möglichen Details und exakten Datums. Wie können wir all das wissen?
 
Es gab eine ganze Reihe Schriftsteller, die über diese Zeit berichteten. Zum Beispiel Gaius Asinius Pollio, der mit Caesar persönlich gut bekannt war. Nun ist zwar von Pollios Schriften nicht viel erhalten, aber es gab andere Schriftsteller wie die Caesar-Biographen Sueton und Plutarch die seine Bücher kannten und die Informationen für ihre eigenen Darstellungen benutzten.
 
Ich habe in meinem Beitrag über die Schriftsteller Pollio, Sueton und Plutarch geschrieben.

Selbstverständlich stammt das, was ich geschrieben habe, nicht aus der Feder Suetons oder Plutarchs.
Und was Sueton und Plutarch geschrieben haben, stammt nicht aus der Feder Caesars.
 
es gab andere Schriftsteller wie die Caesar-Biographen Sueton und Plutarch die seine Bücher kannten und die Informationen für ihre eigenen Darstellungen benutzten.
Auf dieses Zitat bezog sich die Frage.

Ich meinte ja das Bellum Gallicum, wie das in seiner ganze Fülle (wie gesagt, 500 Seiten), und ohne sichtbare Lücken, überliefert werden konnte wenn so viel verloren gegangen ist von der lateinischen Literatur.
 
Auf dieses Zitat bezog sich die Frage.

Ich meinte ja das Bellum Gallicum, wie das in seiner ganze Fülle (wie gesagt, 500 Seiten), und ohne sichtbare Lücken, überliefert werden konnte wenn so viel verloren gegangen ist von der lateinischen Literatur.


Der Bellum Gallicum wurde dann zufälligerweise und glücklicherweise bis ins Mittelalter überliefert. Falls die Aussagen aus der englischen Wikipedia korrekt sind, sind die ältesten, überlieferten Handschriften, von denen dann alle anderen Handschriften abstammen, im späten 9. Jh. in zwei Klöstern in Nordfrankreich entstanden. Einmal in der Abtei Corbie und dann in der Abtei Fleury.

Das in der Abtei Fleury gefertigte Exemplar wird heute in Amsterdam verwahrt:

de-bello-gallico.jpg


Quelle: Will you open the oldest book in Amsterdam?

Commentarii de Bello Gallico - Wikipedia

Ob und wo nun Textlücken oder verschiedene Textvarianten existieren, müßte man in wissenschaftlichen Textausgaben nachschauen.

Dazu hat Korbi schon einiges dargestellt:

Aber noch zum zweiten Teil deiner Frage. Meinst du, wo du nachlesen kannst, wie einzelne Werke/Autoren überliefert sind? Da fallen mir drei Möglichkeiten ein. Die eine ist der Neue Pauly Supplementband 2 (Geschichte der antike Texte: Autoren- und Werklexikon). Allerdings ist der online nicht frei zugänglich. Das zweite ist das Lexikon der antiken Literatur von Rainer Nickel. Das hab ich mir selbst zugelegt, online gar nicht verfügbar, sehr praktisch. Gibt nur ein paar Kleinigkeiten, wo man da bei der Benutzung aufpassen muss. Und das dritte ist die Website Pinakes, weil du speziell die altgriechischen Philosophen angesprochen hast. Allerdings wird dir persönlich Pinakes nicht viel bringen glaube ich, wenn du nur Latein hattest. Das ist im Prinzip ein Verzeichnis aller griechischen Handschriften. Du suchst nach einem Autor/Werk und bekommst eine Liste aller erhaltenen Handschriften (nicht Übersetzungen) und Details dazu, wie den aktuellen Standort oder auch Links - erstaunlich viele sind digitalisiert.
 
Ich hab mal schnell die schon von mir genannten Möglichkeiten durchsucht. Nickel gibt zur Überlieferungsgeschichte nichts her. Zu Pinakes ist mir leider bisher kein lateinisches Pendant bekannt, von dem man belastbare Informationen bekommen könnte. Im Pauly sind zwei Handschriften genannt, beide in Fleury entstanden, aus dem 9. Jh., wie Carolus gesagt hat. Die zweite liegt heute in Paris.
Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es noch andere relevante Handschriften und auch andere Quellen. Da wäre das Stemma codicum wichtig, am Anfang von kritischen Ausgaben. Davon gibt es in diesem Fall zwei Stück (von 1900/1901 und 1927, spätere sind nur Teilausgaben), aber wie bei eigentlich allen kritischen Ausgaben sind sie nicht online verfügbar. Die Google Preview der Pontet-Ausgabe enthält das Stemma auch nicht, nur die Sigla und die Praefatio. Die ist durchaus interessant, ich brauche aber ein bisschen um alles zu verstehen (die Praefatio ist klassischerweise in lateinischer Sprache verfasst). Aber was auch dort nicht steht, sind die letztendlichen Zusammenhänge zwischen den Handschriften und anderen Quellen, dafür braucht man das Stemma.
...überliefert werden konnte wenn so viel verloren gegangen ist von der lateinischen Literatur.
Wie wir schon gesagt hatten, es hing stark von der Bedeutung und dem Interesse am Inhalt ab, was überliefert wurde. Und Caesars commentarii waren immer interessant für Heerführer etc. aufgrund ihrer praktischen und theoretischen militärisch-operativen Inhalte. Ich denke, das hat dem Werk bzw. beiden Werken nachhaltig Bedeutung verschafft, sodass es wert war, vielfach lückenlos abgeschrieben zu werden.
 
