Riothamus
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Der größte Witz ist, dass Tacitus in der Germania so eine Art mustergültige Verfassung für alle Stämme zwischen Rhein und Wechsel ausmalt, aber in den Annalen erzählt er von Cheruskern wieder was ganz anderes.
Wo schildert Tacitus denn eine "Art mustergültige Verfassung"? Er erwähnt Erscheinungen quasi als Schlagworte, die sich in seiner Moralpredigt an seine römischen Mitbürger gut nutzen lassen, macht aber auch klar, dass es Unterschiede, z.B. auch klare Monarchien gab. Widersprüche sind nur da, wenn er als juristischer Fachtext gelesen wird statt als eine als ethnographische Schrift firmierende moralpolitische Schrift, die der Kritik bedarf.
Eine gemischte Verfassung galt als Ideal. Und so fällt eben seine Hauptbeschreibung aus. Dazu kommt natürlich seine notorisch ungenaue und dem literarischen Ideal unterworfene Ausdrucksweise.
Aber die genannten Ämter und Institutionen treten tatsächlich immer wieder in unterschiedlicher Zusammenstellung und Gewichtung auf, was Tacitus soweit bestätigt, wie es nach Art der Quelle möglich ist, nämlich in dem Sinne, dass es Bestandteile 'germanischer' Verfassungen sind. Das habe ich auch versucht auszudrücken: "Er bleibt aber so vage, undeutlich und widersprüchlich, dass viel hineingelesen werden kann."
PS: Ich hasse die Autokorrektur.