Niedergang des Nahen Osten

PostmodernAtheist

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Was ist Schuld daran, dass der nahe Osten, mit Ausnahme von Ländern wie der Türkei, Israel und Saudi-Arabien heutzutage eine eher untergeordnete Rolle spielt? Und warum produzieren diese Staaten so wenige wissenschaftliche Neuerungen? Ist der Islam Schuld oder vielleicht der Kolonialismus? Oder sind das Ansichten von Islamophoben bzw. Terroristen wenn man an den Kolonialismus denkt?
 
Du hast innerhalb weniger Minuten einen ganzen Sack von neuen Themen ins Forum gestellt. Die Fragen sind offensichtlich vorbereitet.
Aber Deine Fragestellung ist unscharf.
"Was ist schuld daran, dass..."
Vielleicht ist schon die Frage nach der Schuld Teil des Problems?

Zu der Frage mit den wissenschaftlichen Neuerungen: Israel ist wissenschaftlich, technisch und militärisch führend. Dann stelle doch einmal die Frage:

Was zeichnet Israel aus, macht es intellektuell überlegen?

Und: warum darf diese Frage, "The elephant in the room", die formal niemals gestellt wird, die dennoch das Denken des gesamten Nahen Ostens beherrscht, im öffentlichen Diskurs als Frage nicht gestellt werden?
Ich warte immer noch auf den großformatigen Zeitungsartikel in Kairo, Riad oder Istanbul, der dies in schwarzen Lettern fragt.
Vielleicht ist dies schon die Antwort: der fehlende Diskurs.
 
Du hast innerhalb weniger Minuten einen ganzen Sack von neuen Themen ins Forum gestellt. Die Fragen sind offensichtlich vorbereitet.
Aber Deine Fragestellung ist unscharf.
"Was ist schuld daran, dass..."
Vielleicht ist schon die Frage nach der Schuld Teil des Problems?

Zu der Frage mit den wissenschaftlichen Neuerungen: Israel ist wissenschaftlich, technisch und militärisch führend. Dann stelle doch einmal die Frage:

Was zeichnet Israel aus, macht es intellektuell überlegen?

Und: warum darf diese Frage, "The elephant in the room", die formal niemals gestellt wird, die dennoch das Denken des gesamten Nahen Ostens beherrscht, im öffentlichen Diskurs als Frage nicht gestellt werden?
Ich warte immer noch auf den großformatigen Zeitungsartikel in Kairo, Riad oder Istanbul, der dies in schwarzen Lettern fragt.
Vielleicht ist dies schon die Antwort: der fehlende Diskurs.

Ich hab nix vorbereitet, sind bloß vieles Fragen die mich lange beschäftigt haben.

Also der Niedergang liegt am fehlenden Diskurs? Interessant.
 
Stelle Dir einen kurdischen Historiker in Istanbul vor, der zum Völkermord an den Armeniern schreiben will. Oder einen saudischen Arzt der Kontakt zu einem Labor in Israel sucht. Einen Rechtswissenschaftler in Ankara der sich öffentlich zum Christentum bekennt. Oder stelle Dir die Berufung eines israelischen Virologen an die Universität von Kairo vor.

Nichtsdestotrotz gibt es jede Menge erfolgreicher arabischer oder türkischer Wissenschaftler und Ingenieure. Diese leben und arbeiten aber überwiegend außerhalb der arabischen Welt, aus den bekannten Gründen.
Schade ist dennoch dass die Türkei zu wenig als Industrienation wahrgenommen wird.
Ganz sicher ist der fehlende Diskurs einer der Gründe für die Selbstlähmung der arabischen Gesellschaften.
 
1485 verbietet der Osmanische Sultan Bayazid II den Buchdruck in arabischen Lettern.
Sein Sohn, der erste Kalif des Osmanischen Reichs, bekräftigt das Verbot.
"Um 1800 konnten bereits die Hälfte der Briten und Deutschen lesen und schreiben, selbst in Portugal waren es 20% der Bevölkerung; im Osmanischen Reich weiterhin nicht einmal 5%. "
Islam und Wissenschaft
 
...
Also der Niedergang liegt am fehlenden Diskurs? Interessant.
Ich täte sogar sagen, es liegt an der Religion.

