Mission Civilisatrice in Vietnam

PostmodernAtheist

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Brauch dringend Hilfe bei einer historischen Frage. Was waren die wahren Beweggründe für die "Zivilisierungsmission" der Franzosen in Vietnam? Waren es ökonomisch und machtpolitische Gründe, oder ein selbstgerechter Drang die eigene Weltsicht etc zu verbreiten? Letztere Ansicht wird angeblich in "A history of the Vietnamese people" von KW Taylor vertreten. Konnte das Buch aber noch nicht einsehen.
 
Ich warne vorab, dass wird jetzt ein längerer Schrieb:


Schau, wenn du es in die Hände bekommst mal in: 3000 Jahre Vietnam, Schicksal und Kultur eines Landes von
Lê Thành Khôi

Das ist zwar von 1969, entsprechend etwas älter, geht aber durchaus ein wenig auf die Kolonialzeit ein.

Gewöhnlicher Weise wurde die "mission civilisatrice" ja gerne mal als Feigenblatt, vorgeschoben, wenn man sich dieses oder jenes Stück Land unter den Nagel reißen wollte. Gerade in nach Asien hat man auch recht gerne Missionare geschickte und wenn diese dann in irgendeiner Form umgebracht oder misshandelt wurden, dass zum Anlass für irgendeine "Strafexpedition" genommen, bei der dann der eine oder ander Stützpunkt und Landstrich hängen blieben.

Was die Expansion in "Französisch Indochina" angeht, hatte das ja bereits in den 1860er Jahren noch unter Napoléon III. begonnen, als sich Frankreich mit "Cochinchina" (der Region um Saigon und die Mekong-Mündung herum) einen ersten Stützpunkt schuf.

Dem wird man erstmal ohne weiteres ökonomische Interessen zuschreiben können. Für wirkliche Machtpolitik war das noch zu wenig, und welche Weltsicht hätte man da verbreiten wollen sollen?

Mit dem Mekong-Delta ( Mekong – Wikipedia ) besetzte man schlicht das Mündungsgebiet einer der wichtigsten Verkehrsadern Südost-Asiens und konnte entsprechenden Einfluss auf den Handel auf diesem Fluss nehmen und der reichte einmal bis nach Südchina hinein.
Das schien ökonomich lohnenswert.

Abgesehen davon wird man sich schlicht auch ein wenig an dem orientiert haben, was die Briten in der Zeit taten. Die hatten ihren überseeischen Einfluss inzwischen ausgedehnt.
Die Briten hatten sich, was Stützpunkte für den Handel mit Ostasien angeht 1826 Singapur gesichert und Anfang der 1840er Jahre Hongkong, da wollte man sicherlich nicht zurückstehen und Nachteile im Ostasienhandel hinnehmen.

Ein weiterer eher prophaner Aspekt dürft hier sein, dass sich einfach mit dem Aufkommen der Dampfschiffe andere logistische Notwendigkeiten ergaben.
Viele der ersten Dampfschiffe, sofern hochseetauglich waren zwar eigentlich Hybride als Seglern und Dampfschiffen, aber nichts desto weniger dürfte schon damals einigermaßen klar gewesen sein, dass in der Dampfmaschine für die nähere Zukunft noch eine Menge Potential steckte.
Die Dampfer hatten natürlich gegenüber den Seglern den Vorteil, dass sie weniger von günstigen Windverhältnissen abhängig waren, dazu ab einem gewissen Punkt in der Regel deutlich schneller und vor allem, auch, dass Reisen und Transporte dadruch zeitlich viel planbarer wurden, Teils die Routen angepsst und optimiert werden konnten.

Das Problem an einem Dampfer ist, dass er eben in gewissen Abständen Kohlestationen braucht.

Zu diesem Zeitpunkt, als die Franzosen sich erstmals festsetzten, existierte der Suez-Kanal noch nicht. Entsprechend musste man noch um Afrika herum, entsprechend benötigte man, auch für Segler, was Verpflegung und Frischwasser angeht, möglichst Stützpunkte.

