Heinrich Heine über das Hambacher Fest im Vergleich zum Wartburgfest

holzkopf

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Guten Tag,
ich bin dabei, das Hambacher Fest mit dem Wartburgfest anhand eines Urteils von Heinrich Heine zu vergleichen... Heine verurteilt im Besonderen die Bücherverbrennung, bei der jüdische und auch reaktionäre Schriften verbrannt wurden. Kann mir einer bei dieser Äußerung weiterhelfen?
nat
[...] Im Bierkeller zu Göttingen mußte ich einst bewundern, mit welcher Gründlichkeit meine altdeutschen Freunde [Teilnehmer des Wartburgfests] die Proskriptionslisten anfertigten, für den Tag, wo sie zur Herrschaft gelangen würden. Wer nur im siebenten Glied von einem Franzosen, Juden oder Slawen abstammte, ward zum Exil verurteilt. Wer nur im mindesten etwas gegen Jahn oder überhaupt gegen altdeutsche Lächerlichkeiten geschrieben hatte, konnte sich auf den Tod gefaßt machen, [...]. Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit, daß man ganz ernsthaft debattierte, ob man einen gewissen Berliner Schriftsteller, der sich im ersten Bande seines Werkes gegen die Turnkunst ausgesprochen hatte, bereits auf die erwähnte Proskriptionsliste setzen dürfe: denn der letzte Band seines Buches sei noch nicht erschienen, und in diesem letzten Bande könne der Autor vielleicht Dinge sagen, die den inkriminierten Äußerungen des ersten Bandes eine ganz andere Bedeutung erteilen.

Wer ist im fett markierten Bereich eurer Meinung nach gemeint?
Laut der Zeitschrift Isis (Nr. 195) aus dem Jahr 1817, die in enzyklopädischer Form die verbrannten Gegenstände auflistet, könnten folgende Personen gemeint sein:

Franz Daniel Friedrich Wadzeck, Joachim Gottfried Wilhelm Scheerer, Georg Friedrich Willibald Ferdinand von Coelln

Hat jemand eine Idee oder einen Hinweis? Ich würde mich freuen!
Liebe Grüße.
 
Ist zwar ein wenig Zeit seit der Fragestellung vergangen.
Habe diese Frage erst jetzt bemerkt. Die Frage finde ich recht interessant.

Erstmal zum Fremdwort -> Proskriptionliste -> Ächtungsliste

Zeitlich:
· Wartburgfest, 4. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, Oktober 1817,
· Hambacherfest, Mai – Juni 1832.

Die Namen die Sie nennen sind ja relativ unbekannt.
Ich könnte mir vorstellen dass H. Heine da einen bekannten Schriftsteller meint.
Ich würde da 2 Namen favorisiere:

1. August von Kotzebue (1761 – Ermordung 1819).

Er wurde wohl vom Burschenschaftsmitglied Karl Ludwig Sand in Mannheim ermordet.
August von Kotzebue war zwischen 1803 und 1806 in Weimar und auch in Berlin.
Er griff auch die Deutsche Burschenschaft und Turnerbünde als Brutstätten der Revolution an. Turnvater Jahn verspottete er und er verhöhnte die Ideale der Deutschen Nationalbewegung.
Auf dem Wartburgfest 1817 wurde sein Werk „Geschichte des Deutschen Reiches“ mit verbrannt.

2. E.T.A Hoffmann (1776 Königsberg – 1822 Berlin).

· 1814 – Hoffmann tritt in den preußischen Staatsdienst.
· 1816 – Hoffmann wird zum Kammergerichtsrat ernannt.
· 1819 – Hoffmann wird in die Untersuchungskommission „zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ berufen. Es ging dabei gegen Mitglieder der verbotenen Burschenschaft und Turmbewegung und auch gegen Turnvater Jahn.

· Möglicherweise ist da sein Werk „Meister Floh“ gemeint.
 
Heine war im Wintersemester 1819/20 in Göttingen. In dieser Zeit müsste von dem Berliner Schriftsteller der erste Teil eines Werkes erschienen sein, aber noch nicht der zweite.
 
Hoffmann halte ich für sehr unwahrscheinlich. Er bekam ja selbst Ärger mit seinem Dienstherrn, weil er nicht scharf genug gegen die "Burschen" vorging und "Meister Floh" gehörte auch zu dieser Unbotmäßigkeit..

Ich halte es für höchstwahrscheinlich, dass Kotzebues „Geschichte des Deutschen Reiches“ gemeint ist, die unvollendet blieb.
 
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