Unterhaltungsliteratur angesiedelt im ausgehenden Mittelalter

muck

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Mir ist aufgefallen, dass das Forum anscheinend kein Pendant zu den Diskussionen über Filme mit historischem Thema hat. Da ich alles an historischen Romanen verschlinge, was mit dem Spätmittelalter zu tun hat und halbwegs etwas taugt, möchte ich daran etwas ändern.

Sowie ich Zeit habe, werde ich diese Liste mit den Titeln erweitern, die ich schon gelesen habe. Aber wer noch andere Empfehlungen machen kann – immer her damit!

Titel: Winterhelden
Autor: Thomas Vaucher, Stämpfli Verlag
Thema: Reisläufertum nach den Burgunderkriegen, späte 1470er

Der Luzerner Söldner Hans "Sturmhans" Sturm wird des Mordes angeklagt. Unter der Bedingung freigelassen, dass er den Flüchtigen herbeischafft, den er als wahren Mörder bezichtigt, gerät er in die Wirren des Kriegs gegen Mailand, in dem sein Freund "Frischhans" Teiling einer der Anführer ist.

– Vauchers Schreibstil ist souverän, wenn auch nicht besonders anspruchsvoll. Der Roman wirkt recht gut recherchiert, grobe Unstimmigkeiten kann ich nicht erkennen, und die historisch verbürgten Persönlichkeiten passen zu ihren Vorbildern. Man kann sich mit Sturmhans gut identifizieren.

Es hat Spaß gemacht, ein Thema zu erleben, das wir nördlich der Alpen (zu Unrecht!) nicht so sehr auf dem Schirm haben. Ein Nachteil: Bedingt durch die schweizerischen Lebenshaltungskosten und die relativ geringe Auflage muss man für 'Winterhelden' recht viel Geld hinblättern.

Titel: Der Löwe von Burgund
Autor: Thomas Vaucher, Stämpfli Verlag
Thema: Fall Karls des Kühnen, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts

Als Adrian von Bubenberg dem Erben von Burgund das Leben rettet, ist es der Beginn einer langen Freundschaft. Doch nachdem Herzog Karl die flandrischen Städte unterworfen hat, richtet sich seine Aufmerksamkeit auf die Schweiz. Bald stehen er und Adrian sich im Kampf gegenüber.

– 'Der Löwe von Burgund', obwohl später geschrieben, kommt mir seltsamerweise als Rückschritt gegenüber 'Winterhelden' vor. Der Stil ist nicht so gelenkig. Auch wirkt es so, als habe der Autor möglichst viele Rechercheergebnisse verwursten wollen, was wichtige Ereignisse komprimiert.

Es fehlt an Identifikationsfiguren, weil die Geschichte von einer Episode zur nächsten springt. Was die historische Genauigkeit anlangt, schreibt Vaucher selbst, sich Freiheiten genommen zu haben. Trotzdem vermittelt das Buch einen unterhaltsamen Eindruck seiner Zeit. Auch hier: verflucht teuer!

Titel: Winterpilger (Krieg der Rosen, Band 1)
Autor: Toby Clements, Bastei Lübbe
Thema: Beginn der Rosenkriege

Der Mönch Thomas rettet einer Nonne das Leben, als sie im gesetzlosen England Heinrichs VI. vom Gefolge eines Ritters überfallen wird. Um der Rache zu entgehen, fliehen sie aus dem Kloster. Doch als ihr Schiff von Yorkisten gekapert wird, die nach Calais wollen, finden sie sich auf einmal im Bürgerkrieg wieder.

– 'Winterpilger' macht in meinen Augen vieles richtig und manches falsch. Anders als vielen Lesern, deren Rezensionen ich gelesen habe, gefällt mir die Verwendung des Präsens sehr; es ist ein Erleben eher als ein Erzähltbekommen. Die Protagonisten sind insgesamt sympathisch und nur manchmal formelhaft.

Die Story orientiert sich, so weit ich das beurteilen kann, recht nah an den historischen Fakten und ist bis in viele überraschende Details gut recherchiert – aber manchmal treibt der Autor es auch zu weit. Niemand will eine ausführliche Beschreibung der Operation einer Analfistel lesen.
 
...schwer zu sagen, wo die Grenze zwischen Unterhaltungsliteratur und "Kunst"Literatur zu ziehen wäre... mir fällt der Roman "Finsternis bedeckt die Erde" von Andrzejewski ein, 1957 in Polen erschienen, 1962 erstmals ins deutsche übersetzt (Langen Verlag) - - dieser vordergründig historische Roman spielt 1491, thematisiert die Inquisition (niemand geringeres als Torquemada zählt zu den Figuren), ist aber eine im historischen Gewand kostümierte Parabel auf den Stalinismus. Wurde als Mehrteiler verfilmt und war angeblich recht erfolgreich, ob dort allerdings die Kostüme etc historisch ok waren, weiß ich nicht.
 
...Ende November 1327........-----erraten: der Kuttentatort :D Umberto Eco, der Name der Rose - - - brillante Unterhaltungsliteratur (obwohl dem Mönch Adson die Vokabel Dinosaurier geläufig ist) und ebenso spannend wie gekonnt erzählt!
 
Titel: Der letzte Askanier
Autor: Horst Bosetzky
Thema: Der falsche Woldemar, Mark Brandenburg, 14. Jh.

Rückklappen-Text:

1348 taucht ein Pilger aus Jerusalem in der Mark Brandenburg auf. Ist er der rechtmäßige Erbe der Mark, oder ist er ein Scharlatan? Das Volk feiert ihn. Dem späteren Kaiser Karl IV. kommt er im Kampf um die Macht sehr gelegen. In den Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in Europa wird der totgeglaubte Markgraf, der letzte aus dem Geschlecht der Askanier, zu einer Schlüsselfigur. Wer war der Mann, der als der »falsche Waldemar« in die Geschichte einging?

Lesenswerter Roman, dafür gut recherchiert, und mit einer überraschenden, wenn auch vermutlich unhistorischen Auflösung.
 
...schwer zu sagen, wo die Grenze zwischen Unterhaltungsliteratur und "Kunst"Literatur zu ziehen wäre...
Unterhaltungsliteratur muss nicht anspruchslos sein. ;) Was nicht heißen soll, dass der Anspruch zu unterhalten sich nicht selbst genügen darf. Manchmal will man sich einfach entspannen und in eine andere Welt eintauchen.
...hm... Die Kreuzritter (Roman) – Wikipedia (problematisch, aber seinerzeit in Polen sehr (!) unterhaltsam...)
Das Buch habe ich vor Jahren gelesen und müsste es noch mal in die Hand nehmen, um es genau zu beurteilen, aber ich habe es als unterhaltsamer in Erinnerung als die Verfilmung. Sienkiewicz' erhobener Zeigefinger tut angesichts des altertümelnden Stils nicht so weh, man kann den Roman besser seiner selbst willen genießen.

Was das Thema anlangt, kann ich noch empfehlen:

Titel: Heinrich von Plauen
Autor: Ernst Wichert, Musaicum Books
Thema: Schlacht von Tannenberg

In Zeiten zunehmender Spannungen zwischen dem Deutschen Orden und dem Königreich Polen reisen die Freunde Heinrich von Waldstein und Hans von der Buche nach Danzig. Heinrich tritt in die Dienste seines gleichnamigen Verwandten, des Komturs Heinrich von Plauen, der eine traurige Vergangenheit hat.

Durch ihre Romanzen kommen die beiden mit einer Verschwörung in Berührung, die den Kaufherren und Landadeligen unliebsame Ordensherrschaft abzuschütteln. Nach der Niederlage bei Tannenberg muss von Plauen die Verteidigung des Landes gegen Polen, die Verschwörer und Rivalen im Orden organisieren.


– Wichert bettet nach dem Vorbild Walter Scotts erfundene Figuren in verbürgte Ereignisse ein. Zwar merkt man, dass er von bestimmten Themen, etwa der Schlacht bei Tannenberg selbst, nicht viel Ahnung hatte. Umso mehr erfährt man über die Geschichte, das Brauchtum und den Alltag Preußens.

Besser als anderen Autoren der Romantik gelingen ihm eine historische und psychologische Detailtreue, wenn er auch nicht ganz von der Formelhaftigkeit seiner Zeit lassen kann. Apropos: Interessanterweise stand Wichert den Polen insgesamt wohlwollender gegenüber als Sienkiewicz den Deutschen.

Ein Manko, das nicht mit der Geschichte selbst zu tun hat: Wie bei manchem Werk der Epoche ist auch hier die direkte Rede nicht ausgezeichnet. Leider sind Anführungszeichen aber doch eine recht nützliche Erfindung.
 
Wenn es auch noch die Renaissance sein darf: Von dem als Krimiautor bekannt gewordenem spanischen Literaten Manuel Vázquez Montalbán (der zunächst von dem Italiener Andrea Camilleri bewundert wurde, dann dessen Freund wurde - Camilleri ist seinerseits Krimiautor und seine Hauptfigur heißt nicht zufällig Montalbano), verheiratet mit der Historikerin Anna Sallés*, hat ein Buch über Cesare Borgia geschrieben. Auf Deutsch ist es als Aut Caesar, aut nihil erschienen. Ich fand es ein wenig schwieriger zu lesen, als seine Krimis.


