Seine Tagebücher, die er doch explizit publizieren wollte, um Kritik entgegenzuwirken, hat er offenbar dann doch nicht publiziert, von seinen Fotoalben nur vier Exemplare verteilt (publiziert waren die offenbar nie) - stell dir vor, du liest das: hättest du dann nicht auch den Eindruck, dass es dem Herrn Trotha nicht sonderlich dringlich war mit der Publikation dieser für die Öffentlichkeit gedachten Schriften? Oder hat er stattdessen anderes publiziert, um sein Image zu polieren? (ich weiß es nicht)
Möglicherweise war einfach mittlerweile so viel an Information über die tatsächlichen Begebenheiten nach Deutschland durchgesickert, dass er es nicht mehr wagte eine allzu stark geschöhnte Version zu veröffentlichen, weil er wusste, dass das nur zu einem Aufschrei führen würde.
Unter der Decke halten ließen sich die Dinge jedenfalls nicht mehr.
Möglicherweise ist auch von anderer Seite auf ihn eingewirkt worden solche Versuche zu unterlassen.
Ich muss sagen, dass ich in Sachen Süd-West-Afrika und Herero-Aufstand nun bei Leibe kein Experte bin.
So weit ich weiß, war aber Trothas Vorgänger als Befehlshaber der "Schutztruppe", Theodor Leutwein, der zu Gunsten v. Trothas als militärischer Befehlshaber abgesetzt war, zunächst aber noch weiterhin als ziviler Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika fungierte, mit v. Trothas Umgang mit den Herero alles andere als einverstanden, konnte aber nichts dagegen unternehmen, da ihm der Befehl über die "Schutztruppe" entzogen war und v. Trotha ihm als Gouvereur nicht verantwortlich war, sondern dem Chef des Generalstabs v. Schlieffen und in letzter Instanz dem Oberbefehl von KW II. unterstand.
Im Falle, das v. Trotha versucht hätte tatsächlich eine extrem geschöhnte Version der Vorgänge in Umlauf zu bringen um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken, hätte das die Gefahr mit sich gebracht, das infolge dessen Leutwein auspacken würde, zum einen um alte Rechnungen zu begleichen, zum anderen, weil er als derjenige, der als der Aufstand ausbrach auf verantwortlichem Posten saß auch unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck stand.
Hätte sich das zu einer Auseinandersetzung v. Trotha vs Leutwein entwickelt, wären zwangsläufig auch v. Schlieffen und KW II. als diejenigen die Leutweis Absetzung und die Einengung seiner Befugnisse auf zivile Fragen zu verantworten hatten mit hineingezogen worden.
Ich kann das nicht nachweisen, kann mir aber vorstellen, dass Trotha aus solchen Gründen auf eine Veröffentlichung verzichtete.
Theodor Leutwein – Wikipedia