Englische (britische?) Küche und ihr z.T. unverdient schlechter Ruf

Curry kommt aus der asiatischen Küche
Das Pulver wurde in Großbritannien entwickelt, sicherlich inspiriert vom indischen Curry. Aber ein indisches Curry hat mit dem Pulver nicht so viel zu tun - und das betrifft nicht nur die Konsistenz. Ein asiatisches Curry auf einer Currywurst stelle ich mir sehr seltsam vor.

Es ist ja auch toll, wenn einige User meinen, den Essensgeschmacks ganzer Nationen beurteilen zu können :p
 
Ich glaube mich erinnern zu können irgendwo gelesen zu haben , dass der Verfall des letzten Restes der englischen Küche letztlich mit dem Verlust der Kolonien und den wirtschaftlichen Auswirkungen des 1.Weltkrieges zusammenhängen soll.
Wo denn? Das würde nämlich implizieren, dass es in GB seit dem Ende des 1. Weltkrieges keinerlei Einwanderung gegeben hätte. Ein großer Vorteil der britischen Küche ist aber gerade die Vielfalt, die nicht zu letzt auf Einwanderung zurückzuführen ist. So wie Döner Kebab im Brot auch ein typisch deutsches Gericht ist, das in Berlin in seiner jetzigen Form entwickelt wurde, gibt es in Großbritannien bspw. auch indische, karibische oder afrikanische Küche, die an die britischen Gewohnheiten angepasst wurde. Ohne Tee aus China, der später in Britisch-Indien angebaut wurde, hätte sich niemals die tea-time entwickelt. Das Currypulver ist dann nur ein Beispiel dafür, dass Vielfalt und Anpassung eine lange Tradition in GB haben - Chicken tikka masala ein weiteres.
 
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In Deutschland begann der Untergang des Abendlands mit der Abschaffung des lateinischen Aufsatzes, in England mit dem Zusammmenbruch der Küche. ;)

Der letztere fand mehrfach statt. Vor einigen Jahren hat, meine ich, Jamie Oliver einen Kreuzzug gegen schlechtes Kochen ausgerufen*. Abgesehen von den Weltkriegen ist das 19. Jahrhundert mit seinen sozialen Verwerfungen zu nennen. Wegen des Abbrechens von Tradition und oft auch Wohlstand wurde mitunter schon die Rezeptüberlieferung zum Problem. Wahre Handbücher schufen eine gewisse Abhilfe, vereinheitlichten die Landesküchen aber auch. Für England ist Isabella Beeton zu nennen, für Deutschland Henriette Davidis.**

Eine Unterschätzung traditioneller Küche samt teils massiver Ablehnung ist ja auch in Deutschland zu verzeichnen. Und das ist der Grund, solche Kochbücher zu erwähnen. Denn mit traditioneller und regionaler Küche, die zumindest bei Davidis vorkommt, haben sie eines gemeinsam: Rezepte verändern sich. Vereinfachung, Geschmack der Zeit, Sparmaßnahmen und Begrenzung des Aufwands führen zu ungenießbaren Mahlzeiten. In den letzten Jahren erschienen ja einige Rezepte, die neu vom Ursprungsrezept auf heutige Küchentechnik umgesetzt wurden, um genau das zu vermeiden. Und manches Mal konnte ich Bekannten schon einen Tipp geben, wie ein abgelehntes Gericht schmackhaft wird. Ein oder zwei sind mittlerweile richtige Fans der fraglichen Gerichte. Einfach nur eine Zutat hinzuzufügen oder die Garzeit zu verkürzen, kann ja schon Katastrophen verhindern.

Das zweite Problem sind geschmackliche Gewohnheiten. Obst im Hauptgang geht für viele gar nicht. In der westfälischen Küche gehört es oft dazu. Ich kenne auch viele, die ich mit Curry jagen kann. Da wird eine fremde Landesküche schnell zur Tortur.

Dann werden ungewohnte Nahrungsmittel nicht so gut umgesetzt. Wer kaum Reis oder Nudeln gewohnt ist, wird davon nicht richtig satt. Wegen der Nudeln (und des Olivenöls) kenne ich auch heute noch viele, die die Italienische Küche ablehnen, weil sie "davon nicht satt werden."

