Drusus als Ortsnamensgeber

Nun gibts ja verschiedenste niederdeutsche Dialekte, im Rheinischen ist ja heute der Driß belegt.

Das rheinische Driss hat allerdings mit dem Druß eher nichts zu tun.

Ich nehm's zurück:

Etymology online schrieb:
dross (n.)
"dirt, dregs," Old English dros "the scum thrown off from metals in smelting," from Proto-Germanic *drohs- (cognates: Middle Dutch droes, Dutch droesem, Middle Low German dros, Old High German truosana, German Drusen "dregs, husks"), from PIE dher- (1) "to make muddy." Meaning "refuse, rubbish" is mid-15c.
 
Ich denke mal, Widersacher gabs auch schon vor dem Christentum, da gibts also auch einen "Bedeutungswandel" ...
 
Ich denke mal, Widersacher gabs auch schon vor dem Christentum, da gibts also auch einen "Bedeutungswandel" ...

Das Hebräische Sāṭān heißt 'Widersacher' (oder auch 'Ankläger'). Es ist ins Griechische entlehnt (Satanas) und lehnübersetzt (Diabolos) worden. Beide Formen haben sich in den europäischen Sprachen fortgesetzt, dabei aber ihren semantischen Inhalt verändert. Die griechische Lehnübersetzung hat den semantischen Inhalt natürlich im Griechischen noch erhalten, aber spätestens mit der Übernahme ins Lateinische ist dieser auch verloren gegangen und quasi zum Teufel geworden.
 
naja, gabs den Diabolus als Teufel bei den Griechen/Römern , oder ist das Wort nicht doch älter als das Christentum?
In der griechischen und römischen Mythologie gab es vor dem Christentum keine Gestalt, die man mit dem Teufel gleichsetzen könnte. Ihre Götter hatten alle mehr oder weniger gute und böse Eigenschaften, sodass eine rein negative Gegenfigur nicht gebraucht wurde.
Pan, der im Mittelalter Pate für die Teufelsfigur stand, war ebenfalls in der Antike keine böse, sondern eine eher etwas wollüstige Gestalt.
 
Es geht nicht um die Gestalt des Bösen sondern um das Wort, das es bezeichnet. Eine Bedeutungserweiterung mit anschließender Bedeutungsverschiebung.

Wenn "Dreck (im mythologisch-geistigem Sinn Drus war- erweitert um die Bedeutung Teufel und dann ohne die Bedeutung Dreck zu Teufel
Wie bei Diabolos=Widersacher- Widersacher Gottes-nur noch Teufel->hin zu Düwel als lateinisches Lehnwort

Damit hat dann Drusus im germanischen das Geschmäckle der dreckige, widerwärtige ...
Ohne das da schon der Teufel, Satan oder wer beteiligt ist

[mod]Drei Beiträge, 11. Sep. 2014, 21:52, 21:54, 22:04, zusammengeführt.

Galeotto, den Teufel des mittelalterlichen Christentums gabs nicht, aber "böse Geister/verfluchtes, verwunschenes"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Galeotto, den Teufel des mittelalterlichen Christentums gabs nicht, aber "böse Geister/verfluchtes, verwunschenes"
die Vorstellung vom Teufel scheint im Zuge der Germanenmission durchaus verbreitet worden zu sein, wie das Sächsisches Taufgelöbnis ? Wikipedia aus karolingischer Zeit zeigt.

interessant nebenbei für das Frühmittelalter ist die Verwendung von hailag und (ge)wiht (zeitweilig war "heilig" als pagan negativ konnotiert in Missionskreisen)
 
Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil.
Also, ich hatte Kontakt mit dem Besitzer des Feldes, an der Stelle der Bodenanomalie wurde über einen langen Zeitraum Strauchschnitt abgelagert. Organisches Material wird ja normalerweise nach dem Laserscan aus dem Digitalen Geländemodell herausgerechnet, aber hier hatte sich das Material wohl schon so verdichtet, dass dies nicht mehr möglich war. Auf den Boden als solchen hatte die jahrelange Lagerung wohl auch Auswirkungen, so dass die Stelle auch nach Entfernen des Strauchschnitts noch schwach als Bewuchsmerkmal zu erkennen ist.
Auch sollen an der Stelle Drusen gefunden worden sein, mangels vulkanischer Aktivität in dieser Gegend dann wohl eher Kalk- oder Braunspatdrusen.
Die Stadt Drusenheim hat mir trotz zweifacher Anfrage bezgl. des Ursprungs des Ortsnamens nicht geantwortet, vielleicht ist mein Französich zu schlecht, oder sie hielten die Anfrage für zu abstrus. Mittlerweile habe ich aber auch eher Zweifel, dass Drusenheim was mit Drusus zu tun hat.


