Klimageschichte

1824
postuliert Fourier den Treibhauseffekt. [1]
Er vergleicht die berechnete Temperatur der Erde mit der tatsächlichen und kommt zu dem Schluß, dass die Erde zu warm sei für das angewandte Modell (Stahlungsbilanz - Sonneneinstrahlung versus Rückstrahlung des Planeten). Es also etwas geben müsse was die Rückstrahlung hemmt, und dies müsse die Atmosphäre sein.

1859
Tyndall untersucht die Absorbtion verschiedener Gase im Zusammenhang verschiedener Wellenlängen.
„Tyndall's experiments also showed that molecules of water vapor, carbon dioxide, and ozone are the best absorbers of heat radiation“
Jetzt kennt man den Treibhauseffekt tatsächlich,
denn die Richtigkeit von Fouriers Rechnungen wird durch Messwerte grundsätzlich gestützt. Es gibt Bestandteile in der Atmosphäre die, selbst bei geringer Konzentration, die Rückstrahlung des Planeten behindern.

1896

veröffentlicht Svante Arrhenius „On the Influene of Carbon Acid“ (so nennt er CO2).
1903 erhält den Nobelpreis für Chemie, allerdings nicht dafür.
(Er ist Schwede und denkt wärmer wär besser :D.)

Mein Einstieg für den Beitrag:
[1] http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Other/rahmstorf_forschung_spezial_energie_2010.pdf
 
Zaphod, kannst Du präzisieren, was an dieser wissenschaftlichen Debatte und ihrem Konsens emotionalisiert sein soll?

Wie komplex sich die Feststellung und Bewertung der empirischen Fakten darstellt, zeigt sich wenig emotionalisiert am neusten Beitrag für die MWP/LIA für Ozeanien, eine wesentlicher Aspekt zur Frage der Globalität der Schwankungen und ihrer Kausalketten:

Temperatures in Oceania have risen by 0.5–1 °C over the past 100 years, resulting in significant retreat of New Zealand’s glaciers as an example. To better understand natural and anthropogenic contributions to this warming process, the observed climatic change must be placed in a longer-term palaeotemperature context. Of interest is the Medieval Climate Anomaly (MCA, 1000–1200 AD), a recognized period of natural pre-industrial climate change, associated with marked temperature and hydroclimatic variability that is best known from the Northern Hemisphere. Temperature reconstructions for Oceania were traditionally based on two classical tree ring series. Here, we enlarge the Oceania reference data set with another 13 published temperature reconstructions from SE Australia, New Zealand, and West Papua. These are based on a variety of proxy types and help to geographically and methodologically augment the regional palaeoclimate database. The proxy series have been thoroughly compared and the MCA trends palaeoclimatologically mapped. Ten out of the 15 sites show a relatively warm MCA, compared to the last 1500 years, with warming generally occurring in the envelope period 900–1500 AD. In some sites of SE Australia and at the west coast of New Zealand’s South Island, warming appears to be delayed by 200–300 years. The end of the medieval warming at around 1500 AD occurred about two centuries later than on most other continents, suggesting a possible interhemispheric climate lag mechanism possibly involving deep-water circulation. Likely drivers for the medieval warming in Oceania are atmospheric-ocean cycles such as the Southern Annular Mode and El Niño-Southern Oscillation, in combination with solar activity changes. MCA palaeotemperature data are still lacking for large parts of Oceania, namely the arid and tropical parts of Australia, Micronesia, central and northern Polynesia, as well as central and eastern Melanesia, highlighting the need for future research.

The Medieval Climate Anomaly in Oceania

download Vorab-Publikation
https://tspace.library.utoronto.ca/bitstream/1807/96717/1/er-2019-0012.pdf
 
Ergänzung: für Ostasien
East Asian warm season temperature variations over the past two millennia

We find a rather warm period during the first two centuries CE, followed by a multi-century long cooling period and again a warm interval covering the 900–1200 CE period (Medieval Climate Anomaly, MCA). The interval from 1450 to 1850 CE (Little Ice Age, LIA) was characterized by cooler conditions and the last 150 years are characterized by a continuous warming until recent times. Our results also suggest that the 1990s were likely the warmest decade in at least 1200 years. The comparison between an ensemble of climate model simulations and our summer reconstructions since 850 CE shows good agreement and an important role of internal variability and external forcing on multi-decadal time-scales.