Ein Grund, den Gallischen Krieg abzuschreiben und so aufzubewahren, wird wohl gewesen sein, dass man gut versteht, was drinsteht, ohne dass es banal ist.
Das zeichnet den Schriftsteller Caesar insbesondere gegenüber seinen spätantiken Kollegen aus.
 
Immerhin scheint es im frühen Mittelalter noch mind. zwei Abschriften vom Bellum Gallicum gegeben zu haben, die dann zur Grundlage für die weitere Verbreitung gedient haben. Die Überlieferungsgeschichte von anderen Werken ist schon so spannend wie ein Kriminalroman. Die einzige Abschrift der Germania von Tacitus wurde im späten Mittelalter in einem Kloster in Deutschland gefunden. Dann wurde sie nach Italien gebracht und dann dank des gerade erfundenen Buchdrucks vervielfältigt, aber leider ist die Abschrift seitdem verschollen. Das staatstheoretische Werk von Cicero De Re Publica fand sich als Palimpsest "unter" einer anderen Abschrift eines anderen Werkes und wurde erst 1819 wieder entdeckt. Online ist dieser Palimpsest auch verfügbar: https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.lat.5757

Wie wir schon gesagt hatten, es hing stark von der Bedeutung und dem Interesse am Inhalt ab, was überliefert wurde. Und Caesars commentarii waren immer interessant für Heerführer etc. aufgrund ihrer praktischen und theoretischen militärisch-operativen Inhalte. Ich denke, das hat dem Werk bzw. beiden Werken nachhaltig Bedeutung verschafft, sodass es wert war, vielfach lückenlos abgeschrieben zu werden.

Im übrigen sind wir im 9. Jh. auch noch im Zeitalter der Karolingischen Renaissance, in der man das bis dahin noch vorhandenen antike Wissen gesammelt hat. Da mag es durchaus gepaßt haben, dass das Werk Caesars weiter abgeschrieben wurde. Schließlich war Karl der Große selbst in die Fußstapfen Caesars getreten. Und immerhin hatte er da Erfolg, wo die römischen Caesaren gescheitert, indem er das rechtsrheinische Germanien unterwarf.



Ein Grund, den Gallischen Krieg abzuschreiben und so aufzubewahren, wird wohl gewesen sein, dass man gut versteht, was drinsteht, ohne dass es banal ist.
Das zeichnet den Schriftsteller Caesar insbesondere gegenüber seinen spätantiken Kollegen aus.

Nicht umsonst ist De Bello Gallico auch meist die Einstiegslektüre nach den Lehrbüchern im Lateinunterricht.
 
Ich hätte den Grund für den anhaltenden Erfolg primär darin gesehen, dass das Werk von Caesar stammte und von ihm handelte. Schließlich hatte er einen klingenden Namen, der auch im Mittelalter zog.

Komisch, ich war überzeugt, es hieße De Bello Gallico, und war erstaunt zu lesen, als ich es zur Hand nahm, dass der Titel Bellum Gallicum lautet!
Heutzutage wird das Werk üblicherweise "Commentarii de bello Gallico" genannt. Der genaue Originaltitel (falls es überhaupt jemals einen fixen offiziellen Titel gab) ist allerdings nicht bekannt.
Cicero nannte sie in seinem "Brutus", einer Geschichte der römischen Rhetorik, einfach nur "Commentarii". Auch Sueton gab in seiner Caesar-Biographie keinen präzisen Titel an.
 
Heutzutage wird das Werk üblicherweise "Commentarii de bello Gallico" genannt. Der genaue Originaltitel (falls es überhaupt jemals einen fixen offiziellen Titel gab) ist allerdings nicht bekannt.
Cicero nannte sie in seinem "Brutus", einer Geschichte der römischen Rhetorik, einfach nur "Commentarii". Auch Sueton gab in seiner Caesar-Biographie keinen präzisen Titel an.
Dazu nur noch als Anmerkung, ich weiß nicht, ob das eine aktuelle Theorie ist oder eher eine "Randmeinung": Meine Latinistik-Professorin meinte letztes Jahr in einer Einführungsvorlesung, man tendiere zur Rekonstruktion "commentarii rerum gestarum". Wohl unter anderem aufgrund der Tatsache, dass Teile des Werkes (möglicherweise) zuerst als jährlicher Bericht an den Senat gedacht waren, somit wäre dieser Titel durchaus logisch - erst später hätte man dann die Erweiterung "bello/-um gallico/-um" hinzugefügt, als für das Werk nicht mehr sofort klar war, um welche Taten es sich handelt.
 
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