Frankreich verfügte über solcher bereits in Westafrika, auf den Komoren und in Indien (u.a. "Pondicherry"/ aka. "Französisch Madras" Puducherry – Wikipedia ), da dürfte ein weiterer Stützpunkt auf dem Weg nach China, zumal verkehrsgünstig gelegen, mit der Möglichkeit eine der wichtigsten Flussmündungen Südost-Asiens zu besetzen, einfach als strategisch logicher Schritt erschienen sein.

Dieser "Run" in Richtung China seitens Frankreich und das Bedürfnis sich selbst in Asien weiter festzusetzen, dürfte vor allem auf 2 Faktoren zurückzuführen sein:
 
1. Mit den "Opiumkriegen" und der erzwungenen Öffnung Japans ergaben sich ab den 1840er Jahren insofern völlig neue Handelsmöglichkeiten, als dass freier Handel im größeren Stil hier überhaupt erstmal möglich wurde.

Sowohl China, als auch Japan hatten zuvor nur einen begrenzten Handel mit Europa überhaupt zugelassen, dies mitunter nur mit bestimmten Handelspartner und auch nur über bestimmte Häfen.

In Japan etwa sah das (diese Zeit wird in der japanischen Geschichtschschreibung als "Sakoku-Jidai" bezeichnet, was etwa so viel bedeutet, wie "Zeit der Abschließung" Abschließung Japans – Wikipedia ) So aus, dass was die japanischen Hauptinseln betraf, ab dem frühen 17. Jahrhundert die Niederländische Ostindienkompanie, die Exklusivrechte auf den japanischen Außenhandel inne hatte und als einziger europäischer Akteur eine Faktorei auf der Insel "Deschima"/"Dejima" (es handelte sich um eine künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki) betreiben durfte.
Gleichsam durfte nur eine bestimmte Menge an Gütern ein und ausgeführt werden, zeitweise wurde mir Argusaugen darauf geachtet, dass in keinem Fall Edelmetall ausgeführt wurde.

In China war das ganze wohl weniger monopolistisch organisiert, aber auch da waren die Handelsmöglichkeiten für die Europäer begrenzt und an Privilegien einzelner Gesellschaften und bestimmte bsatzmengen gebunden jedenfalls eben bis zu den Opiumkriegen.

Mit den erzwungenen, sogenannten "ungleichen Verträgen" ( Ungleiche Verträge – Wikipedia ) fielen diese Beschränkungen, womit die aufkommenden Industiren in Europa dort potentielle neue Absatzmärkte hatten und entsprechend bemühte man sich natürlich daraum der eigenen Industrie dort ihre Anteile zu sichern.
Natürlich benötigten diese Industrien aber auch im industriellen Maßstab Rohstoffe, die französische Textilindustrie, die schon damals in teilen auf luxoriösere Produkte spezialisiert war, benötigte im entsprechenden Maße Zugriffsmöglichkeitenn auf Seide. Die war in China und Teilen Japans zu haben. Mit anderen Rohstoffen oder Luxusartikeln verhielt es sich ähnlich.

Der zweite Punkt, der hier warscheintlich eine Rolle spielte, ist, dass sich in dieser Zeit die Regeln des kolonialesn Spiels massiv änderten.
Infoge der Revolutions- und Napoleonischen Zeit in Europa, hatten sich die alten europäischen Übersee-Imperien weitgehend aufgelöst.
 