OT: Ein schönes Bewuchsmerkmal mit einer banalen Ursache ist auch das folgende:

https://www.google.de/maps/myplaces...751372&spn=0.006813,0.018915&ctz=-60&t=h&z=17

Dieser 300 m durchmessende Kreis (an der Kreuzung Via Regia / Herßweg, hatte ich mich natürlich auch für interessiert :)) ist dadurch entstanden, dass der Besitzer die Idee hatte, ein kreisfömiges Klatschmohnfeld anzulegen, dass während der Blüte noch aus großer Höhe (Flugzeug, vielleicht sogar Erdumlaufbahn) als großer roter Punkt sichtbar sein sollte.
 
Kürzlich sendete Arte eine Doku über die spannende Nachkriegsgeschichte Eltens an der niederländischen Grenze.
Spielball der Weltpolitik - Als Elten niederländisch wurde - Die ganze Doku | ARTE
Darin wurde auch ein Drususbrunnen in Elten erwähnt, was mich dazu inspirierte nach Zusammenhängen zwischen Drusus und dem Niederrhein zu suchen.
Der Drususbrunnen in Elten ist wohl ein mittelalterlicher Brunnen. Er soll nach Drusus benannt sein. Seit wann, kann ich allerdings nicht herausfinden.
Ich stieß aber in der Gegend auch auf eine ganze Reihe anderer lokaler Flurnamen mit Drusus :
Drususquelle (Xanten) – Wikipedia (die könnten wenigstens römischen Ursprungs sein)
Die Drususgräben von den Lippebögen unterhalb von Wesel bis nach Elten (Fossae Drusinae, Fossa Drusiana – Wikipedia , Fossa Drusina ?)
Den Drususgräben auf der Spur | Bislich - Dorf am Deich (Wesel am Niederrhein)
Der Drususdeich in Kleve-Rindern. Dazu finde ich nur die Information: Der Deich hat mit diesem römischen Feldherr allerdings ebenso wenig zu tun, wie der ebenfalls nach ihm benannte Drususbrunnen in Elten.
https://liemers-niederrhein.eu/wp-c...rtrag-Rees-Geschichte-der-Rheingabelung-1.pdf
Obwohl mir klar ist, dass alle diese Namen einen anderen Ursprung haben können, sind sie doch irgendwann in Zusammenhang mit Drusus gebracht worden und es scheint mir, dass in dieser Gegend der Feldherr einen bleibenden Eindruck hinterließ. Zufall? Zu Recht? Gab es zu einer bestimmbaren Zeit ein Drusus-Revival?

Die Frage beschäftigt mich, weil ich in den 1980ern einmal für ein paar Tage in Elten war und mich damals aus unerklärlichen Gründen niemand über die höchst interessante Geschichte der Stadt aufklärte (oder ich mich damals ebenfalls unerklärbar nicht dafür interessierte?).
 
Du kannst davon ausgehen, dass bis auf die fossa, die Drusus-Namen alle neuzeitliche gelehrte oder semigelehrte Zuweisungen sind.
 
Auch wenn es in der deutschen und französischen Wikipedia so steht, wäre doch einiges zu hinterfragen, was aus den Artikeln nicht hervorgeht:
- Wann ist der Ortsname eigentlich erstmals urkundlich belegt?
- Gibt es eine Art Siedlungskontinuität zwischen dem Lager und dem Ort?
- Ist das Lager eigentlich (archäologisch?) nachgewiesen bzw. wirklich zuverlässig dem Drusus zuordenbar?
Ich bin jedenfalls etwas skeptisch, ob da nicht wieder irgendwelchen Ortsnamenforschern die Fantasie durchgegangen ist.

Auf der Ortswebsite wird das auch behauptet. Dokumentarischer Erstbeleg soll 785 sein. Leider habe ich keine Form gefunden.

Mittlerweile wohl nicht mehr, jedenfalls finde ich die Behauptung nicht mehr.
 
Also wenn es schon um Drusus geht,dann hilft sicher eine Betrachtung des einzigen ihm gewidmeten Bauwerks ,des kurz nach 9 v.Chr. errichteten Drusus-Kenotaph in Mainz. Dieser wird zunächst richtigerweise auch dem Drusus zugeordnet, der Bedeutungszusammenhang geht aber im Verlauf der Mittelaters mehr und mehr verloren .
Ab Mitte des 13.Jahrhunderts setzt sich die Bezeichnung "Eichel- oder Eigelstein“für das Bauwerk durch. Erst durch die Beschäftigung der Humanisten mit der Antike Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung Drususstein wieder reaktiviert.
Das ganze spricht m.E. eher gegen die These die Drusus mit dem Teufel im weiteren Sinne gleichsetzt sondern eher dafür, dass ursprünglich die antike Überlieferung und später die humanistische Überformung Grund für entsprechende Namensgebungen war.
der Drudenfuss wird übrigens eher von den Druiden abgeleitet als von Drusus
 
Ab Mitte des 13.Jahrhunderts setzt sich die Bezeichnung "Eichel- oder Eigelstein“für das Bauwerk durch. Erst durch die Beschäftigung der Humanisten mit der Antike Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung Drususstein wieder reaktiviert.

