Luigi Cadorna - Der Feldherr

Arnaud28

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Im Oktober erscheint m.W. das erste deutschsprachige Buch über Luigi Cadorna.
Autor ist Marco Mondini. Ähnlich wie Foch oder Conrad war auch er ein Kind seiner Zeit.
So hatte er auch Werke im Vorfeld veröffentlicht, die sich mit den neuen Gegebenheiten der Kriegskunst auseinandersetzten und durchaus innovativ waren. Nach der Niederlage von Caporetto war er nicht mehr zu halten und wurde entlassen. Ich erinnere mich, dass Conrad ihn in seinen Memoiren als wenig innovativ angesehen hat, da sich die Angriffe und ihre Taktik immer sehr ähnelten.
Ich werde mir das Buch besorgen.

Der Feldherr

Cadorna hat sicherlich auch durch seine Disziplinarmaßnahmen heutzutage ein negatives Bild.
Aber, vor kurzem wurde Micele Favero verurteilt, da er Cadorna als Mörder in Posts auf Facebook bezeichnet hatte. Den Prozess hatte ein entfernter Verwandter von Cadorna angestrengt und gewonnen.
Favero muss jetzt 10.000,--€ an den Neffen von Cadorna zahlen und seine Posts löschen.

Padova, diede dell’assassino a Cadorna: deve risarcire il nipote

Wer sich hierzu interessiert, dem sei auch der Film "Bataillon der Verlorenen" zu empfehlen. Der Anti-Kriegsfilm von 1970 greift die Thematik auf.
Bataillon der Verlorenen – Wikipedia
 
Es gibt ja verschiedene Gerüchte um Cadorna.
Ein Gerücht besagt, dass er Bestrafungen aus der Zeit der Römer eingeführt haben soll.
So soll er bei Misserfolgen immer den jeweils Zehnten einer Abteilung hingerichtet haben, um die Gefolgschaft der Truppe zu sichern. Der Begriff für diese Vorgehensweise ist Dezimation.
Dezimation – Wikipedia
 
Es gibt eine Reihe von Militärs des 1. Weltkriegs, die durch Sturheit und Inkompetenz den Tod zahlreicher Menschen zu verschulden oder mit zu verschulden hatten. Douglass Haig, Robert Nivelle , Erich von Falkenhayn und andere wurden heftig kritisiert für Fehlentscheidungen. Luigi Cadorna war das beste Beispiel dafür, dass in einem hierarchisierten Apparat jeder die höchste Stufe seiner Inkompetenz erreicht.

Luigi Cadorna reiht sich ein in eine Reihe von Militärs, die gedanklich und ideologisch noch fest in der Welt der Kabinettskriege und der Kriegführung des 19. Jahrhunderts verwurzelt waren, und bis zuletzt nicht kapieren konnten, dass die Stahlgewitter des Weltkriegs diese Kriegführung längst zu einem Anachronismus gemacht hatten.

Worin sich Cadorna von anderen inkompetenten, beratungsresistenten Kommandeuren unterschied, das waren die Terrorbefehle gegen die eigenen Truppen. Kaum jemand hat unter den Kommandeuren des 1. Weltkriegs so wenig Mitgefühl gezeigt, wie Luigi Cadorna. Es kam im Frühjahr 1917 zu Meutereien in der französischen Armee. Bei der Niederschlagung wurden beteiligte Truppen teilweise dezimiert, es wurden nach dem Zufallsprinzip "Sündenböcke" ausgewählt, und es kam zu einer Reihe von Todesurteilen. Davon wurde in der französischen Armee aber nur ein Bruchteil der Strafen tatsächlich vollstreckt.

Philippe Petain hörte sich aber auch Beschwerden der Truppe an, er ließ Misstände beseitigen, es wurde der Sold erhöht, es wurden Urlaubsgesuche gewährt. Davon war in der italienischen Armee keine Rede.

Die Italiener waren auf chemische Kampfmittel wie das neuartige Blaukreuz (Clark) nicht vorbereitet. Der Zusammenbruch der Front geschah u. a. auch deshalb, weil Cadorna es versäumt hatte, Reserven im rückwärtigen Raum bereit zu stellen. Die Verluste der Italiener betrugen ein Mehrfaches, der österreichischen Verluste.

Die Dezimation war schon in der Antike sehr selten praktiziert worden. Dergleichen im 20. Jahrhundert wieder zu reanimieren, war barbarisch.
Cadorna weigerte sich, die Verantwortung für eigene Fehler zu übernehmen, statt dessen verwies er die Verantwortung an die Soldaten zurück. In der Antike gab es wenige Schreibtischtäter.

Manche Militärs, denen es an Fortune fehltte, stützten sich bei mangelnder Fortune ins Schwert. Samurai wählten den Seppuko, für Führungskräfte, denen etwas schiefging, lag bei den Osmanen die seidene Schnur bereit.

Wohlgemerkt die seidene Schnur, der Seppuko das war für Führungskräfte, die versagten.

Die eigenen Soldaten umzubringen, wenn sie keine Heldentaten 1. Klasse zeigen, ist schlechter Stil: Wenn Cadorna sich einen guten Plan hätte ausdenken können, wäre das nicht nötig gewesen.
 