*Was ganz interessant ist: Soweit ich das überblicke, hat Vázquez Montalbán immer auf Spanisch geschrieben, seine Frau dagegen schreibt auf Katalanisch.
 
Danke für den Tipp! Eine faszinierende Figur der Geschichte, wenn auch niemand, mit dem ich gerne ein Bierchen getrunken hätte.
 
Kann noch die Hussitentrilogie vom berühmten polnischen Autor Andrzey Sapkowski empfehlen. Allerdings tauchen hier auch ein paar magische/anachronistische Elemente auf. Denke aber die gereichen der Handlung zum Vorteil. Es gibt auch einige wirklich witzige Szenen. Konnte nicht immer ganz auseinanderhalten wer jetzt Deutsch, Böhmisch oder Schlesisch war. Vielleicht war das ja gewollt. Habe den Eindruck als will der Autor eine Verständigung der Völker, auch wenn die Deutschen/Deutschordensritter wieder irgendwie schlecht wegkommen. Würde mich interessieren wie viel davon der Zeit in der das spielt verschuldet ist und wie viel den Ansichten des Autors.
 
Du meinst die Narrenturm-Trilogie. Ja, die kenne ich auch. Das sind drei Bücher, die ich lieben und hassen möchte. Einerseits schreibt Sapkowski mit viel Witz und Esprit, und der Plot des jungen Zauberers und Revoluzzers Reynevan ist auf seine Art sehr fesselnd. Aber andererseits…

Eines vorab – die Bücher haben eine sehr reizbare Fangemeinde –, mir ist klar, dass der 'Narrenturm' eine Art Parabel auf das Mittelalter ist. Der Prolog deutet es ja sogar an, dass sich der Erzähler die Geschichte aus den Fingern saugt, um jemandem zu gefallen, der ihm gerade ein Essen spendiert hat.

Trotzdem haben die Bücher Elemente, die mich immer wieder dazu gebracht haben, sie wegzulegen, sodass es fast ein Jahr dauerte, bis ich durch war. Das mit den supernatürlichen Elementen ist Geschmackssache; mir persönlich hätte es besser gefallen, hätte der Autor versucht, eine Magie ohne Magisches zu entwerfen.

Die Wundergläubigkeit und Unwissenschaftlichkeit der Zeit hätte es erlaubt, aus Reynevan jemanden zu machen, der sich (sozusagen mit gutem Grund) für einen Magier hält und von seinen Mitmenschen als Magier betrachtet wird, ohne dass er gleich durch die Luft fliegt oder Dämonen zum Freund hat.

Was aber wirklich nervt, sind all die "magietheoretischen" Exkurse, die sich über Seiten erstrecken. Oder dass, wenn Reynevan einen Bücherstapel findet, alle dreißig Bücher mit Titel und Autor genannt werden, die dort liegen. Wäre dies ein Film, würde man sagen, der Regisseur hätte die Schere großzügiger verwenden sollen.

Das zweite Ärgernis: Das Herrgöttel selbst muss den Protagonisten beschirmen, denn wie oft ihm der Zufall hilft, das geht auf keine Kuhhaut und wird am Ende sogar langweilig. Reynevan wird allein während der ersten zwei Bände achtmal entführt und durch Bekannte gerettet, die zufällig seinen Weg kreuzen.

Das der Autor dem Nationalismus späterer Zeiten vorweggreift, ist mir auch aufgefallen. Zwar ist es wahr, dass mit dem Fenstersturz so etwas wie anti-deutsche Ausschreitungen in Böhmen einhergingen, aber die bezogen sich weniger auf die Ethnie der Opfer als vielmehr auf ihr Festhalten an König und Papst.

Sapkowski hat in meinen Augen Sympathien für die Hussiten, was natürlich legitim ist und vielleicht sogar nötig, um die Handlungen Reynevans zu erklären, nimmt aber auch klar Anleihen bei Sienkiewicz; alle deutschen Charaktere sind arrogant, grausam und reden daher wie Napola-Schüler. Seltsam, das.
 
Ja, ich glaub im englischen und polnischen heißt sie Hussiten Trilogie.

Wo findet man denn diese Fangemeinde?

Naja, das ist Geschmackssache. So wissenschaftsfeindlich war man ja im Mittelalter auch nicht. Zumindest wenn man jemand wie Reynevan war. Auch stören mich die Exkurse nicht. Ich glaub ich hab sie ziemlich genossen.

Diese anti-deutsche Haltung bei den slawischen Völkern geht mir doch etwas auf die Nerven. Zwar bin ich kein großer Patriot, aber wenn man uns angreift dann geht mir das doch auf den Wecker. Reizt dazu die unschönen Seiten der anderen Völker mal zu beleuchten. Nationalismus gab es ja nicht nur bei den Deutschen.
 
Ich habe mal auf Reddit eine Rezension nicht anders als die obige verfasst. Dass ich zu blöd sei, das Buch zu verstehen, war noch der netteste von dutzenden Kommentaren. Ich glaube, dass der Hype um die 'Hexer'-Reihe auf den 'Narrenturm' übergeschwappt ist. (Übrigens sind gewisse Ähnlichkeiten nicht zu übersehen.)

Das kann ich mir vorstellen. Magst du verlinken? Würde die Rezension und die Reaktionen gern lesen.

Musste mal sagen Sapkowski hätte eh nur Elric kopiert. Das gibt sicher nen netten Shitstorm unter den Leuten wenn die sich so doof anstellen ;)
 
Zwar bin ich kein großer Patriot, aber ...

Allein dieser Satz ist schon selbstentlarvend. Dann aber noch anhand des Geschreibsels eines polnischen Autors gleich eine "anti-deutsche Haltung bei den slavischen Völkern" zu unterstellen, setzt dem ganzen die Krone auf!
Nein, die Polen reichen nicht, schon das wäre eine unsägliche Verallgemeinerung, es sind gleich die slavischen Völker insgesamt. Aber du bist ja "kein großer Patriot".
 
Allein dieser Satz ist schon selbstentlarvend. Dann aber noch anhand des Geschreibsels eines polnischen Autors gleich eine "anti-deutsche Haltung bei den slavischen Völkern" zu unterstellen, setzt dem ganzen die Krone auf!
Nein, die Polen reichen nicht, schon das wäre eine unsägliche Verallgemeinerung, es sind gleich die slavischen Völker insgesamt. Aber du bist ja "kein großer Patriot".

Zugegeben, das war vielleicht nicht ganz fair, aber ich hab schon viel extremeres Zeug über die Deutschen gehört, da brauchst du dich nicht so empören.
 
Das kann ich mir vorstellen. Magst du verlinken? Würde die Rezension und die Reaktionen gern lesen.
Das war die deutsche Ausgabe von r/fantasy, die gibt es nicht mehr. Was, ehrlich gesagt, kein Verlust ist. Das englischsprachige Original ist mittlerweile auch ziemlich abgedriftet.
Musste mal sagen Sapkowski hätte eh nur Elric kopiert. Das gibt sicher nen netten Shitstorm unter den Leuten wenn die sich so doof anstellen ;)
Elric? Es mag an meinem Kaffeemangel liegen, aber ich stehe gerade auf dem Schlauch.
Allein dieser Satz ist schon selbstentlarvend. Dann aber noch anhand des Geschreibsels eines polnischen Autors gleich eine "anti-deutsche Haltung bei den slavischen Völkern" zu unterstellen, setzt dem ganzen die Krone auf!
Nein, die Polen reichen nicht, schon das wäre eine unsägliche Verallgemeinerung, es sind gleich die slavischen Völker insgesamt. Aber du bist ja "kein großer Patriot".
Immerhin hat er zugegeben, dass die Wortwahl nicht die beste war. Darüber, dass Deutschland in Polen nicht sonderlich beliebt ist, braucht man nicht zu diskutieren. Ich verstehe und respektiere diese Geisteshaltung.

Ob Sapkowski sie teilt oder nicht, wissen wir nicht. Dass er sie in sein Werk eingeflochten hat, halte ich für ausgemacht. Freilich verstehe und respektiere ich auch das.

Denn so sehr es uns Geschichtsenthusiasten missfällt, Autoren und Filmemacher können keinen Cent verdienen, wenn sie nicht auch die Erwartungen des Publikums bedienen.

Warum wohl fahren die Bösen in jedem Thriller schwarze Autos mit verdunkelten Scheiben? Bis zu einem gewissen Grad ist diese Bildersprache nötig, umso mehr auf dem hart umkämpften Buchmarkt.

Sie sollte nur nicht überhand nehmen. Die Charakterisierung der Deutschen im 'Narrenturm' verletzten denn auch nicht meinen Patriotismus, ich fühle mich bloß als Leser nicht für voll genommen.

Betrachte ich ein Gemälde, will ich ja auch nicht, dass der Maler hinter mich tritt und mir ins Ohr flüstert, was ich von den Darstellungen zu halten habe.
 
