Warum gab es keine aktive Unterstützung für Israel während des Jom Kippur-Krieges?

Griffel

Mitglied
Und schon wieder habe ich eine Episode der deutschen Beziehungen im Kalten Krieg gefunden, welche ich zurückhaltend formuliert, "merkwürdig" finde?:rolleyes: Beinahe ständig, wird man als "Biodeutscher" darauf getrimmt, was für "besondere Beziehungen" und was für eine "besondere Verantwortung" Deutschland gegenüber Israel hat! Soweit, so gut!:mad:

Wenn, man dann aber mal nachhakt, sieht die Sache komischerweise ganz anders aus! Im Herbst des Jahres 1973, sah es für den jüdischen Staat, ziemlich düster aus! Und die offiziellen Reaktionen der Bundesregierung waren sehr verhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jom-Kippur-Krieg
https://www.welt.de/geschichte/arti...setzte-Bonn-1973-das-Buendnis-aufs-Spiel.html

Und wieder einmal "durften oder vielmehr mussten" die USA die Kohlen aus dem Feuer holen. Was hat eigentlich die Bundesregierung davon abgehalten Israel direkt zu helfen? Die DDR hatte keinerlei Skrupel den Feinden Israels beizuspringen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geheimoperation_Aleppo
Was hätte also dagegen gesprochen, die Armee Israels mit Material der Bundeswehr zu versorgen? Ich denke da an solche Dinge wie Munition, Ersatzteile, Sanitätsmaterial, Blutkonserven. Eventuell auch ganze Waffensysteme. Immerhin, war das Vorgehen, welches schon beim Aufbau der Bundeswehr praktiziert wurde. Da wurden ja auch gestohlene Panzer und Flugzeuge deren Verbleib man trotzt aller "Bemühungen" nicht klären konnte, an Israel umgeleitet. Und nach der schändlichen Scharade von München 1972, wäre eine direkte Unterstützung Israels durch die BRD das Mindeste gewesen. Falls es hier Leute gibt, die andere Informationen haben, immer her damit.
 
Viele Gründe sind denkbar. Allgemein ist an den Pazifismus der Nachkriegsdeutschen zu erinnern, insbesondere vor dem Hintergrund des endenden Vietnamkrieges.

Dann war da die Verwicklung der Sowjetunion, die die Kriegsbemühungen ihrer arabischen Verbündeten recht direkt unterstützte. Ähnliches gilt hinsichtlich der DDR.

Jedes Eingreifen der BRD aufseiten Israels hätte bedeutet, sich aktiv gegen die Sowjetunion und die DDR zu positionieren, und damit die Brandt'sche Ostpolitik gefährdet.

Ich glaube auch nicht, dass man es seinerzeit so empfunden hat, dass das Münchener Geiseldrama eine deutsche Bringschuld gegenüber Israel bedeutet hätte.

Terrorismus war damals ein neues Phänomen, der Konflikt wurde als israelische Angelegenheit angesehen, und man hatte ja immerhin versucht, die Geiseln zu befreien.

Wenn man an die Debatten denkt, die noch über ein Vierteljahrhundert später vor dem Hintergrund der Völkermorde in Ruanda und Bosnien geführt werden sollten, gegen die einzuschreiten sich Deutschland scheute, kann man davon ausgehen, dass die Zeit nicht reif war für eine aktive Außenpolitik.

Böse Zungen würden behaupten, dass wir selbst heute noch keine aktive Außenpolitik betreiben.
 
Mir gefällt die Fragestellung nicht. In Deiner "Frage" sind jede Menge Wertungen und Unterstellungen ("schändliche Scharade" etc.) enthalten die eine Akzeptanz erwarten die ich Dir nicht geben mag.

Zunächst einmal: Israel brauchte kein deutsches Material. Der Jom-Kippur-Krieg war zu Ende bevor ein eventuell zusammengestellter deutscher Transport seinen Bestimmungsort erreicht hätte.
Eine klare politische Antwort auf die ägyptische und syrische Aggression wäre schon hilfreich gewesen. Eine scharfe Verurteilung der Unterstützer noch mehr.
Ansonsten möchte ich Dich bitten sparsamer mit Bemerkungen wie "Biodeuscher" oder "merkwürdig" umzugehen.
 
