Fang doch erst mal die Karikatur zu beschreiben.
Wen siehst du?
Was machen die zwei?
Was haben sie in der Hand?

Ich sehe Challe de Gaulle und Konrad Adenauer. Die beiden haben soeben dem Elyseevertrag unterzeichnet und halten sich jetzt aneinander fest. Sie trinken aus Tintenfäaaern (ein Zeichen für eine Feier/ ausgelassene Stimmung?). Die beiden Verträge sind leer (ich weiß icht, wie ich das interpretieren soll).

Hat dir Karikatur keine tiefere Aussage?
Geht es nur darum, den Vertrag positiv darzustellen?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe mir mal erlaubt, deinen Beitrag zu editieren (ich habe nur einen html-Befehl an die richtige Stelle geschoben).

Die beiden Personen hast du schon mal richtig identifiziert: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer.
De facto sehen wir erst mal nur, dass sie Verträge und überdimensionierte Füllfederhalter in der Hand haben, aber natürlich, sie feiern gerade deren Unterzeichnung. Ebenso ist korrekt, dass sie aus Tintenfässern trinken. Das ist nicht ganz normal, ne?
Nicht ganz korrekt ist, dass sie sich aneinander festhalten. Schau dir die Geste noch mal genau an.
 
Die Aussage könnte sein, dass die beiden den Vertrag gemeinsam (daher sind sie eingehakt) feiern und unterzeichnen. DAss sie die Tinte wegtrinken und die Verträge leer sind, könnte zeigen, dass es eine große Geste ist aber nichts dahinter ist.
 
Die Aussage könnte sein, dass die beiden den Vertrag gemeinsam (daher sind sie eingehakt) feiern und unterzeichnen.
Hast du schon mal den Ausdruck Bruderschaft trinken gehört? Das ist nämlich genau die gezeichnete Geste, dass man, den rechten Arm am Ellebogen miteinander verhakt, trinkt.

Es gibt aber auch den Ausdruck etwas schlucken müssen: und beide müssen ja etwas schlucken.

Sprich, die Unterzeichnung des Vertrages ist verbunden mit einer bestimmten politischen Situation. Frz. und deutsche Vorstellungen über NATO und EWG (dem Vorläufer der EU) waren diametral unterschiedlich, Stichwort Gaullismus.

Dass sie die Tinte wegtrinken und die Verträge leer sind, könnte zeigen, dass es eine große Geste ist aber nichts dahinter ist.
Das ist durchaus ein - rein von der Karikatur her betrachtet - plausibler Interpretationsansatz, der aber wohl wegen des historischen Kontextes zu verwerfen sein wird. Aber das kannst du ja durchaus diskutieren.

Die tagesgenaue Datierung der Karikatur kennst du nicht zufälligerweise?
 
Also ich würde sagen der Karikaturist sieht diesen Élysée-Vertrag (1963 - Konrad Adenauer und Charles de Gaulle) von der kritischen Seite.
Die Geste, Beide trinken aus einem Tintenfässchen Tinte, veranlasst mich zu dieser Meinung.
Konrad Adenauer hält da einen Vertrag in der linken Hand der zweifelfrei der genannte Vertrag ist.
Ebenso Charles de Gaulle, er aber in der rechten Hand.


Und da gibt es ja die Redensart „Du hast wohl Tinte gesoffen“, „Ihr habt wohl Tinte gesoffen“ usw. was bedeutete: „Du/Ihr seid wohl verrückt“.
Jahrhundertelang war ja Tinte das wertvollste Schreibmaterial und (in einer Welt von Analphabeten) das Kennzeichen des Gelehrten, der redensartlich ja überhaupt als versponnen und leicht verrückt gilt.



 
Also ich würde sagen der Karikaturist sieht diesen Élysée-Vertrag (1963 - Konrad Adenauer und Charles de Gaulle) von der kritischen Seite.
Die Geste, Beide trinken aus einem Tintenfässchen Tinte, veranlasst mich zu dieser Meinung.
Konrad Adenauer hält da einen Vertrag in der linken Hand der zweifelfrei der genannte Vertrag ist.
Ebenso Charles de Gaulle, er aber in der rechten Hand.


Und da gibt es ja die Redensart „Du hast wohl Tinte gesoffen“, „Ihr habt wohl Tinte gesoffen“ usw. was bedeutete: „Du/Ihr seid wohl verrückt“.
Jahrhundertelang war ja Tinte das wertvollste Schreibmaterial und (in einer Welt von Analphabeten) das Kennzeichen des Gelehrten, der redensartlich ja überhaupt als versponnen und leicht verrückt gilt.
Du wirst wohl damit recht haben, dass Tinte trinken nicht ganz ernst gemeint ist…:D und auch, dass die Kenntnis der Redewendung »Tinte saufen« damals voraussetzbar gewesen sein dürfte.(auch wenn für mich der Spruch neu ist) Mit den eingehakten Armen aber wird hier mit Sicherheit EQs »Bruderschaft trinken« gemeint sein. In welcher Hand die Figuren die Tintenfässer halten, sollte jedoch nicht überbewertet werden, da dies darstellerisch dem Effacé geschuldet ist (»effacé«: Bühnenjargon für ›zum Betrachter offen‹, im Gegensatz zu »croisé«, was auch beim Filmen und Fotografieren beachtet wird).
 
Da ist auch noch die Sache mit „Drost“.
„Drost“ – Schreibfehler?
Glaub ich nicht.

Prost oder Trost?

„Drost“ wäre dann wohl ein Begriff aus dem späten Mittelalter und steht vergleichbar für einen Amtmann, Amtshauptmann, Landrat und/oder ähnliches.