Denn im Zentrum der nahöstlichen Welt steht immer die Religion. Egal ob Islam, Judentum oder allerlei christlichen Glaubensgemeinschaften – immer ist die Religion sehr dominant. Sie bestimmt was Recht und Ordnung ist, welche Werte gelten und wie das Zusammenleben zu sein hat. Ihr Inhalt darf nicht diskutiert werden und andere Ideen werden nicht geduldet. Zudem ist sie in der Regel sehr konservativ und/oder rückwärtsgewandt. Auf die Kultur, die Forschung und gesellschaftliche Entwicklung wirkt sich das natürlich sehr nachteilig aus.
Viele Staaten im Nahen Osten sind den Anforderungen der heutigen Zeit nicht gewachsen. Die klugen Köpfe wandern aus - und die Zurückgebliebenen schlagen sich die selbigen ein… Es bräuchte wohl dringend eine Säkularisierung.

Gruss Pelzer
 
Ich täte sogar sagen, es liegt an der Religion.

Denn im Zentrum der nahöstlichen Welt steht immer die Religion. Egal ob Islam, Judentum oder allerlei christlichen Glaubensgemeinschaften – immer ist die Religion sehr dominant. Sie bestimmt was Recht und Ordnung ist, welche Werte gelten und wie das Zusammenleben zu sein hat. Ihr Inhalt darf nicht diskutiert werden und andere Ideen werden nicht geduldet. Zudem ist sie in der Regel sehr konservativ und/oder rückwärtsgewandt. Auf die Kultur, die Forschung und gesellschaftliche Entwicklung wirkt sich das natürlich sehr nachteilig aus.
Viele Staaten im Nahen Osten sind den Anforderungen der heutigen Zeit nicht gewachsen. Die klugen Köpfe wandern aus - und die Zurückgebliebenen schlagen sich die selbigen ein… Es bräuchte wohl dringend eine Säkularisierung.

Gruss Pelzer

Also ist doch der Islam schuld und die mangelnde Säkularisierung.
 
Es ist nicht unbedingt der Islam. Aber ganz sicher sind es diejenigen die im Namen des Islam Abweichler verfolgen.

Der Nahe Osten ist gegenüber dem aufstrebenden China wirtschaftlich und machtpolitisch ins Hintertreffen geraten, er wird im 21. Jahrhundert auch keine intellektuelle Strahlkraft mehr haben.

Zum Vergleich: in den 50er bis 60er Jahren waren Staaten wie Ägypten, Syrien, Irak, Iran, Libanon weitaus stärker Projektionsflächen für sozialistische Utopien, hatten Vorbildcharakter für viele Staaten Afrikas. Islam wird heute eher als Markenzeichen dystoper Staaten gesehen, der Nahe Osten als failed state per se.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht eigentlich nicht um die Religion sondern die Interpretation derselben. Während des Goldenen Zeitalter des Islam war die Region führend in den Wissenschaften. Dann kam es zu einem Umbruch.

Neil DeGrasse Tyson hat in einem bekannten Vortrag folgende These formuliert: al-Ghazālī – Wikipedia saoll die Mathematik als Werk des Teufels interpretiert haben. Danach ging es mit der Forschung bergab.

DeGrasse Tyson ist nun Astrophysiker und kein Historiker, aber ich kann mir das gut vorstellen.
 
Was ist Schuld daran, dass der nahe Osten, mit Ausnahme von Ländern wie der Türkei, Israel und Saudi-Arabien heutzutage eine eher untergeordnete Rolle spielt? Und warum produzieren diese Staaten so wenige wissenschaftliche Neuerungen? Ist der Islam Schuld oder vielleicht der Kolonialismus? Oder sind das Ansichten von Islamophoben bzw. Terroristen wenn man an den Kolonialismus denkt?
Wenn du wirklich sinnvolle Antworten und nicht nur monokausale Schlagwörter willst, solltest du dich mit einem Jahrtausend Geschichte des Osmanischen Reiches und seiner Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten beschäftigen.
 