Großbritannien war bereits vorher seine 13 Kolonien in Nordamerika losgeworden und hielt noch Kanada, die Kapkolonie in Südafrika und hatte angefangen, sich in Richtung Australien auszubreiten. Sonst waren da im direkten, britischen Besitz lediglich ein paar Inseln und Stürzpunkte in der Karibik und auf dem Weg nach Asien verblieben. Indien, ist in dieser Zeit, entgegen populärer Annahme keine Besitzung des britischen Staates oder der britischen Krone gewesen, sondern befand sich weitgehend unter Kontrolle der "East India Company" ( Britische Ostindien-Kompanie – Wikipedia ) die hatte diverse Privilegien, die der Gesellschaft mehr oder minder ein semi-staatliches Handeln ermöglichten zwar durch den britischen Staat erhalten, entsprechend konnte die britische Politik hier Einfluss nehmen, sie konnte aber am Beginn des 19. Jahrhunderts nicht so ohne weiteres nach Indien hineinregieren.
Das man diese Gesellschaft mit dermaßen umfangreichen Vollmachten, wie etwa derErlaubnis eigene Truppen aufzustellen und weitgehend selbst mit den indischen Rajas zu verhandeln, liegt einfach an der Länge der Nachrichten und Transportwege von dort nach Europa. Die Gesellschaft war im 17. Jahrhundert gegründet worden, damals dauerte der Seeweg nach indien und zurück, unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten mit den Monsunwinden mitunter 1-2 Jahre, sicherlich auch, je nachdem, mit was für einem Schiffstyp man unterwegs war, etc.
Entsprechend war es natürlich nicht möglich diese Gebiete von London aus zu verwalten oder dort akkute Problemen, wie Seuchen oder bewaffnete Auseinandersetzungen oder ähnliches, zeitnah zu bearbeiten oder zeitnahm Gelegenheiten zu Vertragsschlüssen wahrzunehmen.
Entsprechend war es vernünftig, dass damals so zu regeln, es begrenzte aber wie gesagt auch den Einfluss der europäischen Politik auf diese Gebiete.

Die Iberischen Kolonialreiche in Südamerika zerfielen ab den 1820er Jahren, Frankreich hatte unter Napoléon im "Lousiana Purchase", seine Festlandbesitzungen in Nordamerika an die USA abgetreten, und war damit vor der Inbesitznahme weiter Teile von Algerien ab den 1830er Jahren weitgehend auf einige karibische Inseln und Stützpunkte in Westafrika und indien reduziert.

Was neben den britischen Gebieten in Kanada, am Kap und in Australien in europäischer Hand verblieb, waren im Pinzip noch die karibischen Inseln (jedenfalls weitgehend), die Philippinen, die bei Spanien verblieben waren, Teile Indonesiens, die in niederländischer Hand waren (die Gebiete standen ursprünglich unter der Furchtel der niederländischen Ostindienkompanie V.O.C. ( Niederländische Ostindien-Kompanie – Wikipedia ), die aber im Zuge der Napoléonischen Epoche unterging.
Und sonst gab es noch den portugiesischen Stützpunkt in Macao und erste portugiesische Niederlassungen an den Küsten von Angola und Mocambique.

Will heißen, dass der Bestand an Territorien, außereuropäischer Provenienz, die sich in staatlichen, europäischen Händen befanden, war ab denn 1820er Jahren zunächst sehr zusammengeschrumpft.

Entsprechend waren imperialistische Projekte ( Europa musste sich ja zunächst nach 25 Jahren der bewaffneten Auseinandersetzunen und gewaltiger gesellschaftlicher Umbrüche, auch erst einmal wieder konsolidieren) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weniger am Erwerb von Territorien, als an der Erscchließung von Handelsmöglichkeiten orientiert.
 
Das ganze erfuhr ein wenig einen Wendepunkt, mit dem großen indischen Aufstand von 1857 gegen die Herrschaft der East India Company (auch "Sepoy-Aufsand" Indischer Aufstand von 1857 – Wikipedia )
Der konnte zwar niedergeschlagen werden, dass zeigte aber auch, wie fragil die Herrschaft der Company mittlerweile geworden war. Der Aufstand und auch anderweitige Komplikationen führten dann jedenfalls dazu, dass die East India Company in ihrer bisherigen Form aufgelöst und Indien anno 1858 in eine britische Kronkolonie umgewandelt wurde.