Die Bezeichnung "Drususstein" ist neuzeitlich und wurde nicht reaktiviert.
Die mittelalterliche mit Drusus zusammmenhängende Bezeichnung war *Drusilewe / Trusileh / Truseloch etc., diese war bis in die Neuzeit in Gebrauch:

In einer Urkunde von 1372 heißt es: »... ein morge wingarten, der in der stedeborg banne zu Mentzen gelegen ist, [...] und liget bi Truoseloch [...].«
In einer Urkunde von 1384 heißt es: »... II. morgen zu Duseloche by dem apte zu s. Jacobe und den guden Luden geforch, item III. morgen uber den wege, der do get von Truseloch zum Bockenden Crutze bi der frauwen zu Silberberg,...«
In einem Brief des 1526 verstorbenen Hermann Engler, der Mönch im Jakobskloster war, heißt es: »... extat sane in hodiernum usque diem locus quidam, vulgariter vocatus Drusenloch, non procula vetustissima S. Nicomedis basilica, nomen adhuc a Druso retinens...«
[...]
Die Lokalisierung des Trusileh bzw. Drusilacus auf einem nach Drusus benannten Berge ergibt sich aus dem um 1350 entstandenen Legendarium Sanctorum registri moguntini 37:»...de Druso autem testatur Drusilacum in eo qui speciosus dicitur monte situm, cui eo nomine inditum esse volunt quod sit Drusi latibulum. habet enim opinio, eum ibi esse sepultum.«
Anzeige von Drusus Maior und sein Monument zu Mainz


der Drudenfuss wird übrigens eher von den Druiden abgeleitet als von Drusus
... wurde, nicht "wird".
die herleitung von got. trudan, an. trođa aber wird gestützt durch anderweitige bezeichnungen nächtlicher druckgeister mittels nomina agentis von verben des drückens, tretens, lastens u. s. f., z. b. süddeutsch, bes. tirol. ¹stempe, s. teil 10, 2, 2321 und wörter u. sachen 1, 21, frk. trempe mythol.⁴ 1, 231; 3, 90 und auszerhalb des deutschen frz. cauchemar (zu lat. calcare), ital. pesaruole, span. pesadilla (von pesar 'lasten, drücken') bei Güntert a. a. o.; zum gebrauch des ausdrucks 'treten' bei alpartigen erscheinungen sieh hwb. d. dt. aberglaubens 1, 292. in früherer zeit dachte man auch an beziehungen von drude, trude zu druide, s. teil 2, 1456, was zu gegenseitiger verwechslung der beiden bezeichnungen führte
DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
 
Die exakte Bezeichnung "Drususstein" kam tatsächlich erst jn der Neuzeit auf,aber das Monument wurde bis Mitte des 13.Jahrhunderts dem Drusus zugeordnet,wie ich ja geschrieben habe.
Mit der Bezeichnung "Truseloch" für den Kenotaph hab ich aber ein Problem
,denn der Kenotaph steht in allem anderen als einem Loch, nämlich mit am höchsten Punkt der Stadt ,da ist nix mit Loch
Möglicherweise ist hier ein anderer Ort gemeint, nämlich das unterhalb in der Nähe liegende römische Theater mit einem Durchmessr von 116 Metern, das im Mittelalter noch in erheblichen Resten vorhanden war und tatsächlich "Lochcharakter "aufweist
Aufgrund der dortigen Hanglage würde auch der "wingarten" dahin passen
 
aber das Monument wurde bis Mitte des 13.Jahrhunderts dem Drusus zugeordnet,wie ich ja geschrieben habe.
Es wurde auch noch im ganzen 14. Jahrhundert dem Drusus zugeordnet, wie die von mir zitierten Belege zeigen.

Mit der Bezeichnung "Truseloch" für den Kenotaph hab ich aber ein Problem
Das hat etymologisch nichts mit einem Loch zu tun, der älteste Beleg lautet ja bekanntlich Trusileh.
lēo (2) 18, lē, hlē, hlēo, ahd., st. M. (wa): nhd. Hügel, Anhöhe, Haufe, Haufen, Grab, Grabhügel, Grabmal, Gedenkstein, Gedenksäule, Damm, Wall
ahd_l

Und das Ding lag auf einem Berg:
Die Lokalisierung des Trusileh bzw. Drusilacus auf einem nach Drusus benannten Berge ergibt sich aus dem um 1350 entstandenen Legendarium Sanctorum registri moguntini 37:»...de Druso autem testatur Drusilacum in eo qui speciosus dicitur monte situm, cui eo nomine inditum esse volunt quod sit Drusi latibulum. habet enim opinio, eum ibi esse sepultum.«
 
Zurück
Oben