Schauen wir uns mal die Fakten an:

6. Oktober: Ägypten und Syrien überfallen (mit der militärischen Unterstützung anderer arabischer Staaten, mit Israel am Jom Kippur, dem höchsten israelischen Feiertag (zwar ist bei uns kirchlich Ostern der höchste Feiertag, aber das wäre in etwa so, wie wenn Deutschland in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember überfallen würde: Da ist kaum einer auf seinem Posten!). Also ein ziemlich geschickt gewählter Zeitpunkt
8. Oktober: Zwei Tage brauchte Israel, um sich zu sortieren, dann kann es die Fronten stabilisieren.
9. Oktober: Der äygptische Vormarsch bleibt stecken.
10. Oktober: Syrer und Iraqer sind weitestgehend aus dem Feld geschlagen. Der Golan steht - mit Ausnahme des Har Hermon - wieder unter Israels Kontrolle.
12. Oktober: Die Israelis bereiten die Überquerung des Suezkanals vor.
15. Oktober: Die Israelis überqueren den Suezkanal. Die Ägypter sind davon überraschenderweise überrascht.

Der Krieg dauerte da zwar noch neun Tage, aber im Prinzip war er zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden, nur haben Assad und Sadat das zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingesehen. Von den amerikanischen Waffenlieferungen an Israel kam nur ein Drittel vor dem Waffenstillstand überhaupt an. Die ostdeutschen Waffenlieferungen an Syrien dürften auch auf das Kriegsgeschehen wenig Einfluss ausgeübt haben. Sie geschahen zw. dem 18. und 21. Oktober und am 24. Oktober war der Krieg nach 18 Tagen bereits zu Ende.

Der Satz von Michael Wolffsohn in dem Weltartikel "Die amerikanische Hilfe rettete Israel. Es ging zur Offensive über" verkehrt die Chronologie der Ereignisse ein wenig. Korrekt wäre es, mit Abraham Rabinovich festzustellen, dass die amerikanische Waffenhilfe zwar nicht direkt an die Front kam (die Flugzeuge brauchten tatsächlich nur einige Stunden zwischen Auslieferung und Ersteinsatz), aber das Wissen um sie die Israelis mutiger im Gebrauch ihrer Waffen bzw. Verbrauch ihrer Munition machte, also dass sie, wissend, dass die Waffenlager wieder aufgefüllt wurden, weniger sparsam mit dem umgingen, was sie hatten, was ihnen sicherlich einen Vorteil verschaffte, als wenn sie zögerlicher etwa gegen die ägyptische Armee und ihre arabischen Hilfskontingente vorgegangen wären.

Die Ölkrise ignoriert Wolffsohn fast völlig, versucht sie wegzuwischen mit der Argumentationsführung:

In dieser heiklen Situation setzte die [...] Bundesrepublik ihre Ölinteressen über die Partnerschaft zu Amerika und Israel sowie die Bündnissolidarität.

Dabei ignorierte die Bundesregierung wissentlich die Tatsache, dass selbst bei einem arabischen Boykott genügend iranisches Öl über Israel nach Deutschland gelangt wäre.​

Iran hätte demnach plötzlich fast alleine den Weltmarkt bedienen sollen und das durch die Straße von Hormus (die persischen Ölfelder liegen am Golf und der Grenze zum Iraq). Ich sehe daher diese Äußerung schon als fast populistisch an.

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Man kann der Regierung Brandt sicherlich vorwerfen, dass sie andere Prioritäten hatte, als Israel zu unterstützen. Allerdings ist auch deine Aussage

Beinahe ständig, wird man ... darauf getrimmt, was für "besondere Beziehungen" und was für eine "besondere Verantwortung" Deutschland gegenüber Israel hat!

auf 1973 bezogen falsch.
Zwar hatte es bereits vorher Verhandlungen und Verträge zwischen der Bundesrepublik und Israel gegeben, etwa Reparationszahlungen der Bundesrepublik an Israel, die bezeichnenderweise in den Niederlanden verhandelt und in Luxemburg unterzeichnet wurden, aber offizielle diplomatischen Beziehungen nahmen beide Länder erst 1965 miteinander auf.
Und zu deren 50jährigen Jubiläum erklärte Merkel 2015, dass es deutsche Staatsräson sei, dass Dtld. aufgrund der besonderen historischen Verantwortung der Sicherheit Israels verpflichtet ist. 1994 hatte Roman Herzog zwar schon ähnliches gesagt und auch ähnlich beschönigend wie Merkel so getan, als habe zwischen (der Bundesrepublik) Deutschland und Israel von Anfang an ein solches Verhältnis bestanden (ja Herzog hat gewissermaßen sogar den Antisemitismus in Dtld. für überwunden erklärt):

"nicht erst seit kurzem, sondern seit Jahrzehnten. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland, gestützt auf die einhellige Zustimmung der Bürger, hat Israel und die Israelis seit der Staatsgründung materiell wie ideell so unterstützt, wie es dem besonderen Charakter der Beziehungen entsprach. Deutschland hat sich in all diesen Jahren redlich bemüht, ein stetiger und verläßlicher Partner und Freund Israels zu sein."​

Aber das stimmt natürlich nicht. In den 1950er Jahren hat die SPD die CDU-geführten Regierungen noch drängen müssen, Israel mehr zu unterstützen, in der sozialliberalen Koalition unter Brandt kehrte sich dies unter dem Eindruck - muck und Pardela cenicienta erwähnten es schon - der Neuen Ostpolitik um und natürlich spielte auch die drohende Ölkrise eine Rolle. Die OAPEC-Staaten hatten ja erklärt, wie sie auf eine Parteinahme zu Gunsten Israels reagieren würden. Damals, in der zweigeteilten Welt des Kalten Krieges, waren Sanktionen wirksamer als heute.
Und vielleicht muss man auch noch mal die Rolle des Auswärtigen Amtes und seiner Mitarbeiter berücksichtigen. Joschka Fischer hat ja in seiner Zeit als Außenminister eine Studie über das AA in Auftrag gegeben, die dann unter Guido Westerwelle veröffentlicht wurde. Ein Aspekt der Ergebnisse dieser Untersuchung war - neben der Frage der Beteiligung des AA am Holocaust, die mit alten Mythen aufräumte - auch die Frage nach der personellen Kontinuität.
 
Ein bissel was geht immer...

Klaus Harpprecht, 1973 Redenschreiber für Brandt, schrieb 2006:
Ein anderes Mal wurde der Berater im Jom-Kippur-Krieg nach New York geschickt, um die führenden Köpfe der jüdischen Verbände darüber aufzuklären, dass Willy Brandt – das Gesetz über das Verbot der Lieferung von Kriegsgerät in Spannungsgebiete nach rascher Gewissenserforschung beiseite rückend – ein überlebenswichtiges Radar aus dem Bestand der Bundeswehr unter äusserster Geheimhaltung nach Israel transportieren liess (das den Amerikanern in jener kritischen Situation aus undurchschaubaren Gründen nicht zur Verfügung stand).

Daran kann wegen eines internen Vermerks beim Führungsstab der deutschen Luftwaffe wenige Tage nach Kriegsbeginn gezweifelt werden:
Es werde die Nachricht verbreitet, die Bundeswehr transportiere ein »elektronisches Gerät« für den Kampfjet F-4 (Phantom) über Sardinien nach Israel – diese Meldung sei »frei erfunden«

Vielleicht gab es auch andere Wege als die Bundeswehr. Die formalen Proteste der Bundesregierung gegen die Benutzung der US Luftbasen in Deutschland zur Betankung während der Luftbrücke nach Israel verhinderten dies zwar, aber nicht, dass Flugzeuge von Ramstein nach Lajes auf den Azoren flogen, wo der einzige noch verbliebene Flugplatz für die Betankung der amerikanischen Flugzeuge war.
MAC exercised extraordinary care to comply with flight restrictions; even flights originating in West Germany were routed to Lajes, then through the Mediterranean to Israel.
Operation Nickel Grass: Airlift in Support of National Policy, Aerospace Power Journal, Capt Chris Krisinger, USAF, 1989

Auch die Niederlande liessen noch einige Flugbewegungen zu, was ihnen u.a. dann nach dem Krieg zusammen mit Portugal ein Total-Ölembargo bescherte.
Two days after the outbreak of the war in the Middle East, the Cabinet allowed several Israeli transport planes that had come to The Netherlands to fetch armaments to return empty-handed. The journalist F. Peeters, who has written a book on the Dutch-Israeli military alliance, believes that the two aircraft actually left loaded. Under-secretary for Defence Stemerdink confirmed that the two aircraft had indeed been loaded with American communication and detection equipment sent from West Germany.
The Netherlands and the Oil Crisis: Business as Usual, Duco Hellema, Cees Wiebes, Toby Witte , 2004

.. vielleicht ging da noch was in den 70ern.
 
Zum anderen hatte die Bundeswehr – auf ausdrückliche Anweisung Willy Brandts – zuvor schon selbst Waffen an das in den ersten Kriegstagen schwer bedrängte Israel geliefert. Dies enthüllte Klaus Harpprecht bereits im Jahr 2000 in einem Artikel für „Die Zeit“. Brandt hielt es damals für seine Pflicht, Israel zu helfen, obwohl er damit gegen das bundesdeutsche Kriegswaffenkontrollgesetz verstieß. Es war bisher nicht bekannt, welche Waffen die Bundesregierung den Israelis 1973 zur Verfügung stellte. Aus den israelischen Dokumenten, die Wolffsohn nun zitiert, geht hervor, dass es Panzerabwehrraketen waren (vermutlich Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ BGM-71 TOW), die von der Bundeswehr in den USA bestellt worden waren.
https://willy-brandt.de/neuigkeiten/richtigstellung/
Trotz formeller Neutralität der Bundesrepublik in dem Konflikt duldete die Bundesregierung zum einen, dass die Amerikaner in Bremerhaven US-Kriegsmaterial an Israel verschifften. Bonn protestierte gegenüber Washington erst in dem Moment gegen diese Praxis, als bekannt wurde, dass auch nach dem offiziellen Waffenstillstand Material verladen wurde und zwar auf Schiffe unter israelischer Flagge.
https://willy-brandt.de/neuigkeiten/richtigstellung/

Allgemeines zu Waffenlieferungen und deren Tarnung.
Zur Geschichte der deutsch-israelischen Rüstungskooperation | APuZ

Es wurden auch Waffen deklariert als Maschinenteile geliefert,.
 
Na wenigstens etwas! Immerhin sah es damals ziemlich übel für Israel aus! Und mit feinen Sonntagsreden lässt sich kein Staat verteidigen. Aber das Ganze hätte man auch einfacher lösen können, in dem Brandt schlicht das getan hätte, worum sie ihn gebeten hatte. ;)

Israel wollte damals keinen Krieg. Und man war bereit, sich mit den Ägyptern zu einigen. Schon damals ging es um den Deal Friedensvertrag gegen Sinai Halbinsel! Damit hat sich Brandt eine Riesenmöglichkeit entgehen lassen. Anderenfalls wäre heute sein Name im Zusammenhang mit dem Friedensvertrag genannt worden und nicht der von Jimmy Carter!

Da es ihm gelungen war, die Ostverträge unter Dach und Fach zu bringen, hätte er oder besser seine Regierung auch das noch hingekriegt. Immerhin hatte damals schon ein gewisses Ansehen in der Welt. Zur Not hätte man ja auch "Ben Wish" hinschicken können.
 
Aber das Ganze hätte man auch einfacher lösen können, in dem Brandt schlicht das getan hätte, worum sie ihn gebeten hatte.
Demnach ist Brandt schuld, dass Ägypten, Syrien und Detachments fast aller anderen arabischen Staaten Israel überfielen? Harter Tobak.

