Der Letzte, der an Zeus glaubt(e)

L

litti

Gast
Hallo. Wann starb der letzte Grieche oder Römer, der an Zeus oder Jupiter glaubte? Gibt es heute noch Menschen, die an die olympische Götterwelt glauben? Warum ist man nicht einfach den Olymp hinaufgestiegen, um selbst nach den Göttern zu schauen?
 
So wie es Neopaganismus/Neuheidentum in Deutschland gibt, so gibt es auch Neuheidentum in Griechenland. Also ja, es glauben heute wieder Menschen an Odin, Jupiter oder Zeus. (Selber schuld!) Wann der letzte griechische Heide der Antike starb lässt sich wohl kaum genau bestimmen. Vermutlich irgendwann im 5. Jahrhundert. Oder erst im 6.
 
So wie es Neopaganismus/Neuheidentum in Deutschland gibt, so gibt es auch Neuheidentum in Griechenland. Also ja, es glauben heute wieder Menschen an Odin, Jupiter oder Zeus. (Selber schuld!) Wann der letzte griechische Heide der Antike starb lässt sich wohl kaum genau bestimmen. Vermutlich irgendwann im 5. Jahrhundert. Oder erst im 6.

Die Frage ist, wie viel dieses Neoheidentum noch mit der eigentlichen Religion der Antike zu tun hat, bei den Griechen und Römern ist wenigstens die Quellenlage nicht so bescheiden.
 
Die Frage ist, wie viel dieses Neoheidentum noch mit der eigentlichen Religion der Antike zu tun hat, bei den Griechen und Römern ist wenigstens die Quellenlage nicht so bescheiden.
Bei den Römern ist die Quellenlage äußerst bescheiden. Es gibt ein paar Bemerkungen von Cato und zwei Texte von Cicero. Varro ist im Originaltext nicht mehr vorhanden, er wurde aus Zitaten von Augustinus "rekonstruiert". Augustinus hat zitiert, um die Unterlegenheit der heidnischen Religion gegenüber der christlichen zu demonstrieren. Man kann also davon ausgehen, dass die Zitate einseitig sind, möglicherweise auch unvollständig und aus dem Zusammenhang gerissen. Alle anderen Berichte über die römische Religion stammen von christlichen Schriftstellern, die im Prinzip dieselbe Intention wie Augustinus hatten.
Verlässliche Quellen sind das nicht.
 
Auf der abgelegenen Halbinsel Mani im Süden der Peloponnes soll sich das Heidentum bis ins 9. Jhdt. gehalten haben.
So abgelegen ist die Halbinsel Mani auch wieder nicht, denn die Völkerwanderungszeit hat dort besonders nachhaltige Spuren hinterlassen. Es kam in Folge der Eroberungszüge der Awaren zu dauerhafter slawischer Besiedlung.
Im 9. Jahrhundert gab es immer noch slawische Besiedlung (Melingoi und Ezeritai) auf der Peleponnes.
Ihre Missionierung gelang erst in byzantinischer Zeit. Diese letzten Heiden Griechenlands glaubten an slawische Gottheiten.
 
Offizielles Ende des Jupiter-Kultes war 380 n. Chr., als das Christentum die Staatsreligion wurde, und alle anderen Kulte mit Ausnahme des Judentums verboten wurden (s. Dreikaiseredikt – Wikipedia ).

Das Christentum wurde damit von einer von vielen Religionen zur alleinigen Reichskirche. Mit dem Verbot der heidnischen Kulte wurde auch ihre Organisationen und Infrastruktur verboten. Ganz im Gegensatz dazu wurde im paganen Rom andere Gottheiten unterworfener Völker nicht verboten, sondern im Rahmen der römischen Interpretatio Romana in den eigenen Pantheon integriert.

Wir haben zum Thema des Endes der antiken römisch-griechischen Relgion auch hier einen Thread:

Wann ging die griechische Religion unter?
 
So abgelegen ist die Halbinsel Mani auch wieder nicht, denn die Völkerwanderungszeit hat dort besonders nachhaltige Spuren hinterlassen. Es kam in Folge der Eroberungszüge der Awaren zu dauerhafter slawischer Besiedlung.
Im 9. Jahrhundert gab es immer noch slawische Besiedlung (Melingoi und Ezeritai) auf der Peleponnes.
Ihre Missionierung gelang erst in byzantinischer Zeit. Diese letzten Heiden Griechenlands glaubten an slawische Gottheiten.
Anscheinend geht eine frühmittelalterliche Quelle (De Administrando Imperii als Auszug in englischer Übersetzung bei Wikipedia) tatsächlich davon aus, dass diese heidnischen Bewohner der Mani ausdrücklich keine Slawen seien, sondern von den Rhomäern und Hellenen abstammen. Sie seien ersten unter dem byzantinischen Kaiser Basileios I. bekehrt worden.

Ob der frühmittelalterliche Chronist wirklich so genau zwischen Slawen und Griechen unterscheiden konnte?
 