Es geht eigentlich nicht um die Religion sondern die Interpretation derselben. Während des Goldenen Zeitalter des Islam war die Region führend in den Wissenschaften. Dann kam es zu einem Umbruch.

Neil DeGrasse Tyson hat in einem bekannten Vortrag folgende These formuliert: al-Ghazālī – Wikipedia saoll die Mathematik als Werk des Teufels interpretiert haben. Danach ging es mit der Forschung bergab.

DeGrasse Tyson ist nun Astrophysiker und kein Historiker, aber ich kann mir das gut vorstellen.

Hab mal gehört der vereinfacht alles zu sehr...
 
Es ist nicht unbedingt der Islam. Aber ganz sicher sind es diejenigen die im Namen des Islam Abweichler verfolgen.

Der Nahe Osten ist gegenüber dem aufstrebenden China wirtschaftlich und machtpolitisch ins Hintertreffen geraten, er wird im 21. Jahrhundert auch keine intellektuelle Strahlkraft mehr haben.

Zum Vergleich: in den 50er bis 60er Jahren waren Staaten wie Ägypten, Syrien, Irak, Iran, Libanon weitaus stärker Projektionsflächen für sozialistische Utopien, hatten Vorbildcharakter für viele Staaten Afrikas. Islam wird heute eher als Markenzeichen dystoper Staaten gesehen, der Nahe Osten als failed state per se.
Ich denke Du schneidest da einige wichtige Themen an.
Dazu ein paar Anmerkungen.
Der Islam ist zum Zeitpunkt seines Entstehens im frühen Mittlealter höchst fortschrittlich.
Es wurde, m. W. erstmals, Frauen das Erbrecht gewährt,
Religiöse Toleranz ist Pflicht, da Mohammed davon ausgeht, dass er der Prophet des Gottes der Juden und der Christen ist, durch den sich dieser seinem Volk offenbart. 1)
Zwangsbekehrungen sind verboten,
Muslime, Muslima, werden angehalten sich Bildung anzueignen.

Springen wir mal in das 20. Jahrhundert des nahen Ostens.
Dort entsteht ein System der Rentier-Staaten 2). Dieses wird durch die Konsuminteressen großer neokolonialer Mächte gestützt und blockiert die Entwicklung.

Die Zeit dazwischen ist gewiss auch interessant. 3)
-----------

1) Karen Armstrong - Kleine Geschichte des Islam - S. 16 ; Koran 29:46
2) Rentier-Ökonomie
3)
Hab mal gehört der vereinfacht alles zu sehr...
Es ist nicht zu erwarten, dass jemand der es für mitteilenswert hält, dass er mal was gehört habe, sich zu einer Beleuchtung dieser Zeit entwickelt.
 
Es ist nicht zu erwarten, dass jemand der es für mitteilenswert hält, dass er mal was gehört habe, sich zu einer Beleuchtung dieser Zeit entwickelt.

Was meinst du?

Also auf Reddit stand, dass auch nach AL Ghazali der Islam wissenschaftlich erfolgreich war. Erst im 17. Jahrhundert werden sie aufgrund von Sklaverei und Kolonialismus überholt.
 
Was meinst du?

Also auf Reddit stand, dass auch nach AL Ghazali der Islam wissenschaftlich erfolgreich war. Erst im 17. Jahrhundert werden sie aufgrund von Sklaverei und Kolonialismus überholt.
Das ist das Doofspiel eines Trolls, was Du hier vorführst.
Oder hast Du doch irgendetwas Mitteilenswertes herausgefunden?
Na, dann lass es halt einfach raus.
 
Nichtsdestotrotz gibt es jede Menge erfolgreicher arabischer oder türkischer Wissenschaftler und Ingenieure. Diese leben und arbeiten aber überwiegend außerhalb der arabischen Welt, aus den bekannten Gründen.
Schade ist dennoch dass die Türkei zu wenig als Industrienation wahrgenommen wird.
Mit dem brain drain kann man die Situation tatsächlich sehr gut erklären.
Durch die Massenzuwanderung gut ausgebildeter Einwanderer aus Europa im 20. Jahrhundert wurde Israel als Wissenschafts- und Bildungsstandort aufgebaut.
Auch einzelne Golfstaaten konnten mit Petro-Dollars die Ausbildung der Jugend im Ausland finanzieren oder gut ausgebildete Einwanderer aus dem Auslland anlocken und so ein Bildungsystem im Inland aufbauen. Eine dauerhafte Einbindung von Akademikern in antiliberalen Gesellschaften scheint aber eigentlich nicht zu gelingen.
Andere Länder des Nahen Ostens, insbesondere der Libanon, sind hingegen seit dem Ende des Osmanischen Reiches von der Auswanderung der klügsten Köpfe geprägt. Und der Ausbau eines Bildungssystems lag in den Bürgerkriegen u.a. brach.

