Wie ein Missgeschick zum Massaker von Tulsa führte

El Quijote

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Am 30. Mai 1921 löste ein lächerlicher Zwischenfall in Tulsa/Oklahoma das grösste rassistische Massaker in der Geschichte der USA aus. Der schwarze, 19-jährige Schuhputzerjunge Dick Rowland fuhr zusammen mit der weissen, 17-jährigen Aufzugführerin Sarah Page im Lift, verlor vermutlich bei einem abrupten Stopp das Gleichgewicht, griff nach ihrem Arm, sie erschrak. Ein Angestellter hörte ihren Schrei und sah, wie Rowland davonrannte. Er ging zur Polizei und behauptete, der Jugendliche habe versucht, Page zu vergewaltigen. Das Mädchen selbst verzichtete bei der Einvernahme auf eine Anzeige und sagte, es sei nichts Schwerwiegendes vorgefallen. Auch die Polizisten gingen von einer Bagatelle aus. Aber am nächsten Tag nahm die Zeitung «Tulsa Tribune» den Fall in sensationslüsterner Art auf und forderte die Bewohner unverhohlen zum Lynchmord auf. [kleine Kürzungen/Umstellungen zum Original durch mich, EQ]

Weiterlesen: Tulsa: Wie es vor 100 Jahren zum rassistischen Massaker kam
 
Mich wundert sowieso, warum in der Zeit zwischen den Weltkriegen jährlich bis zu 50 Lynchmorde pro Jahr ohne Strafverfolgung der Täter geschehen konnten .
 
Mich wundert sowieso, warum in der Zeit zwischen den Weltkriegen jährlich bis zu 50 Lynchmorde pro Jahr ohne Strafverfolgung der Täter geschehen konnten .

Was die USA angeht, einfach durch das Faktum der Schwurgerichte.
Wenn der Entscheidungsmodus so ausfällt, dass am Ende weniger der Buchstabe des Gesetzes noch die gelernter Juristen zählt, sondern in weiten Teilen einer wild zusammengewürfelten "Jury", die sich selbst aus einer ziemlich rassistisch geprägten Gesellschaft rekrutierte ein Urteil zu fällen hatte, nimmt das doch nicht wunder.

Wenn die Jury das Vorgehen der täter einfach billigte, wurde eben aus Mangel an Beweisen freigesprochen, auch wenn solche da waren konnte sich eine solche Jury ja immer noch dafür entscheiden, davon nichts wissen zu wollen.

Davon mal ab, waren die damaligen kriminalistischen Methoden ja noch lange nicht auf dem heutigen Stand.
 
Seguin/Rigby, National Crimes: A New National Data Set of Lynchings in the United States, 1883 to 1941

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1921 war der Ku-Klux-Klan in Tulsa sehr stark und einflussreich geworden. Mitglieder des rassistischen Geheimbundes waren in die Taten verwickelt, sie wurden vom Sheriff aus gegebenen Anlass als Hilfsheriffs (special deputies) vereidigt.

Der Klan bildete mafiöse Strukturen und unterwanderte Polizei, Justiz und Politik. Eine Strafverfolgung war damit praktisch ausgeschlossen.

bpb: Vor 100 Jahre: Masaker von Tulsa

Das straflose Massaker in Tulsa zeigte, wie viel Macht der Klan dort hatte. 1923 ließ man in Tulsa das riesige Gebäude Beno Hall als Versammlungsort des Klans errichten. Es sollte bis zu 3000 Personen Platz bieten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Fakten!;) Auch wenn, das Thema, an sich furchtbar ist! Erklärt es doch so Einiges. Was die Tatsachen natürlich weder rechtfertigt, noch legal macht. Aber bei solchen Erlebnissen, wundert es nicht wenn, sich die schwarzen Bewohner sprich Staatsbürger der USA, zunehmend in isolierten bzw. abgeschotteten Vierteln ansiedeln.

Zur damaligen Zeit kam es ja recht häufig zu solchen Lynchmorden. :rolleyes: Nur die Wenigsten wenn, überhaupt wurden je verhandelt oder aufgeklärt. Ich weiß nicht mehr genau wann, ich glaube Anfang der 30er Jahre hat man dann so langsam mal angefangen, dem Klan auf die Finger zu "hauen". Nachdem das Ganze mit der Lynchjustiz überhandnahm. Und vermehrt in den Zeitungen berichtet wurde. Das war damals eine der ersten großen Aufgaben für das FBI.

Nur nutzte das den Opfern hier nichts mehr! Absolut erbärmlich! Da haben sich fleißige Menschen etwas aufgebaut und nur aus Neid und Habgier nimmt man ihnen ihren Besitz.:mad: In diesem Fall hat man sogar ein ganzes Stadtviertel niedergebrannt. Was wäre wohl passiert wenn, dass Feuer auf die übrigen Viertel übergegriffen hätte?

Naja, immerhin hat man es nach 100 Jahren geschafft die Fakten, als solche zu benennen.
 
Aber bei solchen Erlebnissen, wundert es nicht wenn, sich die schwarzen Bewohner sprich Staatsbürger der USA, zunehmend in isolierten bzw. abgeschotteten Vierteln ansiedeln.
Die Ghettoisierung in den USA ist kein Prozess, in dem Minderheiten sich freiwillig in geschlossene Gemeinschaften zurückziehen, um Übergriffen zu entgehen. Das das keinen Effekt hätte, zeigt ja gerade das Beispiel Tulsa.

Vielmehr geht die Ghettoisierung auf staatliche Maßnahmen und gesellschaftliche Vorurteile zurück. Also: niemand ghettoisiert sich freiwillig.

American ghettos - Wikipedia
 
Das stimmt wohl! Darauf wird auch in einer interessanten Dokumentation über den Krieg gegen Drogen eingegangen. Auch hier erläutert ein schwarzer College Professor, wie man anhand von vermeintlicher Drogenbekämpfung, eine Politik der Rassentrennung betrieben hat.
 
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