Erstmal Wikipedia:
Nach allen Quellentypen, den literarischen, den archäologischen und den dem Bildmaterial zu urteilen, waren die Drachenköpfe auf den Schiffen relativ selten. Nach der Landnámabók war es verboten, mit dem Drachenkopf am Steven den Heimathafen anzusegeln. Die Schutzgeister des Landes könnten aufgebracht oder vertrieben werden. Der Drachenkopf hatte also einen aggressiven Gehalt. Auf Feindfahrt sollte er die Schutzgeister des Feindes vertreiben. Wer die Schutzgeister des angegriffenen Landes vertrieb und das Land unterwarf, war der neue örtliche Herrscher. Deshalb werden in den Quellen die Schiffe mit Drachenköpfen regelmäßig den Führungspersönlichkeiten der Unternehmungen zugeschrieben.
[8]
[8] Else Mundal:
Midgardsormen og andre heidne vesen i kristen kontext. In:
Nordica Bergensia 14 (1997) S. 20–38, 31.
Die Story an sich kannte ich, dass es eher selten vorkam war mir nicht bewusst, ebenso dass die Abneigung, damit heimische Gestsde anzulaufen, historisch belegt ist. Interessant.
Ich würde das ganze unter dem recht zeitlosen Phänomen "Ästhetik der Häßlichkeit" einordnen. Zumindest manche Menschen erfreuen sich (auch) an dem, was die Gesellschaft als häßlich, grotesk oder bedrohlich einstuft; einmal um seiner selbst Willen, wenn aber ein Schockeffekt bei anderen hinzukommt, umso besser. Gezähmt, weil auf bestimmte Tage beschränkt und spielerisch umgesetzt, findet sich das in allerlei Volksfesten, von der allemannischen Fastnacht über den mexikanischen Día de Muertos bis zu Halloween. Da stecken auch andere Motive hinter (religiöse, Süßigkeiten etc), aber diese Feste würden sich mE nicht solcher Beliebtheit erfreuen, wenn es Menschen nicht auch schlicht Spaß machen würde, inkl der zT grotesken, allen Schönheitsnormen widersprechenden Aufmachung. Persönlich kann ich sagen, es gibt Menschen, die viele Stunden damit verbringen, Zeichnugnen, Miniaturen oder sich selbst so hinzubekommen, dass sie möglichst exakt den Monstren der modernen Fantasy-Mythen entsprechen. Orks sind häßlich... aber
dass sie häßlich sind, ist wiederum cool oder Kunst oder so. Schon das kann von eher pietistischen Personen ziemlich negativ gesehen werden.
Das in Verbindung mit realer Gewalt zu bringen ist alles andere als eine Seltenheit, die Beispiele, in denen... sagen wir beruflich Gewalt ausübende Personen das eigene Erscheinungsbild oder das ihrer Ausrüstung besonders dramatisch, ja häßlich gestalten sind Legion. Hier tritt evtl der tatsächliche Nutzen dazu, Angst zu verbreiten, oder sich der Hilfe von Geistern, Göttern oder was auch immer zu sichern (bzw sich und andere davon zu überzeugen, das dem so ist...), aber auch hier: Die haben es auch genossen, sich furchterrgend auszustaffieren; bin ich fest überzeugt von.
Ich mein, wenn ich gezwungen wär, auf i-einem blutigen Schlachtfeld Leute abzustechen (oder, vermutlich früher, abgestochen zu werden), würd ich dabei auch einen schrecklich aussehenden Dämonenhelm tragen wollen. Was denn sonst? Wenn schon, denn schon...