Linkshänder im dritten Reich

rrttdd

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Hallo,
ich habe mal gehört, dass Linkshänder früher überall als Charakterschwach, teilweise sogar als behindert galten. Deswegen wurden sie ja teilweise bis in die 1970er Jahre noch in der Schule auf rechts umgeschult.

Ich frage mich nun, welchen Stellenwert Linkshänder in der Diktatur des Dritten Reiches einnahmen. Das Regime war ja gegen alles, was als "abnorm" empfunden wurde. Körperlich eingeschränkte oder von der Gesellschaft als eingeschränkt wahrgenommene Personen standen schnell auf der Abschussliste. Das bekannteste Beispiel dürfte wohl die Aktion T4 sein. Dieser sollen ja teilweise sogar Veteranen des 1. Weltkrieges mit unbehandelter PTB zum Opfer gefallen sein.

Nach dieser Logik wäre es eigentlich nicht verwunderlich gewesen, wenn sich der NS-Terror irgendwann auch gegen Linkshänder gerichtet hätte. Ist dazu irgendetwas bekannt?

Dem unseligen Reichsführer SS Heinrich Himmler blieb es vorbehalten, in einem Atemzug Linkshänder und Homosexuelle zu verunglimpfen. 1935 gab er ein Machwerk in Auftrag, das den programmatischen Titel trug: „Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit einerseits und geistiger Verfassung der Homosexuellen andererseits“. Schließlich muss die linke Hand für mehrere Degradierungen herhalten, die auf der alten Zuordnung links = unten / rechts = oben basieren.]
Psychologie: Erfolgreiche Linkshänder strafen Vorurteile Lügen - WELT
 
Ich kann mich an Berichte von älteren Zeitzeugen erinnern, die als Linkshänder gezwungen wurden, rechts zu schreiben. Das setzte sich noch sehr lange nach dem Untergang des Dritten Reichs fort. Eine Ex-Freundin von mir, die 1965 geboren wurde, hatte solche Erfahrungen noch in ihrer Grundschulzeit erleben müssen und war dadurch schwer traumatisiert.

Diese Zustände änderten sich erst in den 1970er Jahren im Zuge der Reformpädagogik.
 
Bin ja 41. geboren.
Ich muss wohl eine Veranlagung zur Linkshänderei gehabt haben.

Ich erinnere mich da an den kleinen Löffel den ich als Kind hatte.
Man sagt wohl Stiel, Zunge und Laffe. An der Zunge war er rechtwinklig abgebogen.
Handwerkszeug (z.B.: Hammer, Säge wie Fuchsschwanz usw.) nehme ich noch heute in die linke Hand.
Schreiben erfolgte bei mir aber von Anbeginn an immer mit der rechten Hand.
 
Ich erinnere mich da an den kleinen Löffel den ich als Kind hatte.
Man sagt wohl Stiel, Zunge und Laffe. An der Zunge war er rechtwinklig abgebogen.
Handwerkszeug (z.B.: Hammer, Säge wie Fuchsschwanz usw.) nehme ich noch heute in die linke Hand.
Schreiben erfolgte bei mir aber von Anbeginn an immer mit der rechten Hand.

So, wie Dir, RalfM, geht es meinem Bruder (*1963) und meiner Freundin (*1973) auch noch.

hier mal ein Überblick über die Geschichte zur Linkshändigkeit:
Die Sache der Linkshänder zu Beginn des neuen Jahrtausends – Linkshänder-Beratung
 
Also ich habe mit meiner teilweisen Linkshändigkeit nie irgendwelche Probleme gehabt/empfunden.
Schreiben Rechts und handwerkliche Tätigkeit im überwiegend Maß links.
Klar, den Rechtshänder fällt sofort auf wenn man den Hammer links in der Hand hat und den Nagel rechts in der Hand.
Habe sogar mal mit meiner Linkshändigkeit in meinen damaligen Heimatkreis 1956 bei der GST die Schießmeisterschaften LG und KK gewonnen. Das war in der 8. Klasse.

