Die Umbenennnung von Straßennamen zum Thema zu machen, halte ich für schwierig, weil sich dadurch womöglich das Problem ergibt, dass die ganze Thematik in tagespolitische Inhalte abdriftet.
Die damalige Moderation 2004/05 hat dem Geschichtsforum aus gutem Grund verordnet, dass Tagespolitik und weltanschauliche Bekenntnisse außen vor bleiben sollen. Wir erleben hier täglich, wie schwer das einzelnen Mitgliedern fällt und auch immer wieder werden die Grenzen auch bewusst getestet.
Allerdings muss man sagen, dass das öffentliche Interesse an Geschichte, also Geschichte als Beruf im ÖD oder mit ÖM bezahlt, aus der Gegenwart herrührt. Im Grunde genommen müssen Leute, die Forschunggelder haben wollen, ihr Forschungsinteresse begründen und dies bitte sehr mit einem Gegenwartsbezug. Insofern sollte man die von Daniel und dem damaligen Moderatorenteam ausgearbeiteten Regeln, die für's Geschichtsforum gelten, nicht für akademische Belegarbeiten heranziehen. Jeder Lehrer muss bei seinem Unterrichtsentwurf (theoretisch wenigstens) begründen, warum er Thema XY macht - und zwar nicht "weil es halt im Lehrplan steht.", sondern weil es Lebensweltbezug hat, übersetzt für Geschichtslehrer: Gegenwartsbezug.
Dieser Lebenswelt- bzw. Gegenwartsbezug ist zwar manchmal an den Haaren herbeigezogen und würde bei leichtem Abklopfen in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus, aber da wird dann oft auch wohlwollend drüber hinweggesehen. Aber das Ideal einer Belegarbeit, einer öffentlich geförderten Forschungsarbeit oder einer Unterrichtsstunde ist, dass hier nicht das Privatinteresse des Studierenden, des Forschenden oder des Lehrenden im Zentrum der Arbeit steht, sondern ein öffentliches.
Ein Bezug zur Tagespolitik ist also durchaus erwünscht in solch geistes- und kulturwissenschaftlichen Kontexten, wenn auch tunlichst im Rahmen der Schule nach dem Beutelsbacher Konsens und im Rahmen der fachwissenschaftlichen (Beleg)Arbeit mit dem gehörigen Quantum an Positionierung und entsprechender selbstkritischer Distanz.