Artikel aus der Nature, scientific Reports, frei verfügbar.
 
Wobei noch anzumerken wäre, dass der große Unterschied zwischen historischen Warmzeiten und unserer Situation im derzeit sehr hohen und weiter massiv ansteigenden CO2-Gehalt der Erdatmosphäre besteht, unter anderem bedingt durch eine um Größenordnungen höhere Weltbevölkerung. Im vergangenen Jahr wurden hier Werte gemessen, wie es sie wohl seit mindestens 3 Millionen Jahren nicht mehr gegeben hat.

https://www.spiegel.de/wissenschaft...icht-historischen-hoechststand-a-1267384.html
 
Wobei noch anzumerken wäre, dass der große Unterschied zwischen historischen Warmzeiten und unserer Situation im derzeit sehr hohen und weiter massiv ansteigenden CO2-Gehalt der Erdatmosphäre besteht
Das ist der wesentliche Punkt.
2535_203_co2-graph-021116-1280px.jpg

Die Grafik ist 3 Jahre alt und der "current level" ist nicht mehr bei 400 ppm sondern geht auf die 420 zu.
 
silesia dazu eine Anmerkung.

So wie ich es verstehe ist HFC ein Ersatz für FCKW/CKW, welche Rahmen des Montreal Abkommens von 1987 ziemlich erfolgreich gebannt wurden.
Die beiden letztgenannten sind zwar ebenfalls sehr starke Treibhausgase,
gerieten aber durch ihre zerstörende Wirkung auf die Ozonschicht (Ozonloch) in das Zentrum internationaler Aufmerksamkeit.

Das handling dieses Problems ist das Beispiel erfolgreicher globaler Problembehandlung.
(Der Fred S. - zudem "Spezialist" für unnötigen Nichtraucherschutz, sauren Regen, globale Erwärmung, nebst Vulkanausbrüchen, Lobbyarbeit und Umweltschutzverschwörungen, sah das natürlich anders .. )

HFC wurde, obzwar Ozon nur gering abbauend, aufgrund der ungewöhnlich hohen Potenz als Treibhausgas erst 2016 ebenfalls in das Montreal Abkommen einbezogen.
Diese Potenz ergibt sich insbesondere aus der langanhaltenden Wirkung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anmerkungen zum verlinkten Spiegelartikel:
Dass man mit " mehr als 27.000 Messungen an Baumringen von 147 Eichen das "Klima" rekonstruieren könne, kann wohl nur der Spiegelredaktion ("Wissenschaftsabteilung :D) plausibel erscheinen.
Auch die dargestellte Kurve ist nicht plausibel, denn die Mittelwertbildung scheint ja nicht zeitlich unabhängig zu sein, sondern sich zur Gegenwart hin mit höherer Auflösung zu akzentuieren.
Aber gut.
Zu den stabilen Isotopen von C und O.
Sauerstoff hat zwei stabile Isotope: O16 und O18. Deren Verhältnisse lassen Rückschlüsse auf die globale Temperatur zu. Wie gut dabei die zeitliche Auflösung ist, wäre eine interessante Frage.
Und ganz neu ist ja das was der Spiegel berichtet nicht.
So wie ich es verstehe, wurde die Baumringanalyse über die Dickenbestimmung und die C14-Analyse erweitert durch die O16/O18 Analyse.
Kohlenstoff hat zwei stabile Isotope: C12 und C13.
Wie das geht verstehe ich nicht. Aber vielleicht findet jemand was heraus.
 
Was hier bisher geschrieben wurde, ist wichtig und interessant, aber der letzte Beitrag ist jetzt ein Jahr alt, und deshalb erlaube ich mir, mal etwas Anderes, in engerem Sinn Historisches im Thread Klimageschichte zu schreiben. Es gibt ja einige bekannte Beispiele dafür, wie Klimaveränderungen den Gang der Geschichte beeinflusst haben. So wird die Expansion des Römischen Reiches Richtung Norden mit einer Wärmeperiode bis etwa 200 n. Chr. in Verbindung gebracht, und die Klimaabkühlung danach soll das Reich in seiner Widerstandskraft zurzeit der Völkerwanderung geschwächt haben.
Vielleicht gibt es einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Klimawandel und räumlicher Verschiebung von Zivilisationen. Die sind ja an die vor Ort herrschenden Klimaverhältnisse angepasst. Wird es wärmer, dann verrutscht in unserer nördlichen Hemisphäre der Raum, in dem es diese Verhältnisse gibt, nach Norden. Die Zivilisationen tendieren dann dazu, sich in diese Richtung auszudehnen. Das Gegenteil gilt für Abkühlungsphasen. Das heißt, dass sich nach 200 n.Chr. die barbarischen Verbände, wenn sie sich nach Süden bewegten, anders als die Reichsbevölkerung (oder die Reichsarmee) weniger an das jetzt kühlere Klima anpassen mussten, was zum Erfolg der Barbaren beigetragen haben mag. Anderes Beispiel: Während der kleinen Eiszeit im 17. und 18. Jahrhundert expandierten zwei Staaten, in denen es schon zuvor ziemlich kalt war, in wärmere Regionen: Schweden und Russland; weniger, würde ich denken, weil da jemand dem unwirtlichen Klima entfloh, sondern weil man mit den niedrigeren Temperaturen in Mitteleuropa (oder in der Ukraine) ganz gut umgehen konnte, vielleicht besser als die Menschen vor Ort.
 
Während der kleinen Eiszeit im 17. und 18. Jahrhundert expandierten zwei Staaten, in denen es schon zuvor ziemlich kalt war, in wärmere Regionen:
Im 17. und 18. Jahrhundert expandierte aber auch Frankreich - z.B. Louis XIV. Reunionspolitik in Europa. Die Vereinigung von England und Schottland fällt in diese Zeit und damit verbunden auch eine Expansion nicht nur in Übersee (Gibraltar, Menorca). Diese Expansionen kann man nicht damit erklären, dass Frankreich und Großbritannien besser mit der kleinen Eiszeit zurechtkamen als andere Staaten.
 
Vielleicht gibt es einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Klimawandel und räumlicher Verschiebung von Zivilisationen. Die sind ja an die vor Ort herrschenden Klimaverhältnisse angepasst. Wird es wärmer, dann verrutscht in unserer nördlichen Hemisphäre der Raum, in dem es diese Verhältnisse gibt, nach Norden. Die Zivilisationen tendieren dann dazu, sich in diese Richtung auszudehnen. Das Gegenteil gilt für Abkühlungsphasen. Das heißt, dass sich nach 200 n.Chr. die barbarischen Verbände, wenn sie sich nach Süden bewegten, anders als die Reichsbevölkerung (oder die Reichsarmee) weniger an das jetzt kühlere Klima anpassen mussten, was zum Erfolg der Barbaren beigetragen haben mag. Anderes Beispiel: Während der kleinen Eiszeit im 17. und 18. Jahrhundert expandierten zwei Staaten, in denen es schon zuvor ziemlich kalt war, in wärmere Regionen: Schweden und Russland; weniger, würde ich denken, weil da jemand dem unwirtlichen Klima entfloh, sondern weil man mit den niedrigeren Temperaturen in Mitteleuropa (oder in der Ukraine) ganz gut umgehen konnte, vielleicht besser als die Menschen vor Ort.
Russland expandierte aber vor allem nach Sibirien, wo es in zunehmendem Maße auch Kolonisten ansiedelte. Schweden verleibte sich zwar die dänischen Besitzungen in Südschweden und ein paar Gebiete in Norddeutschland sowie rund um die Ostsee ein, aber damit ging keine große Bevölkerungsverschiebung einher, die Schweden wanderten also nicht im großen Stil aus ihrer angestammten Heimat nach Süden.
Umgekehrt ließen sich im 17. und 18. Jhdt. englische und französische Kolonisten in Kanada nieder.

Was die Antike anbelangt, drängten laufend "barbarische Verbände" nach Süden. Man vergesse nicht die Vorstöße der Kelten nach Italien und Griechenland im 5.-3. Jhdt. v. Chr. oder noch früher der Kimmerier nach Kleinasien. Die Kimbern, Ambronen und Teutonen wanderten bereits im 2. Jhdt. v. Chr. nach Süden.
 
