Neue archäologische Entdeckungen

Ein Blick über die Grenze:

Römische Artefakte - 2000 Jahre altes Kriegsmaterial in Graubünden entdeckt

Interessanterweise wurde dort auch ein Schleuderblei mit der Inschrift LXII gefunden, so dass man von der Anwesenheit der 12. Legion dort ausgeht:

441c7f.jpg


(In Kalkriese wäre man überglücklich ein solches mit der Nennung einer drei Varus-Legionen zu finden.)

Die Schlacht wird auf 15 v. Chr. datiert.
 
Und nun etwas zurück auf dem Zeitstrahl. Vor etwa 70 Jahren wurde in der Kiesbaggerei Aue, heute der Auesee bei Wesel jede menge aus Bronze gefunden. Fast alles landete beim LVR in Bonn. Nur ein altes Schwert nicht. Das wollte der LVR nicht.

Nun ist es die Sensation im LVR-Museum in Bonn. Ein etwa 3000 Jahre altes Bronzeschwert, welches als Dauerleihgabe dort ausgestellt wird.

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/wesel-bronze-schwert-gefunden-100.html
 
Und in England ist eine Goldene Bibel gefunden worden, auf einem Acker, der Richard III gehört hat.

https://m.faz.net/aktuell/gesellsch...dene-mini-bibel-aus-mittelalter-17625937.html
Da das kein politisch kontroverses Thema ist, wo selbst bei den seriösesten Zeitungen mittlerweile die politischen Trolle die Meinungsführerschaft in den Leserkommentaren übernommen haben, sei hier mal ein ganz guter Kommentar unter dem FAZ-Artikel übernommen:


Boris Hohmeyer schrieb:
Da weder Margarete noch Leonhard biblische Gestalten sind, ist die Bezeichnung des Schmuckstücks als "Mini-Bibel" zwar eingängig, aber irreführend. Sofern der Goldschmied überhaupt ein bestimmtes Buch im Sinn hatte, müsste das wohl – auch in Bezug auf das Material passend – die "Legenda aurea" gewesen sein, die seit dem 13. Jahrhundert weit verbreitete "Goldene Legende" des Jacobus de Voragine. Der Rang des Fundes ist von solchen sprachlichen Feinheiten natürlich unabhängig.
 
Und etwas neues aus Spanien:

Dort wurden in Chiclana de Frontera (bei Cádiz in Andalusien) phönizische Baustrukturen, die bis in das 7. Jh. v. Chr. zurückreichen, entdeckt.

El pasado fenicio de Chiclana sigue dando sorpresas (spanisch)

Witzig fand ich die Aussage der Archäologin Paloma Bueno, dass kurz nach den Feierlichkeiten zu 700. Geburtstag von Chiclana sie mitteilen konnte, dass die Stadt in Wirklichkeit aus dem 7. Jh. v. Chr. stammt.

(Allerdings ist noch die Frage, ob diese Siedlung der Phönizier wirklich in Siedlungskontinuität zum heutigen Chiclana steht, oder ob lediglich Chiclana am gleichen Standort einer schon lange zur Wüstung gewordenen Siedlung der Phönizier entstanden ist.)
 
Und etwas neues aus Spanien:

Dort wurden in Chiclana de Frontera (bei Cádiz in Andalusien) phönizische Baustrukturen, die bis in das 7. Jh. v. Chr. zurückreichen, entdeckt.

El pasado fenicio de Chiclana sigue dando sorpresas (spanisch)

Witzig fand ich die Aussage der Archäologin Paloma Bueno, dass kurz nach den Feierlichkeiten zu 700. Geburtstag von Chiclana sie mitteilen konnte, dass die Stadt in Wirklichkeit aus dem 7. Jh. v. Chr. stammt.

(Allerdings ist noch die Frage, ob diese Siedlung der Phönizier wirklich in Siedlungskontinuität zum heutigen Chiclana steht, oder ob lediglich Chiclana am gleichen Standort einer schon lange zur Wüstung gewordenen Siedlung der Phönizier entstanden ist.)

