Genozid an Armenier, Griechen und Assyrer

Phalangit

Mitglied
Warum streitet- eurer Meinung nach- die heutige Türkei den Genozid an den Armeniern, Griechen und Assyrer noch heute ab?
 
Joe Biden hat als erster Präsident der USA den Genozid an den Armeniern formal als solchen anerkannt:

President Biden on Saturday formally recognized as a genocide the killing of more than 1 million Armenians starting in 1915, a label long used by historians but resisted by U.S. presidents to avoid angering Turkey, an important ally.
[...]
“Each year on this day, we remember the lives of all those who died in the Ottoman-era Armenian genocide and recommit ourselves to preventing such an atrocity from ever again occurring,” Biden said.


Biden formally recognizes killing of more than 1 million Armenians as genocide
 
Stimmt der Genozid an die Armenier überhaupt? Soweit ich weiß gibt es dazu mehrere Meinungen in den türkischen Archiven gibt es keine Beweise dafür. Es wäre hilfreich wenn einer hier seine Meinung zudem Thema reinschreiben würde ich versuche dieses Thema so neutral wie möglich zu betrachten.
 
Bei Wikipedia wäre ich etwas vorsichtig. Die Themen sind nicht immer ganz so neutral und für solche Themen für die es bis heute keine eindeutige Lösung gibt bräuchte man genauere Quellen. Ich bin der Meinung ,dass Wikipedia für solch ein großes Konflikt keine Lösung ist. Ich denke auch ,dass beide Streitparteien dieses Thema für ihre eigenen Interessen nutzen. Aber da es ja ein geschichtliches Thema ist braucht man eine genauere Quelle oder ein Handfesten Beweis z.B Zitate von den Offizieren die "angeblich" diese schreckliche Tat vollbracht haben. Danke für eure Hilfe aber ich persönlich denke nicht ,dass so ein Völkermord sattgefunden hat. Ich bin aber offen zu anderen Meinungen.
 
Also Tom Wick, der Völkermord an den Armeniern wurde bereits von Zeitzeugen - von deutschen Verbindungsoffizieren - Deutschland und das Osmanische Reich waren im WKI eng verbündet - nach Berlin zurückgemeldet. Es gibt keinen Zweifel daran. Ob in türkischen Archiven dazu keine Quellen vorliegen, weiß ich nicht. Da stellt sich die Frage: Woher hast du die intimen Einblicke ins türkische Archivwesen? In den deutschen Archiven (Militärarchive, Auswärtiges Amt) gibt es entsprechende Quellen. Auch in den frz. Archiven (es gab von frz. Seite Evakuierungsmissionen) gibt es hintöteichend Material.
Es ist im Übrigen - siehe Rosenholz-Dateien - bei diktatorischen Regimen unheimlich beliebt das eigene historische Renommee zu sichern, indem man belastende Dokumente in großem Stil vernichtet. Daher ist das Argument "in den Archiven des Landes X findet man nichts zum Sachverhalt Y" kein geeigneter Beleg für das Nichtgeschehen. Natürlich können wir Historiker Geschichte nut sus Quellen rekonstruieren. Aber: Geschichte ist nicht deshalb ungeschehen, nur weil wir die Quellen nicht haben oder nicht kennen oder ihre Brisanz nicht verstehen. Wir können sie dann nur nicht rekonstruieren. Im Falle des Völkermords haben wir aber hinreichend Quellen aus verschiedenen Richtungen. Von Opfern, Kriegsgegnern (Franzosen) und Verbündeten (Deutschen).
 
Tom Wick ich gebe dir recht Wiki muss man immer kritisch anschauen. Was aber sicher hilft ist wenn man sich die Literatur mit den Quellen anschaut, habe sie der Einfachheit halber mal kopiert:

Quellen
Die wissenschaftlichen Arbeiten zum Völkermord an den Armeniern stützen sich hauptsächlich auf folgende Quellenbestände:

  • Dokumente aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes des Deutschen Reiches:
    Sie stammen aus dem diplomatischen Archiv des kriegsverbündeten Deutschen Reichs und beinhalten die Berichte der deutschen Konsuln, Vizekonsuln und Wahlkonsuln in Trapezunt, Adana, Alexandrette, Mossul, Samsun, Erzurum, Aleppo und Täbris, aber auch Berichte von zahllosen weiteren Zeitzeugen (Offizieren, Missionaren, Mitarbeitern der Bagdadbahn, Ärzten, Krankenschwestern, Journalisten, Ingenieuren usw.).[350]
    Diese Berichte waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und unterlagen verschiedenen Geheimhaltungsstufen. Die berichterstattenden Diplomaten gerieten mit ihren Positionen fast durchweg in Widerspruch zu ihren Vorgesetzten in Berlin, die noch lange Zeit die Position der türkischen Führung unterstützten, wohingegen andere westeuropäische Staaten auf eine Verurteilung des Völkermordes drängten.
    Eine Dokumentation des deutschen Geistlichen und Orientkenners Johannes Lepsius zum Völkermord an den Armeniern wurde im August 1916 von der Reichsregierung verboten.[351] Lepsius konnte jedoch nach dem Krieg eine Sammlung von aussagekräftigen, teilweise durch ihn, teilweise durch das Auswärtige Amt bearbeiteten und dabei verfälschten Aktenstücken des deutschen Auswärtigen Amtes publizieren,[352] die bis heute – vor allem in einer 2005 veröffentlichten, unverfälschten und ergänzten kritischen Auswahl[350] – eine der Hauptquellen für die Vorgänge ist. Die Bearbeitungen hatten hauptsächlich den Sinn, das Wissen der deutschen Regierung um den Völkermord an den Armeniern und damit deren Mitverantwortung zu vertuschen.[353]
  • Dokumente aus den Archiven Österreich-Ungarns, die im Österreichischen Staatsarchiv in Wien lagern:[354][355]
    Zum Haus-, Hof- und Staatsarchiv gehört das Gesandtschaftsarchiv Konstantinopel, das Dokumente zu Armenischen Fragen und Reformen, zu den Armenischen Unruhen 1895–1911 und zu Internationalen Verhandlungen über die Reformen in Armenien, Juni 1913 bis Juli 1914 enthält. Das Politische Archiv bietet Dokumente zur Türkei 1915–1918.[356]
  • Dokumente aus den USA:
    Die National Archives and Records Administration (NARA) in Washington, D.C., das Nationalarchiv der USA, besitzt eine englisch Record Group zu englisch International Affairs of Turkey, 1910–1929,[357] Mikrofilme der Armenian National Delegation Papers, 1912–1924 (englisch).[356][358] sowie Augenzeugenberichte US-amerikanischer Botschafter und Konsuln.[359]
  • Augenzeugenberichte von im osmanischen Reich tätigen Missionaren[360] (u. a. aus Dänemark, Schweiz, Holland) und weiteren Zeitzeugen:[361][362] Siehe auch die von Andreas Meier herausgegebenen Erinnerungen Wegners: Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste. Ein Lichtbildervortrag. Augenzeugenbericht/Dokumentation. Vorwort: Wolfgang Gust. Wallstein, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89244-800-6.
  • Zeugnisse von Überlebenden,[363] von denen beispielsweise einige Hundert auf Video festgehalten wurden:[364]
  • Osmanische Quellen:
    Dazu zählen beispielsweise die teilweise im amtlichen Gesetzblatt des Osmanischen Reiches gedruckten Protokolle der Istanbuler Prozesse, Sitzungsprotokolle des osmanischen Parlamentes, Berichte der postjungtürkischen parlamentarischen Untersuchungskommission und der sogenannten Mazhar-Kommission sowie Zeitungen.[356]
    Online: eine große Anzahl von Dokumenten zur „Armenischen Frage“ (Ermeni Meselesi) im Türkischen Staatsarchiv (Devlet Arşivleri). Osmanisch (*.pdf) mit türkischer Transkription (*.doc).[365]
  • Armenische Quellen:
    Dazu zählen neben anderen die Nachkriegsbestände des Patriarchats von Konstantinopel der Armenischen Apostolischen Kirche, die in Jerusalem lagern.[366]
  • Viscount James Bryce (Hrsg.): The Treatment of Armenians in the Ottoman Empire 1915–1916. G.P. Putnam’s sons, London 1916; Neuausgabe: Taderon Press, Reading 2005, ISBN 1-903656-51-6.
Erinnerungen
  • Peter Balakian: Die Hunde vom Ararat. Eine armenische Kindheit in Amerika. Zsolnay, Wien 2000, ISBN 3-552-04951-7 (halbdokumentarisch).
  • Mihran Dabag, Kristin Platt: Verlust und Vermächtnis. Überlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2. durchgesehene Aufl. 2016, ISBN 978-3-506-78483-4.
  • Jakob Künzler: Im Lande des Blutes und der Tränen. Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges. Tempel, Potsdam 1921; Neuauflage im Chronos, Zürich 2004, ISBN 3-905313-06-5.
  • Therese Lehmann-Haupt: Erlebnisse eines zwölfjährigen Knaben während der armenischen Deportationen: Aufgezeichnet nach dem mündlichen Bericht des Knaben. Donat und Temmen, Bremen 1985, ISBN 3-924444-05-6.
  • Wilhelm Litten: Der Todesgang des armenischen Volkes. Augenzeugenbericht des Konsuls Litten von seiner Fahrt von Bagdad nach Aleppo – Berlin 1925. epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0342-6. Auch in: Wilhelm Litten: Persische Flitterwochen. Verlag von Georg Stilke, Berlin 1925, S. 293–312.
  • Manuschak Karnusian: Unsere Wurzeln, unser Leben: Armenierinnen und Armenier in der Schweiz. Mit Hintergrundtexten von Jürg Steiner und Fotos von Alexander Egger. Stämpfli, Bern 2015, ISBN 978-3-7272-1433-2.
  • Nazan Maksudyan: Antarams Reise. In: Leibniz-Gemeinschaft (Hrsg.): Leibniz Magazin. Band 2, 2017, ISSN 2192-7847, S. 64–69 (web.archive.org [PDF; 11,3 MB; abgerufen am 29. August 2021]).
 