Was die Englische Küche angeht, sage ich also: Das kommt darauf an. Und vergesst mir den Käse nicht.

* Auch in Deutschland wird seit Jahren darum gerungen. Ich kenne eine junge Lehrerin, die in ihrer Abschlussarbeit darüber schrieb, warum entsprechende Richtlinien nicht in den Schulen umgesetzt werden.
** Die Bedeutung für die Frauenbewegung ist auch interessant: Gab etwa Davidis Frauen, die in der Position als Hausfrau gefangen waren, eine Hilfe, indem hier Hausfrau als Beruf betrachtet wurde, oder verschlimmerte es die Situation, weil es nun eine Anleitung gab?
 
Es geht nichts über Marmite! Wer jemals seine Suppe mit Maggi gewürzt und genossen hat, wird das Aroma als solches schätzen: man braucht die Suppe nicht, das Maggi sprich Marmite reicht völlig aus!
Umami, we love you.
Bekanntlich lautet deren Werbeslogan "You love it or you hate it"- Dementsprechend haben sie im Shop auch ein personalisiertes Glas für Marmitehasser als Weuhnachtsgeschenk, wenn sie unartig waren...
 
Das Essen in Irish Pubs ist gar nicht mal so schlecht, aber ich weiß jetzt nicht wie sich die Küchen da gleichen. Spareribs, Burger, Guiness mag ich ganz gern.
 
@Sepiola wer auch immer diesen Spruch erfunden hat, er ist durchaus zutreffend (denn das full Jersey Breakfast, sofern man es mag, zu übertreffen ist nicht leicht) :)
 
de gustibus non est disputandum
Apropos:
Original: 'The poor Britons! There is some good in them after all,' said Sallust. 'They produce an oyster.'
Nach einer der Übersetzungen: "Die armen Briten! So ist doch etwas Gutes an ihnen," sagte Sallust, "sie versorgen uns mit Austern".
Die letzten Tage von Pompeji von Edward Bulwer-Lytton

Dieser Spruch mit den Austern wird oft als von Gaius Sallustius Crispus selbst stammend zitiert und als frühe Beurteilung der englischen Küche interpretiert. Gibt es diese Aussage in seinen Werken? Die lateinische Version würde mich interessieren.
 
Wenn ich in Großbritannien war, habe ich nicht schlecht gegessen. Egal ob Fish'n'Chips, mit und ohne Pea. Aber mit Essig, einfach lecker. Oder die Pie's. Aus der cornishen Küche die scone and clotted cream. Oder Haggis oben in Schottland, ein Gedicht.
Hatte mal gelesen, finde es aber nicht mehr, könnte in einem Reiseführer gestanden haben, das die Englische Küche in der gegen ende des 18. Jhrhdrt. die beste Küche in Europa gewesen wäre. Aufgrund der Gewürze, die die HEIC nach GB gebracht hat. Wobei hier natürlich mit der Französischen Revolution sehr viel französische Adelige ins Land kamen und ihre vorlieben mit brachten.
 
Hatte mal gelesen, finde es aber nicht mehr, könnte in einem Reiseführer gestanden haben, dass die englische Küche in der gegen Ende des 18. Jhrhdrt.s die beste Küche in Europa gewesen wäre. Aufgrund der Gewürze, die die HEIC nach GB gebracht hat. Wobei hier natürlich mit der Französischen Revolution sehr viel französische Adelige ins Land kamen und ihre Vorlieben mit brachten.

Zumindest ist die heutige britische Küche - vielleicht nicht das, was der Engländer oder Schotte zuhause als "traditionell britisch" kocht - doch durch die Kolonien vor allem des Zweiten Empire beeinflusst.
 