Zum Vergleich: in den 50er bis 60er Jahren waren Staaten wie Ägypten, Syrien, Irak, Iran, Libanon weitaus stärker Projektionsflächen für sozialistische Utopien, hatten Vorbildcharakter für viele Staaten Afrikas. Islam wird heute eher als Markenzeichen dystoper Staaten gesehen, der Nahe Osten als failed state per se.
Im Kalten Krieg konnten einige Staaten des Nahen Ostens durch oberflächliche Anlehnung an den Sozialismus sowjetische Entwicklungs- und Militärhilfe bekommen.
Die eigentliche Utopie war der panarabische Nationalismus, der vor allem das Großmachtstreben einzelner Akteure verschleierte. Ägypten war eigentlich zu klein für Nasser - besser wäre ganz Arabien oder ganz Afrika. gewesen.
Gerade die am stärksten laizistischen Staaten Irak und Syrien (beide unter Regie einer Baath-Partei bzw. den Diktaoen Hafiz al Assad und Saddam Hussein) erwiesen sich als ganz besonders dystopisch.

Ich täte sogar sagen, es liegt an der Religion.

Denn im Zentrum der nahöstlichen Welt steht immer die Religion. Egal ob Islam, Judentum oder allerlei christlichen Glaubensgemeinschaften – immer ist die Religion sehr dominant. Sie bestimmt was Recht und Ordnung ist, welche Werte gelten und wie das Zusammenleben zu sein hat. Ihr Inhalt darf nicht diskutiert werden und andere Ideen werden nicht geduldet. Zudem ist sie in der Regel sehr konservativ und/oder rückwärtsgewandt. Auf die Kultur, die Forschung und gesellschaftliche Entwicklung wirkt sich das natürlich sehr nachteilig aus.
Viele Staaten im Nahen Osten sind den Anforderungen der heutigen Zeit nicht gewachsen. Die klugen Köpfe wandern aus - und die Zurückgebliebenen schlagen sich die selbigen ein… Es bräuchte wohl dringend eine Säkularisierung.
Als Vergleichsfolie könnte das postowjetische Aserbaidschan dienen. Es liegt auch fast im Nahen Osten.
Aserbaidschan war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Land mit mehrheitlich schiitisch-islamischer Bevölkerung, heute gehört heute zu den wenigen Ländern weltweit mit mehrheitlich atheistischer Bevölkerung. 70 Jahre besonders gründliche Säkulisierung haben aber weder Frieden noch Demokratie gebracht.
Nationalismus allein reicht völlig aus, um sich die Köpfe einzuschlagen.
 
Aserbaidschan war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Land mit mehrheitlich schiitisch-islamischer Bevölkerung, heute gehört heute zu den wenigen Ländern weltweit mit mehrheitlich atheistischer Bevölkerung.
"Aserbaidschan ist eine streng säkulare Republik. Offiziell bekennen sich 96 Prozent der neun Millionen Einwohner zum Islam, die große Mehrheit davon sind Schiiten."
- Religiöses Leben voller Widersprüche
 
Mit dem brain drain kann man die Situation tatsächlich sehr gut erklären.
Durch die Massenzuwanderung gut ausgebildeter Einwanderer aus Europa im 20. Jahrhundert wurde Israel als Wissenschafts- und Bildungsstandort aufgebaut.
"brain drain" (Talentabwanderung) ist das ja nicht im Falle Israels, sondern das Gegenteil, wie Du zutreffenden bemerkt hast. Nennen wir es "brain train"?

Grüße
hatl
 
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