Zeitzeugenberichte aus dem Osmanischen Reich?

Tenger

Neues Mitglied
Hallo. Ich suche Zeitzeugenberichte aus dem Osmanischen Reich. Zeitraum an sich egal jedoch bevorzugt ab dem 19. Jh. Dabei denke ich an Menschen die sowohl in dem Reich gelebt und etwas über ihren Alltag geschrieben haben als auch "Touristen" die dort evtl. länger geblieben sind und die Gesellschaft und den Alltag der Menschen beschrieben haben. Die Texte können auf Englisch, Deutsch oder Türkisch sein. Leider finde ich nichts über Google (oder ich suche falsch)

Lg Tenger
 
Lord Byron bereiste im frühen 19. Jhdt. das Osmanische Reich, vor allem Griechenland und Albanien, und verarbeitete seine Eindrücke in verschiedenen Werken, u. a. dem zweiten Gesang von "Childe Harold's Pilgrimage". (Hauptfigur des Werks ist zwar "Harold", aber Byron machte gar kein Hehl daraus, dass es sich dabei um sein Alter ego handelte und das Werk in wesentlichen Teilen autobiographisch war.) Von Interesse sind in diesem Zusammenhang auch die (von ihm verfassten) Anmerkungen zu verschiedenen Werken, die im Gebiet des Osmanischen Reichs spielten.

Helmuth von Moltke verfasste "Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839" über seine Erlebnisse im Osmanischen Reich.
 
Zunächst einige Quellen aus dem 16. Jhd

Salomon Schweigger – Wikipedia
Hans Dernschwam – Wikipedia
Johannes Schiltberger – Wikipedia

Für das 19. Jhd. gibt es bereits einen Faden hier im Forum:

1. Die Schriften (überwiegend Constantinopel) von Mary Wortley Montagu
2. Molla und Diplomat - Bericht des Ebu Sehil Numan Efendi über die österreichisch-osmanische Grenzziehung 1740/42
3. August Grisebach - Reise durch Rumelien (19 Jhd) (Botanik)
4. Francois Charles Hugues Laurent Pouqueville - Pouqueville's Reise (19Jhd)
5.
Helmuth von Moltke - Unter dem Halbmond. Erlebnisse in der alten Türkei 1835-1839
6. Carsten Niebuhr - Beschreibung von Arabien, Kopenhagen 1772; Reisebeschreibung nach Arabien und anderen umliegenden Ländern, 2 Bände, Kopenhagen 1774-1778; Band 3: *Reisen durch Syrien und Palästina, Hamburg 1837 .
7. Otto Blau - Kommerzielle Zustände Persiens. Berlin 1858.
8. Richard Francis Burton - Kommerzielle Zustände Persiens. Berlin 1858; Unexplored Syria (London 1872)
9. Agatha Christie, Mord im Orientexpress
10. Hermann von Pückler-Muskai, Fürst Pücklers orientalische Reisen
11. Julius Heinrich, Reisen im Orient
12. Charles Fellows, A Journal written during an excursion in Asia Minor, 1838
13. Ulrich Erker-Sonnabend, Orientalische Fremde, Berichte dt. Türkenreisender d. sp. 19. Jhd.
14. James Baker und Karl Emil Franzos, Die Türken in Europa, Reiseberichte Türkei und Balkan
15. Johann Ludwig Burckhardt, Reisen in Arabien; Bemerkungen über die Beduinen und Wahaby
16.
17. Ulrich Erker-Sonnabend, Das Lüften des Schleiers, die Orienterfahrung britischer Reisender in Ägypten und Arabien, ein Beitrag zum Reisebericht des 19. Jhd ( Als Quellenband )
18. Julius Euting, Tagebuch einer Reise in Inner-Arabien
19. Alastair Hamilton, Europe and the Arab World, five centuries of books by european scholars and trabellers ( Als Quellenband )
20. Thorklis Hansen, Reise nach Arabien, die Geschichte der königlich dänischen Jemen-Expedition 1761-1767
21. Leo Hirsch, Reisen in Süd-Arabien, Mahra-Land und Hadramut, 1892
22. Jean de La Roque, Viyage de l'arabie heureuse, les corsaires de saint-malo sur la route du café, 1708 - 1713
23. Heinrich von Maltzan, Meine Wallfahrt nach Mekka, 1860; Reise nach Südarabien, 1870
24. William Gifford Palgrace, Reise in Arabien, 1862
25. Lewis Pelly, Report on a journey to Riyadh in Central Arabie, 1865
26. George Forster Sadleir, Diary of a journey across Arabia, 1819
27. Georg August Wallin, Travels in Arabia, 1845 and 1848.
 
Zunächst einige Quellen aus dem 16. Jhd

Salomon Schweigger – Wikipedia
Hans Dernschwam – Wikipedia
Johannes Schiltberger – Wikipedia

Für das 19. Jhd. gibt es bereits einen Faden hier im Forum:
Zu der Liste finde ich bemerkenswert, das Joseph von Hammer Purgstall nicht vorkommt.

