Industralisierung und Demokratie irgendein Zusammenhang in Bezug auf Deutschland?

A

Algaro

Gast
Hallo,

ich hab leider die Leitfrage: Inwiefern beschleunigte die Industralisierung die Demokratie in Deutschland. Die Gliederung soll ich schon nächste Woche vorzeigen. Ich sehe einfach keinen Zusammenhang.. Könntet ihr mir vielleicht Tipps geben, wonach ich zuerst schauen sollte, um möglicherweise den Zusammehang zu verstehen.. Also eine Art kleine Gliederung für mich, um da etwas Licht ins Dunkle zu bringen.
 
Überleg Dir mal, welche Auswirkungen die Industrialisierung auf die Bevölkerung hatte, welche Veränderungen dort im 19. Jhdt eintraten. Welche Entwicklung ergab sich in den Schichten der Bevölkerung?

Wenn Du da ansetzt, sollte die Bevölkerungsentwicklung mit politischen Entwicklungen abgeglichen werden. Welche Positionen findest Du in den sich entwicklenden Schichten der Bevölkerung?
 
Wo solll ich beginnen? Ich habe mich informiert und der Zeitraum 1815-1919 scheint wichtig zu sein. Doch ich kann doch kein ganzes Jahrhundert vortragen.. Bin echt am Verzweifeln... Ich habe maximal 30 Minuten zum Vortragen. Ich brauche Hilfe von Profis, Hilfe von euch. Welchen Zeitraum würdet ihr mir empfehlen? Wenn es nicht zu viel ist, könnt ihr mir noch eine Links schicken? 1815-1849 erfahre ich noch etwas über die Industrialisierung und ihre Auswirkungen auf die Menschen und die Politik, aber ab dann nicht mehr so wirklich.
 
Natürlich musst du nicht ein ganzes Jahrhundert nacherzählen. Du musst dir die wichtigsten Stationen von 1815 - 1919 herausfiltern.
Da du glaubst, dass du nach 1849 nicht mehr viel findest, schau mal nach Harkort, Krupp, Bismarcks Sozialistengesetze etc. oder Slogans wie "Alles für den Arbeiter, nichts durch den Arbeiter". Schau dir die Geschichte der SPD und die des Liberalismus in Dtld. an.
 
Ich habe einige Daten herausgefiltert und würde gerne eure Meinung dazu hören:
1814/1815: Wiener Kongress und Deutsche Bundesakte
1817: im Oktober Wartburgfest – Treffen der deutschen Burschenschafte
1819: im September Karlsbader Beschlüsse – Verbot der Burschenschaften – Beginn der Demagogenverfolgungen
1834: Deutscher Zollverein
1835: im Dezember Jungfernfahrt der ersten deutsch Eisenbahn (Nürnberg – Fürth)
1844: Weberaufstand in Schlesien
1847: Am 12. September trafen sich im Gasthaus Salmen die "Entschiedenen Freunde der Verfassung“ und verabschiedeten die "Forderungen des Volkes in Baden". Sie formulierten damit das erste demokratische Programm Deutschlands.
1849: Scheitern der Revolution
1863: Gründung des „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins“
1869: Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
1863: Gründung des „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins“
1869: Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
1870/1871: Deutsch-Französischer Krieg
1871: im Januar Kaiserproklamation Wilhelms I. in Versailles
1875: Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, seit 1890 SPD
1878: Sozialistengesetz „wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“. Seit 1883 Sozialgesetze Bismarcks, als erstes Gesetz im Juni die Krankenversicherung der Arbeiter.
1888: Kaiser Wilhelm II.
1890: im März Entlassung Bismarcks
1914: Beginn des Ersten Weltkrieges
1918: im Oktober Matrosenaufstände
1918: am 9. November Abdankung des Kaisers – Ausrufung der Republik
1919: im Januar Wahlen zur Nationalversammlung – Frauenwahlrecht - Friedrich Ebert erster Reichspräsident
1919: im August - Die Weimarer Verfassung tritt in Kraft

Was kann ich ruhig weglassen und was sollte auf keinen Fall fehlen?

