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Aber die Hindenburgstraße in Stuttgart, die wird nicht unbenannt.

Ob die Veranstalter sich darüber bewusst sind, das der Kolonialismus und Nationalismus in der Zeit durchaus nicht ungewöhnlich waren. Wohl eher nicht.
Möchten die Veranstalter vielleicht auch gerne den deutschen Einheitsstaat rückabgewickelt sehen, denn dieser ist sehr mit den Namen Wilhelm I. verbunden. Oder vielleicht auch die große Errungenschaft der Einführung der Sozialversicherung.

Na hoffentlich kommen die Veranstalter des Deutschen Katholikentages nicht noch auf die Idee die Denkmäler eines Leopold II. oder eines Hernado Cortez oder eines Francisco Pizzaro verhüllen zu wollen.
 
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Das ZK der deutschen Katholiken steht hinter dieser Aktion. Angeblich habe Wilhelm I. durch die Reichsgründung für den beginnenden Nationalismus gesorgt. Oha. Wilhelm I. hat dafür als Sorge getragen. Der Wunsch nach dem Einheitsstaat war in der ganzen Nation ausgeprägt und zwar schon seit einigen Jahrzehnten.

Wie geht die Katholische Kirche eigentlich mit ihren eigenen beträchtlichen Baustellen um? Anstatt sich an Denkmäler abzuarbeiten, sollte mal die eigene überaus traurige Geschichte kritisch aufgearbeitet werden.
 
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Ob die Veranstalter sich darüber bewusst sind, das der Kolonialismus und Nationalismus in der Zeit durchaus nicht ungewöhnlich waren. Wohl eher nicht.
Es ist nicht die Aufgabe, gesellschaftlicher Gruppen und Debatten, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen - hier mit Kolonialismus und Nationalismus - zu sagen "tja, war halt normal, ne". Wir bilden Sach- und Werturteile, wir beziehen Position und das ist auch richtig so. Alles andere ist indifferent.

Im Übrigen würde es sich lohnen, sich die Geschichte des Zentralkomites auch vor dem Hintergrund des Kulturkampfes noch mal anzusehen, anstatt diese Leute als Dummbeutel darzustellen.
 
Um zu einer halbwegs fairen Bewertung zu kommen, kann ich nicht die Maßstäbe des 21.Jahrhunderts auf die des 19.Jahrhundert anwenden.
Position zu beziehen ist ja sicher richtig und wichtig; aber bitte qualifiziert. Man sollte meinen, das es in der Katholische Kirche mehr als hinreichend Missstände gibt, die auf eine überzeugende Abarbeitung warten.
 
^^
Na ja, das ist ja wieder so ein Totschlagsargument, den Kirchenleuten geht es hier eher um moralisches Wohlfühlen und etwas Aktionismus. Also bitte.
 
Die "Kunstaktion" des Katholikentages trägt den Namen „Denk mal nach“. Gute Idee.

"Wir können und wollen die Statue nicht einfach wortlos dort stehen lassen", erklärte das Kunstkollektiv zum Projekt.

Das Kunstkollektiv äußert sich leider nicht zu den entsetzlichen und zahlreichen Mißbrauchsfällen der katholischen Amtskirche in den letzten Jahrzehnten. Warum eigentlich nicht? Wie wäre es mit einem Mahnmal für die zahlreichen Opfer des sexuellen Mißbrauchs durch Würdenträger der katholischen Kirche? Stattdessen wird das Denkmal von Wilhelm I. in Stuttgart mit wenig überzeugenden Argumenten verhüllt. Und die Stadt Stuttgart macht das brav mit. Also was ist mit „Denk mal nach.“

Oder die wirklich üblen Schriften des evangelischen, ja ich weiß, er ist kein Katholik, hochverehrten Martin Luthers, in denen dazu aufgerufen wird Syngogen und Häuser Menschen jüdischen Glaubens niederzubrennen. Darüber gilt es denn auch nachzudenken. Den Nazis hatte er damit eine Begründung für die Verfolgung der Juden geliefert. Und von diesen Herrn stehen Denkmäler in unseren Lande.
 
Dass ich in meinem Leben noch mal dazu kommen würde, das Zentralkommitee der Dt. Katholiken gegen populistische Argumente auf Facebookniveau zu verteidigen, hätte ich auch nicht mehr gedacht.

1. Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken ist nicht die Katholische Kirche. Dieses für Verfehlungen der RK zu belangen ist ungefähr genauso sinnvoll, wie Maria 2.0 wegen Verfehlungen der RK in Verantwortung zu nehmen.
2. Auch die Katholische Kirche hat das Recht, bei allen ihren Verfehlungen, gesellschaftliche Debatten anzust0ßen.
3. Ihr betreibt Whataboutism. Whatabaoutism ist eine unzulässige Argumentationsform, da das Ziel von Whataboutism ist, mittels billiger rhetorischer Tricks die Diskussion von einem Gegenstand A auf einen Gegenstand B abzulenken. Wir sind hier nicht bei Facebook!
4. Sippenhaft gibt es in Deutschland zum Glück noch nicht. Nicht einmal für die Katholische Kirche!