Government of India Act 1858 – Wikipedia

Der Effekt war natürlich, dass die britische Politik auf dem indischen Subkontinent eine viel direktere Form der Herrschaft betreiben konnte, als es ihr Einfluss auf die mit alle Privilegien ausgestattete Company zuvor erlaubt hatte. Das war dank Dampfschiffahrt und Telegraphie mittlerweile auch in sinnvollem Maße möglich.

Ein Effekt lag aber auch darin, dass man im Hinblick auf Handelsinteressen dort künftig massiv vom Goodwill der londoner Regierung abhängig war, die damit in Südasien eine exklusive Einflusszone etabliert hatte, die sie gegen andere Interessen jederzeit abriegeln konnte. Entsprechend dieser Entwicklung, erschien es natürlich sinnvoll in gewissem Maße eigene Einflusszonen abzustecken, bevor die Briten auch diese besetzen würden.
Nachdem Indien weitgehend verteilt war, Indonesien ebenfalls und man sich noch nicht imstande sah, gewaltsam in China oder Japan einzubrechen um sich dort wirklich Territorien zu sichern, bot in der Region mehr oder minder einzig noch die Indochinesische Halbinsel einen Ansatzpunkt.

Mainland Southeast Asia - Wikipedia

Auf deren Westseite in Birma/Burma (Heutiges Myanmar), hatten auch bereits die Briten ab den 1820er Jahren begonnen sich einzurichten: British rule in Burma - Wikipedia

Entsprechend setzte man von französischer Seite her am anderen Ende an, um sich selbst auch etwas zu sichern.

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Der Großteil Französisch-Indochinas, im Besonderen der vietnamesische Teil (das heutige Kambodscha kam früher hinzu, noch in den 1860er Jahren, die laotischen Gebiete später), bzw. die historischen Provinzen "Tonkin" und "Annam" kamen im Zuge militärischer Auseinandersetzungen mit dem Annamitischen/Vietnamesischen Kaiserreichs ( Tự Đức – Wikipedia ) und Qing-China an Frankreich ( Französisch-Indochina – Wikipedia ).

Die Auseinandersetzung in den 1880er Jahren, die dann zur Territorialen Erweiterung von Frankreichs Besitz in Indochina in Richtung der chineischen Grenze führt, begann noch unter der Verantwortlichkeit der Regierung von Jules Ferry: Jules Ferry – Wikipedia

Das war zum einen die Zeit, in der Frankreich nach der Niederlage von 1870/1871 und den Verlust Elsass-Lothringens in Übersee Kompensation suchte und überhaupt war es die Zeit, in der der "Run" auf kolonisierbare Gebiete in Afrika unter den europäischen Mächten begann. Das spielte sich weitgehend in den 1880er Jahren ab, insofern mögen die Zugewinne dort einfach etwas dem Zeitgeist geschuldet gewesen sein.

Ein anderes Momentum, was hier bedeutend sein dürfte, ist dass die Briten ebenfalls in den 1880er Jahren ihre Einflusszone in Birma erweiterten: Third Anglo-Burmese War - Wikipedia , was zeitlich dann einigermaßen eng miteinander korrespondierte, insofern werden sich hier die Britischen und Französischen Zugewinne in den 1880er Jahren ein Stück weit auch als Bedürfniss zur Abgrenzung der eigenen Interessensphären in der Region betrachten können.