Danke!

Entnommen aus: Demokratiegeschichte Zeitstrahl - Straße der Demokratie
 
Bei 30 Minuten Vortragszeit wäre es auf jeden Fall sinnvoll, wenn Du nach einem kurzen Überblick die These an einem oder zwei Beispielen etwas näher erläutern würdest. So könntest Du etwa den Aufstieg der SPD und der Arbeiterschaft und die Stärkung bestimmter bildungs- und besitzbürgerlicher Schichten (die jeweils auf ihre Weise für die industrielle Produktion wichtig gewesen sind) mit der noch stark von "altem Adel" dominierten politischen Führungsschicht des Kaiserreiches kontrastieren. Demokratisierung war für diese "neuen", von der industriellen Produktion lebenden Gesellschafsschichten dadurch auch eine Chance, selbst politischen Einfluss zu gewinnen.
 
Ich habe einige Daten herausgefiltert und würde gerne eure Meinung dazu hören:
1814/1815: Wiener Kongress und Deutsche Bundesakte
1817: im Oktober Wartburgfest – Treffen der deutschen Burschenschafte
1819: im September Karlsbader Beschlüsse – Verbot der Burschenschaften – Beginn der Demagogenverfolgungen
1834: Deutscher Zollverein
1835: im Dezember Jungfernfahrt der ersten deutsch Eisenbahn (Nürnberg – Fürth)
1844: Weberaufstand in Schlesien
1847: Am 12. September trafen sich im Gasthaus Salmen die "Entschiedenen Freunde der Verfassung“ und verabschiedeten die "Forderungen des Volkes in Baden". Sie formulierten damit das erste demokratische Programm Deutschlands.
1849: Scheitern der Revolution
1863: Gründung des „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins“
1869: Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
1863: Gründung des „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins“
1869: Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
1870/1871: Deutsch-Französischer Krieg
1871: im Januar Kaiserproklamation Wilhelms I. in Versailles
1875: Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, seit 1890 SPD
1878: Sozialistengesetz „wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“. Seit 1883 Sozialgesetze Bismarcks, als erstes Gesetz im Juni die Krankenversicherung der Arbeiter.
1888: Kaiser Wilhelm II.
1890: im März Entlassung Bismarcks
1914: Beginn des Ersten Weltkrieges
1918: im Oktober Matrosenaufstände
1918: am 9. November Abdankung des Kaisers – Ausrufung der Republik
1919: im Januar Wahlen zur Nationalversammlung – Frauenwahlrecht - Friedrich Ebert erster Reichspräsident
1919: im August - Die Weimarer Verfassung tritt in Kraft

Was kann ich ruhig weglassen und was sollte auf keinen Fall fehlen?
Das ist ja zunächst einmal eine völlig willkürliche Zusammenstellung von Daten; du solltest deine Ausgangsfrage mehr in den Blick nehmen. Sicherlich die Hälfte von dem, was du da in deiner Liste hast, hat mit dem Thema allenfalls über zwei Ecken was zu tun.
 
Was hälst Du davon, sich auch mal mit den Lebensbedingungen, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt als Arbeiter und Angestellter zu beschäftigen. Und wichtig ist meines Erachtens der Unterschied zwischen Arbeitern und Angestellten. Der ist heute fast nicht mehr wahrnehmbar, der Unterschied.
 
Das ist ja zunächst einmal eine völlig willkürliche Zusammenstellung von Daten; du solltest deine Ausgangsfrage mehr in den Blick nehmen. Sicherlich die Hälfte von dem, was du da in deiner Liste hast, hat mit dem Thema allenfalls über zwei Ecken was zu tun.


Dem kann man nur zustimmen.

