Welche politischen Alternativen hätte Österreich-Ungarn gehabt? Bündispartner etc.

Arnaud28

Aktives Mitglied
Ich hatte durch Zufall die Lebenserinnerungen von Marschall Conrad in die Hände bekommen (online).
Dort steht relativ am Anfang, dass Eduard VII 1906 einen Versuch unternommen haben soll, um Österreich-Ungarn von seinem Bündnis mit Deutschland abzubringen. Der Kaiser hatte dieses Ansinnen abgelehnt.

Die Frage wäre ja nun, hatte Österreich-Ungarn tatsächlich andere Bündnisoptionen?
Wenn man den Schilderungen der damaligen Zeit glaubt, war die Besorgnis sehr groß, dass die Fliehkräfte der nationalen Bewegungen das Land zerreißen. Conrad führt aus, dass nur die Monarchie das Staatengebilde zusammenhalten konnte. In einem Bündnis mit Deutschland hoffte man am ehesten, ein Auseinanderdriften der verschiedenen Teile zu unterbinden.

Nur, was wäre denn die Alternative gewesen, wenn Österreich-Ungarn sich von Deutschland entfernt hätte?
Hätte Großbritannien Österreich in irgendeiner Weise behilflich sein können? Oder war dies bloß als Schwächung der deutschen Position gedacht? Fragen über Fragen.
Hätte die Abkehr von Österreich vielleicht sogar die Entente unnötig gemacht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, es wäre schon vor dem Hintergrund der Triple Entente problematisch geworden mit der Bündnisoption.

Hätten das die tonangebenden "Deutschen" in der Monarchie mitgemacht?
Russland und Österreich-Ungarn in einem Block? Sehr schwer vorstellbar.
An was für eine Unterstützung Englands für Österreich-Ungarn hast du gedacht?
 
^^
Ich weiß es nicht. Deswegen habe ich die Frage ja so offen gestellt. Also meines Wissens gab es Unterredungen in 1904 und 1906 zwischen Eduard VII und Franz Josef.
Andererseits hatte doch Rosebery damals eine Sicherung von OE für mögliche Bündnisse zur Bedingung gemacht.
 
Andererseits hatte doch Rosebery damals eine Sicherung von OE für mögliche Bündnisse zur Bedingung gemacht.

Kannst du das bitte einmal näher ausführen?

Lord Roseberry war zu jener Zeit doch gar nicht mehr auf dem politischen Parkett aktiv. Er hatte 1895 seinen Sessel für Salisbury geräumt. Im Oktober 1895 trat er auch als Parteichef zurück.
 
Ja, sorry, da bin ich etwas zu schnell gewesen. Ich muss das noch mal raussuchen.

Aber das war ja eigentlich nicht meine Fragestellung gewesen.
Meine Frage war ja, hätte Österreich Alternativen gehabt?
Hat zB. Frankreich auch mal irgendwelche Bündnisse angeboten?
 
Nein, von Frankreich gab es meines Wissen nach kein Bündnisangebot.

Österreich-Ungarn wurde von den anderen Großmächten "nur" als Anhängsel des Deutschen Reiches betrachtet.

Russland schied definitiv aus und damit auch Frankreich, welches bekanntermaßen mit dem Zarenreich verbündet gewesen war. Bleibt England. Das hatte sich 1907, zunächst nur kolonialpolitisch, ausgeglichen. Dieser Ausgleich, dieses Agreement war für den Erhalt des Empire von wesentlicher Bedeutung, denn der russische Druck auf Persien, auf die ostindische Grenze etc. war beträchtlich. Diese Abmachung, so glaube ich, würde London nicht gefährdet haben wollen, um sich ggf. mit Wien zu verbünden. Das wäre eine mögliche Alternative, wenn das Agreement mit Petersburg den Bach runtergegangen wäre.
 
Meine Frage war ja, hätte Österreich Alternativen gehabt?

Es hätte sicherlich welche haben können, wenn es bereit gewesen wäre seine Außenpolitik vollkommen neu auszurichten.
Für Großbritannien wäre Österreich wohl eher kein sinnvoller Bündnispartner gewesen.
Für Frankreich wäre es nur dann ein sinnvoller Bündnispartner gewesen, wenn es seine Balkanpolitik beendet und einen revanchistischen Kurs gegenüber Preußen-Deutschland eingeschlagen hätte.
 
Ich bin der Meinung, das osmanische Reich hatte ÖU auch ein Bündnis vorgeschlagen. Dies wurde aber von Aehrental abgelehnt.
Laut engl. Wiki:
He turned down an Ottoman proposal for an alliance that would include Austria, Turkey and Romania. However his policies alienated the Bulgarians,
Deutsch: Er lehnte das Angebobt eines Bündnisses zwischen dem osmanischen Reich und Rumänien ab. In der Folge wurde Bulgarien ein enger Partner.
Quelle:
F.R. Bridge, From Sadowa to Sarajevo: the foreign policy of Austria-Hungary, 1866-1914 (1972) pp 338-39.
 
Laut engl. Wiki:
He turned down an Ottoman proposal for an alliance that would include Austria, Turkey and Romania. However his policies alienated the Bulgarians,
Deutsch: Er lehnte das Angebobt eines Bündnisses zwischen dem osmanischen Reich und Rumänien ab. In der Folge wurde Bulgarien ein enger Partner.

"Alienated" kommt von Alien, nicht von Ally und bedeutet entfremden.

Der ganze Satz auf Englisch lautet denn auch:

" However his policies alienated the Bulgarians, who turned instead to Russia and Serbia."

Alois Lexa von Aehrenthal - Wikipedia
 
Es hätte sicherlich welche haben können, wenn es bereit gewesen wäre seine Außenpolitik vollkommen neu auszurichten.
Für Großbritannien wäre Österreich wohl eher kein sinnvoller Bündnispartner gewesen.
Für Frankreich wäre es nur dann ein sinnvoller Bündnispartner gewesen, wenn es seine Balkanpolitik beendet und einen revanchistischen Kurs gegenüber Preußen-Deutschland eingeschlagen hätte.

Der Balkan war der einzige außenpolitische Spielplatz der Doppelmonarchie und hier eine Änderung zu erwarten, das wäre gleichbedeutend mit der Abdankung als Großmacht gewesen.
Und wie hätte Frankreich so ein Bündnis denn in Petersburg verkaufen sollen?
 
"Alienated" kommt von Alien, nicht von Ally und bedeutet entfremden.

Sorry, da war ich wohl etwas zu schnell :( Danke für den Hinweis, kann den Beitrag leider nicht mehr korrigieren.

Wann genau wurde dieser Vorschlag unterbreitet? Was war der exakte Inhalt des Angebotes der Pforte?

Gute Frage, ich gebe zu, ich hab es bei Wiki gelesen und ohne Prüfung hier eingepflegt. :(
Ich kann erst nach Dienstschluss mich auf die Suche machen.
 
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