Es gibt schon Gründe, die man dafür anführen könnte, dass der Ortsname Chiclana auf einen antiken (allerdings römischen) Ortsnamen zurückgeht. Chipiona (wohlgemerkt, Chipiona, nicht Chiclana) führt man z.B. auf einen bei Strabon erwähnen Kaipíōnos pýrgos zurück, was man ins Lateinische als Caepionis Turris (also Turm errichtet von Caepius) rekonstruiert (Francisco Antonio García Romero, Klassischer Philologe, promoviert, arbeitet als Lehrer an einem Instituto [entspricht unserem Gymnasium], Centro de Estudios Históricos Jerezanos [das klingt zwar professionell, scheint aber eher ein Verein [gewesen?] zu sein). Chiclana wird von Joaquín Pacual Barea (Uni Cádiz, Latinist) auf den Namen Caecilius zurückgeführt. Der nimmt an, dass es dort ein Landgut gab. Eine gens Caecilius ist nach Pacual Barea in der Baetica mehrfach dokumentiert, die Caecilii wären ihm zufolge mit dem Seehandel (er führt das nicht weiter aus, aber vermutlich baetischer Wein und baetisches Olivenöl) verbunden gewesen.
http://rodin.uca.es/xmlui/bitstream/handle/10498/15695/NietoBallester.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Wayback Machine

Edit: Vom Spanischen ausgehend, müsste man aus Caeciliana eigentlich ein Ceciliana [θ⁠ɛ⁠θ⁠iljana] anstatt Chicklana [t͡ʃɪklana] erwarten, nur kommt das Spanische ja aus Nordspanien, hat sich aus den dortigen eher rudimentären lateinischen Dialekten gebildet, wohingegen in der Baetica ein feineres, lateinischeres Latein gesprochen wurde, dessen Fortsetzer, das Mozarabische/Romance Andalusí, vermutlich dem Italienischen ähnlicher war, als dem Spanischen. So kann ich zwar den Latwandel [ae/aj] > [⁠ɛ⁠] > über das Arabische < Romance Andalusí < baetisches Latein erklären, aber das [t͡ʃ] erklärt sich mir nicht, da das arabische <š> und <ǧ> zu altspanisch [d͡ʒ] zusammenfielen und dies zu neuspanisch [χ] geworden ist (vgl. Bach [baχ]; hoch [hoːχ]).
Das aus aber aus ⁠[-θ⁠il-] bzw. mutmaßlich [-t͡ʃɪl-] (ich unterstelle hier hypothetisch die Form [t͡ʃɪt͡ʃiljana] , die niemals existiert haben dürfte) [-kl-] wurde, würde für einen sehr frühzeitigen Ausfall des interkonsonantischen -i- sprechen, so dass das zweite -c- seinen Lautwert [k] beibehalten konnte, wie -c- vor -a/o/u- und Konsonanten und nicht wie -c- vor -e- und -i-, wo es zu [ts/[t͡ʃ/θ/s] wurde.
 
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Ein Blick über die Grenze:

Römische Artefakte - 2000 Jahre altes Kriegsmaterial in Graubünden entdeckt

Interessanterweise wurde dort auch ein Schleuderblei mit der Inschrift LXII gefunden, so dass man von der Anwesenheit der 12. Legion dort ausgeht:

441c7f.jpg


(In Kalkriese wäre man überglücklich ein solches mit der Nennung einer drei Varus-Legionen zu finden.)

Die Schlacht wird auf 15 v. Chr. datiert.


Noch ein Nachtrag zu dem Fundort in Graubünden (Schweiz):

dolch.jpg


Wie ein Hobby-Archäologe ein römisches Schlachtfeld entdeckte

Es wird interessant sein, ob man anhand der Fundstreuung auch den Schlachtverlauf rekonstruieren kann, wie bereits bei den Schlachten beim Harzhorn oder in Kalkriese.
 