Zur Gliederung:

Prämisse
Es standen drei Kräfte für die demokratische Umgestaltung in Deutschland
- der Liberalismus
- der politische Katholizismus
- die Sozialdemokratie

Diese Positionen sind kurz darzustellen und warum die politischen Forderungen aus diesen drei Gruppierungen die Demokratisierung im Deutschen Reich vorangebracht haben.

Quantitativ am bedeutendsten wurde die Sozialdemokratie.

Eventuell noch die entsprechenden Widerstände aus dem konservativen monarchischen Umfeld ansprechen.

Die zentrale Argumentation benötigt 3 Schaubilder oder Statistiken

- Die Zunahme der industriellen Produktion im DR
- Das Anwachsen des Anteils derArbeiterschaft
- Die Zunahme der Stimmen der SPD bei den Reichstagswahlen bis 1912

Alle drei Entwicklungen laufen in die gleiche Richtung und stiegen kontinuierlich an. Die Daten müßten im Kocka & Ritter (Hg) Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch Band II (1870-1914) vorhanden sein. Und das sollte sogar in einer durchschnittlichen Schulbibiliothek aufzufinden sein. Alternativ finden sich in Wehler: Deutsche Gesellschafts- Geschichte 1849 - 1914 eine Vielzahl an Statistiken, die brauchbar sind.

Insofern ging die SPD von einem "Automatismus" aus, dass durch die Zunahme der Arbeiterschaft, der SPD die zwangsläufige historische Mission zufallen würde, die deutsche Gesellschaft zu demokratisieren und sozial gerecht zu gestalten.

Diese "historische Mission" hat sich versucht im Rahmen einer gewerkschaftlich orientierten revisionistischen Politik nach 1917 praktisch umzusetzen.

Die SPD war, zusammen mit den anderen demokratischen Parteien erfolgreich, demokratische Strukturen und Prozesse zu implementieren.

Sie war ebenso erfolgreich in Kooperation mit den Gewerkschaften in der Weimarer Republik eines der modernsten Sozialsysteme weltweit zu etablieren.

Sie ist am konsequenten und destruktiven Widerstand der deutschnationalen, monarchischen Kräfte in Kooperation mit den Nationalsozialisten gescheitert. Und auch aufgrund der Verweigerung durch die deutsche KP, die den Weisungen der Comintern (Stalin) folgte.





https://books.google.de/books?id=a3...=deutsches reich amtliche statistiken&f=false
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo soll ich beginnen? ...

Mit der Industrialisierung.
Die setzt ca. 1800 ein und ab da knallt die Kurve hoch. Bevölkerungsgröße, Einkommen, Lesekompetenz, alles vervielfacht sich.

Der Adel, als bisher herrschende Klasse, ist nicht mehr in der Lage aus eigenen Reihen ausreichend Personal zu rekrutieren um die neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu erschließen.
Und auch bei den nun entstehenden Massenheeren kann nicht mehr jeder wichtige Posten mit der ersten Garnitur der Allerhöchstdurchlauchtesten besetzt werden.
Ganz allgemein kann man sagen, dass die Industrialisierung unvermeidlich die alte Ordnung in Frage stellte.

Vielleicht wär das ein guter Start.

P.S.: die Gliederung ist nicht so wichtig, und die Geschichtsnote auch nicht.
;)
 
Hallo erneut,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Nun habe ich mir überlegt, nicht alles anzuschauen, sondern eine ganz bestimmte Schicht: Die Arbeiterschicht. Ich möchte auch nicht alle Merkmale der Demokratie einbeziehen, sondern nur Wahlen und Grundrechte. Also wie die Arbeiterschicht die Entwicklung der Strukturen (Wahlen, Grundrechte) der Demokratie beeinflussten.

Welche Ereignisse wären nennenswert? Die Arbeiterverbrüderung, die Bildung von Gewerkschaften usw.. Was findet ihr besonders nennenswert? Und könnt ihr mir zu diesem Thema Bücher empfehlen? Morgen geht es nämlich in die Bibliothek.
 
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