Siedlungsgebiet der Quaden

Da sind wir wieder bei dem Punkt, was wir mit diesen vielen Namen anfangen sollen, die in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts alle schön als "Stämme" geführt und sauber voneinander abgegrenzt werden.
Diese Abgrenzungen werden aber doch in den letzten Jahren mehr und mehr in Zweifel gezogen.

Oben genannter Hunimund etwa soll Quade und Suebe sein, vielleicht auch Skire, sein Sohn Agilulf dagegen Suebe und Warne, und gleichzeitig der Stammvater des bajuwarischen Herrscherhauses.

Vermutlich bedürfen diese Stammesnamen einer neuen Zuordnung. "Sueben" etwa könnte eine Bezeichnung für in den Krieg ziehendes Jungvolk gewesen sein, unabhängig von der ursprünglich "Stammeszugehörigkeit".
Ähnliches wie bei den Franken am Rhein, wo sich zunächst Kriegerverbände der Gruppierungen in der Germania für Beutezüge unter dem Namen "Franken" zusammenschlossen, eventuell aber zur Ernte in die Heimat zurückkehrten, und erst im Laufe der Entwicklung "Franken" zu einer Art Volksbezeichnung wurde. Ähnliches gilt möglicherweise für "Sueben" oder "Alemannen" und diverse andere Gruppen auch.

Tacitus unterschied wenn er von "gentis" spricht nicht unbedingt zwischen Stämmen, Gefolgschaften oder Beutegemeinschaften.
Ich tue mich mit deinen Ausführungen etwas schwer. Auf der einen Seite denke ich "ja, genau", aber auf der andern schüttest du mir das Kind zu sehr mit dem Bade aus.
Natürlich sind in der Vergangenheit die Völkerschaften allzu statisch wahrgenommmen worden und man muss die Zugehörigkeit zu Stämmen wahrscheinlich viel lockerer sehen. Nichtsdestotrotz basierten solche Stämme zunächst einmal auf Verwandtschaftsverhältnissen und werden irgendwie auch politische Größen gewesen sein. Dies ganz in Abrede zu stellen, ist mir zu relativistisch. Relativieren wir also nach Maß.
 
Nichtsdestotrotz basierten solche Stämme zunächst einmal auf Verwandtschaftsverhältnissen und werden irgendwie auch politische Größen gewesen sein. Dies ganz in Abrede zu stellen, ist mir zu relativistisch.

Das stelle ich ja gar nicht in Abrede. Nur wissen wir bei den vielen Namen nicht, oder nur in den seltensten Fällen, was dahintersteckt. War man etwa "Quade" aus Verwandtschaftsverhältnis und "Suebe" (Schweifender), wenn man sich die Haare zum Zopf knotete und mit den anderen auf Beutetour ging? Oder war es umgekehrt?
In den meisten Fällen ist unsere Quellenlage da viel zu dünn und die Römer viel zu wenig an den genauen Strukturen interessiert, als das wir da heute wirklich eine Aussage zu treffen könnten.
 
"Sueben" etwa könnte eine Bezeichnung für in den Krieg ziehendes Jungvolk gewesen sein, unabhängig von der ursprünglich "Stammeszugehörigkeit".

Welche Hinweise gibt es hierfür?


Ähnliches wie bei den Franken am Rhein, wo sich zunächst Kriegerverbände der Gruppierungen in der Germania für Beutezüge unter dem Namen "Franken" zusammenschlossen, eventuell aber zur Ernte in die Heimat zurückkehrten, und erst im Laufe der Entwicklung "Franken" zu einer Art Volksbezeichnung wurde. Ähnliches gilt möglicherweise für "Sueben" oder "Alemannen" und diverse andere Gruppen auch.

Und hierfür auch? Gibt es Beispiele anderer gentes, bei denen sich die Stammesbezeichnung genau in dieser Art entwickelt hat, oder warum diese These?
 
Welche Hinweise gibt es hierfür?
Ich weiß nicht, ob das noch Stand der Dinge ist (könnt' ich natürlich überprüfen ;)), aber die Sueben/Schweben wurden zumindest in der Vergangenheit als 'die (umher) Schweifenden' interpretiert. Das könnte für diese Interpretation sprechen. Andererseits scheinen sie sowohl am Rhein, als auch in der Hispania als Stammesverband, also als ethnische Größe wahrgenommen worden zu sein und sich selbst auch so wahrgenommen haben.
 
