Zerfall der UdSSR

Mal in ganz ganz großen Zügen: Der real gewordene Kommunismus konnte gar nichts anderes sein als eine „Modernisierungsdiktatur“ (C.F.v. Weizsäcker), die den osteuropäischen Staaten, vor allem Russland, später dann auch China, das Aufholen gegenüber dem Westen erleichtern sollte. Die russische Revolution reiht sich damit ein in verschiedene Versuche von Iwan Grosny über Peter I. bis zu den Reformen Alexanders II., Russland zu modernisieren und zu „verwestlichen“. Der Staat Lenins und Stalins war nichts als eine Fortsetzung der zaristischen Selbstherrschaft unter anderem Namen und mit einer anderen Ideologie. Im Falle einer erfolgreichen Politik und Wirtschaft wäre er letztendlich im Kapitalismus sans phrase angekommen und nirgendwo sonst.

Diese Modernisierung ist aus verschiedenen inneren und äußeren Gründen, von denen viele hier genannt wurden, gescheitert. In Ostasien verlief die Geschichte dagegen anders. Hier hatte Japan als erstes asiatisches Land vorgemacht, wie man mit dem Westen gleichziehen und ihm Paroli bieten konnte. Andere asiatische Gebiete folgten, mit größtem Erfolg dann China, indem es – auf den ersten Blick höchst merkwürdig, aber im Grunde nur folgerichtig – unter Führung einer kommunistischen Partei vom Staatskapitalismus zum fast lupenreinen Kapitalismus überging. Die chinesische Revolution war im Unterschied zur russischen erfolgreich und machte China zur Weltmacht.

Das Ergebnis ist nun, dass die Welt in vieler Hinsicht wieder dort steht, wo sie nach dem 2. Weltkrieg schon war. Russland, vom Westen abgestoßen, treibt seine unabhängige Machtpolitik und nähert sich mehr und mehr China an. Der Westen, also vor allem die USA, steht händeringend vor einem ihm gegenüber einigen und unabhängigen riesigen Asien und versucht verzweifelt irgendein „roll back“. Folgerichtig ist das, was heute läuft, größten Teils die Wiederkehr des kalten Krieges.
 
"warum ist sowjetrussland zusammengebrochen?"
Du meinst wohl eher die Sowjetunion.

Gruss Pelzer
 
Naja, umgangssprachlich wurde "Sowjetrussland" auch für die ganze Sowjetunion verwendet.

Aber es ist natürlich richtig, Russland selbst (die RSFSR) ist nicht zusammengebrochen. Einzelne Teilrepubliken wie Tatarstan und insbesondere Tschetschenien hätten sich zwar gerne davongemacht, aber daraus wurde (trotz einer vorübergehenden, international nicht anerkannten De-facto-Unabhängigkeit Tschetscheniens in den 90ern) nichts.
 
Da halte ich mich an Helmut.
Der sagte unlängst (als er noch lebte) sinngemäß: Gorbatschow schaute in seine Bücher und stellte fest, er ist Pleite.

Natürlich hatte der Bundeskanzler eine bessere Übersicht über die Sowjetunion als unsereins.

Aber unsereins nahm verschiedenes über die Jahre hinweg wahr und man wunderte sich über so manches.

Als ein Beispiel nenne ich mal die gigantischen Rüstungsausgaben. Und auch deren Weltraumprogramm.

Beides verschlang Unsummen an Rubel und volkswirtschaftliche Ressourcen. Nur ein Stichwort dazu: „Strategic Defense Initiative“.

Ein Diskussionspunkt in den 70iger war bei uns oft auch die sowjetische Landwirtschaft. Ich meine die Käufe von riesigen Mengen Getreide die unter Nikita und auch Leonid stattfanden. Uns erzählte man auch manches Mal mit einen Zeigerfinger auf den Lippen, die bezahlen das mit Gold. Na ja dachten wir, kann stimmen, denn die sibirischen Goldwäscherei werfen so einiges ab.
Uns verkaufte man damals die Schote, die UdSSR braucht dieses Getreide nicht für sich (Eigenbedarf) sondern hilft damit einigen Ländern der Dritten Welt.

Und so könnte man die einzelnen Zweige der Volkswirtschaft betrachten/durchgehen.

Man landet immer irgendwann bei den beiden Helmuts.

Den 1. hatte ich anfangs genannt und der 2. sagte einmal in einer Gesprächsrunde (ARD oder ZDF) sinngemäß (war glaube ich in den frühen 80igern): Die Sowjetunion ist in erster Linie Rohstoff-Exporteur.
Womit er recht hatte, denn z.B.: noch heute kommt die Wärme in unseren Wohnungen aus den Gasfeldern des Gebietes der Nenzen /sibirisches Völkchen
 
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Am Ende entscheidend war meiner Meinung nach die Politik von Boris Jelzin als Präsident der Russischen Sowjetrepublik im Jahr 1991, der sich direkt nach dem gescheiterten Augustputsch einen Machtkampf mit dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow lieferte, der im Verbot der Kommunistischen Partei und in der formellen Auflösung der Sowjet-Union zum Jahresende mündete.

Es hätte auch ganz laufen können, hätte der Russische Präsident nicht die Auflösung der Union vorangetrieben. Stattdessen hätte er auch versuchen können den Zerfall gewaltsam zu verhindern oder aber zumindest den verbliebenen Rest weiter als Sowjetunion betrachten können.
 
Die Zeit nach Ende der Gorbatschow – Ära war jedenfalls eine recht Turbulente Zeit.

Mit der Natur verglichen, sowas wie der „Saltstraumen“ bei Bodø/Norwegen. Norwegenangler wissen da Bescheid.

Ein Politiker den man schon vergessen hatte, spülte es nach oben.

Er erlangte Beliebtheit mit seinen Auftritt auf einen Panzer vor dem russischen Weißen Haus/Moskau anlässlich des August - Putsches 1991.

Mir persönlich kam Herr Jelzin immer so was Ähnliches wie ein Vorstandsvorsitzender eines pleite gegangen Konzern vor ;), der auch damit beschäftigt war der Welt zu erklären, der Wodka der Marke „Jelzin“ hat nichts mit ihn und seiner Familie zu tun, und sich bei seinem Abgang per Vertrag sicherte, man wird gegen ihn niemals gerichtlich ermittelt/vorgehen.

Wenn ich nach getaner Arbeit Abends mit Litauer oder auch Esten bei ein Glas Wein zusammen saß, erzählte man mir oft aus den Zeiten „Wie Litauen noch bei der RSFSR“ war und dies ohne romatischer Verklärung. So was allerdings habe ich im Lande von Herrn A. R. Lukashenko nie gehört.
 
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