Der Link funktioniert nicht. Gemeint ist wohl diese Rezension:
https://rodin.uca.es/bitstream/handle/10498/15695/NietoBallester.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Das besprochene Breve diccionario de topónimos españoles ist hier zu finden:

Breve diccionario de topónimos españoles
Ja, in der Rezension wendet sich der Rezensent gegen die Herleitung von Chiclana von Sicculus (Nieto Ballester) und schlägt stattdessen Caecilius vor. Wobei ich die Zurückweisung von Sicculus für ingesamt überzeugender halte, als die Herleitung von Caecilius. Die Probleme, die eine Herleitung von Chiclana aus Caecilius > Caeciliana (oder Caepius > Caepiana > Chipiona) mir bereitet, (vor allem der erhaltene Anlaut [t͡ʃ]), habe ich oben ja angemerkt. Allerdings weiß ich auch keine überzeugendere Lösung, bzw. Joaquín Pascual Barea hat an und für sich schon recht überzeugende Argumente.

Und auch Francisco Antonio García Romero widerspricht Nieto Ballester ja (Chipiona < Turris Scipionis vs. Garcí Romero Chipiona < Turris Caepionis).
 
Und weiter mit römischen Mosaiken:

ein römisches Mosaik aus dem 3. oder 4. Jh. n. Chr. wurde in Rutland/England gefunden:

_121780071_model_2132_4066_bottom_panel_reduced.jpg


Laut dem Bericht der BBC sind auf dem Mosaik Szenen aus Homers Ilias dargestellt. Es stellt den Kampf zwischen Achilles und Hector vor Troja (wir erinnern uns an Brad Pitt:D).


Remarkable Roman mosaic found in farmer's field - BBC News


Und ein weiteres römisches Mosaik wurde entdeckt, besser gesagt wiederentdeckt:

In Urbs Novum Eboracum (New York City) wurde ein römisches Mosaik zufällig wiedergefunden, das aus den Nemi-Schiffen stammt. Während der Wirren des zweiten Weltkriegs ist es aus einem italienischen Museum verschwunden (oder verschwunden worden). Die Besitzer in New York haben es in den 60er Jahren in Italien gutgläubig erworben und das Mosaik als Kaffeetisch verwendet:rolleyes:. Während einer Buchlesung in NY wurden sie auf Abbildungen des Mosaiks aufmerksam, und so wurde es letztendlich wieder in die Heimat nach Italien gebracht. Eine Replik des Mosaiks soll den letzten Besitzer zukommen.

5184.jpg


Priceless Roman mosaic spent 50 years as a coffee table in New York apartment
 
Laut dem Bericht der BBC sind auf dem Mosaik Szenen aus Homers Ilias dargestellt. Es stellt den Kampf zwischen Achilles und Hector vor Troja (wir erinnern uns an Brad Pitt:D).
Dargestellt werden noch weitere Szenen wie die Schleifung Hectors und die Rückgabe seines Leichnams an Priamos.

Hier gibt es alle Mosaike aus Rutland mit den jeweiligen Erklärungen zu den Szenen:
https://the-past.com/news/roman-villa-and-mosaic-depicting-homers-the-iliad-discovered-in-rutland/
Sehr gut erkennbar ist auch die orientalische Tracht der Trojaner, während Achilles nach Art eines griechischen Helden nackt in den Krieg zieht.
Das wichtigste Glied des Achilles ist auch dem Mosaik leider zerstört.;)
 
Hier gibt es alle Mosaike aus Rutland mit den jeweiligen Erklärungen zu den Szenen:
https://the-past.com/news/roman-villa-and-mosaic-depicting-homers-the-iliad-discovered-in-rutland/
Sehr gut erkennbar ist auch die orientalische Tracht der Trojaner, während Achilles nach Art eines griechischen Helden nackt in den Krieg zieht.

Schöne Bilder, nur müßte man die freigelegten Mosaike fachmännisch und ordentlich mal abschrubben, damit man die Motive besser erkennen kann.:)


Und jetzt wurde der Fund auch in der deutschen Presse aufgenommen:

Archäologie: Englischer Landwirt entdeckt römisches Mosaik auf seinem Acker
 
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