Wenn ihr in einem Thread gegen die Katholische Kirche schießen wollt, dann öffnet einen geeigneten, historisch fundierten Thread dazu. Alle weiteren Whataboutism-Beiträge in diesem Thread werden GELÖSCHT!

Also lieber Turgot: Wenn du beleidigt herumlamentierend zur Debatte stellst, ob die Verhüllung des armen Grüßaugust in Stuttgart denn gerecht sei und ob unserem glorreichen Kaiser :rolleyes: ein Unrecht geschieht, wenn jetzt die Hunde am Sockel seines verhüllten Anlitzes ihr Beinchen heben und unser glorreicher Kaiser Wilhelm nicht über über die Hunde hinweg ins Leere starren kann, weil er ja verhüllt ist, dann solltest du das sinnvoll machen. Du musst nicht immer bei jedem Piep gegen den Bundespräsidenten oder seinen Vorgänger den Kaiser die TOITSCHE Integrität in Gefahr wähnen. Dieser Alarmismus ist erstens fragwürdig und nervt zweitens.
 
Das ZK der deutschen Katholiken steht hinter dieser Aktion. Angeblich habe Wilhelm I. durch die Reichsgründung für den beginnenden Nationalismus gesorgt. Oha. Wilhelm I. hat dafür als Sorge getragen. Der Wunsch nach dem Einheitsstaat war in der ganzen Nation ausgeprägt und zwar schon seit einigen Jahrzehnten.

Joa, die Begründung kann man sicherlich mit einigen guten Argumenten für Bullshit halten.
Andererseits könnte man durchaus mal darüber nachdenken, mit welchen Arten von Geschichtsinterpretationen man sich da schmückt, wenn man in glorifizierenden Denkmählern den "Reichsgründer" ehrt und darüber hinaus über den "Kartätschen-Prinzen" nicht mehr spricht.

Old Wilhelm 1 für den Nationalismus verantwortlich machen zu wollen, ist sicherlich verfehlt, aber darüber das der Mann anno 1848 durchaus bereit war, das eigene Volk zusammenschießen zu lassen, könnte man durchaus mal reden.
Ebenso wie über seine in Co-Produktion mit Bismarck betriebene Missachtung der Rechte des preußischen Landtags und über diverse andere Dinge.

Warum den Anstoß, also nicht zur Debatte nutzen?
 
Deine Bewertung ist aus heutiger Sicht durchaus zutreffend. Zur Zeit der Revolution dachten und handelten die Entscheidungsträger nach anderen Maßstäben; die ihrer damaligen Zeit.

Die Lückentheorie war dabei nicht die Idee der genannten Herren. Und Bismarck wollte eigentlich schon nach 1866 die Indemnitätsvorlage einbringen.

Klar, grundsätzlich kann man diskutieren. Aber wer mit dem moralischen Finger auf andere zeigt, sollte vielleicht doch erst einmal vor der eigenen Tür kehren.


Und Wilhelm I. hat auch durchaus seine Verdienste.
 
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Deine Bewertung ist aus heutiger Sicht durchaus zutreffend. Zur Zeit der Revolution dachten und handelten die Entscheidungsträger nach anderen Maßstäben; die ihrer damaligen Zeit.

Ich meine eigentlich, dass die Spottbezeichnung "Kartätschen-Prinz" keine Zuschreibung späterer Zeiten ist, sondern ein Ausdruck, dessen sich die Zeitgenossen anno 1848 bereits befleißigten.
Und die drückt eigentlich auch ganz gut aus, was die Gesellschaft damals von den Attitüden des Herrn hielt und dass das eben nicht für den Normalzustand gehalten wurde.
 
@Shinigami
Als Wilhelm aus England zurückkehrte, standen entlang seiner Reisroute Bürger und Bauern um ihm zu begrüßen; ja es gab sogar Städte wo er regelrecht bejubelt wurde. Er erlebte regelrechte Triumpfzüge. Wilhem reagiert auf diesem sehr freundlichen Empfang mit einer Botschaft: "Er schließe sich mit vollem Herzen den neuen Verhältnissen an. Aber Recht und Ordnung und Gesetz müssen herrschen." Dies sagte er gegenüber dem Magistrat der Stadt Wesel.
 
