Interessant ist bei Tacitus folgende Mitteilung: "...auch Rüstungen (spolia) von der Niederlage des Varus wurden daher getragen, die den meisten von denen, die sich hier ergaben, als Beute zugefallen waren." (Tac. Ann. I-57)
Das ist ein klarer Widerspruch zur Opfertheorie Kalkrieses. Die Rüstungen waren viel zu wertvoll, um diese zu "opfern".
In der Varusschlacht dürften um die 15.000 Menschen umgekommen oder in Gefangenschaft geraten sein. Vielleicht ein paar tausend mehr oder ein paar tausend weniger. Da dürften genug Rüstungen zur Verfügung gestanden haben, um auch mal ein paar zu opfern (das richtige Argument von Xander jetzt mal bewusst ignoriert). Dass man eine unbekannte Menge
n an Rüstungen aus der Varusschlacht bei Segestes und seinen Leuten fand, besagt nichts darüber, wie man mit der Gesamtmenge erbeuteter Rüstungen verfuhr.
Selbst in der keltischen Münzprägung finden wir kein Tropaeum - die ersten waren die Griechen, dann die Römer. Warum sollte ein fremder, noch zudem verhasster Kult, übernommen worden sein???
Die keltische Münzprägung ist doch einigermaßen abstrakt, sie imitiert zunächst die griechisch-makedonische Münzprägung, aber die bildlichen Darstellungen lösen sich gerne mal auf, man kann den Abstraktionsprozess z.T. sogar nachverfolgen. Zu argumentieren, die Kelten hätten keine Tropäen gekannt, weil das auf ihren Münzen nicht abgebildet sei ist etwas seltsam. Als wäre nur das, was auf Münzen abgebildet ist, real. (Ich rede im Übrigen nicht über keltische Tropäen, sondern nur über die Argumentation, warum es sie nicht gegeben habe.)
Archäologisch lassen sich diese sogar in Oberdorla (Tier- und Menschenopfer) nachweisen.
Was gegen die Opferthese spricht - es sei denn, wir hätten es mit einem Menschenopfer zu tun - ist, dass der Panzer offenbar nicht unbrauchbar gemacht wurde. Zudem sind Waffenopfer tatsächlich eher aus späteren Zeiten (Thorsberg, Illerup, Vimose, Illemose, Gundestrup(?)), etwa 200 Jahre nach der Varusschlacht belegt.
Da es ja Gegenstempel (CA 58, TIB 193) aus dem Tiberius-Horizont (10-12 n. Chr.) in Kalkriese gibt,
Werz datiert CA 58 1/2 auf 9 - 14, TIB 193 auf spätaugustäisch (welches er mit 4 n. Chr. ansetzt).
TIB 193/13 - 24 (in Kalkriese 1x) könnte also bereits während des
immensum bellum ausgegeben worden sein der auf Augustus verweisende CA 58 1/2 (ebenfalls nur einmal in K'riese) ist mit Werz bereits 9 anzusetzen, wenn die Datierung nicht auf einem Zirkelschluss basiert (Datierung 9,weil Fund in K'riese), dann ist gegen diese Münze in Kalkriese (vor der Hintergrund, dass man in K'riese die Varusschlacht sieht) nichts auszusetzen.
Ich tippe immer noch auf das Gefecht des Tiberius gegen die Brukterer, welches bei Sueton beschrieben wird und bei dem der Caesar knapp einer Niederlage entronnen ist. Das ist aber meine persönliche Einschätzung.
Eigentlich beschreibt Suteon, dass ein Brukterer sich Tiberius genähert habe, aber wegen seiner Nervosität aufgefallen sei und daher dann unter Folter zugab, dass er Tiberius habe ermorden wollen.