Diese Expansionen kann man nicht damit erklären, dass Frankreich und Großbritannien besser mit der kleinen Eiszeit zurechtkamen als andere Staaten.
Ich habe Clemens anders verstanden: Also nicht, dass Imperien expandierten, denen es besonders gut ging, sondern solche, die aufgrund von Kälte-Perioden nach Süden oder Hitze-Perioden nach Norden drängten.
Auch, wenn ich überzeugt bin, dass einzelne Klimaereignisse tatsächlich Effekte auf die Politik hatten - etwa der Ausbruch des Laki 1784 mit seinen Klimafolgen die französische Revolution beschleunigte (nicht auslöste!) - so würde ich doch meinen, dass Clemens‘ These trotzdem einer Überprüfung nicht standhält. Erste Hinweise hat Ravenik gegeben. Aber wenn Klimawandel zu Ernteausfällen und Hunger führt, dann muss man damit rechnen, dass das politische Folgen hat.
 
Natürlich kann man das meiste, was im 17. Jahrhundert geschah, nicht mit dem Klimawandel erklären.
Russland expandierte aber vor allem nach Sibirien, wo es in zunehmendem Maße auch Kolonisten ansiedelte. Schweden verleibte sich zwar die dänischen Besitzungen in Südschweden und ein paar Gebiete in Norddeutschland sowie rund um die Ostsee ein, aber damit ging keine große Bevölkerungsverschiebung einher, die Schweden wanderten also nicht im großen Stil aus ihrer angestammten Heimat nach Süden.
Umgekehrt ließen sich im 17. und 18. Jhdt. englische und französische Kolonisten in Kanada nieder.

Was die Antike anbelangt, drängten laufend "barbarische Verbände" nach Süden. Man vergesse nicht die Vorstöße der Kelten nach Italien und Griechenland im 5.-3. Jhdt. v. Chr. oder noch früher der Kimmerier nach Kleinasien. Die Kimbern, Ambronen und Teutonen wanderten bereits im 2. Jhdt. v. Chr. nach Süden.
Was Russland betrifft: Die Expansion nach Osten spielte sich doch eher im Bereich zwischen südlichen Steppen und nördlichen Wäldern ab, ging also, vermute ich, im Wesentlichen nicht in kältere Gebiete, die dem russischen Reich dann freilich auch in den Schoß fielen. (Man müsste auch mal schauen, ob es da im 17. Jahrhundert überhaupt kälter wurde. Wie ich im Thread gelesen habe, trat die kleine Eiszeit ja nicht gleichzeitig in allen Weltregionen auf.)
Schweden: Da geht es nicht um Migration, sondern darum, wie sich die schwedischen Truppen in Mitteleuropa behaupten konnten. Ähnlich in der Antike: Die Mittelmeergebiete waren natürlich aus nordischer Sicht immer attraktiv, aber behaupten konnten sich die Verbände aus dem Norden erst, als das Klima ein bisschen weniger mediterran wurde.
 
Die Mittelmeergebiete waren natürlich aus nordischer Sicht immer attraktiv, aber behaupten konnten sich die Verbände aus dem Norden erst, als das Klima ein bisschen weniger mediterran wurde.
Hm, das klingt ziemlich monokausal, meinst du nicht? Erinnert so ein wenig an die These vom Christentum als Grund für das Ende des Imperium Romanum oder an schleichende Bleivergiftung der Römer durch Rohre.
 
Monokausal soll das nicht verstanden werden. Hat aber, finde ich, eine gewisse Logik. Das Klima dürfte auch unausweichlichere Folgen gehabt haben als die Bleirohre, und es ist, anders als das Christentum, nicht ein in hohem Maße endogen bestimmter Teil des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses, sondern ein echter exogener Schock.
 
Monokausal soll das nicht verstanden werden. Hat aber, finde ich, eine gewisse Logik.
Finde ich auch. Der kleinen Eiszeit haben wir z.B. die standardisierten Wetterbeobachtungen zu verdanken.

Nach mehreren wiederkehrenden von der Witterung verursachten Missernten und der damit verbundenen Teuerungen, hat der Kurfürst Karl-Theodor 1780 die Societas Meteorologica Palatina, auch Mannheimer Meteorologische Gesellschaft genannt, gegründet und damit den Grundstock für standardisierten Wetterbeobachtungen gelegt – noch heute wird Wetter zu festen Stunden, den sog. Mannheimer Stunden beobachtet. Damit wurden erste Vorhersagen möglich, die nicht auf sog. Bauernregeln basierten, sondern auf exakten Daten.
 
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