Ich meine eigentlich, dass die Spottbezeichnung "Kartätschen-Prinz" keine Zuschreibung späterer Zeiten ist, sondern ein Ausdruck, dessen sich die Zeitgenossen anno 1848 bereits befleißigten.
Und die drückt eigentlich auch ganz gut aus, was die Gesellschaft damals von den Attitüden des Herrn hielt und dass das eben nicht für den Normalzustand gehalten wurde.

Ja, sie war zeitgenössisch. Und als ein "Kartätschenprinz" hat Wilhelm (I.) brutal die Revolution in Baden niedergeschlagen. Als Regent für seinen Bruder Friedrich Wilhelm IV. und später als Deutscher Kaiser besserte sich Wilhelms Ruf in der Bevölkerung. Selbst ein Teilnehmer der 1848er Revolution-Theodor Fontane-machte später seinen Frieden mit Wilhelm I. Er regierte im Einklang mit der Verfassung, sein bescheidenes Wesen wurde allgemein respektiert.
Der Historiker Ludwig Quidde saß später 3 Monate wegen Majestätsbeleidigung ab: U. a. wegen seiner Schrift Caligula-Eine Studie über Cäsarismus und Byzantinismus. Quidde hatte Wilhelm II. dafür kritisiert, dass er seinen Opa unbedingt als "Wilhelm den Großen" verehrt sehen wollte. Quidde hatte bei einer Diskussion gesagt: "Von einem Kaiser Wilhelm dem Großen" kann man überhaupt nur schreiben, wenn man ihn von einem späteren Wilhelm dem Kleinen" unterscheiden wollte. Dafür haben sie Quidde Jahre später eingebuchtet. In der Ausgabe des Caligula von 1923 schrieb Quidde dass Wilhelm I. kein "Großer" war, dass er, wäre er nicht Kaiser geworden, ein guter Unteroffizier geworden wäre. Quidde betonte aber auch, dass der Titel "Wilhelm der Große" dem alten Kaiser gar nicht recht gewesen wäre, der eine bescheidene Persönlichkeit war.

Ja, Wilhelm I. hatte sich als Kartäzschenprinz eingeführt, als der er sich in Baden erwiesen hatte. 1871 und erst recht 1888 hatten die Liberalen längst ihren Frieden mit Wilhelm I. gemacht, der als Kaiser über weit mehr Ansehen verfügte, als während der 1848er Revolution. Tatsächlich erfreute sich "der alte Herr" als Kaiser durchaus gewisser Beliebtheit.
 
Deine Bewertung ist aus heutiger Sicht durchaus zutreffend. Zur Zeit der Revolution dachten und handelten die Entscheidungsträger nach anderen Maßstäben; die ihrer damaligen Zeit.

Die Lückentheorie war dabei nicht die Idee der genannten Herren. Und Bismarck wollte eigentlich schon nach 1866 die Indemnitätsvorlage einbringen.

Klar, grundsätzlich kann man diskutieren. Aber wer mit dem moralischen Finger auf andere zeigt, sollte vielleicht doch erst einmal vor der eigenen Tür kehren.


Und Wilhelm I. hat auch durchaus seine Verdienste.

Wie schon gesagt, als König von Preußen und auch als Deutscher Kaiser sprach man längst nicht mehr von ihm als "Kartätschenprinz", als der er sich tatsächlich in der 1848er Revolution gezeigt hatte. Er regierte im Einklang mit der Verfassung, war ein fleißiger Arbeiter mit einem stark ausgeprägten Ehrenkodex. Er war durchaus integer, galt als sparsam und bescheiden.

Die deutschen Liberalen, machten im Laufe der Jahre ihren Frieden mit Wilhelm, Theodor Fontane wie Gustav Freytag. Als er 1888 starb, sprach kein Mensch mehr vom Kartätschenprinz.
 
Wie schon gesagt, als König von Preußen und auch als Deutscher Kaiser sprach man längst nicht mehr von ihm als "Kartätschenprinz", als der er sich tatsächlich in der 1848er Revolution gezeigt hatte. Er regierte im Einklang mit der Verfassung, war ein fleißiger Arbeiter mit einem stark ausgeprägten Ehrenkodex. Er war durchaus integer, galt als sparsam und bescheiden.

Die deutschen Liberalen, machten im Laufe der Jahre ihren Frieden mit Wilhelm, Theodor Fontane wie Gustav Freytag. Als er 1888 starb, sprach kein Mensch mehr vom Kartätschenprinz.

Im Volksmund wurde Wilhelm I., anfänglich spöttisch, später durchaus mit gewisser Achtung "Der alte Lehmann" genannt. Während der Revolution war Wilhelm (I.) kurzzeitig geflohen und hatte das Pseudonym "Lehmann" angenommen.

Bei einem Manöver wurde ihm ein Unteroffizier vorgestellt. Als Wilhelm ihn nach seinem Namen fragte, antwortete der, er heiße "ooch Lehmann". Wilhelm zeigte sich erheitert.
 
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