Die Welt dreht sich heute nicht und drehte sich damals nicht um Deutschland, schon mal weniger um die damals noch viel kleinere Bundesrepublik. Deutschlands Bedeutung lag daran, dass es im Zentrum einer theoretischen Frontlinie lag, nicht in seinem Gewicht.
 
Es ging mir darum zu zeigen, dass Herr Brandt, hätte er die Vermittlerrolle angenommen, durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, diesen Krieg zu verhindern. Die Ostverträge hat man damals auch für unmöglich gehalten und dennoch wurden sie ausgehandelt und unterzeichnet. Natürlich hätte Brandt keine federführende Rolle bei den Verhandlungen übernehmen können. Aber er hätte die Möglichkeit gehabt, diese einzuleiten und bis zu einem gewissen Grad zu moderieren bzw. zu gestalten. Frau Meir, hat schon damals durchblicken lassen, dass sie oder besser Israel, zur Zurückgabe der Sinaihalbinsel bereit wäre wenn, Ägypten sich zu einem umfassenden Friedensvertrag bereit erklärt. Oder besser gesagt hierüber Verhandlungen aufnimmt.

Ich kann nicht verstehen, was daran so schädlich für die BRD hätte werden sollen. Einen Versuch hätte man wagen können. Mehr als "Nein" sagen hätten die Araber nicht gekonnt. Und es wäre alles beim Alten geblieben. Auf der anderen Seite, hätte sich Golda Meir wohl kaum mit dieser Idee an Brandt gewandt wenn, sie nicht überzeugt gewesen wäre, dass er eine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Und seinem Ansehen hätte diese Initiative sicherlich nicht geschadet.:eek: Es kommt halt darauf an, wie man seinen Satz: "Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein, im Inneren und nach Außen." Auslegt. Wenn, man es so sieht, dass Europa und Asien Nachbarn sind, dann ist auch Israel ein Nachbar.

Es sei wie es sei! Offensichtlich, hat man sich doch dazu durchgerungen, das Richtige zu tun; wenn, auch nicht offiziell.
 
Es ging mir darum zu zeigen, dass Herr Brandt, hätte er die Vermittlerrolle angenommen, durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, diesen Krieg zu verhindern.
Sorry, du zeigst nicht, dass er die Möglichkeit gehabt hätte, du wirfst ihm mit Wolffsohn vor, dass das so gewesen sei. Belegen bzw. zeigen tust du nix. Du behauptest. Und das ist ein Unterschied.

Die Ostverträge hat man damals auch für unmöglich gehalten und dennoch wurden sie ausgehandelt und unterzeichnet.
Völlig andere Situation, ganz andere Hebel, die Brandt zur Verfügung hatte.

1971 hatte Sadat den Israelis ein Friedensabkommen unterbreitet. Vorausgesetzt Israel zöge sich aus dem Sinai zurück, würde Ägypten den Suezkanal öffnen.
Golda Meir lehnte das Friedensangebot ab. Weil sie es aus verständlichen Gründen für unglaubwürdig erachtete.
Nun sollte anderthalb Jahre später Brandt den Ägyptern das Angebot unterbreiten. Das ist dann schon etwas komisch. Brandt übergab das Ansinnen an Scheel/das AA - an wen sonst, als an den diplomatischen Dienst? - wo es versandete. Wolffsohn bauscht das auf, du folgst ihm hierin. Und nicht nur, dass es zum Versäumnis aufgebauscht wird, es wird gleich das ganz große Fass aufgemacht: Brandt hätte den Oktoberkrieg verhindern können.

Meir hat schon damals durchblicken lassen, dass sie oder besser Israel, zur Zurückgabe der Sinaihalbinsel bereit wäre wenn, Ägypten sich zu einem umfassenden Friedensvertrag bereit erklärt. Oder besser gesagt hierüber Verhandlungen aufnimmt.
Wie gesagt, anderthalb Jahre früher hatte sie genau das Angebot seitens Ägyptens - und das ist durchaus nachvollziehbar - abgelehnt. Die Idee, dass Brandt drei Monate vor dem Überfall diesen noch hätte verhindern können, dürfte eher utopisch sein.
 
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