Ich lese in den Link was zum Sonntag (Sonne scheinen).
Das Problem hatte ich nicht.
Bei mir hatten aber die Werktage einen speziellen Namen. :)
Montag = Robinsontag,
Dienstag = Heidekrauttag,
Mittwoch = Elektrikertag,
Donnerstag = Bassowtag (Bassow sowjetischer Neuerer – Erfinder des unfallfreien Arbeiten) und
Freitag, da waren zwei Uhrzeiten interessant, nämlich früh 8.00 Uhr und mittags 1.00 Uhr.
 
Hallo,
ich habe mal gehört, dass Linkshänder früher überall als Charakterschwach, teilweise sogar als behindert galten. Deswegen wurden sie ja teilweise bis in die 1970er Jahre noch in der Schule auf rechts umgeschult.

Ich frage mich nun, welchen Stellenwert Linkshänder in der Diktatur des Dritten Reiches einnahmen. Das Regime war ja gegen alles, was als "abnorm" empfunden wurde. Körperlich eingeschränkte oder von der Gesellschaft als eingeschränkt wahrgenommene Personen standen schnell auf der Abschussliste. Das bekannteste Beispiel dürfte wohl die Aktion T4 sein. Dieser sollen ja teilweise sogar Veteranen des 1. Weltkrieges mit unbehandelter PTB zum Opfer gefallen sein.

Nach dieser Logik wäre es eigentlich nicht verwunderlich gewesen, wenn sich der NS-Terror irgendwann auch gegen Linkshänder gerichtet hätte. Ist dazu irgendetwas bekannt?


Psychologie: Erfolgreiche Linkshänder strafen Vorurteile Lügen - WELT

Der "Vorteil" der Linkshänder,gegenüber den Homosexuellen, der sie gerettet hat, war, dass sie "umerzogen" werden konnten und wurden. Mit den Schwulen wird das zwar auch immer noch versucht, funktioniert aber nicht wirklich. Damit war die "Minderwertigkeit" behoben oder zumindest nicht mehr offensichtlich. Obwohl die Umerziehung nicht mehr erfolgt, hat sich die Vorstellung der Minderwertigkeit der Linkshändigkeit in der Sprache und im Alltagsleben erhalten.
Rechts und recht/richtig haben (nicht nur im Deutschen) denselben Ursprung und andererseits auch links, jemanden linken, linke Tour, linkisch. Von klein auf lernt man, einander zur Begrüßung die "schöne" oder "gute" rechte Hand zu geben. Auch für die römische und die bei ihnen geklaute "aufgehobene Rechte" der Nazis gilt das. Die bösen politischen Linken heben dagegen die linke Faust.
Scheren sind als Normalfall für Rechtshänder konsstruiert.
 
Ist die Sache mit den Linkshändern eigentlich eine reine deutsche Problematik, oder erst im 20. Jahrhundert aufgekommen?
Napoleon soll Linkshänder gewesen sein, seinerzeit anscheinend kein Problem...

Gruss, muheijo
 
Ich kann mich an Berichte von älteren Zeitzeugen erinnern, die als Linkshänder gezwungen wurden, rechts zu schreiben. Das setzte sich noch sehr lange nach dem Untergang des Dritten Reichs fort. Eine Ex-Freundin von mir, die 1965 geboren wurde, hatte solche Erfahrungen noch in ihrer Grundschulzeit erleben müssen und war dadurch schwer traumatisiert.

Diese Zustände änderten sich erst in den 1970er Jahren im Zuge der Reformpädagogik.
Wie auch Liborius meint: Das ist keine deutsche Spezialität und schon gar keine des Dritten Reiches. Ich selbst (Jahrgang 59, Schweiz) wurde in der Grundschule ebenfalls zum Rechtshänder getrimmt (allerdings glücklicherweise ohne diesbezügliches Trauma). Das Ergebnis: Heute kann ich nur rechts schreiben und nur links werfen.
 
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