Primärquellen für den Taiping-Bürgerkrieg/Aufstand

Thalassa

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Hallo, laut einer Internetseite (Sources of the Taiping Rebellion: The Deposition of Li Xiucheng | The Greater China Journal (china-journal.org)) gibt es einen Augenzeugenbericht des Generals Li Xiucheng des Taiping Tianguos (Himmelsreich des großen Friedens) über den Krieg gegen die Qing-Dynastie. Li Xiuchengs Werk wurde von Zeng Guofan editiert. Ich finde englische Versionen auf z.B. Amazon (Taiping Rebel: The deposition of Li Hsiu-ch'eng und/oder The Autobiography of the Chung-Wang 1865).

Meine zwei Fragen:
1. Sind euch hier deutsche Versionen dieser Biographie bekannt? Mir macht es nichts aus, auf Englisch zu lesen, allerdings würde ich dem eine deutsche Übersetzung immer vorziehen.
2. Kennt ihr etwa andere Primärquellen? Mehr als Li Xiuchengs Werk finde ich nicht. Ich frage mich, woher die zahlreichen Sekundärquellen ihre Informationen haben (z.B. Britannica oder so).
 
Zur Quellenlage u.a. British Library EThOS:

Li Hsiu-ch'eng's deposition (sometimes called an 'autobiography' or 'confession') is the longest account of the Taiping Rebellion from the rebel side. Its importance is enhanced by the great scarcity of documentation of this nature brought about by the widespread destruction of Taiping documents during and after the suppression of the rebellion. Because of the circumstances in which it was written, because the original manuscript was withheld from the eyes of historians and the public by Tseng Kuo-fan and his descendants, and in view of the known incompleteness of the published versions, the deposition has for several decades been the subject of speculation and controversy. Only in 1961, with the publication of a facsimile edition in Taiwan, was it possible for historians to examine an accurate reproduction of the original document and form their own judgement on several important questions, including the authenticity of the deposition, its accuracy and reliability. These questions have to be resolved in order to assess the value of the document as an account of the history of the rebellion and the reasons for its failure. Of equal, if not greater value, is the light which it throws upon the character of its author, the most outstanding military leader of the late Taiping period, who subsequently became a great popular hero. Examination of his career as seen through the deposition, his state of mind, and his motivation for writing it, should help to explain the nature of the rebellion itself. Most of these questions are discussed in the pages which follow, and the deposition has been translated said annotated in considerable detail. This is the first complete translation into English of Li Hsiu-ch'eng's deposition. It is also the first version in any language to show not only the deletions made by Tseng Kuo-fan, but also the other cuts made by members of his staff.

British Library EThOS: The deposition of Li Hsiu-ch'eng
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Dissertation von Kil Yong Lee, Taiping Tianguo und Donghag: Eine religionswissenschaftliche Studie über den Entstehungsprozess der beiden neuen religiösen Bewegungen (2004), online abrufbar mit Autor und Titel, findet sich S. 65-72 auch eine Übersicht zu den geschichtlichen Materialien und der Forschungsliteratur seit dem 19. Jh.

Kil Yong Lee nennt m.E. zurecht die Auslassungen des Generals Li ein 'Geständnis'. Ansonsten hatten christliche Missionare in China immer wieder mal von 'Taiping' berichtet, teils aus eigenem Erleben, teils durch Augenzeugen oder Anhänger.
 
Es gibt ja doch sehr wenig chinesische Literatur auf dutsch. Das war zumindest meine Erfahrung.

Du scheinst ja in Recherche recht fit zu sein. Schau doch mal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Dort ist eigentlich jedes Buch das in Deutschland oder auf Deutsch erschienen ist erfasst.

DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Der Link hilft mir schon einmal. Danke. Bin jetzt nicht der größte Bücherfreund, deshalb wusste ich wohl noch nichts von solch einer Datenbank.

Zur Quellenlage u.a. British Library EThOS:

Li Hsiu-ch'eng's deposition (sometimes called an 'autobiography' or 'confession') is the longest account of the Taiping Rebellion from the rebel side. Its importance is enhanced by the great scarcity of documentation of this nature brought about by the widespread destruction of Taiping documents during and after the suppression of the rebellion. Because of the circumstances in which it was written, because the original manuscript was withheld from the eyes of historians and the public by Tseng Kuo-fan and his descendants, and in view of the known incompleteness of the published versions, the deposition has for several decades been the subject of speculation and controversy. Only in 1961, with the publication of a facsimile edition in Taiwan, was it possible for historians to examine an accurate reproduction of the original document and form their own judgement on several important questions, including the authenticity of the deposition, its accuracy and reliability. These questions have to be resolved in order to assess the value of the document as an account of the history of the rebellion and the reasons for its failure. Of equal, if not greater value, is the light which it throws upon the character of its author, the most outstanding military leader of the late Taiping period, who subsequently became a great popular hero. Examination of his career as seen through the deposition, his state of mind, and his motivation for writing it, should help to explain the nature of the rebellion itself. Most of these questions are discussed in the pages which follow, and the deposition has been translated said annotated in considerable detail. This is the first complete translation into English of Li Hsiu-ch'eng's deposition. It is also the first version in any language to show not only the deletions made by Tseng Kuo-fan, but also the other cuts made by members of his staff.