Weiteres zu „Drost“ – Wikipedia.
 
Konrad Adenauer hält da einen Vertrag in der linken Hand der zweifelfrei der genannte Vertrag ist.
Ebenso Charles de Gaulle, er aber in der rechten Hand.
Das dürfte einfach der Perspektive geschuldet sein. Hätte Adenauer den Vertrag unter dem rechten Arm, würde er diesen verdecken. Man sollte da nicht in die Überinterpretation geraten.

Und da gibt es ja die Redensart „Du hast wohl Tinte gesoffen“, „Ihr habt wohl Tinte gesoffen“ usw. was bedeutete: „Du/Ihr seid wohl verrückt“.
Jahrhundertelang war ja Tinte das wertvollste Schreibmaterial und (in einer Welt von Analphabeten) das Kennzeichen des Gelehrten, der redensartlich ja überhaupt als versponnen und leicht verrückt gilt.
Das ist richtig, passt aber nicht in den Kontext.

n welcher Hand die Figuren die Tintenfässer halten, sollte jedoch nicht überbewertet werden, da dies darstellerisch dem Effacé geschuldet ist (»effacé«: Bühnenjargon für ›zum Betrachter offen‹, im Gegensatz zu »croisé«, was auch beim Filmen und Fotografieren beachtet wird).
Neues Wort gelernt. Danke.

Da ist auch noch die Sache mit „Drost“.
„Drost“ – Schreibfehler?
Glaub ich nicht.

Prost oder Trost?

„Drost“ wäre dann wohl ein Begriff aus dem späten Mittelalter und steht vergleichbar für einen Amtmann, Amtshauptmann, Landrat und/oder ähnliches.

Weiteres zu „Drost“ – Wikipedia.
Na denn Prost ist eine feststehende Wendung.
 
Den Begriff "Tinte saufen" kannte ich auch nicht. Die Bedeutung ist wohl "etwas Verrücktes tun".

Da stellt sich jetzt die Frage, wie der Élysée-Vertrag in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Schien es verrückt, Deutschland und Frankreich zu versöhnen? Zu den öffentlichen Reaktionen habe ich auf die Schnelle nichts gefunden. Allerdings könnte man dem Zeichner schon unterstellen, dass zumindestens er den Vertrag als Verrücktheit wahrgenommen hat. Heute gilt er als Grundstein deutsch-französischer Freundschaft, aber war das 19623 so vorrauszusehen? Es scheint ja auch einige Probleme mit dem Vertrag gegeben zu haben:

Zum anderen stößt er schnell auf das Paradox, dass am Beginn seiner Wirkungsgeschichte ein kapitaler Fehlstart stand und viele Zeitgenossen ihn schon auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen hatten, dass dieser halbtote Vertrag aber schließlich reanimiert, nach 20 Jahren eine dauerhafte Kraft entfalten und heute zum Symbol beziehungsweise Erinnerungsort der deutsch-französischen "Aussöhnung" werden konnte.

Zur Bedeutung des Élysée-Vertrags


Man kann es auch als Verrücktheit im Sinne von Vorhaben mit geringen Chancen eines Erfolgs bezeichnen, dass man Frankreich und Deutschland nach der Deutsch-französische Erbfeindschaft – Wikipedia versöhnen wollte. Ich kann mir vorstellen, dass das den Zeitgenossen als unlösbares Vorhaben erschien. Allerdings setzten kultureller Austausch und Städtepartnerschaften schon direkt nach dem 2. Weltkrieg ein. (Erste Städtepartnerschaft 1950). Es wurde also Vorarbeit geleistet.
 
Den Begriff "Tinte saufen" kannte ich auch nicht. Die Bedeutung ist wohl "etwas Verrücktes tun".
Wie gesagt, ich halte diesen Interpretationsansatz für fehlgehend, auch wenn es dir be8nahe gelungen ist, ihn plausibel darzustellen.

Da stellt sich jetzt die Frage, wie der Élysée-Vertrag in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Schien es verrückt, Deutschland und Frankreich zu versöhnen?
[…]
Man kann es auch als Verrücktheit im Sinne von Vorhaben mit geringen Chancen eines Erfolgs bezeichnen, dass man Frankreich und Deutschland nach der Deutsch-französische Erbfeindschaft – Wikipedia versöhnen wollte. Ich kann mir vorstellen, dass das den Zeitgenossen als unlösbares Vorhaben erschien. Allerdings setzten kultureller Austausch und Städtepartnerschaften schon direkt nach dem 2. Weltkrieg ein. (Erste Städtepartnerschaft 1950). Es wurde also Vorarbeit geleistet.
Du vergisst, dass der germanophile frz. Ministerpräsidemt und Außenminister Robert Schuman am Projekt Europa schon längst gearbeitet hatte, die Römischen Verträge waren auch schon seit 1957 unterzeichnet.
 
Den Begriff "Tinte saufen" kannte ich auch nicht. Die Bedeutung ist wohl "etwas Verrücktes tun".

Da stellt sich jetzt die Frage, wie der Élysée-Vertrag in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.
Eine Karrikatur gibt vor allem die (persönliche) Sicht des Karrikaturisten als damaligen Zeitzeugen wieder. Und Fritz Wolf scheint mit dem Vorgang, Bruderschaft mit Tinte zu trinken, wohl die Erwartung verknüpft zu haben, dass dies zu Kapriolen und Unangenehmen führen wird. Dafür spricht sein "Na dann Prost" (was laut Duden umgangssprachlich ironisch bedeutet: dann steht [uns, euch, dir usw.] ja noch einiges bevor, das kann unangenehm werden).
 
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