Ich habe mich auf den Terminus bezogen. Selbst wenn das nicht der Fall wäre sagt die Verwendung eines Wortes in der Alltagssprache rein gar nichts über seine Modernität und seine wissenschaftlichen Hintergründe aus.
Und unreflektierten Gebrauch von Sprache kann man nur feststellen. Er sagt nichts über einen Begriff aus. Selbst die Vorstellungen dahinter können nicht immer benannt werden.
Völlig richtig.
Und dieses Thema dreht sich um die historische Betrachtung des Rassebegriffs, naturwissenschaftlich wie politisch.
Dazu sind verschiedene Ebenen auseinander zu halten.
Was in der Alltagssprache von Lieschen Müller oder Hans Dampf unter Rasse verstanden wird, ist für die wissenschaftliche Verwendung völlig unerheblich.
Wenn - umgekehrt - in der Forschung "race" als soziologischer Cluster (und teilweise als subcluster von Ethnien) umstritten diskutiert wird und Verwendung fand oder findet, ist das kein Hinweis, die Präsenz des Rassebegriffs historisch in alltäglichen oder politischen Erscheinungsformen zu erklären. Selbstverständlich ist das schon gar kein Ansatz, ihn für akzeptabel zu halten. Insoweit bestehen auch international keine Unterschiede.
[losgelöst von Mashenkas Erzählung:] Wenn man sich die vielen Diskussionsseiten hier im Forum und weiter oben anschaut, sind zwei Linien bemerkenswert:
Unsicherheiten, Unschärfen, Dispute, Debatten in der Wissenschaft wurden und werden benutzt, um eine alltägliche Verwendung zu rechtfertigen.
Die alltägliche Verwendung des Rassebegriffs wurde und wird mit Phänotypen in Verbindung gebracht, und dann mit wissenschaftlichen Diskussionen kombiniert über populationsgenetische Abweichungen oder Spannbreiten. Die "breite Wahrnehmung" über "abweichendes Ausssehen" wird auf angebliche Deckung mit der wissenschaftlichen Debatte geschoben. Beides hat nichts miteinander zu tun.
Nochmals zur "Allgemeinebene": die Frage stellt sich, warum Menschen solche "cluster" offenbar intuitiv bilden, verwenden, darauf und davon "angesprochen" werden.
"Rasse", Fremde, Andere, Gruppenbildung etc. sind offensichtlich im Denken verhaftet. Naheliegend ist weiter, ein solches Denken auf mehr oder weniger bei Menschen ausgeprägte Xenophobie zu beziehen. Soziologen und Anthropologen erweitern solche Fragen in unterschiedliche Richtungen:
- evolutorisch könnte man Xenophobie als Kehrseite der starken Fixierung auf die wahrgenommene "eigene Gruppe", Stamm, etc. sehen. Platt gesagt stärkt diese Fixierung das eigene Rudel, stärkt die eigene Organisation im Überlebenskampf, reduziert im Extrem vielleicht sogar die Bedeutung des Überlebens des Einzelnen zu Gunsten der Gruppe. *
- erzeugt dies Assimilierungsdruck der Gruppe gegen Einzelne?
- begründet es Anpassungsverhalten und stärkt es Anpassungsstrategien des Einzelnen auf die Gruppe?
- was passiert mit solchen "menschlichen Prägungen" oder Fixierungen auf Cluster, wenn es um größere Einheiten (Organisationen, bis hin zu "Nationen") geht?
Hier wird dann der alltägliche Umgang und die alltägliche Verwendung von Kategorien oder "Schubladen" zum Forschungsobjekt.
* im Kontext von Gruppenverhalten/Gruppenidentitäten: Kooperation, Hierarchienbildung, Altruismus/Egoismus, Konfliktstrategien, Konstrukte von Identitäten zum Schutz und zur Verteilung von Ressourcen usw. usf.