Problem ist, dass es allesamt Berichte "über" das osmanische Reich sind und nicht "aus dem".

Für diese innere Perspektive empfehle ich Ivo Andric. Zwar Schriftsteller des frühen 20. Jhdts, doch abgesehen davon, dass sein wunderbares Werk "Die Brücke über die Drina" den Literaturnobelpreis bekam, ein scharfsinniger Analytiker des 19. Jhdts in seiner balkanosmanischen Heimat. "Wesire und Konsuln" beschreibt aus 1. Hand das Katz und Maus Spiel der ausländischen Konsulare mit dem ansässigen Pascha in Travnik zu Beginn des 19. Jhdts (das an Stelle Sarajevos zum Verwaltungssitz wurde)

Beides unbedingt lesenswert für eine "Innenschau". Andric selbst bosnischer Kroate fällt auf durch seine gerechten Blickwinkel auf die verschiedenen positiven und negativen Aspekte der einzelnen Volksgruppen. Da werden nicht "die Eigenen" bevorzugt und die Türken verteufelt. Am Ende bekommen auch noch die Österreicher ihr Fett weg. Er hatte einen klaren Blick, das machte ihn besonders.

Elias Canetti gibt in den ersten Kapiteln von "Die gerettete Zunge" eine bemerkenswerte Schilderung seiner Kindheit im noch osmanischen Russe/Rustschuk (Bulgarien).

Kann die Kritik nicht ersparen, dass dieser Literaturfaden sich wie eine zynische Fortsetzung der Fremdbestimmung ausnimmt, deren Eruptionen wir via Erdogan bis heute erleben.
Lady Montagu......dafuq

Traklson, bitte stelle Dir einen Literaturfaden zur Beschreibung Deutschlands vor mit Peng Wuwei, Jean Croissant, Signora Tortellini, Joseph Cartwright, Oleg Prolotopov und EINEM vedammten Deutschen, wenns hoch kommt :) Ab in den Teesalon von Balmoral mit "Lady Montagu"......
 
Zuletzt bearbeitet:
Traklson, bitte stelle Dir einen Literaturfaden zur Beschreibung Deutschlands vor mit Peng Wuwei, Jean Croissant, Signora Tortellini, Joseph Cartwright, Oleg Prolotopov und EINEM vedammten Deutschen, wenns hoch kommt :) Ab in den Teesalon von Balmoral mit "Lady Montagu"......

1. wurde explizit auch nach Quellen externer Sicht gefragt.

2. Wo erheben diese drei Namen, wenn man da überhapt von einer "Liste" sprechen kann, irgendwo Anspruch auf Vollständigkei?

Daraus ein politisches Statement zu machen ist eine Frechheit.

Toller Einstand, so als erster Beitrag.
 
Reumütig zur Kenntnis genommen.

Ein "politisches statement" hatte ich allerdings nicht vor. Bis auf einen gewissen Widerwillen, Kulturen von Botschaftersgattinnen wie Lady Montagu erklärt zu bekommen. Was imo schon zu lange als selbstverständlich akzeptiert wurde.

Nicht "in dem Sinn" politisch gemeint sondern im Sinne eines allgemeinen Überdrusses, unsere Herkunft ständig von "da oben" erklärt zu bekommen. Das betrifft Moltke ganz genauso. Nicht ich bin politisch, sondern DAS WAR alles höchst politisch. Ich bedaure eben den Mangel an unpolitisch "Volksreisenden" und deren Perspektiven.
 
Hallo. Ich suche Zeitzeugenberichte aus dem Osmanischen Reich. Zeitraum an sich egal jedoch bevorzugt ab dem 19. Jh. Dabei denke ich an Menschen die sowohl in dem Reich gelebt und etwas über ihren Alltag geschrieben haben als auch "Touristen" die dort evtl. länger geblieben sind und die Gesellschaft und den Alltag der Menschen beschrieben haben. Die Texte können auf Englisch, Deutsch oder Türkisch sein. Leider finde ich nichts über Google (oder ich suche falsch)

Lg Tenger

Ich kann sehr empfehlen, einmal den Reisebericht des älteren Moltke über seine Zeit als Militärberater im Osmanischen Reich zu lesen. Es ist dieser Bericht sehr flüssig und amüsant geschrieben, und wenn ich mich nicht sehr täusche, gibt es das sogar als PDF-Datei im Internet. Ich bin ehrlich gesagt zu faul, das herauszusuchen, aber du müsstest das relativ leicht googeln können.
 
Ich kann sehr empfehlen, einmal den Reisebericht des älteren Moltke über seine Zeit als Militärberater im Osmanischen Reich zu lesen. Es ist dieser Bericht sehr flüssig und amüsant geschrieben, und wenn ich mich nicht sehr täusche, gibt es das sogar als PDF-Datei im Internet. Ich bin ehrlich gesagt zu faul, das herauszusuchen, aber du müsstest das relativ leicht googeln können.
Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839
 
Zurück
Oben