Ökonomisch gesehen vereinnahmte Frankreich dadurch natürlich erstmal einen größeren Raum in Südostasien für sich, bzw, jedenfalls einen bedeutenden Teil von dessen Küsten, womit sich der Außenhandel kontrollieren ließ und außerdem schuf es eine Grenze des französischen kolonialbesitzes in Ostasien unmittlebar gegen China, was es in der Folge den kommenden französischen Regierungen gestattete, eine recht ausgedehnte, informelle Einflusszone Frankreichs in den angrenzenden französischen Südprovinzen "Yunnan", "Guanxi" und "Guangdong" zu schaffen, inklusive eines direkten Stützpunktes in Kwangtschouwan ( Wikipedia – Die freie Enzyklopädie ) Guangzhouwan und verschiedentlichen Bahnkonzessionen in den genannten Provinzen zu etablieren.

Das wiederrum erlaubte es Frankreich einen bedeutenden Teil des südchinesischen Handels und mehr oder minder den gesammten Handel auf dem Mekong an sich zu ziehen und sicherte ein entsprechendes bevorzugtes Absatzgebiet.

Indochina als Koloniales Gebiet war auch groß und ergibig genug, dort größere Truppenkontingente zu unterhalten, die man auch in China ernst nehmen musst.

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Was weitere Aspekte der "Zivilisierung" angeht, hatte Frankreich sicherlich vor allem ein Interesse an der Etablierung einer funktionierenden, loyalen Verwaltung und daran, die Kolonien so zu modernisieren, dass sie auch irgendeine Form von Gewinn einbrachten.

Man darf dabei, was die Wirtschaftlichkeit angeht, nicht übersehen, dass man sich im späten 19. Jahrhundert in einer Zeit befindet, in der der Prozess der Industrialisierung sich verstärkt und beschleunigt, was bedeutet, dass die Kolonien nur dann etwas nutzten, wenn sie in der Lage waren, im entsprechenden Maße, diesen Industrien Rohstoffe zu verschaffen.
Um in diese Lage versetzt zu werden, mussten Eisenbahnen und Telegraphen aus dem Boden gestampft werden, es musste aber auch die Bevölkerung fit für die kapitalistische Produktionsweise gemacht werden. D.h. potentielle Arbeiter mussten darin ausgebildet werden, mit der Infrastruktur und der neuen Maschinerie umgehen, sie bedienen und nötigenfalls reparieren und instandhalten zu können.
Was natürlich einen gewissen Grad praktischer Bildung voraussetze, ohne den das nicht ging und der sich dann deutlich von der traditionellen Bildung dort unterschied.

Ein anderer Aspekt, war natürlich die Schaffung einer loyalen Verwaltung. Vietnam, bzw. Französisch-Indochina insgesamt, war in dieser Hinsicht keine "Tabula Rasa", wie es vielleicht mancher Landstrich in Afrika war, sondern, dass war schon ein Gebiet, auf dem sich verschiedene sehr weit entwickelte Kulturen entwickelt hatten.

In Kambodscha wäre historisch etwa das Khmer-Reich erwähnenswert. Im Osten hatte sich zeitweise China im Laufe der Jahrhunderte weit nach Süden in die Provinzen Tonkin und Annam ausgedeht, die bevor sie von den Frannzosen vereinnahmt wurde (bzw. offiziel kamen sie unter französisches Protektorat und der Kaiser blieb pro forma im Amt), hatten diese beiden Provinzen ein eigenständiges, an China angelehntes Kaiserreich gebildet.

China hatte diese Regionen zwar nicht mehr direkt beherrscht, aber der Einfluss der Chinesischen Kultur war spührbar, im Besonderenn auch im Verwaltungswesen, dass nach chinesischem Muster organisiert oder wenigstens daran angelehnt war.
Die Verwaltung dieser Provinzen lag traditionell in den Händen einer Beamtschaft nach chinesischem Vorbild "Mandarine" und die, was schriftlichkeit angeht, sich an lokale Varianten des chineischen Schriftsystems "Han-Zi"
anlehnte ( Chinesische Schrift – Wikipedia ).

Das wiederrum stellte die Franzosen vor das Problem, dass sie sich da vorgenommen hatten, ein an und für sich gut organisiertes Staatswesen zu beherrschen, dessen Verkehrssprache sie nicht verstanden und nicht lesen konnten.