Dieser Spruch mit den Austern wird oft als von Gaius Sallustius Crispus selbst stammend zitiert und als frühe Beurteilung der englischen Küche interpretiert. Gibt es diese Aussage in seinen Werken?
Bulwer-Lyttons Romanfigur "Sallust" hat mit dem historischen Sallust überhaupt nichts zu tun, der Roman spielt hundert Jahre nach dem historischen Sallust.
Irgend jemand hat das Zitat irrtümlich dem historischen Sallust zugeschrieben, der nächste Schlaumeier hat dann gemutmaßt, Sallust habe das an Caesar geschrieben, und irgendjemand hat dann sogar eine Jahreszahl dazu erfunden: Bei Facebook anmelden

Apropos Pseudozitate: Ein berühmtes angebliches Voltaire-Zitat ("I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it.") ist ebenfalls im Original englisch und stammt von Evelyn Beatrice Hall. Auch in diesem Fall hatte die Autorin nie vor, die Urheberschaft Voltaire zuzuschreiben. Vielmehr besabsichtigte sie, Voltaires Haltung in ihren eigenen Worten zu umschreiben:
The Friends of Voltaire - Wikipedia
 
Zumindest ist die heutige britische Küche - vielleicht nicht das, was der Engländer oder Schotte zuhause als "traditionell britisch" kocht - doch durch die Kolonien vor allem des Zweiten Empire beeinflusst.

James: Little drop of mulligatawny soup, Miss Sophie?
Miss Sophie: I am particularly fond of mulligatawny soup, James.
 
Ich geh ja immer gern in ein britisches Restaurant in der Nähe. Gottseidank haben wir keins.

Die Königin Maria von Rumänien (Mary von Edinburgh) erinnert in ihren Memoiren den köstlichen Duft des weihnachtlichen Plumpudding im Hause ihrer Großmutter der Königin Victoria.
Ein Elaborat der gleichen Bezeichnung wurde 1914 gar per Schiff über Basra zu den in Mesopotamien kämpfenden Truppen zu Weihnachten verbracht.
Da hätten doch andere Truppen aufgehört zu kämpfen.:D
 
Ich hatte mal eine Schottische Freundin und hab sie zweimal in dem schönen Land besucht.
Nun was ich da teilweise serviert bekam war schon merkwürdig.
Beispiel waren Pommes mit Erbsen.
 
Köstlich!
Nicht umsonst wimmelt es all überall von schottischen und englischen Speiselokalen.
 
Lamm, richtig zubereitet, mit etwas Rosmarin und einer Spur Knoblauch, am Holzkohlefeuer gebraten und heiß serviert, esse ich durchaus mal mit Genuss, ...
Ähnliches habe ich auch schon in England gegessen - allerings auf dem Land.

Was die Qualität des Essens in Lokalen anbelangt, habe ich in England starke Unterschiede zwischen Land und Stadt bemerkt. Während man z.B. in London praktisch nur in „indischen“ und „chinesischen“ Lokalen gut essen kann – deren wesentliches Merkmal: Man muss den Tisch vorbestellen oder sich auf Wartezeit von mehr als ½ Stunde einstellen –, kann man auf dem Land in den Inns sehr gutes Essen bekommen.

Wenn ich in mir noch unbekannter Gegend unterwegs bin – egal ob in Deutschland oder woanders – gehe ich nie in ein Gasthaus, der zu Essenszeit nicht voll von Gästen ist. Wenn voll, dann ist der Grund dafür meistens gutes oder billiges Essen, wobei die letzteren Lokale an davor geparkten Handwerkerautos bzw. LKWs zu erkennen sind. :D
 
Von der britischen Küche lässt sich Vieles berichten von köstlich bis eklig*, aber dass jetzt die Fish 'n' Chips aufgrund des Ukraine-Krieges verschwinden sollen, ist eigentlich unglaublich.

Viele britische Fish-and-Chips-Shops könnten bald vor dem Aus stehen, warnt deren Lobbyverband. Denn die Zutaten für das Nationalgericht sind extrem teuer geworden – weil sie größtenteils aus der Ukraine und Russland kommen.

Ukrainekrieg bringt Fish-and-Chips-Läden in Existenznot

* Wen schon einmal ein Schafskopf beim Öffnen einer Kühltruhe in einem britischen Lebensmittelgeschäft angeblickt hat, der weiß, wovon ich rede.
 
Das wurde schon beim Brexit behauptet. Um den Narrativ vom ach so guten Brexit aufrechtzuerhalten werden bekanntlich Brexitfolgen anderen Krisen angelastet. Da wäre ich vorsichtig.
 
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