British Library EThOS: The deposition of Li Hsiu-ch'eng
Das ist nachvollziehbar. Ich wäre auch mit neutralen oder antagonistischen Quellen/Augenzeugenberichten zufrieden. In meinem Eingangspost hatte ich auch erwähnt, dass ein Qing-General das Werk stark revidiert bzw. reduziert hatte, bevor es nach langer Zeit veröffentlicht wurde. Von ca. 50.000 Wörtern sind nur noch 28.000 übriggeblieben, laut der Seite, die ich im Eröffnungspost verlinkt habe.

In der Dissertation von Kil Yong Lee, Taiping Tianguo und Donghag: Eine religionswissenschaftliche Studie über den Entstehungsprozess der beiden neuen religiösen Bewegungen (2004), online abrufbar mit Autor und Titel, findet sich S. 65-72 auch eine Übersicht zu den geschichtlichen Materialien und der Forschungsliteratur seit dem 19. Jh.

Kil Yong Lee nennt m.E. zurecht die Auslassungen des Generals Li ein 'Geständnis'. Ansonsten hatten christliche Missionare in China immer wieder mal von 'Taiping' berichtet, teils aus eigenem Erleben, teils durch Augenzeugen oder Anhänger.
Das ist definitiv interessant. Wie meinst du das, er nennt die Auslassung des Generals zurecht ein "Geständnis"? Was wurde ausgelassen? Falls du meinst, dass Kil Yong Lee das Geständnis nicht in der Übersicht auflistet, nun, das ist für mich schon keine Auslassung mehr, da er das Werk in demselben Buch erwähnt wie die Übersicht der geschichtlichen Literatur bezüglich der Taipings.
Kann sein, dass ich das jetzt falsch verstanden habe.
 
Einen Augenzeugenbericht habe ich gerade noch gefunden: "The World of a Tiny Insect: A Memoir of the Taiping Rebellion and Its Aftermath" von Zhang Daye, der 7 war, als die Taipings die ersten Städte erobert haben. Übersetzt von Xiaofei Tian. Leider wieder nur Englisch. Bei chinesischer Literatur gibt es also eindeutig Nachholbedarf, wie jemand schon angemerkt hat.
 
Kann sein, dass ich das jetzt falsch verstanden habe.
Hast Du. Ich schrieb Auslassungen, nicht Auslassung (etwa im Sinne von weg lassen). Als Auslassungen werden z.B. Äußerungen bezeichnet, meist mit leicht abschätziger Wertung. General Li hat eben ein Geständnis abgeliefert, als Gefangener unter Folter, und nicht etwa Jahre später als freie Person ein Buch über seine Zeit als wichtiger Militär der Taiping-Bewegung veröffentlicht.
 
Kil Yong Lee nennt m.E. zurecht die Auslassungen des Generals Li ein 'Geständnis'. Ansonsten hatten christliche Missionare in China immer wieder mal von 'Taiping' berichtet, teils aus eigenem Erleben, teils durch Augenzeugen oder Anhänger.

Der schwedische Missionar Theodor Hamberg, für die Basler Mission damals in China, kannte so einen Augenzeugen für die Frühzeit bzw. den Gründer der Bewegung, Hong, es war ein Verwandter und Jugendfreund Hongs. Hambergs Bericht dazu wurde 1854 im Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften der Basler Mission, 1. Quartalheft Ausgabe 1854, S. 146-176 veröffentlicht. Kam man in Netz suchen, digital online lesbar unter http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/10540037
 
Hast Du. Ich schrieb Auslassungen, nicht Auslassung (etwa im Sinne von weg lassen). Als Auslassungen werden z.B. Äußerungen bezeichnet, meist mit leicht abschätziger Wertung. General Li hat eben ein Geständnis abgeliefert, als Gefangener unter Folter, und nicht etwa Jahre später als freie Person ein Buch über seine Zeit als wichtiger Militär der Taiping-Bewegung veröffentlicht.
Auslassungen im Sinne von Bemerkungen/Äußerungen, verstehe. Selbstverständlich hast du Recht.

Der schwedische Missionar Theodor Hamberg, für die Basler Mission damals in China, kannte so einen Augenzeugen für die Frühzeit bzw. den Gründer der Bewegung, Hong, es war ein Verwandter und Jugendfreund Hongs. Hambergs Bericht dazu wurde 1854 im Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften der Basler Mission, 1. Quartalheft Ausgabe 1854, S. 146-176 veröffentlicht. Kam man in Netz suchen, digital online lesbar unter http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/10540037
Gebrochene Schriften wie Fraktur/Textura etc. fallen mir schwer zu lesen. Vielleicht finde ich irgendwo eine modernere Version. Aber trotzdem vielen Dank.

Super, danke. :)

Um die Liste noch zu vervollständigen, es gibt noch ein Buch des britischen Abenteurers Augustus F. Lindley: ,,The History Of The Ti-Ping Revolution, Including A Narrative Of The Author's Personal Adventures".
Lindley war nach seiner Laufbahn bei der Royal Navy ein Kommandant der Taiping-Flotte.
Das Besondere hierbei ist, dass niemand seine Arbeit - im Gegensatz zu den Auslassungen/Geständnissen des Li Xiucheng - beeinflusst hat.
 
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