Bei den Römern ist die Quellenlage äußerst bescheiden. Es gibt ein paar Bemerkungen von Cato und zwei Texte von Cicero. Varro ist im Originaltext nicht mehr vorhanden, er wurde aus Zitaten von Augustinus "rekonstruiert". Augustinus hat zitiert, um die Unterlegenheit der heidnischen Religion gegenüber der christlichen zu demonstrieren. Man kann also davon ausgehen, dass die Zitate einseitig sind, möglicherweise auch unvollständig und aus dem Zusammenhang gerissen. Alle anderen Berichte über die römische Religion stammen von christlichen Schriftstellern, die im Prinzip dieselbe Intention wie Augustinus hatten.
Verlässliche Quellen sind das nicht.
Es gibt aber schon einiges mehr, z. B. die "Fasti" des Ovid über diverse römische religiöse Feste oder Plutarchs Schrift über die römischen (oft religiösen) Gebräuche.

So abgelegen ist die Halbinsel Mani auch wieder nicht
"Abgelegen" eher aus byzantinischer (und entsprechender missionarischer) Sicht.

Ob der frühmittelalterliche Chronist wirklich so genau zwischen Slawen und Griechen unterscheiden konnte?
Das hängt wohl davon ab, inwieweit es zuverlässige Informationen von vor Ort gab. An der Sprache sollte es sich doch wohl erkennen lassen. Konstantin verweist außerdem, was für unsere Fragestellung wichtiger ist, ausdrücklich auf die Verehrung wie der alten Griechen. Die byzantinischen Missionare sollten wohl erkennen können, ob slawische oder griechische Gottheiten verehrt wurden.

Warum ist man nicht einfach den Olymp hinaufgestiegen, um selbst nach den Göttern zu schauen?
Laut dem Wikipedia-Artikel zum Olymp klappte die Erstbesteigung erst im 20. Jhdt. So leicht scheint er also nicht zu besteigen zu sein.
 
Es gibt aber schon einiges mehr, z. B. die "Fasti" des Ovid über diverse römische religiöse Feste oder Plutarchs Schrift über die römischen (oft religiösen) Gebräuche.

Die Fasti sind Unterhaltungsliteratur zwecks Amüsement der römischen Oberschicht. Du würdest ja auch nicht "Das Leben der Brian" als Quelle für das Christentum bezeichnen. Plutarch war Ausländer und kannte die römische Religion nur vom Hörensagen. In entsprechender Fachliteratur z. B. Muth oder Versnel wird er nicht zitiert.

Dagegen spricht auch dass z. B. Dumézil (der ja nun nicht gerade ein Verächter von Phantasie war) sich weigerte, Saturn in sein Werk über die römische Religion aufzunehmen, weil selbst im die Quellenlage als zu dünn erschien.
 
"Abgelegen" eher aus byzantinischer (und entsprechender missionarischer) Sicht.
Ja, stimmt. Den Landweg versperrten die Slawen im Norden der Peleponnes, den Seeweg die Sarazenen des Kreta-Emirats. Wenn es davor Anfänge kirchlicher Infrastruktur auf Mani gegeben hat, so wird diese in der Zeit der Isolation vom Rest der byzantinischen Welt verfallen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eure Theorie, dass auf der Mani sehr lange eine nichtchristliche Religion praktiziert wurde, wird in diesem pdf der Uni Giessen bestätigt: "Konstantinos Porphyrogennetos, byzantinischer Kaiser und Gelehrter, berichtet etwa um die Mitte des 10. Jh. von den Maniaten, daß sie im Gegensatz zu den übrigen Griechen der Peloponnes, die Romaioi genannt werden, »Hellenes« heißen, was nach der damaligen Terminologie soviel bedeutete wie »nichtchristliche Griechen«."

Auch dass die Halbinsel durch slawische Siedler auf dem Peleponnes von Byzanz defacto abgeschnitten war, wird dort ebenfalls erwähnt: "Auch die Slaveninvasion im 9. Jh. ging zum größten Teil an der Mani vorüber. Die zwei mächtigen Slavenstämme, die Milinger und Ezeriten, setzten sich in der Exo Mani und im Mündungsgebiet des Eurotas fest. Durch diese slavische Einklammerung, die einer Verriegelung gleichkam, blieb auf der Messa Mani der dort lebenden Bevölkerung ihre Eigenständigkeit und ihr Glaube erhalten, was ihnen von der umwohnenden Bevölkerung die Bezeichnung »Hellenen« einbrachte."
 
Die Fasti sind Unterhaltungsliteratur zwecks Amüsement der römischen Oberschicht. Du würdest ja auch nicht "Das Leben der Brian" als Quelle für das Christentum bezeichnen. Plutarch war Ausländer und kannte die römische Religion nur vom Hörensagen.
Natürlich waren die „Fasti“ keine religiöse Abhandlung. Aber das bedeutet doch nicht, dass man die darin enthaltenen Angaben zu römischen religiösen Festen nicht ernstnehmen darf. Da Augustus eine restaurative kultische Politik betrieb, hätte Ovid wohl kaum leichtfertig einfach irgendwelchen fiktionalen Schmarrn geschrieben.

Plutarch wird nicht nach dem Hörensagen geschrieben haben, sondern auf Grundlage älterer Quellen (was seiner Schrift sogar einen konservierenden Charakter verleihen kann, als Darstellung eines zu seiner Zeit nicht mehr bestehenden Zustandes).
 
Zurück
Oben