Zu den klugen Ausführungen von Turgot über Italien:
Der springende Punkt ist der, das Italien gleichzeitig mit seinen Verbündeten Berlin und Wien auf der einen Seite und mit der Entente, also Paris und London, auf der andern Seite, in London verhandelte, um den Preis nach oben zu treiben. Ein anderen Sinn dürfte dies wohl kaum gehabt haben.
(....).

möchte ich an dieser Stelle noch einen weiteren Punkt aufgreifen.
Auf verschiedenen italienischen Seiten wird immer wieder das Gerücht aufgegriffen, dass Cadorna nur rangekommen ist, weil man seinen Vorgänger Alberto Pollio erledigt hätte. Pollio wäre gegen einen Krieg gegen Österreich-Ungarn gewesen und hatte wohl auch eine Frau aus Österreich.
Habt ihr davon mal was gehört?
 
dass Cadorna nur rangekommen ist, weil man seinen Vorgänger Alberto Pollio erledigt hätte.

Giovanni d'Angelo, ein 2021 verstorbener italienischer Historiker und Neffe des Obersten Vincenzo Traniello, einem Begleiter Pollios bei dessen Tod in Turin, schrieb 2009 das Buch "La strana morte del Tenente Generale Alberto Pollio" (Der seltsame Tod des Generalleutnants Aberto Pollio). Darin vermutete er, dass Pollio vergiftet wurde. Er verdächtigte Frankreich als Drahtzieher.

Gemäß anderer Literatur war dies der offizielle Ablauf von Pollios Tod:
Am 29. Juni 1914 reiste Pollio mit Oberst Traniello nach Turin und sei noch bester Gesundheit gewesen und hätte mit großem Appetit gegessen.
Während des Besuchs bei der Truppe in der Nähe des Lago Maggiore am 30. Juni bei großer Hitze klagte er über Fieberschauer und ging zurück ins Hotel in Turin.
In der Nacht zum 1. Juli um 02:30 Uhr fühlte er Brustschmerzen und ließ den Arzt rufen. Der Arzt diagnostizierte Magenbeschwerden und verabreichte eine Morphiumspritze.
Irgendwann in den Morgenstunden starb er. Als offizielle Todesursache wurde Herzlähmung festgestellt.

Ich kann das medizinisch nicht bewerten. Zweifellos trug d'Angelo einiges wertvolles Material zur Person Pollios und der Machtverhältnisse innerhalb Italiens zu seiner Zeit zusammen, doch Beweise für eine Ermordung sehe ich keine. Er scheint mir auch der Erste und Einzige zu sein, der solche Vorwürfe machte.
Hier ein längeres Interview mit ihm auf italienisch. Kann mich nicht überzeugen.
http://www.archiviostorico.info/int...lberto-pollio-intervista-con-giovanni-dangelo
 
Ich habe das Buch über Cadorna durchgelesen. Es ist wirklich zu empfehlen.
Der Schwerpunkt liegt hier weniger auf Details zu militärischen Dingen. Der Charakter von Cadorna wird aber gut herausgearbeitet. Er war halt ein Kind seiner Zeit.
 
Ein ergreifender Film, der mir in Erinnerung geblieben ist.
Gruss, muheijo

ein Gute Film, wie WK1 war und auch Italienische Heer war und ist traurig noch heute.

Cadorna wurde ein hart General aber einfach eraber er war einfach zu alt, sah nie eine schlacht, ausgenommen Porta Pia am 20.09.1870.

Er war kein Sadiker, aber zu sehr an alten Taktiken hängend und kein Mann wie General Diaz, der Männer kannte.

Cadorna hatte einen strengen Geist, ging seinen Männern aus dem Weg, war aber nicht so schüchtern wie Vittorio Emanuele III

Fehler gehörten sicherlich zu seinen Taten, zum Beispiel der langsame Vormarsch zum Isonzo im Mai 1915, die Dummheit der eigenen Generäle oder die Faulheit einiger, die Wochen vor der Südtirol-Offensive behaupteten, Schützengräben zu haben, und das waren nur Linien auf Karten, aber nicht im wirklichen Leben .


Badoglio, ein Opportunist, machte bei Caporetto mehrere Fehler, hatte aber nie Probleme, auch nach 1918 mit seinen Verbrechen in Afrika.

übrigens als italiener mit liebe zu seinem land, und dem treffen von egoistischen und korrupten menschen (in ischia haben sie überall gebaut, um das gesetz zu umgehen, jetzt weinen sie für die opfer, ein trauriges ereignis um den vesuv, wenn er ausbricht)

Ich behaupte das nur mit harten manieren in italien kann man regieren die Italien liebten und ihm alles gaben, als Falcone, Borsellino und Dalla Chiesa getötet wurden

Ich habe auch im Alltag versucht, die Korruption zu bekämpfen, aber ich wurde gemobbt und ausgegrenzt (ich habe zu viele Probleme gemacht)

Cadorna zu beurteilen, ohne die italienische Gesellschaft zu kennen, ist einfach.

Vielleicht habe ich 1915 Mitleid mit einfachen Bauern, aber heute gibt es kein Mitleid
 
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