Das war die deutsche Ausgabe von r/fantasy, die gibt es nicht mehr. Was, ehrlich gesagt, kein Verlust ist. Das englischsprachige Original ist mittlerweile auch ziemlich abgedriftet.Elric? Es mag an meinem Kaffeemangel liegen, aber ich stehe gerade auf dem Schlauch.
Immerhin hat er zugegeben, dass die Wortwahl nicht die beste war. Darüber, dass Deutschland in Polen nicht sonderlich beliebt ist, braucht man nicht zu diskutieren. Ich verstehe und respektiere diese Geisteshaltung.

Ob Sapkowski sie teilt oder nicht, wissen wir nicht. Dass er sie in sein Werk eingeflochten hat, halte ich für ausgemacht. Freilich verstehe und respektiere ich auch das.

Denn so sehr es uns Geschichtsenthusiasten missfällt, Autoren und Filmemacher können keinen Cent verdienen, wenn sie nicht auch die Erwartungen des Publikums bedienen.

Warum wohl fahren die Bösen in jedem Thriller schwarze Autos mit verdunkelten Scheiben? Bis zu einem gewissen Grad ist diese Bildersprache nötig, umso mehr auf dem hart umkämpften Buchmarkt.

Sie sollte nur nicht überhand nehmen. Die Charakterisierung der Deutschen im 'Narrenturm' verletzten denn auch nicht meinen Patriotismus, ich fühle mich bloß als Leser nicht für voll genommen.

Betrachte ich ein Gemälde, will ich ja auch nicht, dass der Maler hinter mich tritt und mir ins Ohr flüstert, was ich von den Darstellungen zu halten habe.

Elric ist reine Sword and Sorcery in einer Fantasywelt. Offensichtlich Inspiration für den Hexer Geralt. Aber einige gehen noch einen Schritt weiter und sagen es wär ne Kopie. Beides Albino Schwertkämpfer/ Zauberer die mit dem Schicksal hardern...sie heißen auch beide Weißer Wolf.
 
Das sagt mir nichts. Nun ja, Sapkowski hat für seinen 'Hexer' die ganze slawische Mythologie und die Gebrüder Grimm aufgesogen. Trotzdem stehen die Bücher auf eigenen Füßen, ob er nun diesen Elric gesehen und gedacht hat: Mensch, das gefällt mir!, oder eben nicht.
 
Titel: The Sunne in Splendour
Autor: Sharon Kay Penman, Pan
Thema: Richard III.

'The Sunne in Splendour' (eine Bilddevise des Hauses York) ist das Erstlingswerk der Amerikanerin Penman und erzählt die Lebensgeschichte Richard Plantagenets, Herzog von York und Bruder des Königs Eduard IV. Die Handlung setzt 1459 mit der Niederlage der Yorkisten bei Ludlow ein und endet nach Richards Tod.

Sharon Penman trat mit dem erklärten Ziel an, eine neue Perspektive auf Richards Leben anzubieten, den sie als von der Propaganda Heinrich Tudors zu Unrecht verdammt ansah. Die Recherchearbeit und Detailversessenheit des Buches ist atemberaubend, dennoch liest es sich bemerkenswert flüssig.

Penmans Ansatz ist insofern interessant, als Richard wohl kaum der Bösewicht war, als den Shakespeare ihn portraitiert. Wir wissen aus den zeitgenössischen Quellen, dass er nicht heimtückischer war als jeder andere Magnat, und der Fund seines Leichnams widerlegt auch die abwertende Darstellung seines Äußeren.

Mein einziger und zugleich gewichtiger Kritikpunkt ist die Überkorrektur der Autorin.

Ihr Richard ist nicht einfach differenzierter dargestellt, nein, er ist das krasse Gegenteil von Shakespeares Richard: ein "kampferprobter Krieger", "treu ergebener Bruder, Galan, Mäzen der Künste, liebevoller Vater und großzügiger Freund", der Opfer seines Unvermögens wurde, Intriganten zu durchschauen.

Dass er bereits als König zu Lebzeiten in Schmähliedern besungen wurde, und dass Heinrich VII. durchaus lobende Worte für Richard fand, etwa was seine Tapferkeit im Felde angeht, war Penman unwichtig. Trotzdem ist das Buch für jeden Leser, der mit genretypischem Englisch fertig wird, sehr empfehlenswert.

Apropos, mir ist unbegreiflich, dass noch keines der Bücher der kürzlich verstorbenen Autorin ins Deutsche übersetzt wurde. Immerhin verschlingen die Deutschen historische Romane, und Sharon Penman war in ihrer Heimat und in England eine gefeierte Bestseller-Autorin mit vielen Titeln über das Mittelalter.
 
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