Insofern war die traditionelle lokale Beamtschschaft für die Frannzosen ein Problem, da in ihrer Kommunikation kaum zu überwachen, gut organisiert, (zumal bei eineer Bevölkerung deren Alphabtisieringsrate, falls man in diesm Schriftsystem davon sprechen kann, nennen wir es liber "Literazität", sich durchaus sehen lassen konnte, in der Bevölkerung als Würdenträger weitgehend akzeptiert und angesehen und weniger gegen Frankreich loyal, als gegenn die eigene Dynastie.
Will auf gut deutsch heißen: Die Typen hatten macht und waren für Frankreich brandgefährlich, weil sie unter diesen Umständen mit einem hohen Maß an Effektivität Unruhen schüren und Aufstände vorbereiten konnten.

Für Frankreich und den Erhalt seiner Herrschaft war es also von essentieller Bedeutungden Einfluss dieser Schicht zurück zu drängen, in dem man die Verwaltung sukkzessive in französische Sprache überführte und sich darum bemühte den dortigen Eliten, so weit als möglich eigene Werte (französische Sprache, Chrisstentum usw.) anzuerziehen, um sich die fehlende Loyalität dieser Eliten künstlich selbst zu verschaffen.
In ähnlichem Sinne versuchte man dementsprechend auch auf die Bevölkerung einzuwirken um deren traditionelle Loyalitäten gegenüber den alteingesessenen Eliten zu unterlaufen.

Insofern hatten die Franzosen hier sicherlich auch Interesse an der Durchsetzung von Weltanschauungen, die die französische Herrschaft in diesen Gebieten legitimierte. Das allerdings erst im größeren Stil, nachdem man sich dort einmal eingerichtet hatte.
 
Erschwerend kommt im Hinblick auf die Verwaltung und den Umgang mit der Bevölkerung noch hinzu, dass man um Vereinheitlichung des kolonialen Gebildes, welches man da "Union Indochinoise" schimpfte, denn bei dem, was man da unter gemeinsamer Verwaltung zusammengefasst hatte, handelte es sich um ein ziemliches Länderkonglomerat.

Guangzhouwan liegt in südchina, im kantoneischen Sprachgebiet, mit chinesischer Bevölkerung, entsprechenden Traditionen, Riten und Glaubensauffassungen, die vietnamesischen Landesteile waren stark von der chineischen Kultur beeinflusst, nur die Bewohner eben keine Chinesen und sprachen ihre eigenen Sprachen und in Kambodscha haben historisch altindische Einflüsse eine ähnlich große oder sogar größere Rolle gespielt, als Chinesische. Entsprechend wieder vollkommen andere sprachliche Traditionen, andere kulturellen Einschläge, die es zu beachten galt.
Das war natürlich nicht ganz so leicht zu verwalten, insofern war man auch hier um ein gewisses Maß an Vereinheitlichung bemüht um dich selbst die Herrschaft über diese Territorien zu erleichtern.

Ich hoffe das hilft etwas weiter.

Im Bezug auf einen Überblick im Bezug auf das Motiv der "Zivilisierungsmission" und damit zusammenhängender Aspekte der Behandlung der Bevölkerungen in den Kolonien im ausgehenden 19. und beginnenden 20. jahrhundert empfehle ich übrigens einen Blick in

"Die Unterwerfung der Welt, Globalgeschichte der Europäischen Expansion 1415-2015", von Wolfgang Reinhard.

Das gibt in das Thema generell eine ganz gute Einführung.
 
Hey, Danke. Das ist doch mal schön differenziert betrachtet. Zusammenfassend kann man sagen, dass die ideologische Beeinflussung kein Selbstzweck war, sondern zur Festigung der Herrschaft und Nutzbarmachung diente, oder? Sorry wenn das zu knapp formuliert ist.
 
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