Warum entwickelten sich Nord- und Südamerika so unterschiedlich

Warum entwickelten sich Nord- und Südamerika so unterschiedlich

@Little_Tiger, ich versuch mal das so wie ich es bisher versteh:
Die Eroberung der Karibik, von Mittel- und Südamerika erfolgte früher und war auf einen Raub konzentriert, der zunehmend erfolgreich wurde. Dies war stark begünstigt durch die verheerende Wirkung von Europa eingeschleppten Seuchen, gegen die die einfallenden Europäer selbst eine gute Grundimmunität hatten.

Doch erreichten diese Seuchen, z. B. durch ausgewilderte Schweine, Nordamerika noch vor den europäischen Kolonisten. (Ebenso übrigens wie das Pferd. Der „Indianer“ war ein Fußgänger.)
Die Eroberung Nordamerikas war stark auf Siedler bezogen, die nicht nach schnellem Reichtum suchten, sondern den Aufbau einer unabhängigen Existenz. Sie stießen in ein Land vor, das von europäischen Seuchen bereits entvölkert wurde, noch bevor sie ankamen. Und in ein Land auf das nicht hoch gewettet wurde an den bereits vorhandenen Börsen des aufkommenden Raubtierkapitalismus.
Noch während des, schließlich verlorenen, Kriegs Großbritanniens gegen die entstehenden USA, wird den Zuckerinseln der Karibik tendenziell ein höherer Wert zugemessen als den weiten Landflächen Nordamerikas.

Ich würde den wesentlichen Unterschied hier vermuten:
Mittel- und Südamerika waren Objekte der schnellen Ausbeutung, und Nordamerika der Besiedlung durch Aufbauwillige, die nicht von der Gier nach dem schnellen Erfolg getrieben wurden, sondern Land suchten das sie ernährte.

Dazu interessant:
Jared Diamond – Arm und Reich
Wolfgang Reinhard - Die Europäische Expansion
Barbara Tuchman – Der Erste Salut


Der Gedanke, dass Nordamerika faktisch fast durch Seuchen entvölkert war, hat was!
Und schnellen Reichtum versprachen die Prärien und auch die Wälder der Appalachen in der Tat nicht.
Somit lockte Nordamerika einen anderen Menschentyp an, als Südamerika....
 
Und schnellen Reichtum versprachen die Prärien und auch die Wälder der Appalachen in der Tat nicht.
Wobei es mit dem schnellen Reichtum nach den ersten 1-2 Generationen in Mittel- und Südamerika allerdings auch vorbei war.
Die Schätze der Ureinwohner waren relativ schnell geplündert und auf den abbauwürdigen Edelmetall-Vorkommen hatten die spanischen Vizekönige auch relativ schnell die Hand.

Insofern bin ich mir nicht sicher ob man das langfristig so festhalten kann.
 
Die Eroberung der Karibik, von Mittel- und Südamerika erfolgte früher und war auf einen Raub konzentriert, der zunehmend erfolgreich wurde.
(...)
Die Eroberung Nordamerikas war stark auf Siedler bezogen, die nicht nach schnellem Reichtum suchten, sondern den Aufbau einer unabhängigen Existenz.

Anderer Punkt, ähnliche Richtung: In Mittel- & Südamerika* entstanden durch Unterwerfung und Sklaverei der Ureinwohner auf unfreier Arbeit basierende Gesellschaften. Im Norden, wo die Ureinwohner fast vollständig verdrängt odr ausgerottet wurden, basierte die Gesellschaft im wesentlichen auf freier Arbeit (abzgl indentured servitude). Für die kapitalistische Entwicklung ist zweiteres Voraussetzung.

* "dank" Sklaverei schwarzer Afrikaner: inkl Karibik und Südstaaten der USA...
 
Warum entwickelten sich Nord- und Südamerika so unterschiedlich

Ich würde den wesentlichen Unterschied hier vermuten:
Mittel- und Südamerika waren Objekte der schnellen Ausbeutung, und Nordamerika der Besiedlung durch Aufbauwillige, die nicht von der Gier nach dem schnellen Erfolg getrieben wurden, sondern Land suchten das sie ernährte.

Grundsätzlich schon: Die Spanier im ausgehenden Mittelalter und noch darüber hinaus gingen in der Regel in der Absicht nach Südamerika, um "reich" zu werden und danach wieder nach Spanien zurückzukehren, während die ersten englischen Siedler in der Neuzeit von Anfang an die Absicht hatten, dort zu bleiben und sich eine neue Existenz aufzubauen.

Aber in dieser Zeit war der Vorsprung Nordamerikas noch nicht vorhanden.
Der Vorsprung von dem wir hier sprechen, so meine ich, entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert.
Und in dieser Zeit waren auch aus den Spaniern Amerikaner (Latinos) geworden, welche ihren Kontinent ebenfalls als Heimat betrachteten. Das zeigt sich auch daran, dass die Befreiungskämpfe Südamerikas mehr oder weniger alle in jenem Zeitraum stattfanden (Simon Bolivar, Bernardo O'Higgins, José de San Martin , Antonio José de Sucre d.h. Kolumbien, Ecuador, Peru, Chile, Bolivien, Argentinien).
Brasilien machte sich ebenfalls selbständig indem der vor Napoelon geflohene portugiesische König sich zum Kaiser von Brasilien erklärte.

Dein von Dir angesprochene Unterschied dürfte also nicht massgebend für den Vorsprungs Nordamerikas gewesen sein, denn dieser hat sich, so meine Einschätzung, erst im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung manifestiert.
 
Dein von Dir angesprochene Unterschied dürfte also nicht massgebend für den Vorsprungs Nordamerikas gewesen sein, denn dieser hat sich, so meine Einschätzung, erst im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung manifestiert.
Der von hatl meines Erachtens sehr überzeugend skizzierte Unterschied war eine Voraussetzung für den Unabhängigkeitskrieg und die Gründung der Vereinigten Staaten. Die so gefestigte liberale Gesellschaftsordnung war dann, würde ich sagen, entscheidend für die rasante wirtschaftliche Entwicklung in den USA. (So ähnlich wäre, denke ich, auch eine marxistischen Sicht der Dinge.)
Na ja, Reinicke hat das eigentlich hier auch schon gesagt.
 
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