Ich beziehe mich auf Mischa Meiers Werk über die Völkerwanderung, wo er zumindest den Franken eine solche Entwicklung zuschreibt. Es scheint zumindest eine recht plausible Erklärung für das plötzliche Auftauchen von Großverbänden mit prestigeträchtigem Namen.
Man könnte auch noch die Sachsen anführen, die zunächst als Piraten an der Kanalküste auftauchen. Erst später scheint sich der Name auch für die "daheimgebliebenen" durchgesetzt zu haben.
 
Bei den Sachsen wird ja im FMA, z.B. bei Widukind, die Namensherkunft vom sahs, einem einschneidigen Schwert abgeleitet. Ich meine mal gelesen zu haben, dass das von fachwissenschaftlicher Seite (im Hoops? = RGA) als Pseudoetymologie abgetan wird.
 
Ich weiß nicht, ob das noch Stand der Dinge ist (könnt' ich natürlich überprüfen ;)), aber die Sueben/Schweben wurden zumindest in der Vergangenheit als 'die (umher) Schweifenden' interpretiert
Also im Online- Wörterbuch "germ_s " für das Protogermanische ( das wäre die Sprachstufe, die im ersten vorchristlichen Jahrhundert gesprochen und falls der caesarische Begriff aus dem germanischen übernommen worden wäre) steht für "umherschweifen" der Begriff "swaipa-, *swaipaz". Nun müsste man zuerst schauen, ob das latinisierte "Suebi" den Regeln der lateinischen Übertragung für den protogermanischen Begriff in deren Deklinationssystem entspricht. Dann würde es aus linguistischer Sicht erstmal Sinn machen.

Bei den Sachsen wird ja im FMA, z.B. bei Widukind, die Namensherkunft vom sahs, einem einschneidigen Schwert abgeleitet. Ich meine mal gelesen zu haben, dass das von fachwissenschaftlicher Seite (im Hoops? = RGA) als Pseudoetymologie abgetan wird.
Auch das Annolied gibt diese Etymologie wieder. Ist allerdings noch später als Widukind (11. Jahrhundert). ich habe jetzt einmal nach einer breiten Kritik an dieser Etymologie gesucht, dazu aber nichts gefunden. Darüber hinaus war schon im Frühmittelalter sowohl bei den Angelsachsen, als auch im Althochdeutschen der Name der Sachsen mit dem der Waffe identisch. Althochdeutsch "Sachso = Sachse. Sachs = das Sax"; Altenglisch: "west-seaxe"," suþ-seaxe"usw.... "seax" = "das Sax".
 
Zuletzt bearbeitet:
Also im Online- Wörterbuch "germ_s " für das Protogermanische ( das wäre die Sprachstufe, die im ersten vorchristlichen Jahrhundert gesprochen und falls der caesarische Begriff aus dem germanischen übernommen worden wäre) steht für "umherschweifen" der Begriff "swaipa-, *swaipaz".

Dann wäre *Suaepi zu erwarten, nicht Suebi oder gar Suevi.

Häufig wird ein Zusammenhang mit folgendem Etymon angenommen:

*swa, *swē, germ.?, Adj.: nhd. eigen, selbst; ne. own (Adj.), oneself; Q.: PN (4. Jh.); E.: s. idg. *se-, Adv., Pron., abseits, getrennt, für sich, sich, Pokorny 882; L.: Falk/Torp 543; Son.: Reichert, Lexikon der altgermanischen Namen 2, 1990, 618 (Suomari?)

Also gewissermaßen "die eigenen Leute".
 
Ptolemäus kennt auch einen Fluss "Suebos". Welchen heutigen Fluss Ptolemäus gemeint haben könnte, ist umstritten. Ich denke aber, es ist naheliegend, dass die Volksgruppe nach diesem Fluss benannt wurde - jedenfalls bedarf es für diese etymologische Herleitung nur wenig Phantasie.

Die Bennung nach dem Fluss bedeutet natürlich nicht, dass alle Sueben wirklich von jenem Fluss irgendwo im heutigen Ostdeutschland oder Polen zu Völkerwanderung aufgebrochen ist. Die Fiktion einer gemeinsamen Herkunft und Urheimt würde schon ausreichen, um eine Benennung nach dem Fluss Suebos zu begründen.

(Homophonie und Homonymie sind hier natürlich auch nicht ausgeschlossen.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben