Ritter und Wappner <- Unterschiede

Frank123

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Ritter (mittelhochdeutsch: rîtære, rîter, riter, ritter) ist ursprünglich die Bezeichnung für die wehrhaften, schwer gerüsteten, berittenen Krieger des europäischen Mittelalters (etwa die Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert).

Der Wappner hingegen war ein Adliger, Ritterbürtiger, Erwachsener (aber noch nicht zum Ritter geschlagener) oder ein mit dem Schwert umgürteter mittelalterlicher Krieger, oder ein Edelmann (Mann von Adel).

Aufgrund ihrer relativ hohen Bildung und der von den jeweiligen Landesherren verliehenen Herrschaftsrechten, bildeten diese Ritter und Wappner eine eigene Gesellschaftsschicht.

Ritter und Wappner wohnten als Burgmannen in Burgen oder befestigten massiven Steinhäusern, den Kasernen der damaligen Zeit.

  • Gibt es noch weitere Unterschiede zwischen einem Ritter und einem Wappner, außer dem oben aufgezeigten?
  • In alten Urkunden ist auch ab und zu von Wappener die Rede. Handelt es sich hierbei auch um einen Wappner, nur andres geschrieben oder um Jemanden, der die Wappner ausrüstet (eventuell vergleichbar wie mit einem Sattler?)
 
Kaiser Friedrich Barbarossa stand eines Morgens auf und befahl eine berühmte Urkunde aufzusetzen. Darin unterschied er recht genau zwischen Rittern, Wappnern und Wappenern. Weshalb du nur die berühmte Urkunde Sapientia Technocrati im Netz suchen musst.

Nein, ernsthaft: Das ist keine Chemie hier. Wenn du weiter so technokratisch denkst, kannst du die Antwort und das gesamte Mittelalter nicht verstehen. Das war eine Zeit von Widersprüchen, die aber nicht als solche gesehen wurden. Außerdem waren alle diese Erscheinungen nicht statisch. Du musst nach einer genauen Zeit und Region fragen.

Du musst auch immer Unterscheiden, was damals unter den Begriffen verstanden wurde und welche tatsächliche Erscheinung wir heute beschreiben.

Und sosehr es dich stören mag: Auch ein Ritter war ein Wappener. Das sind die Bewaffneten die nach der damaligen Ideologie bewaffnet sein durften; die, die tüchtig zum Waffendienst sind.

(Für das Fürstbistum Paderborn sind 1444 110 Wappener aus 47 adeligen Familien genannt, worunter keine 10 Ritter waren. In den vorangehenden Jahren sollen über 60 weitere Familien ausgestorben sein. Wir wissen, dass einige davon nur umgezogen oder ins Bürgertum abgesunken sind. In der Tat hatte aber auch die Pest ihre Beulen im Spiel. Die Namen der an ihr in den damals vorangegangenen beiden Pestwellen verstorbenen Paderborner Adligen sind überliefert. Siehe Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts – Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen. (=Friedrich Gerhard Hohmann: Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte.) Paderborn 2013. Lagers versucht darin -auf moderner Grundlage- auch Begriffsbestimmungen zum niederen Adel.)
 
Ja, Wappener ist der umfassendere Begriff. In der Regel waren aber auch die Edelknechte beritten. Ursprünglich kommt Ritter von 'reiten' - es ging ja ursprünglich um Reiterkrieger -, lateinisch wird er im Mittelalter aber einfach als 'miles' (ursprüngl.: Soldat, eigentlich: Fußsoldat im Mannschaftsrang) bezeichnet. (Schließlich mussten aber viele Ritter schon deshalb zu Fuß kämpfen, weil in einem Krieg irgendwann nicht mehr genügend schwere ausgebildete Pferde zur Verfügung standen.) Es ging aber auch genauso, wenn nicht mehr, um die Kultur und ein entsprechendes ritterliches Leben.

Ein Ritter musste zum Ritter geschlagen werden und als Ritter leben. Wurde jemand zum Ritter geschlagen und lebte nicht einem Ritter angemessen, galt er wieder als Edelknecht. Denn der Ritterschlag war nicht so schwierig zu erlangen. Zwar wurde das Recht zum Ritterschlag immer mehr auf Fürsten und Könige eingeschränkt, doch gab es auch den Herrschern Prestige, viele Männer bei Festen zu Rittern geschlagen zu haben und auch auf dem Schlachtfeld geschah dies häufig.

Doch als Ritter zu leben kostete eine Menge Geld. Zunächst war da die Ritterfeier auszurichten. Dazu musste der ganze Adel des Umlands geladen werden. War das noch eine einmalige Ausgabe, kamen dann ein entsprechender Lebensstandard, die Haltung und Ausbildung einer genügenden Anzahl von Pferden entsprechender Qualität (sowohl Schlachtross als auch Reisepferde und Transporttiere), die Annahme eines Pagen und und eines Knappen, die Beschäftigung von Dienern und Waffenknechten, die Rittersteuer, dem Rang eines Ritters angemessene Geschenke (durchaus mal ein zugerittenes Pferd für einen Fürsten), die Teilnahme an Festen, Repräsentation und so weiter.

Das konnte sich im Spätmittelalter längst nicht mehr jeder Adeliger leisten. Selbst begüterten Sippen gelang es nicht immer, in jeder Generation einen Angehörigen als Ritter leben zu lassen. Die Herren von Hörde zu Boke waren so reich, dass sie dem Paderborner Bischof soviel Geld leihen konnten, dass sie längere Zeit das Amt Neuhaus und damit einen großen Teil des heutigen Kreises Paderborn als Pfand besaßen. Dennoch ließen sie sich im späten 15. und 16. Jahrhundert nur in Ausnahmefällen zu Rittern schlagen, weil das Kosten-Nutzen-Verhältnis als nicht so gut erschien. Leisten hätten sie es sich können.

Was die Pferde betrifft: Das kam natürlich darauf an. Kam ein Ritter einige Zeit nicht an ein passendes Pferd, blieb er dennoch Ritter. Konnte er sich dauerhaft keines leisten, ohne das eine Änderung abzusehen war, eher nicht. War er aber entsprechend angesehen, wurde vielleicht lange darüber hinweggesehen. War er als Fußknecht nach einer Schlacht zum Ritter geschlagen, sicher nicht. Ja, wahrscheinlich wurde dann geradezu erwartet, dass er diese Würde nach der Siegesfeier aufgab und wieder sein einfaches Leben führte, ohne als Edelknecht zu leben. Wie gesagt: Das sind alles keine sauberen Definitionen gewesen, auch wenn heute manche Bücher versuchen, solche anzugeben.
 
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