Dann gibt es eben auch Schweizer*innen die zu dieser Zeit vor Ort waren. Auch hier gibt es Zeitzeugenberichte wie zum Beispiel das Tagebuch von Clara Sigrist-Hilty

Sakayan, Dora: Man treibt sie in die Wüste. Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915 -1918. Limmat Verlag. 2016.

Buchbeschreibung:
Noch am Hochzeitstag reisen im April 1915 der Bauingenieur Fritz Sigrist und die Krankenschwester Clara Hilty aus dem Schweizerischen Werdenberg in die südöstliche Türkei, wo Fritz seit 1910 beim Bau der Bagdadbahn arbeitet. Kurz nach ihrer Ankunft beginnen die armenischen Deportationen, Tausende und Abertausende von Armeniern ziehen unter ihrem Fenster vorbei, während sie oben in ihrem abgelegenen Häuschen ihren Alltag leben. Bei einem Besuch in Aleppo ist ihnen klar geworden, dass es sich um gezielte Todesmärsche handelt.

Trotz Widerstand der Sigrist-Hiltys und anderer Ingenieure müssen sich bald auch die armenischen Facharbeiter an der Bagdadbahn diesen Todesmärschen anschliessen. Nur vereinzelt gelingt Rettung, so verhelfen sie ihrem armenischen Magaziner Haig Aramian zu einer abenteuerlichen Flucht.

Clara, die Tagebuch führt, dokumentiert die Gräuel in ihren Alltagsnotizen und schreibt einen Augenzeugenbericht, auch Fritz Sigrist verfasst Schriften dazu.
Dora Sakayan hat die kurrentschriftlichen Dokumente transkribiert, akribisch aufgearbeitet und ins historische Geschehen der Zeit eingebettet. Mit Hilfe eines autobiografischen Buches von Haig Aramian erzählt sie zudem, wie das Ehepaar ihm das Leben gerettet hat.

Dora Sakayan, geboren in Saloniki und aufgewachsen in Wien, studierte in Jerewan und promovierte an der Moskauer Lomonossov-Universität in Germanistik. 1965–1975 leitete sie den Lehrstuhl für Fremdsprachen an der Jerewaner Staatsuniversität, ab 1975 war sie Professorin an der McGill-Universität in Montreal. Prof. Dr. Sakayan ist Autorin einer ganzen Reihe von Publikationen und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste um die Germanistik.

Und hier noch ein Interview mit der Autorin:

Gesellschaft & Religion - Völkermord an den Armeniern: Eine Schweizerin musste zusehen
 
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